Günther Jahn

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Günther Jahn (links) überreicht Gojko Mitić die Erich-Weinert-Medaille 1969
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Günther Jahn (Mitte) 1973

Günther Jahn (* 9. Januar 1930 in Erfurt; † 29. Oktober 2015 in Beelitz-Fichtenwalde) war ein deutscher SED-Funktionär, Mitglied des ZK der SED und Volkskammerabgeordneter der DDR. Von 1967 bis 1973 war er Erster Sekretär des Zentralrats der FDJ und von 1976 bis 1989 Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Potsdam.

Leben

Sein Vater war der Schlosser und KPD-Funktionär Hermann Jahn. Sein älterer Bruder war der Ökonom und Marx-Engels-Forscher Wolfgang Jahn. Günther Jahn besuchte von 1936 bis 1946 die Grund- und Mittelschule in Erfurt. 1946 trat er in die FDJ und die KPD/SED ein und bestand 1948 an der Humboldtschule in Erfurt das Abitur. 1948 bis 1950 studierte er an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Ökonomie und beschloss das Studium 1952 an der Hochschule für Ökonomie in Berlin als Diplom-Wirtschaftler.

Von 1954 bis 1956 und 1962 bis 1964 war er zunächst politischer Mitarbeiter im Sektor Planung der Abteilung Planung und Finanzen des ZK der SED, von 1956 bis 1961 erhielt er eine Aspirantur im Institut für Gesellschaftswissenschaften. 1961 promovierte er zum Dr. rer. oec. mit einer Dissertation zu Wirtschaftsräten und sozialistischer Rekonstruktion in der DDR-Industrie und war bis 1962 Wahrnehmungsdozent an diesem Institut.

Ab 1964 war Jahn stellvertretender Abteilungsleiter für ideologische Arbeit beim Büro für Industrie und Bauwesen beim Politbüro des ZK der SED und 1965 bis 1966 Leiter der Arbeitsgruppe Sozialistische Wirtschaftsführung. 1966 wurde er zweiter Sekretär und 1967, als Nachfolger von Horst Schumann, Erster Sekretär des Zentralrats der FDJ. Im gleichen Jahr wurde er Abgeordneter der Volkskammer, der er bis 1990 angehörte. Als Mitglied der Volkskammer war er bis 1976 im Jugendausschuss und später Erster Stellvertretender Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses. 1973 wurde Egon Krenz sein Nachfolger als Erster Sekretär des FDJ-Zentralrats. Von 1974 bis 1976 war Jahn zweiter Sekretär und ab 1976 bis 1989, als Nachfolger von Werner Wittig, Erster Sekretär der Bezirksleitung Potsdam. Im November 1989 trat er von dieser Funktion zurück, im Dezember des gleichen Jahres erfolgte sein Rücktritt mit dem gesamten ZK der SED. 1991 trat er aus der SED-Nachfolgepartei PDS aus.[1]

Günther Jahn erhielt 1973 den Karl-Marx-Orden,[2] 1980 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold[3] und 1984 den Orden Banner der Arbeit.[4]

Von Jahn ist der Ausspruch überliefert: „Alle erreichen, jeden gewinnen, keinen zurücklassen!“[5]

Günther Jahn starb am 29. Oktober 2015 im Alter von 85 Jahren in Fichtenwalde.[6]

Privates

Seit 1952 war er mit der Ärztin Esther Jahn verheiratet, die im Oktober 2011 verstarb und mit der er zwei Kinder, darunter einen Sohn, hatte. Jahn lebte als Rentner in Potsdam-Babelsberg.[7]

Trivia

In seiner Zeit als oberster FDJ-Funktionär wurde er inoffiziell als Jubel-Jahn verspottet, wegen seiner impulsiven Ausrufe wie „Hoch die internationale Solidarität“ auf politischen Veranstaltungen.

Literatur

  • H. Müller-Enbergs / J. Wielgohs / D. Hoffmann: Wer war wer in der DDR? Weltbild, Augsburg 2003; ISBN 3-8289-0552-8.
  • Mario Niemann, Andreas Herbst (Hrsg.): SED-Kader Die mittlere Ebene. Biographisches Lexikon 1946 bis 1989. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76977-0
  • Monika Zimmermann (Hrsg.): Was macht eigentlich …? 100 DDR-Prominente heute. Links, Berlin 1994; ISBN 3-86153-064-3 (Digitalisat).
  • Helmut Müller-Enbergs, Andreas HerbstJahn, Günther. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Weblinks

Commons: Günther Jahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neue Zeit vom 5. April 1991
  2. Karl-Marx-Orden für die Freie Deutsche Jugend, In: Neues Deutschland, 6. November 1973, S. 1
  3. Hohe Auszeichnung an Günther Jahn verliehen, In: Neues Deutschland, 10. Januar 1980, S. 2
  4. Neues Deutschland, 6. Oktober 1984, S. 3
  5. Horst Jäkel (Hrsg.): DDR unvergessen. Darin Horst Jäkel: Ehre, wem Ehre gebührt, S. 59f., ISBN 978-3-89819-430-3, Schkeuditz 2016
  6. DDR-Politiker Günther Jahn verstorben. Junge Welt, 3. November 2015, abgerufen am 3. November 2015.
  7. Neue Zeit vom 28. Dezember 1991

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Berlin, Günther Jahn im Gespräch ADN-ZB Katscherowski 28.9.73 Berlin: Auszeichnung- Für hervorragende Leistungen in dern Landwirtschaft während der diesjährigen Getreideernte wurden am 28.9.73 im Hause des Zentralrates der FDJ 74 Mitglieder des sozialistischen Jungedverbandes geehrt. Nach der Auszeichnung im herzlichen Gespräch: Günther Jahn, 1. Sekretär des Zentralrates (2.v.r.) , und Reiner Schuster, Roland Philipp u. Inge Ehrler (vlnr).
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Berlin, Erich-Weinert-Medaille an Gojko Mitic

Zentralbild Franke 6.3.69 Berlin: Kunstpreis der FDJ verliehen Während einer Veranstaltung des Zentralrates der FDJ am 6.3.1969 wurde an verdienstvolle Persönlichkeiten und Künstler die Artur-Becker-Medaille und der Kunstpreis der FDJ, die Erich-Weinert-Medaille, verliehen. Für seine überzeugende künstlerische Darstellung des Haupthelden in den Filmen "Chingackgock, die große Schlange", "Die Söhne der großen Bärin" und "Spur des Falken" wurde dem Schauspieler Gojko Mitic der Kunstpreis der FDJ, die Erich-Weinert-Medaille verliehen. Die Auszeichnung nahm der 1 .Sekretär des Zentralrates der FDJ, Günter Jahn (l.)vor. Abgebildete Personen:

  • Mitic, Gojko: Schauspieler, Jugoslawien (GND 118582798)
  • Jahn, Günther Dr.: 1. Sekretär der Bezirksleitung Potsdam der SED, DDR