Günter Tollmann

Kunstmuseum Gelsenkirchen, Gelsenkirchen-Buer
Kinetische Kunst von Günter Tollmann: „Mobile Plastik ohne Titel“ (1973) am neuen Standort vor dem Gelsenkirchener Justizzentrum (2016)

Günter Tollmann (* 1926 in Gelsenkirchen, Nordrhein-Westfalen; † 22. August 1990 in Hannover, Niedersachsen) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Objektkünstler.

Leben und Werk

Im Zweiten Weltkrieg war der 17-jährige Tollmann als Soldat in Frankreich und war dort bis zu seiner Entlassung im Jahr 1948 in Kriegsgefangenschaft. In der Gefangenschaft entwickelte er eine Verbindung zu Frankreich und er verbrachte bis zu seinem Tod jedes Jahr längere Zeit in diesem Land. Seine Malerei war beeinflusst vom Stil des deutschen Expressionismus und der französischen Nouvelle École de Paris.

Tollmann absolvierte eine Ausbildung zum Schriftenmaler, die er mit gutem Erfolg abschloss. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich begann er 1948 einen Zeichenkurs an der Volkshochschule in Gelsenkirchen. Von 1956 bis 1959 studierte er Malerei bei Ferdinand Macketanz an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Anschließend arbeitete er als Maler und schuf Collagen. Seine erste Ausstellung erfolgte im Kunstkabinett des Café Funke in Gelsenkirchen und er galt sogleich als Neuentdeckung. Mit dem Bau des neuen Theaters in Gelsenkirchen war er mit den Künstlern Yves Klein und Jean Tinguely befasst, mit denen ihn eine langjährige Freundschaft verband. Dadurch hatte er eine Verbindung zu neuen Kunstformen. Während der 1960er Jahre versuchte er mit seiner Frau, die er 1950 geheiratet hatte, moderne und heutige Kunst zu verbreiten und seine Ausstellungsräume wurden ein Treffpunkt für zeitgemäße Kunst. 1967 schuf er das erste Objekt der Kinetischen Kunst und von 1968 an erfolgten erste Aufträge für Kinetische Skulpturen im öffentlichen Raum. Mit diesen Objekten, die auf Zylinderformen basierten, gelang ihm der internationale Durchbruch. 1969 gehörte Tollmann mit anderen Künstlern wie Friedrich Gräsel, Rolf Glasmeier, Ferdinand Spindel und Kuno Gonschior zu den Mitbegründern der Künstlergruppe B1. Tollmann verlegte in diesem Jahr sein Atelier direkt ins Kunstmuseum Gelsenkirchen, um seine Arbeiten transparent für die Besucher zu machen und kleinere Auftragsarbeiten sofort ausführen zu können.[1]

Günter Tollman war Mitglied im Westdeutschen Künstlerbund und Dozent an der Hochschule für Künste Bremen in Bremen. Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes beteiligte er sich zwischen 1969 und 1990 insgesamt siebzehnmal an den großen DKB-Jahresausstellungen.[2]

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Aufstellung in Gelsenkirchen
    • Welle Skulptur (1969), Hagemannschule in Gelsenkirchen
    • Kinetisches Objekt (1969), Kunstmuseum Gelsenkirchen in Gelsenkirchen-Buer
    • Mobile Plastik (1973), bis Januar 2016 vor dem Amtsgericht Gelsenkirchen-Buer in Gelsenkirchen-Buer, heute am Justizzentrum in der Neustadt
    • Block 8 (1972), seit 2002 im Park von Schloss Horst in Gelsenkirchen aufgestellt (langjährige Leihgabe), vorher beim Deutschen Künstlerbund in Stuttgart
    • Günter Tollmann – Retrospektive (1926-1990) (2011), Kunstmuseum Gelsenkirchen
  • Aufstellung an weitere Orten
    • Bewegliche Brunnenplastik, Stadtzentrum Herne
    • Bewegungsplastik (1970), Max-Planck-Institut in Göttingen
    • Bewegliche Plastik PA II (1971), Skulpturenpark am Lehmbruck-Museum in Duisburg
    • Bewegliche Plastik (1976), Städtische Musikschule, Ostenallee/Nordring in Hamm
    • Mobile P.A.I (1974/1996), Place du Général Leclerc in Mont-de-Marsan, Frankreich
    • Bewegliche Skulptur (1990 aufgestellt), Polizeigebäude in Coesfeld
    • Bewegliches Winkelelement (1991 aufgestellt) in Hannover
    • Windskulptur in Bergkamen
    • Skulptur vor dem Ministerium für Kultur in Paris

Fotogalerie

Literatur

  • Günter Tollmann. Hrsg. von Rainer Norten. Mit Texten von Alexander Klar u. a. Hirmer Verlag, München 2011. ISBN 978-3-7774-5031-5
  • Günter Tollmann. Malerei/Skulpturen 1948 - 1990. Künstlersiedlung Halfmannshof in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum Gelsenkirchen, 14.9.1990 – 6.10.1991. Gelsenkirchen, 1991

Einzelnachweise

  1. ZEIT Online: Notizen. 14. Februar 1969 (abgerufen am 26. April 2016)
  2. kuenstlerbund.de: Ausstellungen seit 1951 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerbund.de (abgerufen am 26. April 2016)

Weblinks

Commons: Günter Tollmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Justizzentrum GE (8).JPG
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Hauptfassade (Westseite) des Justizzentrums Gelsenkirchen (Bochumer Straße 79, errichtet 2013–2015). Im Justizzentrum Gelsenkirchen sind seit Januar 2016 das Amtsgericht Gelsenkirchen, das Arbeitsgericht Gelsenkirchen und das Sozialgericht Gelsenkirchen untergebracht. Im Vordergrund die bewegliche Skulptur Mobile Plastik ohne Titel von Günter Tollmann (1973). Sie stand bis Ende 2015 vor dem bisherigen Dienstgebäude des eh. Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer und wurde Anfang 2016 vor das neue Justizzentrum im Süden der Stadt versetzt.
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Dienstgebäude des ehemaligen Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer im Buerer Stadtpark (Goldbergstraße 89, eröffnet 1973). Der Gerichtssitz wurde nach der Auflösung des Gerichts und dem Umzug der Gelsenkirchener Justiz in das neue Justizzentrum Gelsenkirchen am Wissenschaftspark im Januar 2016 aufgegeben.
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kinetic sculpture Untitled 1969 at the Städt. Museum in Gelsenkirchen-Buer/Germany
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kinetic art sculpture Bewegliche Plastik PA II (1971) by Günter Tollmann in Duisburg/Germany
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Mobile Plastik ohne Titel (1973) auf dem Vorplatz des Amtsgerichtsgebäudes in Gelsenkirchen-Buer, Genaueres siehe hier: www.nrw-skulptur.de/1/?tx_nrwskulpturwerke_showwerke[werk]=383&tx_nrwskulpturwerke_showwerke[action]=show&tx_nrwskulpturwerke_showwerke[controller]=Werk&cHash=81dd7bfcfb8f18c5c65a1074a5d560af
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Kinetische Kunst: bewegliche Skulptur Block 8 von Günter Tollmann im Burggraben von Schloss Horst in Gelsenkirchen-Horst.
GE Bochumer Str. 86 (2016) (3).jpg
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Blick über den Vorplatz des neuen Justizzentrums Gelsenkirchen auf das gegenüberliegende Gebäude Bochumer Straße 86 (eh. Verwaltungsgebäude der Thyssen-Gießerei, in dem 1993–2016 das Arbeitsgericht Gelsenkirchen untergebracht war). Auf dem Platz steht seit 2016 eine bewegliche Stahlplastik des Gelsenkirchener Künstlers Günter Tollmann.
Justizzentrum GE sunny (8).jpg
Autor/Urheber: Jordi, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Vor dem neuen Justizzentrum Gelsenkirchen (Bochumer Straße 79, errichtet 2013–2015) steht die bewegliche Skulptur Mobile Plastik ohne Titel von Günter Tollmann (1973), die bis Ende 2015 vor dem bisherigen Dienstgebäude des eh. Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer aufgestellt war und Anfang 2016 vor das neue Gerichtsgebäude versetzt wurde.
Coesfeld Tollmann 01.JPG
kinetic sculpture Bewegliche Plastik 1990 by Günter Tollmann in Coesfeld/Germany