Fruerlundholz

Fruerlundholz (selten auch: Fruerlundwald;[1] dänisch: Fruerlundskov) ist ein Stadtgebiet im Flensburger Stadtteil Fruerlund.[2][3] Die alten Gebäude von Fruerlundholz gehören zu den Kulturdenkmalen des Stadtteils Fruerlund.[4]

Lage

Fruerlundholz liegt östlich vom Stadtbezirk Blasberg sowie südlich von Klosterholz und St. Ansgar. Vom Flensburger Hafen ist es über die Ziegeleistraße in Verbindung mit der Mürwiker Straße erreichbar. Fruerlundholz besteht heute aus den Straßenbereichen Fruerlundholz (Lage) sowie dem dort umliegenden Straßenbereichen.[5][2][3] Fruerlundholz ist dem Stadtbezirk Fruerlundhof zugeordnet.[6]

Geschichte

Die Namensbedeutung von Fruerlundholz lautet „Wald“ beziehungsweise „Gehölz von Fruerlund“. Fruerlundholz fand erstmals 1720 als „Fruerlunder Holz“ Erwähnung. Weitere Belege stammen von 1727, als „Fruerlundter Hölzung“, 1774 und 1798.[7] Zunächst bestand Fruerlundholz als ein kleines Fischerdorf. In einem Abstand vom Dorf lag zudem die Fruerlunder beziehungsweise Fruerlundholzer Ziegelei.[7][8] 1825 lebten in Fruerlundholz 13 Bewohner.[7] Anfang des 20. Jahrhunderts bestand das Dorf Fruerlundholz offenbar aus ungefähr zehn armseligen Gebäudekomplexen, hauptsächlich Katen[5][9] In dieser Zeit siedelte sich die Kaiserliche Marine in Mürwik an, über die nächsten Jahrzehnte wuchs schrittweise der Stützpunkt Flensburg-Mürwik und die umliegende Bebauung. Neben Alt-Fruerlundhof sollte sich im neuen Jahrhundert auch Fruerlundholz zu einer Keimzelle des wachsenden Stadtteils Fruerlund entwickeln.[7] Zwischen 1902 und 1910 wurde offenbar die benachbarte nördliche Fruerlunder Straße mit mehrgeschossigen Wohnhäusern bebaut.[10] (Dieser Straßenbereich der Fruerlunder Straße gilt heute jedoch offiziell als ein Teil des Stadtteils Mürwik.)[11]

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Stadtbevölkerung Flensburgs durch den Zuzug von Flüchtlingen erheblich. In Fruerlund wurde in Folge sehr viel neuer Wohnraum geschaffen.[9] Zum Ende der 1950er Jahre trieb die Stadt Flensburg zusammen mit dem Selbsthilfe-Bauverein die Erschließung des Gebietes Fruerlundholz voran.[12] 1957 wurde die Dorfstraße von Fruerlundholz offiziell in „Fruerlundholz“ umbenannt.[7][4] Vom alten Straßendorf Fruerlundholz blieben übrigens bis heute nur noch Reste erhalten,[13] im Gegensatz zur benachbarten Fruerlunder Straße, wo die Altbebauung, vom Anfang des 20. Jahrhunderts, größtenteils erhalten blieb. Mehrere Straßen im Stadtgebiet erhielten seit Ende der 1950er Jahre Flussnamen als Straßennamen, beispielsweise: die Eiderstraße (benannt 1957), die Elbestraße (benannt 1976), der Schleibogen (benannt 1963), die Travestraße (benannt 1957), die Weserstraße (benannt 1978).[14] Anfang der 1960er Jahre wurde bei der Erschließung des Gebietes zahlreiche Bäume auf den Freiflächen und den Straßenrandbereichen gepflanzt. Dabei wurde nicht darauf geachtet, wo sich die Abwasserleitungen befanden. In der Folgezeit fügten die Wurzeln, der direkt über den Leitungen liegenden Bäume, der Kanalisation großen Schaden zu. Die Planungsfehler führte 2017 zu umfangreichen Baumfällungen und einer anschließenden Sanierung des Leitungssystems im Stadtgebiet.[15]

Besondere Gebäude

(Ungefähr in der Reihenfolge der Entstehung genannt.)

  • Fruerlundholz 4: Ein Wohnhaus das ungefähr aus dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts stammt. An der östlichen Schmalseite wurde später ein Stallanbau hinzugefügt. Die Straße führte ursprünglich an der Nordseite des Hauses vorbei. Dort befindet sich der Hauseingang.[4]
  • Fruerlundholz 13-15: Einfaches, langgestrecktes Doppelhaus, bestehend aus den Nummern 13 und 15, das im Kern wohl aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt. Nummer 15 wurde später verlängert.[4]
  • Fruerlundholz 18: Dort ist heute die Evangelisch-methodistische Kirche ansässig (Vgl. Liste der Kirchen in Flensburg).[16]
  • Fruerlunder Straße 66 bis 78: Die dortigen Häuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts[17] gehören offiziell schon zum Stadtteil Mürwik.[18] Am Ende der Straße befindet sich heutzutage ein Penny-Markt.[19] An der Stelle des Supermarktparkplatzes (Lage) stand seit der Kaiserzeit das Gasthaus Sommerlust, das seinen Gästen zunächst einen unverbauten, herrlichen Blick auf die Flensburger Förde bot. In den 1980er Jahren wurde das Gebäude abgerissen.[13] Heutzutage befindet sich in der Fruerlunder Straße 70 das Restaurant Hinkelstein,[20] ein seit mehreren Jahrzehnten[21] existierendes, beliebtes Restaurant der Fördestadt.[22]
  • Fichtestraße 2: Die Fichtestraße selbst erhielt ihren Namen offiziell im Jahr 1927.[23] Die Polizeistation Mürwik-Fruerlund[24] ist in einem kleinen Hochhaus am Rande von Mürwik bei Fruerlundholz untergebracht. (Seit wann ist allgemein nicht bekannt.) Vor dem Gebäude steht eine Pan-Skulptur von Fritz During aus dem Jahr 1971. Die Polizeibeamten sind nicht nur in den beiden Stadtteilen Mürwik und Fruerlund im Einsatz, sondern offenbar hin und wieder auch im angrenzenden ländlichen Raum Angelns.[25] Bis Ende 2015[26] war die Polizeistation Mürwik-Fruerlund auch die Dienststelle des Polizeikommissars Bernhard Stitz,[27][28] welcher Bekanntheit[29] als "Rächer der Reingelegten" erlangte.[26][27] In den 1980er Jahren begann Stitz in seiner Freizeit damit, Kaffeefahrten hinsichtlich ihrer Seriosität und Legalität zu überprüfen, um gegebenenfalls den Veranstalter beim Ordnungsamt oder der Polizei anzuzeigen. Der Polizeikommissar a. D. stuft hundert Prozent der Kaffeefahrten als unseriös ein und fünfundneunzig Prozent als illegal.[30][31]
  • Travestraße 1-7: Am Anfang der Travestraße befindet sich das „Fruerlundholzer Zentrum“. Am optisch klar erkennbaren Platzbereich, ohne offiziellen Namen, liegen einige kleine Ladenlokale[32] zur Nahversorgung[33] sowie ein Restaurant. (Über lange Zeit befand sich dort im Übrigen auch ein kleiner Supermarkt.)[34] Des Weiteren befinden sich in diesem Zentralbereich ein kleiner Brunnen[35] sowie ein Bücherschrank (siehe dort).[36][37] Die Bushaltestelle trägt den Namen „Fruerlundholz“.[38] Im Jahr 2013 wurde der Bereich umfassend saniert.[39]
  • Travestraße 28: Im Jahr 2017 wurde das alte Hochhaus Travestraße 28 abgerissen und anschließend durch einen Neubau ersetzt. Der Vorstandsvorsitzende des Selbsthilfe-Bauverein, Willi Sander, hatte nach dem Krieg in Dänemark die Fernwärme entdeckt. Neben dem Hochhaus ließ er eine Heizzentrale einrichten, von der die umliegenden Wohnungen des Selbsthilfe-Bauvereins versorgt wurden. Die Flensburger Stadtwerke nahm sich diese Pioniertat zum Vorbild und richtete ebenfalls ein Fernwärmenetz ein, das zum Vorbild für deutsche Städte wurde. Das Fruerlunder Fernwärmenetz wurde bald darauf im Übrigen Teil des Flensburger Fernwärmenetzes der Stadtwerke. Das Heizkraftwerk in der Travestraße wurde stillgelegt.[40] Das mittlerweile abgerissene alte Hochhaus bot zuletzt Flüchtlingen eine Wohnunterkunft; Vgl. Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015.[41][42][43]
  • Elbestraße 10: Fördegymnasium Flensburg sowie Elbestraße 20: Fridtjof-Nansen-Schule

Verschiedenes

  • Im Jahr 1912, flog der Zeppelin „Hansa“ über die Stadt Flensburg und machte Fotoaufnahmen. Fruerlundholz und Blasberg waren damals noch kleine Siedlungen.[44]
  • Am 30. August 2019, vom Mittag bis Abend, feierte der Selbsthilfe-Bauverein (SBV) sein 70-jähriges Bestehen in der Travestraße.[45]

Einzelnachweise

  1. Adelby – Dorf, Kirche und Schule Adelby. Auszüge und Anmerkungen aus der Schulchronik, abgerufen am: 25. November 2019
  2. a b Stadtplan von Flensburg vom Graphischen Institut Eckmann, 3. ergänzte Auflage, 2011.
  3. a b Falk-Stadtplan: Flensburg und Umgebung von 2013, 7. Auflage.
  4. a b c d Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 530
  5. a b Karte von Flensburg Nord 1904
  6. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)
  7. a b c d e Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, Artikel: Fruerlundholz
  8. Der Amtsbote, Ausgabe 344, S. 23, vom: Oktober 2014; abgerufen am: 8. Dezember 2019
  9. a b Flensburger Tageblatt: Heimat mit Ententeich - ein Zuhause für tausende Flüchtlinge, vom: 1. April 2010; abgerufen am: 2. Dezember 2019
  10. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 528 ff.
  11. Aktuelle, offizielle Karte mit den Stadtteilen und ihre Straßen
  12. Fruerlund, Stadtumbau in Flensburg, Ein Quartier erfindet sich neu, Flensburg 2016, Seite 23 f.
  13. a b Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009, S. 136
  14. Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, Artikel: Eiderstraße, Elbestraße, Schleibogen, Travestraße, Weserstraße
  15. Flensburger Tageblatt: Baumfällungen in Flensburg: Kahlschlag in Fruerlund, vom: 7. Februar 2017; abgerufen am: 8. Dezember 2019
  16. Ev.-Methodistische Gemeinde Flensburg, abgerufen am: 8. Dezember 2019
  17. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 528 ff.
  18. Aktuelle, offizielle Karte mit den Stadtteilen und ihre Straßen
  19. Flensburger Tageblatt: Kontrollen und Bußgeld: Ärger auf dem Penny-Parkplatz, vom: 1. August 2018; abgerufen am: 4. Dezember 2019
  20. Restaurant Hinkelstein (Seite des Restaurants), abgerufen am: 7. Dezember 2019
  21. Das Restaurant wurde offenbar 1984 eingerichtet und hatte zunächst zwei Hinkelsteinen, links und rechts vom Restauranteingang stehen. 2011 wurde das Restaurant wiedereröffnet, seitdem steht ein kleinerer Hinkelstein im Fenster neben dem Eingang.
  22. Flensburger Tageblatt: Für Flensburger und Urlauber: Das sind die Top-Bewertungen bei TripAdvisor, vom: 17. Juli 2019; abgerufen am: 7. Dezember 2019; dort steht: „Restaurants und Cafés in Flensburg [...] Platz 1: Hinkelstein“.
  23. Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, Artikel: Fichtestraße
  24. Flensburg Mobil, Polizeistation Mürwik - Fruerlund, abgerufen am 4. Juni 2015.
  25. Flensburger Tageblatt: Polizei Flensburg: Der große Wert des Dorf-Sheriffs im Viertel, vom: 7. Juli 2014; abgerufen am: 8. Dezember 2019
  26. a b Flensburger Tageblatt: Kommissar geht in den Ruhestand: Der Rächer der Reingelegten, vom: 30. Dezember 2015; abgerufen am: 7. Dezember 2019
  27. a b Brand eins: Rächer der Reingelegten, von: 2008; abgerufen am: 7. Dezember 2019
  28. Sozialverband VdK Deutschland: Betrug an älteren Mitbürgern, abgerufen am: 8. Dezember 2019
  29. Vgl. beispielsweise: Bild: Ex-Kommissar schreibt bei BILD. Darum verfolge ich seit 30 Jahren die Kaffeefahrt-Mafia, vom: 13. Juli 2019 und Die Welt: Markus Lanz und die Kaffeefahrten-Mafia, vom: 23. Juli 2008 und Süddeutsche Zeitung: 28. Juni 2018 NDR. Die sind doch alt genug, vom: 28. Juni 2018 sowie IMDb, Bernhard Stitz. Filmographie, jeweils abgerufen am: 7. Dezember 2019
  30. Kieler Nachrichten: Er stoppt die Kaffeefahrt-Mafia, vom: 20. Januar 2012
  31. NDR: Kampf den Kaffeefahrten. Die Rächer der Reingelegten, Programmankündigung für den 17. und 18. Januar 2020; abgerufen am: 8. Dezember 2019
  32. In der Travestaße 7, der offensichtlich letzten Adresse des besagten Zentralbereichs, befindet sich beispielsweise heute (Stand 2019) ein Nagel und Kosmetik-Studio (Quelle: Beautiful nails & more, abgerufen am: 7. Dezember 2019
  33. Verkehrsgutachten Flensburg / Fruerlund, S. 3; abgerufen am: 7. Dezember 2019
  34. Vgl. Wilhelm Klindtberg Lebensmitteleinzelhandel Inh. Hans Juergen Jedtke, Flensburg. Travestr. 4, 24943 Flensburg beziehungsweise dort, abgerufen am: 7. Dezember 2019; Die Familie Kindtberg besaß am Twedter Plack zudem ebenfalls lange Zeit einen Sparladen.
  35. SBV-Bote. Sommer 2014. Nr. 132, S. 9
  36. Flensburger Tageblatt: Flensburg-Fruerlund: Ein Bücherschrank schafft Nachbarschaft, vom: 14. Juli 2018; abgerufen am: 7. Dezember 2019
  37. Bücherschrank in Fruerlund. Gemeinschaftsprojekt für Lesefreunde, abgerufen am: 7. Dezember 2019
  38. Flensburg-Mobil Bushaltestelle Fruerlundholz (Linie 5, Ring A) und (Linie 5, Ring B) sowie Busplan der Line 5, Ring A und Busplan der Line 5, Ring B; jeweils abgerufen am: 7. Dezember 2019
  39. SBV-Bote. Sommer 2014. Nr. 132, S. 9
  40. Fruerlund, Stadtumbau in Flensburg, Ein Quartier erfindet sich neu, Flensburg 2016, Seite 29
  41. Flensburger Tageblatt: Wohnungsbau in Flensburg: Die Tage des Hochhauses sind gezählt, vom: 14. März 2017; abgerufen am: 7. Dezember 2019
  42. Flensburger Tageblatt: Kriminalfall in Flensburg: Brandanschlag: Letzte Ruhe im Archiv, vom: 10. Januar 2017; abgerufen am: 7. Dezember 2019
  43. Travestraße 28: Der Richtkranz ist gehisst, abgerufen am: 7. Dezember 2019 sowie SBV-Bote 146, März 2019, S. 14; abgerufen am: 8. Dezember 201
  44. Flensburger Tageblatt: Jürgensby – der idyllische Stadtteil am Hang, vom: 4. August 2012; abgerufen am: 3. Dezember 2017
  45. SBV-Bote 146, März 2019, S. 9; abgerufen am: 8. Dezember 201

Weblinks

Commons: Fruerlundholz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 48′ 6,3″ N, 9° 27′ 39,8″ O

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Baum-Blatt-Motiv, Skulptur aus Kirchheimer Muschelkalk und Basaltsockel, 1963, Bildhauer: Ulrich Beier (1928-1981), Standort: Flensburg, Deutschland, Schleswig-Holstein, Fridtjof-Nansen-Schule (Integrierte Gesamtschule Flensburg)
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Pan Tafel in Flensburg Fruerlund von Fritz During 1971