Gailtaler Tracht

Die Gailtaler Tracht ist die Volkstracht, wie sie im unteren Gailtal in Österreich nur zum Zwecke des Untergailtaler Kirchtagsbrauch getragen wird.

Gailtaler Tracht, Pöckau (2023)
Gailtaler Tracht, Feistritz a.d. Gail (2006)
Die Gailtalerin in Tracht

Frauenfesttracht

Die Untergailtaler Frauenfesttracht unterscheidet sich stark von den sonst langen und dunklen Kärntner Festtrachten. Sie besteht aus einer Vielzahl von Teilen, ihre Kennzeichen sind: Das Kopf- und das Brusttuch, zwei mit Fransen besetzte Tücher. Für das Kopftuch wird ein Seidentuch aufgesetzt, und für das Brusttuch ein Woll- oder Seidentuch verwendet. Die weißen Strümpfe, die die Waden der Mädchen besonders hervorheben, die Schnürstiefelchen aus schwarzem Leder mit weißer Stickerei. Über die weiße, mit Spitzen besetzte Baumwollunterhose kommt ein kurzer, enger Unterrock, unter dessen Rand man rote Strumpfbänder, unter der Spitz der Unterhose hervorblitzen. Darüber wird ein weiter, gestärkter Rock mit 12 Laufmetern Stoff getragen, die den schweren plissierten Rock des Leibkittels schwungvoll abstehen lassen. Die Leinenbluse ist sorgfältig gestärkt, hat einen V-förmigen gefältelten und aufwendig gestärkten Kragen und weitbauschige Ärmel. Den Kontrast dazu bildet ein dunkler Leibkittel, der aus einem handplissierten Rock aus Reinwollfresko und einem Samt- oder Seidenmieder besteht. Dazu gehören zwei Schürzen, eine kleine, dunkle glatte und eine größere, gemusterte aus Wollmousselin und handplissiert. Das Prunkstück ist der breite, federkielbestickte Ledergürtel mit Bänderschmuck und Messerriemen behängt.

Männertracht

Die Männertracht des unteren Gailtales ist durch das Kufenstechen eine lebendige Altform, die einen Kontrast zur bunten Festtracht der Frauen bildet. Die dunkel gehaltene Tracht deutet auf den ehemaligen Berufsstand der bäuerlichen Fuhrleute hin. Als Basis dient ein weißes Leinenhemd mit seinen charakteristischen bauschigen Ärmeln und dem roten Hexenstich an Kragen und Manschetten. Darüber wird ein hochgeschlossenes Gilet aus Seide oder besticktem Samt getragen und wird mit einer dichten Reihe aus Silberknöpfen geschlossen. Über dem Gilet wird ein buntes Seidentuch gebunden. Der dunkle Samtrock, der wahlweise braun oder schwarz getragen wird, hat eine Harrasband-Einfassung. Die schwarze oder braune knielange Lederhose ist am Bein mit einer Schnur zu binden. Die hohen Schaftstiefel, die über das Knie reichen, werden von den Kufenstechern nur in Braun getragen. Neben dem weitscheibigen schwarzen Schlapphut mit seiner schwarzen gedrehten Schnur und dem großen Schopf tragen die jungen Reiter auch eine schwarze Zipfelmütze mit bunten Streifen, die ansonsten aus dem Stiefel hängt.

Literatur

  • Kurt Grafschafter, Verlag Johannes Heyn, So ist's Brauch in Kärnten, ISBN 3 85366 899 2, https://books.google.at/books/about/So_ist_s_Brauch_in_K%C3%A4rnten.html?id=tLgXAgAACAAJ&redir_esc=y
  • Bojan Knific: Gailtaler Tracht. In: Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. Von den Anfängen bis 1942. Band 1. Böhlau Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-205-79673-2, S. 385–387.
  • Marija Makarovič, Jana Dolenc: Die slowenische Volkstracht in Wort und Bild. Fünfter Band: Das Gailtal, Ljubljana 1992.

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Die Gailtaler, Ehren- und Zielscheibe, Hermagor, Kärnten.jpg
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Gailtaler people in their folklore costumes, honor and target, shooting club in the municipality of Hermagor, Carinthia, Austria, European Union
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Jörg Haider beim Kufenstechen in Feistritz/Gail
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Gailtaler Frauentracht (Feistriz/Gail)
Untergailtaler Kirchtagsbräuche und Untergailtaler Tracht, Ziljski žegen in ziljska noša 08.jpg
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Ritt zum Kufenstechen.jpg
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Das Kufenstechen ist ein Kärntner Reiterbrauch, der in den Untergailtaler Orten von den Burschenschaften an ihrem jährlichen Kirchtag durchgeführt wird. Das bekannteste Kufenstechen findet am Pfingstmontag in Feistritz an der Gail statt. Unverheiratete Burschen des Dorfes reiten in ihrer Gailtaler Männertracht mit der Eisenkeule in der Hand auf ungesattelten Norikerpferden in schnellem Ritt heran und stechen auf die bereitgestellte Kufe. Wenn das Holzfass zersplittert ist, nimmt der Sieger den Kranz entgegen, führt die ledigen Dorfmädchen in ihrer farbenprächtigen und kostbaren Gailtaler Tracht zur Dorflinde und eröffnet dort den Lindentanz. Das Kufenstechen ist Teil des ganztägigen Kirchtags mit Gottesdienst, dem Essen der Kirchtagssuppe, dem Kufenstechen, dem Lindentanz und dem anschließenden Dorffest, bei dem von manchen Einwohnern noch die Gailtaler Tracht getragen wird. Das Wappen von Feistritz an der Gail zeigt die beim Kufenstechen verwendete Eisenkeule und die auf dem Pfahl aufgesetzte Kufe.