Fritz Tillmann (Theologe)

Fritz Tillmann (* 1. November 1874 in Honnef; † 24. März 1953 in Honnef-Rhöndorf) war ein deutscher katholischer Theologe.

Leben

Eingangsseite des 1924 eröffneten Tillmanneum in Bonn, Lennéstraße 26

Fritz Tillmann wurde 1898 zum Priester geweiht und war anschließend Studentenseelsorger in Bonn. 1908 habilitierte er sich und lehrte von 1913 bis 1939 als Professor für katholische Moraltheologie; seine Habilitation war eigentlich für Neues Testament gewesen. Tillmanns fachlicher Ansatz blieb seinen biblischen Anfängen treu, indem er die Moraltheologie als die Lehre der Nachfolge Christi verstand; dabei war die Rückbindung der Moral an die Bibel unverzichtbar.

In den Jahren 1919 bis 1921 war er Rektor der Universität Bonn, ab 1923 Vorsitzender des Vereins Studentenwohl Bonn e. V., dem Vorläufer des Studentenwerks Bonn. Auf seine Initiative hin entstand das Tillmanneum, das erste deutsche Studentenhaus mit Mensa, Burse, Druckerei, Lese- und Gesellschaftsräumen,[1] welches am 25. Oktober 1924 eingeweiht wurde.[2][3]

Ab 1928 gehörte er zum Vorstand des Deutschen Studentenwerks. Außerdem war er maßgebend an der Gründung des Hochschulverbands beteiligt, dessen Vorsitz er 1929 bis 1933 innehatte. 1935 gab er das mehrbändige Werk Handbuch der katholischen Sittenlehre heraus. „Durch seine Schriften trug Tillmann wesentlich dazu bei, die kirchliche Morallehre zu reformieren.“[4]

Tillmann war Mitglied der Zentrumspartei[5], der katholischen Studentenverbindungen KDStV Bavaria Bonn (ab 1901), KDStV Ripuaria Bonn, KDStV Borusso-Westfalia Bonn, alle drei im CV, und KDB Winfridia Bonn im RKDB.[6]

Tillmann lebte in den letzten Jahrzehnten seines Lebens in Honnef. Beigesetzt wurde er auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof.[7]

Ehrungen

Eingangsfoyer des Tillmannhauses in typischer Architektur der 1950er

Bereits zu Tillmanns Lebzeiten wurde das am 8. Mai 1952 feierlich eröffnete erste Studentenwohnheim[8][9] des Bonner Studentenwerks in der Lennéstraße 26–28 nach ihm benannt. Erster Heimleiter war der Botanik-Professor Maximilian Steiner.[10] Das Heim trug den Namen Tillmannhaus über Jahrzehnte bis zu seiner letzten Nutzung als „Dormitory“ für ausländische Studierende;[11] erst im Zuge der aktuellen Umgestaltung des Karrees Lenné-/Nasse-/Kaiserstraße wird es nun (Stand: 2021) abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.[12]

Kurz nach Tillmanns Tod beschloss der Bonner Stadtrat am 1. März 1956, in der Bonner Südstadt die genau zwischen Tillmann-Haus und Universitäts-Hauptgebäude gelegene bisherige Hofgartenstraße in Fritz-Tillmann-Straße umzubenennen.[13] Diesen Namen trägt sie noch heute.

Schriften (Auswahl)

  • Handbuch der Katholischen Sittenlehre. Mosella-Verlag, Düsseldorf 1934 (erschienen in zahlreichen Auflagen und Übersetzungen, siehe die Weblinks).
  • Der Meister ruft. Patmos-Verlag, Düsseldorf, 2., verbesserte Aufl. 1948.
    • The Master calls. A handbook of Christian living. Burns & Oates, London 1962.

Literatur

  • Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Bouvier, Bonn 2008, ISBN 978-3-416-03180-6.
  • Gabriele LautenschlägerFritz Tillmann (Theologe). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 123–125.
  • Emil Piront: Fritz Tillmann (1874–1953) und sein Beitrag zur Erneuerung der Moraltheologie im 20. Jahrhundert. Dissertation, Universität Mainz 1996.
  • Rupert Grill: Wegbereiter einer erneuerten Moraltheologie. Impulse aus der deutschen Moraltheologie zwischen 1900 und dem II. Vatikanischen Konzil (= Studien zur theologischen Ethik, StThE, Bd. 122). Herder, Fribourg-Freiburg-Wien 2008, ISBN 978-3-451-27071-0.

Weblinks

Fußnoten

  1. Karl Gutzmer et al.: Chronik der Stadt Bonn. Hrsg.: Bodo Harenberg. Chronik-Verlag, Dortmund 1988, ISBN 3-611-00032-9, S. 160.
  2. Ausstellung wandert durch die fünf Mensen des Studierendenwerks Bonn. Studierendenwerk Bonn AöR, 17. Oktober 2019, abgerufen am 28. Juli 2021.
  3. Ulrike Eva Klopp: Für Euer Wohl. Seit 1919 – Das Studierendenwerk Bonn feiert sein 100-jähriges Bestehen. In: forsch. Universität Bonn, abgerufen am 28. Juli 2021 (Ausgabe 2/2019, Seite 44).
  4. Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. Bouvier, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03159-2, S. 310.
  5. Michael Grüttner, Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 174 f.
  6. Fritz Aldefeld (Hrsg.): Gesamt-Verzeichnis des R.K.D.B. Neuß, 1931
  7. Josef Solzbacher: Zur Erinnerung an Fritz Tillmann. In: August Haag (Hrsg.): Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anläßlich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren. Verlag der Honnefer Volkszeitung, Bad Honnef 1962, S. 199–205, hier S. 199.
  8. Chronik und Bericht über das akademische Jahr 1951/52 (Jg. 67=Neue Folge 56, 1951/52, Seiten 88-89). Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, abgerufen am 9. Juli 2021.
  9. Ein Foto der großzügigen Eingangshalle mit Wendeltreppe und Sitzgruppen findet sich in der Festschrift Zwei-und-90 Jahre StwB Studentenwerk Bonn von 2011 auf S. 118 (Hrsg.: Studentenwerk Bonn AöR, Redaktion: Alexander Bojanowsky, Angela Rifisch, Mirjam von der Mark)
  10. Christian George: Studieren in Ruinen. Die Studenten der Universität Bonn in der Nachkriegszeit (1945–1955). V & R Unipress, Göttingen, Bonn 2010, ISBN 978-3-89971-608-5, S. 207 (d-nb.info).
  11. Dormitory Tillmannhaus, Lennéstrasse 26–28, 53113 Bonn. Studierendenwerk Bonn, abgerufen am 9. Juli 2021.
  12. Studierendenwerk Bonn will im Carré Nassestraße neu bauen. Studierendenwerk Bonn, 24. August 2018, abgerufen am 9. Juli 2021.
  13. Fritz-Tillmann-Straße im Bonner Straßenkataster

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Tillmanneum von 1923-24 in Bonn.tif
Autor/Urheber: Studierendenwerk Bonn AöR, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blick von der Lennéstraße in Richtung Südwesten. Das Gebäude stand nicht direkt an der Straße, sondern war einige Meter von der Straßenfront nach Westen zurückgesetzt. Es wurde errichtet durch den Verein Studentenwohl Bonn e. V. (1951 umbenannt in Studentenwerk Bonn e. V., ab 1974 AöR), am 25. Oktober 1924 eingeweiht und beherbergte u. a. einen Speisesaal (Mensa academica), möblierte (Mehrbett-) Zimmer für wohnungslose Studenten, ein Bücheramt, eine Darlehnskasse, eine Schreibstube, eine Druckerei und Buchbinderei sowie ab 1927 ein "Wohnungs- und Vergünstigungsamt". Initiator des Baus war Prof. Fritz Tillmann, 1919-1921 Rektor der Uni Bonn und ab 1923 Vorsitzender des Vereins Studentenwohl. Das genaue Aufnahmedatum ist unbekannt, stattdessen wurde in den Dateiattributen das Eröffnungsdatum angegeben.
Tillmannhaus Bonn Foyer 1950er Foto Sachsse Archiv Studierendenwerk Bonn.jpg
Autor/Urheber: Sachsse / Archiv Studierendenwerk Bonn, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das am 8. Mai 1952 eingeweihte Tillmannhaus war das erste vom Studentenwerk Bonn e.V. erbaute Wohnheim, es bot bewusst viel Fläche für Gemeinschaftsaktivitäten und Geselligkeit, was sich bereits in der großzügigen Gestaltung des Treppenhauses als Eingangsfoyer mit zum Verweilen einladenden Sitzecken spiegelte. Man beachte auch die beiden Topfpflanzen. Die heute spartanisch-nüchtern wirkende Architektur inklusive der harten Kontraste des schachbrettartigen Fliesenbodens lag in den 1950ern absolut im Trend modernen Wohnens. Benannt wurde das Haus nach Prof. Fritz Tillmann, 1919-1921 Rektor der Uni Bonn und ab 1923 Vorsitzender des Vereins Studentenwohl, welcher 1951 in Studentenwerk Bonn e.V. umbenannt wurde (ab 1974 als AöR). Das genaue Aufnahmedatum ist unbekannt, stattdessen wurde in den Dateiattributen das Eröffnungsdatum des Hauses angegeben.