Fritz Erbe

Blick auf den Storchenturm, wo Fritz Erbe von 1533 bis 1540 inhaftiert war.
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Raum im Mittelgeschoss des Südturmes der Wartburg mit Öffnung im Fußboden – das sog. Angstloch – einziger Zugang zum Verlies Fritz Erbes
Gedenkstein Fritz Erbe Elisabethplan, Eisenach 1.JPG
Gedenkstein an der möglichen letzten Ruhestätte Fritz Erbes auf dem Elisabethplan unterhalb der Wartburg

Fritz Erbe (* um 1500 in Herda; † 1548 in Eisenach) war ein thüringischer Bauer und Märtyrer der Täuferbewegung.

Leben

Fritz Erbe stammte aus Herda bei Gerstungen, wo er einen Bauernhof besaß. Als Anhänger der reformatorischen Täuferbewegung, die zu seiner Zeit in Thüringen stark verbreitet war, war er Verfechter der Gläubigentaufe („Ohne Heilserfahrung nützt die Taufe nichts“). Er wurde erstmals im Oktober 1531 in Hausbreitenbach verhaftet, als er sich weigerte, sein Kind taufen zu lassen.[1] In Herda schlossen sich zeitweise mehr als die Hälfte der Einwohner, gerade auch einfache Leute, der Täuferbewegung an.[2] Der Superintendent in Eisenach Justus Menius war in dieser Eigenschaft auch für das Dorf Herda und seine glaubensabtrünnigen Bewohner zuständig.[3] Er leitete das erste Verfahren gegen Fritz Erbe und andere im Herbst 1531.[4] Ende Januar 1532 wurde Erbe von Landgraf Philipp I. begnadigt, wahrscheinlich weil er widerrufen hatte.

Nachdem er trotz eines öffentlichen Verbotes der Täuferin Margarethe Koch Unterschlupf gewährte, wurde er im Januar 1533 erneut inhaftiert und nach Eisenach überstellt. Kurfürst Johann Friedrich I. forderte die Todesstrafe, aber Landgraf Philipp I. zögerte, jemanden wegen seines Glaubens hinrichten zu lassen. Ein längerer Briefwechsel beider Herrscher zu diesem Thema folgte, während Fritz Erbe in einem Turm der Eisenacher Stadtmauer – dem Storchenturm – festgehalten wurde. Dort wurde er zum Symbol des Widerstandes gegen Staat und Kirche; viele Bürger Eisenachs solidarisierten sich mit ihm. Zwei seiner Anhänger wurden 1537 hingerichtet, weitere drei wurden 1539 verhaftet.

Um diesen Zustand zu beenden, wurde Erbe 1540 auf die Wartburg gebracht und in das zehn Meter tiefe Verlies des Südturms bei völliger Finsternis und Kälte gesperrt. Dort versuchte ihn 1541 der Reformator Eberhard von der Tann zu bekehren, indem er ihn für vier Wochen in das Predigerkloster überführen ließ. Fritz Erbe, inzwischen bei durch die lange Haft angegriffener Gesundheit, hielt an seinem Glauben fest. Er starb 1548 in seinem Gefängnis.

Im Jahr 1925 fand der damalige Burgwart der Wartburg, Hermann Nebe, bei Aufräumarbeiten im Südturm den in Stein geritzten Namenszug Fritz Erbes, der noch von Erbe selbst in das Gestein geritzt worden war. Im Zuge von Ausgrabungen am Elisabethplan – dem Standort des ehemaligen Elisabeth-Hospitals unterhalb der Wartburg – im September 2006 wurden möglicherweise[5] die sterblichen Überreste von Fritz Erbe gefunden. An diesem Ort erinnert ein Gedenkstein an Fritz Erbe. Am Südturm der Wartburg weist eine Gedenktafel auf sein Schicksal hin.[6][7] In Eisenach erinnert die Fritz-Erbe-Straße an ihn.

Literatur

  • Andreas Müller: Der Gefangene auf der Wartburg; Das Schicksal Fritz Erbes. Wartburg Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-164-8.
  • Urania Kultur- und Bildungsverein Gotha e.V. (Hrsg.): Eisenacher Persönlichkeiten. Ein biografisches Lexikon. RhinoVerlag, Weimar 2004, ISBN 3-932081-45-5, S. 40.
  • Fritz Jäger: Fritz Erbe und die Täuferbewegung im Amt Hausbreitenbach. In: Eisenach-Information. 1984, Heft 8, S. 6–12 und Heft 9, S. 9–12.
  • Petra Schall: Der Täufer Fritz Erbe – Gefangener im Südturm der Wartburg. In: Wartburgstiftung (Hrsg.): Wartburgjahrbuch. Band 1994. Schnell und Steiner, Regensburg 1995, ISBN 978-3-7954-2216-5, S. 85–95.
  • Sabine Birkenbeil: Anthropologische Untersuchungen eines Skelettes vom Elisabethplan unterhalb der Wartburg und der Täufer Fritz Erbe. In: Wartburgstiftung (Hrsg.): Wartburgjahrbuch. Band 2007. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2216-5, S. 168–74.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Martin Krarup: Ordination in Wittenberg. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, S. 240, ISBN 978-3-16-149256-3.
  2. Der Wiedertäufer im Storchenturm, Artikel in der Kirchenzeitung Glaube und Heimat vom 17. März 2013, abgerufen am 20. Oktober 2013.
  3. Andreas Müller: Der Gefangene auf der Wartburg; Das Schicksal Fritz Erbes. Wartburg Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-164-8, S. 9.
  4. Andreas Müller: Der Gefangene auf der Wartburg; Das Schicksal Fritz Erbes. Wartburg Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-164-8, S. 14.
  5. Sabine Birkenbeil: Anthropologische Untersuchungen eines Skelettes vom Elisabethplan unterhalb der Wartburg und der Täufer Fritz Erbe. In: Wartburg Jahrbuch 2007, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2216-5, S. 168–174.
  6. Vermutlich Fritz Erbe gefunden. Wartburgregion Online, 12. September 2006, archiviert vom Original am 10. August 2014; abgerufen am 17. Januar 2009.
  7. Zum Gedenken. Bibelkreis.ch, abgerufen am 27. März 2012.

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Wartburg - Raum im Mittelgeschoss des Südturmes mit Öffnung im Fußboden - das sog. Angstloch - einziger Zugang zum Verlies des Täufers Fritz Erbe
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Eisenach, Storchenturm mit Kerker-Theater