Fulehung

Fulehung am Ausschiesset 1999
Fulehung und Chutziturm, Thun

Der Fulehung ist eine Narrenfigur, die jährlich beim Thuner Volksfest Ausschiesset eine zentrale Rolle spielt. Fule Hung ist Berndeutsch und bedeutet «fauler Hund».

Geschichte

Die Gestalt geht auf die Beteiligung der Thuner an der Schlacht bei Murten zurück; den Thunern gelang damals der Fang des Hofnarren Karls des Kühnen. In Thun jagten sie ihn solange durch die Gassen, bis er zusammenbrach und sich die Thuner dadurch für die Verspottungen gerächt hatten. Als Hofnarr trug er ein Narrengewand mit Maske. Die Originalmaske soll um 1930 aus dem Museum gestohlen worden sein, so kann das genaue Alter der Maske nicht mehr bestimmt werden. Die ältesten Berichte zum Fulehung stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, es werden jedoch keine Aussagen über einen eventuellen Zusammenhang mit den Burgunderkriegen, noch über Alter oder Herkunft gemacht. Der Fulehung tritt jährlich im Herbst beim Ausschiesset in Thun auf. Die gemeinsame Geschichte mit dem Ausschiesset lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Er war der Zeiger der Schützengesellschaft, der ein Narrengewand trug. Er war verantwortlich für Ruhe und Ordnung.

Erst 1840 finden sich weitere Hinweise auf den Fulehung. Er war am Ausschiesset 1855 dabei und trug eine Schellenkappe. Er wurde damals jedoch noch nicht Fulehung, sondern Bajass genannt. 1864 wurde der Narr mit der Teufelsmaske offiziell von den Armbrust-Schützen eingeführt und sollte vor allem die Kinder unterhalten. Zwischen 1880 und 1885 fand das Ausschiesset auf Grund einer Epidemie nicht statt. Durch das lange Fernbleiben soll der jetzige Name Fulehung entstanden sein. Seit der Jahrhundertwende wird er nun Fulehung genannt und die alte Bezeichnung Bajass wurde im Laufe der Zeit vergessen.

Nach 1920 musste für den Fulehung wieder einmal ein neues Kleid beschafft werden, wobei er nebst der Brätsche nun auch einen Stock mit Schweineblasen erhielt.

Heute

Der Fulehung trägt eine Verkleidung mit wilder, gehörnter Maske. Am Ausschiesset-Tag tritt er schon frühmorgens in Erscheinung und wird von den Massen durch die Strassen und Gassen Thuns gejagt. Dabei wird ihm «Fulehung, Fulehung» nachgerufen. Der Fulehung ist mit Söiblattere (Schweineblasen) und einem Schlagstock, dem Schyt, bewaffnet und verteilt an die frechsten Verfolger auch mal zünftige Schläge. Er hat aber auch eine «gute» Seite: Kleinen Kindern schenkt er Gratisfahrkarten fürs «Rösslispiel» (Karussell). Um sich vom vielen Laufen zu erholen, zieht er sich regelmässig in Häuser der Altstadt zurück, wo er aus einem Fenster anschliessend Süssigkeiten ins Volk wirft.

Der Fulehung braucht eine gute Kondition und ausgezeichnete Kenntnisse der Innenstadt, mit allen Hintergässchen und Schleichwegen.

Der Fulehung in Literatur und Kunst

  • Ueli Bichsel: Tatort Thun - der Fall Fulehung, Theaterstück.[1]
  • Sandro Fiscalini / Reto Steiner: Die Maske des Narren. Die Geschichte des Fulehung als Comics. Verlies Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-908716-00-4
  • Stefan Haenni: Narrentod. Ein Kriminalroman aus dem Berner Oberland. Gmeiner Verlag 2009, ISBN 978-3-89977-799-4
  • Fresko im «Thuner Himmel» von Roman Tschabold, Pavillon auf der Kirchentreppe[2]
  • Fulehung-Denkmal am Berntorkreisel seit 1955, Bronzestatue von Unika Maler[3]
  • Seit 1990 gibt der Thuner Kadettenverein Kunstblätter mit dem Motiv des Fulehungs heraus. Künstler u. a.: Björn Zryd, Rittiner & Gomez, Stefan Haenni, Michael Streun, Arthur Loosli, Reto Leibundgut, Knud Jacobsen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Premiere eines Ur-Thuner Krimis | Berner Zeitung. In: bernerzeitung.ch. 4. August 2010, abgerufen am 26. Februar 2024.
  2. Kulturabteilung Stadt Thun (Hrsg.): Kunstorte – Kunst im öffentlichen Raum in Thun. Vetter Druck, Thun 2011, S. 40 f.
  3. Kulturabteilung Stadt Thun (Hrsg.): Kunstorte – Kunst im öffentlichen Raum in Thun. Vetter Druck, Thun 2011, S. 28 f.

Literatur

  • Peter Küffer: Fulehung, Krebser Verlag, Thun 1989.

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Fulehung Ausschiesset Thun, 1999