Fred Uhlman

Kurt Schwitters porträtiert 1940 im Internierungslager Fred Uhlman
Berkeley Galleries Moore Smith Uhlman 1944.jpg
Straßenschild in Stuttgart-Riedenberg seit 1991
Stolpersteine für die Familienangehörigen von Fred Uhlman

Fred Uhlman (geboren als Manfred Uhlman 19. Januar 1901 in Stuttgart; gestorben 11. April 1985 in London) war ein deutscher Rechtsanwalt und britischer Maler und Schriftsteller.

Leben

Manfred Uhlman war ein Sohn des jüdischen Kaufmanns Ludwig Uhlman und der Johanna Grombacher. Seine Eltern wurden 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet.[1] Seine Schwester Erna wurde im Juli 1942 deportiert. Während der Deportation in das KZ Auschwitz soll sie Suizid begangen haben, indem sie sich mit ihrem Baby vermutlich bei Breslau unter einen Zug warf.[2]

Uhlman besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart und studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, München und Tübingen, wo er 1925 mit einer Arbeit über die partielle Zurechnungsfähigkeit promoviert wurde. In Freiburg war er Mitglied der schlagenden Studentenverbindung Ghibellinia im KC.

Ab 1927 war Uhlman als Rechtsanwalt tätig. Als aktives Mitglied der SPD pflegte er auch Kontakte zum Politiker Kurt Schumacher. Nach der Machtübernahme musste er wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Aktivitäten 1933 ins Exil nach Frankreich gehen. Weil er seinen Beruf nicht ausüben konnte, versuchte er seinen Lebensunterhalt als Kunsthändler und im Handel mit Aquarienfischen zu erzielen. 1935 lernte er seine künftige Ehefrau Diana Croft, die Tochter von Sir Henry Page Croft, 1st Baron Croft, in Spanien kennen und ging ihretwegen 1936 nach England. Schon in Frankreich hatte er begonnen, als Autodidakt zu malen. Das setzte er in England erfolgreich fort und bewegte sich in Künstlerkreisen (unter anderen der Free German League of Culture in Great Britain), in denen er Oskar Kokoschka und Berthold Viertel kennenlernte.

Im Jahr 1940 war Uhlman für sechs Monate im Hutchinson Internment Camp in Douglas (Isle of Man) interniert. Hier begegnete er Kurt Schwitters, dem es gelungen war, aus Norwegen nach England zu fliehen. Schwitters malte Uhlmans Porträt. In späteren Jahren wurde Uhlman vor allem durch seine Autobiografie The Making of an Englishman und die in neunzehn Sprachen übersetzte Novelle Reunion (dt. 1978, unter dem Titel Versöhnt 1979, als Neuauflage Der wiedergefundene Freund 1988, Verfilmung F/D/UK 1989) als Schriftsteller bekannt.

Werke

Dissertation (1925)
  • Die partielle Zurechnungsfähigkeit. Dissertation an der Universität Tübingen, 1925 [maschinenschriftlich]
  • The Making of an Englishman. 1960
    • Erinnerungen eines Stuttgarter Juden. Übersetzung Manfred Schmid. Stuttgart : Klett-Cotta, 1992, ISBN 3-608-91370-X
    • The Making of an Englishman. Erinnerungen eines deutschen Juden. Diogenes, Zürich 1998, ISBN 3-257-23018-4. Rezension
  • Reunion. 1971
    • Deutsche Ausgabe bei Hermansen, Köln 1978, ISBN 3-921549-22-1.
    • Neuausgabe: Der wiedergefundene Freund. Aus dem Englischen übersetzt von Felix Berner. Mit einem Vorwort von Arthur Koestler. Diogenes, Zürich 1988, ISBN 3-257-05705-9.
  • Mit neuem Namen. Eine Erzählung in zwei Teilen. Originaltitel: Reunion und No Coward Soul Is Mine. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1985, ISBN 3-421-06241-2.

Film

Literatur

  • Uhlmann, Fred. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 489.
  • Uhlmann, Fred, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. Saur, München 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 1179.
  • Anna Müller-Härlin (geb. Plodeck): Fred Uhlman’s Internment Drawings; „It all happened in this street, Downshire Hill“. Fred Uhlman and the Free German League of Culture. In: Shulamith Behr, Marian Malet (Hrsg.): Arts in Exile in Britain 1933–1945. Politics and Cultural Identity. Rodopi, Amsterdam 2005, ISBN 9042017864 (Rezension des Sammelbandes).
  • David Buckman: Dictionary of artists in Britain since 1945. Art Dictionaries, Bristol 1998.
  • Emmanuel Bénézit (Begr.): Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Gründ, Paris 1999.
  • Corinna Höper: „Trotz Allem“ Fred Uhlman – ein jüdisches Schicksal. (PDF;3,4 MB) In: Staatsgalerie Stuttgart, Ausstellungen Rückblick. 2021, abgerufen am 30. März 2022 (Wissenschaftlicher Aufsatz der Kuratorin zu der Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart, Graphik-Kabinett, 21. Mai – 12. September 2021, verlängert bis Januar 2022).
  • Anna Plodeck: The making of Fred Uhlman: life and work of the painter and writer in exile. 2 Bände. Dissertation. University of London (Courtauld Institute of Art), 2004.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ludwig Uhlman(n), Todesfallanzeige, Der Ältestenrat, Ghetto Theresienstadt, 31. Januar 1943, bei: holocaust.cz
  2. Familie Uhlman: Ludwig, Johanna, Oskar, Erna und Tana Hölderlinstr. 57, Fanny Löwenthal Hegelstr. 62. Abgerufen am 5. März 2021.

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Fred-Uhlman-Str. Stgt-Riedenberg mit Erläuterungsschild 1991.jpg
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Straßenbenennung des Gemeinderats Stuttgart 1991 zur Erinnerung an Fred Uhlman, der 1933 als engagierter Antifaschist vor der Verhaftung durch den NS-Staat ins Exil fliehen musste.
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Fred Uhlman Die partielle Zurechnungsfähigkeit. Dissertation an der Universität Tübingen, 1925 [maschinenschriftlich]
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The Berkeley Galleries Henry Moore Matthew Smith Fred Uhlman 1944
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Kurt Schwitters Fred Uhlman 1940
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Stolpersteine erinnern in Stuttgart an die im Holocaust ermordeten Angehörigen von Fred Uhlman