Friedhelm Farthmann

(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F062769-0036 / Hoffmann, Harald / CC-BY-SA 3.0
Friedhelm Farthmann, 1982

Friedhelm Farthmann (* 25. November 1930 in Bad Oeynhausen) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war von 1975 bis 1985 Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und von 1985 bis 1995 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

Leben

Friedhelm Farthmann studierte ab 1952 Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen. Dort wurde er 1961 promoviert. Er ist Mitglied der Königsberger Burschenschaft Gothia zu Göttingen.[1][2] Von 1957 bis 1958 war er Assistent an der Sozialakademie Dortmund und von 1958 bis 1959 Assistent an der Universität Heidelberg. Von 1961 bis 1965 war er Referent im Wirtschaftswissenschaftlichen Institut (WWI) der Gewerkschaften in Düsseldorf. Von 1965 bis 1971 Leiter der Abteilung Mitbestimmung, später Abteilung Gesellschaftspolitik im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Ab 1971 bis 1973 betätigte Farthmann sich als Geschäftsführer des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Düsseldorf. 1973 wurde Farthmann von der Freien Universität Berlin zum Honorarprofessor ernannt.

Friedhelm Farthmann ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Kinder.

Politik

Partei

Seit 1958 ist Farthmann Mitglied der SPD. 1977 kandidierte er für den Vorsitz der NRW-SPD. Er verlor in einer Kampfabstimmung gegen Johannes Rau, was gleichzeitig eine Vorentscheidung für das Amt des Ministerpräsidenten war.[3][4] Von 1979 an war er Mitglied des Landesvorstandes der SPD Nordrhein-Westfalen. Bei der Wahl zum ersten Thüringer Landtag am 14. Oktober 1990 kandidierte Farthmann als Spitzenkandidat der SPD, konnte sich jedoch nicht gegen den CDU-Kandidaten Josef Duchač durchsetzen. Von 1991 bis 1992 war er Mitglied des Landesvorstandes Thüringen der SPD und von 1986 bis 1993 Mitglied des Bundesvorstandes der SPD.

Abgeordneter

Von 1971 bis 1975 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Er zog 1971 als Nachrücker über die Landesliste der SPD Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein und gewann 1972 ein Direktmandat im Wahlkreis Rheydt – Grevenbroich II. Von 1980 zunächst bis zur Landtagswahl 1995 war er Abgeordneter des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Da er 1995 kein Direktmandat gewinnen konnte und für die SPD kein Listenbewerber ein Mandat erhielt, konnte er erst im November 1995 als erster Nachrücker wieder in den Landtag einziehen, dem er dann noch bis 2000 angehörte.[5]

Öffentliche Ämter

Von 1975 bis 1985 war er Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Von 1985 bis 1995 war er Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion in NRW, wobei einer Wiederwahl 1995 entgegen stand, dass er zunächst kein erneutes Landtagsmandat erhielt. In dieser Zeit prägte er als strikter Gegner der Frauenquote den Begriff des „Tittensozialismus“,[6] mit dem er die am Geschlecht, nicht an der persönlichen Eignung orientierte Zusammensetzung von Parteigremien sowie die krampfhaften Bemühungen um eine geschlechterneutrale Sprache kritisierte. Außerdem machte er sich wiederholt dafür stark, kriminelle Ausländer beschleunigt abzuschieben.[7][8]

Ehrenämter

Farthmann war langjähriger Vorsitzender des Stiftungsrats der Deutschen Stiftung Patientenschutz und ist heute dessen Ehrenvorsitzender.[9]

Weiteres

Von 1983 bis 1990 gehörte Farthmann dem neu eingerichteten Beirat der gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung an.[10]

Auszeichnungen

Farthmann wurde 1996 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet. 2001 erhielt er den – nach dem Autor von Ein Planet wird geplündert benannten – Herbert-Gruhl-Preis der Herbert-Gruhl-Gesellschaft e. V. Im März 2006 erhielt er den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Weiter erhielt er 1986 durch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Marie-Juchacz-Plakette und im gleichen Jahr durch den Vorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands e.V. (VFA) die VFA-Plakette.

Veröffentlichungen

  • Entscheidungsjahre. Leben zwischen Freiheit und Ordnung, Düsseldorf 1980.
  • Blick voraus im Zorn. Aufruf zu einem radikalen Neubeginn der SPD, Düsseldorf 1996. (scharfe Kritik an dem von F. konstatierten Links-Kurs seiner Partei.)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedhelm Farthmann. In: Der Spiegel. Nr. 34, 1989 (online).
  2. Jochen Leffers: Burschenschafter sollen draußen bleiben. In: Spiegel Online. 16. November 2005, abgerufen am 1. Dezember 2014.
  3. SPD in Nordrhein-Westfalen: Rau machte das Rennen. In: zeit.de. 8. Juli 1977, abgerufen am 7. Januar 2017.
  4. Der Professor rechnet ab. In: welt.de. 27. Juni 1996, abgerufen am 7. Januar 2017.
  5. Landtag Nordrhein-Westfalen: Landtag NRW: Detailansicht des Abgeordneten Prof. Dr. Friedhelm Farthmann. In: landtag.nrw.de. 17. Juni 2014, abgerufen am 7. Januar 2017.
  6. Friedhelm Farthmann,. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1992 (online).
  7. Till-R. Stoldt: Autoritär, sozial und erfolgreich:. In: welt.de. 7. März 2010, abgerufen am 7. Januar 2017.
  8. „Sie kommen, ob wir wollen oder nicht“. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1992 (online).
  9. Organe der Deutschen Stiftung Patientenschutz
  10. Chronik. Bertelsmann Stiftung, abgerufen am 18. Mai 2020.

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