Franz Boll (Mediziner)

Franz Boll (der Jüngere)
Darstellung aus einem Artikel von Franz Boll, in dem er darstellt, wie Licht den Sehpurpur ausbleicht.
Grab auf dem Nichtkatholischen (Protestantischen) Friedhof Rom

Franz Christian Boll (* 26. Februar 1849 in Neubrandenburg; † 19. Dezember 1879[1] in Rom) war ein deutscher Mediziner und Physiologe. Er erkannte 1876 die Bedeutung von Rhodopsin (Sehpurpur) im Auge.

Leben

Franz Boll wurde als viertes von sechs Kindern und einziger den Vater überlebender Sohn des Pastors und Historikers Franz Boll in der südostmecklenburgischen Vorderstadt Neubrandenburg geboren. Anfangs vom Vater selbst unterrichtet erhielt er eine ausgezeichnete Vorbildung und besuchte später das Neubrandenburger Gymnasium, wo er Ostern 1866 das Abitur bestand. Boll studierte ab 1866 Medizin an den Universitäten Bonn, Heidelberg und Berlin. Bereits als Student bei Max Schultze in Bonn veröffentlichte er mehrere histologische Arbeiten. 1869 wurde er in Berlin promoviert. Im folgenden Jahr bestand er das Staatsexamen und erhielt eine Stelle als Assistent im physiologischen Institut von Emil Heinrich Du Bois-Reymond.

Aus gesundheitlichen Gründen bemühte sich Boll in der Folgezeit um eine Anstellung in Italien. Nachdem er sich erfolglos um eine Professur in Genua beworben hatte, erhielt er 1873 unverhofft in Rom einen Lehrstuhl für Anatomie und vergleichende Physiologie. Dort publizierte er sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache. Seine Entdeckung des schon 1842 von August Krohn bei Cephalopoden beobachteten Sehpurpurs und Erkenntnis dessen Bedeutung 1876/1877[2] bildete die Grundlage für weitere Forschungen. Mit seinem Namen verbunden sind die Bollschen Zellen, auch Boll-Zellen, bei denen es sich um Korbzellen in der Tränendrüse handelt.

Franz Boll war seit 18. März 1879 mit Margarete Traube (1856–1912) verheiratet, Tochter des Berliner Arztes Ludwig Traube. Die kurze Ehe blieb kinderlos. Seine Witwe heiratete 1885 Professor Guglielmo Mengarini in Rom. Mit Bolls Tod war die männliche Linie seines Familienzweigs, der in drei aufeinander folgenden Generationen bedeutende Gelehrte hervorgebracht hatte, erloschen.

Schriften (Auswahl)

  • Untersuchungen über die Zahnpulpa. In: Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. IV
  • Die Lorenzinischen Ampullen der Selachier. In: Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. IV
  • Über den Bau der Thränendrüse. In: Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. IV
  • Die Bindesubstanz der Drüsen. In: Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. V
  • Beiträge zur vergleichenden Histiologie des Molluskentypus. In: Archiv für mikroskopische Anatomie. Supplement, Bonn 1869.
  • Die Histiologie und Histiogenese der nervösen Zentralorgane. Berlin 1873
  • Das Prinzip des Wachstums. 1876
  • Anatomia e fisiologia della retina. Rom 1877
  • Nach dem Tod des Vaters Herausgeber der letzten Lieferungen von dessen Chronik der Vorderstadt Neubrandenburg (1875) mit einer Würdigung von dessen Lebensleistung.

Literatur

  • Boll, Franz Christian. In: Julius Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1901, Sp. 211–212 (Digitalisat)
  • Boll, Franz. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 3. Leipzig 1905, S. 181. (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. Gestorben nicht 1878, wie POGGENDORFF und nach ihm anderen Lexika fälschlich angeben.
  2. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 41.

Weblinks

Commons: Franz Christian Boll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Franz Christian Boll
Boll Grab in Rom.jpg
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Grab auf dem Nichtkatholischen (Protestantischen) Friedhof Rom
Boll retina 1877.JPG
Erklärung der Tafel.

Die mit la, 2a, 3a, 4a bezeichnete Reihe farbiger Felder stellt die Farbe der Retina und die verschiedenen physiologischen Veränderungen, welche sie durch da-, verschiedenfarbige Licht erleidet, in ihren ursprünglichen Intensitäten dar. Fig. 1a entspricht der Grundfarbe der Retina oder dem Sehroth. Die darüberstehende Fig. 2 a versinnlicht den nach längerer Einwirkung des rothen Lichtes eintretenden Farbenton. In den beiden unterstehenden Feldern Fig. 3a und 3 b sind die verschiedenen Grade der durch das kürzerwelligc Licht hervorgebrachten Veränderungen wiedergegeben. Fig. 3a entspricht dem Farbenton, welcher durch eine kurzdauernde oder wenig intensive Einwirkung grünen Lichtes hervorgebracht wird. Fig. 4 a stellt die weiter vorgeschrittene Farbenveränderung dar, welche nach einer längeren oder intensiveren Einwirkung grünen Lichtes oder nach einer kürzeren oder wenig intensiven Beleuchtung durch blaue und violette Strahlen sich herausbildet. In der danebenstehenden Reihe der mit 1b, 2 b, 3 b und 4b bezeichneten farbigen Felder sind die Farbentöne wiedergegeben, welche das Sehroth und seine verschiedenen physiologischen Modifikationen im Abblassen annehmen; und zwar entspricht eine jede Abblassfarbe dem danebensfehenden dunkleren Felde. So stellt Fig. 1b den Farbenton dar, welchen das Sehroth im Abblassen annimmt. Fig. 2b entspricht der Farbe, welche für das Abblassen der durch das rothe Licht erzeugten Modifikation des Sehrothes charakteristisch ist. Fig. 3b stellt die Abblassfarbe von Fig. 3 a dar und Fig. 4b versinnlicht die Abblassfarbe von Fig. 4a. Dieses letztere Feld 4b stellt gleichzeitig den höchsten Grad der physiologischen Veränderung des Sehrothes durch das ürzerwellige Licht dar und fände daher ebeuso gut auch in der ersten Reihe farbiger Felder als eine letzte Nummer 5a seine Stelle. Die Abbildungen Fig. 5-9 reproduciren die Mosaik der Stäbchenschicht des Frosches in ihren verschiedenen physiologischen Zustünden. Fig. 5 entspricht der längere Zeit im Dunkeln verweilten Retina. Die Farbe der rothen Stäbchen entspricht dem Sehroth; die wenigen grünen Stäbchen sind sehr blass gefärbt. Fig. 6 stellt eine Retina dar, die längere Zeit dem rothen Lichte ausgesetzt war. Die rothen Stabchen erscheinen dunkler, rothbraun gefärbt; die Farbe der grünen Stäbchen erscheint erheblich intensiver. Die Abbildungen

Fig. 7-9 versinnlichen in drei aufeinander folgenden Stadien die Veränderungen, welche die Retina durch das kürzerwellige Licht erleidet. In allen drei Abbildungen erscheinen die grünen Stäbchen der Anzahl nach vermehrt und von trüber dunkelgrüner Farbe. Die rothen Stäbchen erscheinen purpurroth in Fig. 7, rothviolett in Fig. 8, und blassviolett, schon fast völlig farblos in Fig. 9.