Gülşah Gabriel

Gülşah Gabriel (auch: Gülsah Mehmetoglu; * 1978 in Xanthi, Griechenland[1][2]) ist eine deutsche Biologin und Virologin. Sie leitet am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg die Abteilung für virale Zoonosen und ist Professorin für Virale Zoonosen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo). Als Influenza-Forscherin liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Anpassung verschiedener Grippeviren bei der Übertragung von Vögeln auf Säugetiere und Menschen.[3]

Werdegang

Gülşah Gabriel absolvierte ein Studium der Biologie mit den Schwerpunkten Virologie, Genetik und Mikrobiologie[4] an der Philipps-Universität Marburg. Während ihres Studiums legte sie einen Forschungsaufenthalt im Special Pathogens Program an der Public Health Agency of Canada in Winnipeg in Kanada ein, wo sie sich mit Ebola-Viren beschäftigte.[2] In 2003 machte sie in Marburg ihren Diplomabschluss in Molekularbiologie und promovierte 2006 im Fach Virologie zum Dr. rer. nat. mit einer Untersuchung zur Adaption hochpathogener aviärer Influenzaviren an den Säuger.[5] Nach einem Postdoc-Studium am Institut für Virologie der Universität Marburg ging sie von 2007 bis 2009 mit einem Postgraduiertenstipendium[4] an die Universität Oxford, um molekulare Determinanten der Influenzavirus Interspeziestransmission und Pathogenese zu studieren. In ihrem letzten Jahr in Oxford wurde sie von der European Scientific Working Group on Influenza mit dem Claude Hannoun Award für den besten Werkkomplex in der Influenza-Forschung ausgezeichnet.[6][7] Im Mai desselben Jahres wurde sie im Rahmen des Emmy-Noether Programms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet und nahm das Angebot des Heinrich-Pette-Instituts in Hamburg an, ihre Nachwuchsgruppe dort zu leiten.[3]

Noch vor ihrer Habilitation wurde sie 2009 in die European Scientific Working Group on Influenza gewählt, deren stellvertretende Vorsitzende sie seit 2012 ist.[4] Im Jahr 2012 erhielt sie den durch die Stadt Clausthal-Zellerfeld verliehenen Robert-Koch-Förderpreis und habilitierte sich im Fach Virologie an der Universität zu Lübeck. Auch in ihrer Habilitation setzte sie sich mit den viralen und zellulären Anpassungsmechanismen von Influenza-A-Viren beim Übergang von einer Spezies auf die andere und deren Anpassung an ihre neuen Wirtszellen auseinander.[8]

Im Jahr 2014 übernahm Gabriel eine Professur für Virologie an der Universität Lübeck und die Leitung der Forschungsgruppe „Virale Zoonosen und Adaptation“ am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg.[7] Nachdem sie 2015 zunächst eine Gastprofessur bei der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover innehatte, wurde sie dort 2018 auf eine W3-Professur berufen und übernahm gleichzeitig die Leitung der neuen Abteilung Virale Zoonosen – One Health am Heinrich-Pette-Institut.[9] In 2018 wurde Gülşah Gabriel von der Leibniz-Gemeinschaft mit dem „Leibniz – Beste Köpfe“-Preis (Leibniz Best Minds Award) ausgezeichnet[10]. Die aktuellen Forschungsarbeiten von Gülşah Gabriel widmen sich den molekularen Untersuchungen der Interspeziestransmission und Pathogenese von Influenza A Viren als Blaupause für andere zoonotische Viren (wie z. B. Zikaviren und Coronaviren). Ein besonderer Fokus liegt in der Erforschung der molekularen Ursachen der erhöhten Pathogenese in sogenannten Hochrisikogruppen (Schwangere, Asthmatiker und Übergewichtige).

Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) verlieh Gülşah Gabriel 2019 ihren Preis für translationale Infektionsforschung. Man würdigte damit ihren Beitrag zur Aufklärung von Schlüsselmolekülen in der Influenza-Pathogenese, der „einen Grundstein für die Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen andere gefürchtete Viren, wie zum Beispiel Zika- oder Ebola-Viren“ lege, sowie den „außergewöhnlichen translationalen Ansatz“ ihrer Forschung. Dieser erlaube die effektive Überführung klinischer Erkenntnisse in die Forschung und umgekehrt.[9]

Publikationen (Auswahl)

  • Untersuchungen zur Adaptation eines hochpathogenen aviären Influenza-A-Virus des H7N7 Subtyps an die Maus. (Dissertation). Marburg 2006, DNB 981841295.
  • Virale und zelluläre Determinanten der Influenza-A-Virus-Adaptation und -Pathogenese. (Habilitationsschrift). Lübeck 2012, DNB 1037098285.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 21. März 2020.
  2. a b Laudatio des Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates der Robert-Koch-Stiftung, Professor Jörg Hacker, anlässlich der Verleihung des Robert-Koch-Förderpreises 2012 der Stadt Clausthal-Zellerfeld an Dr. Gülsah Gabriel. (PDF) In: robert-koch-stiftung.de. 2012, abgerufen am 21. März 2020.
  3. a b Exzellente Grippeviren-Forscherin der Universität Oxford jetzt in Hamburg. Abgerufen am 21. März 2020.
  4. a b c Members and associate members. In: eswi.org. European Scientific Working group on Influenza, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  5. Gülsah Gabriel: Untersuchungen zur Adaptation eines hochpathogenen aviären Influenza-A-Virus des H7N7 Subtyps an die Maus. 2006 (d-nb.info [abgerufen am 21. März 2020]).
  6. Claude Hannoun Award for Best Body of Work. Abgerufen am 21. März 2020 (englisch).
  7. a b Tätigkeitsbericht 2019. (PDF) (mit tabellarischem Lebenslauf). In: hpi-hamburg.de. Heinrich-Pette-Institut, 2019, S. 36, abgerufen am 21. März 2020.
  8. Gülsah Gabriel: Virale und zelluläre Determinanten der Influenza-A-Virus-Adaptation und -Pathogenese. 2012 (d-nb.info [abgerufen am 21. März 2020]).
  9. a b DZIF-Preis geht an Professorin Gülsah Gabriel. In: tiho-hannover.de. 22. November 2019, abgerufen am 21. März 2020.
  10. HPI-Forschungsgruppenleiterin Prof. Gülsah Gabriel erhält W3-Professur für „Virale Zoonosen – One Health“ an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. In: hpi-hamburg.de. Heinrich-Pette-Institut, 28. Mai 2018, abgerufen am 20. April 2020.