Günther Schlee

Günther Schlee (* 10. Juli 1951 in Heide (Holstein)) ist ein deutscher Ethnologe. Er ist einer der beiden Gründungsdirektoren des seit 1999 bestehenden Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung in Halle (Saale).

Leben

Schlee studierte von 1970 bis 1977 Völkerkunde, Romanistik und allgemeine Sprachwissenschaften an der Universität Hamburg, wo er 1977 promoviert wurde. Von 1980 bis 1986 forschte er als Assistent an der Universität Bayreuth, wo er 1986 habilitiert wurde. Von 1986 bis 1999 war er Professor für Sozialanthropologie an der Universität Bielefeld. Seit 2001 bzw. 2002 ist Schlee Honorarprofessor an der Universität Leipzig und der Universität Halle/Wittenberg. Schlee absolvierte zahlreiche längere Forschungsaufenthalte unter anderem in Kenia (1975–1976 und 1978–1980) und in Äthiopien und Kenia 1984.

Seine Forschungsthemen sind vor allem Identität und Differenz, der Wechsel von Allianzen, Verwandtschaft und Freundschaft, seine Forschungsgebiete liegen geografisch im Sudan, Kenia, Somalia und Süd-Äthiopien. Von 1999 bis 2011 war Schlee Herausgeber der Zeitschrift für Ethnologie.

Entwicklungszusammenarbeit und Politikberatung

Schlee war mehrfach in der Entwicklungszusammenarbeit und Politikberatung tätig: So forschte er zwischen 1986 und 1989 für das Kenya Range Management Handbook des Ministry of Livestock Development der Republik Kenia, für das er auch Beiträge verfasste. In der gleichen Zeit war er auch für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) tätig. 2002 war er am Workshop Early Warning and Conflict Prevention der Intergovernmental Authority on Development (IGAD) beteiligt. Die IGAD ist eine regionale Organisation, die den Sudan, Eritrea, Djibouti, Äthiopien, Uganda, Kenia und Somalia umfasst. 2002 bis 2003 war er Experte für die Kommission Property Rights der Somalia Peace and Reconciliation Conference, tätig, die ebenfalls von der IGAD organisiert wurde.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Das Glaubens- und Sozialsystem der Rendille. Kamelnomaden Nordkenias. (Dissertation) Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde. Series A Afrika, Nr. 16. Dietrich Reimer, Berlin 1979; Nachdruck: Max Planck Institute for Social Anthropology, Halle (Saale) 2014 (online).
  • Wie Feindbilder entstehen: Eine Theorie religiöser und ethnischer Konflikte. Beck, München 2006 (Beck'sche Reihe 1720), ISBN 978-3-406-54743-0.
  • Günther Schlee, Bertram Turner (Hrsg.): Vergeltung: Eine interdisziplinäre Betrachtung der Rechtfertigung und Regulation von Gewalt. Campus, Frankfurt / New York 2008, ISBN 978-3-593-38611-9, englische Ausgabe: On retaliation: toward an interdisciplinary understanding of a basic human condition. Reihe Integration and Conflict Studies 15. New York; Oxford: Berghahn 2017.
  • Günther Schlee, Elizabeth E. Watson (Hrsg.): Changing identifications and alliances in North-East Africa, 1: Ethiopia and Kenya. Integration and Conflict Studies 2. New York: Berghahn 2009.
  • Günther Schlee, Elizabeth E. Watson (Hrsg.): Changing identifications and alliances in North-East Africa, 2: Sudan, Uganda, and the Ethiopia-Sudan borderlands. Reihe Integration and Conflict Studies 3. New York: Berghahn 2009.
  • Günther Schlee, Alexander Horstmann (Hrsg.): Difference and sameness as modes of integration: anthropological perspectives on ethnicity and religion. Reihe Integration and Conflict Studies 16. New York; Oxford: Berghahn 2018.

Aufsätze

  • Eidson, J. R.; Feyissa, D.; Fuest, V.; Hoehne, M. V.; Nieswand, B.; Schlee, G.; Zenker, O.: From identification to framing and alignment: a new approach to the comparative analysis of collective identities, in: Current Anthropology 58 (3), S. 340–351 (2017)
  • Günther Schlee: Omaha terminologies: global distribution patterns and how they may have come about, in: Cross-Cultural Research 51 (2), S. 117–141 (2017)

Weblinks