Franz Baltzer

Franz Baltzer (vorn Mitte) bei seiner Abschiedsfeier in Japan

Franz Baltzer (* 29. Mai 1857 in Dresden; † 13. September 1927 in Wiesbaden) war ein deutscher Eisenbahn-Bauingenieur, staatlicher Baubeamter und Hochschullehrer, der insbesondere um 1900 als Berater der japanischen Regierung (o-yatoi gaikokujin) während der Meiji-Zeit Bedeutung erlangte.

Leben

Baltzer war der Sohn des Gießener Mathematikers und Hochschullehrers Richard Baltzer. In Gießen legte er auch sein Abitur ab. Nach seinem Studium arbeitete Baltzer zunächst im Vorbereitungsdienst bei der staatlichen Eisenbahnverwaltung in Preußen und war am Bau der Berliner Stadtbahn und des neuen Zentralbahnhofs in Köln beteiligt. Er unternahm außerdem aufgrund von Auszeichnungen bzw. Stipendien Studienreisen nach England, Schottland und in die USA, um seine Kenntnisse zu erweitern.

1886 wurde er nach dem bestandenen zweiten Staatsexamen zum Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt. Ab 1891 war er im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin tätig. Auf Anfrage der japanischen Regierung wurde Baltzer 1898 Berater des Eisenbahnbüros des japanischen Ministeriums für Kommunikation (Teishin-shō). Im Rahmen seiner Tätigkeit überwachte er den Gleisbau zwischen Shimbashi, Tokio und Yokohama (heute: Sakuragichō) – dabei nutzte Baltzer seine Tätigkeit, um den Einfluss britischer und US-amerikanischer Importe von Schienen und Baumaschinen zugunsten deutscher Produkte zurückzudrängen. Außerdem führte er in dieser Zeit Studien zur japanischen Architektur durch, was er in seine Tätigkeiten einfließen ließ. Sein Entwurf für den zukünftigen Bahnhof Tokio wurde dabei als „zu japanisch“ abgelehnt – stattdessen wurde der an zeitgenössischer westlicher Architektur orientierte Entwurf des Japaners Kingo Tatsuno ausgeführt.[1]

Sein Vertrag endete am 28. Februar 1903. Baltzer kehrte nach Deutschland zurück und wurde kurzzeitig Mitglied der (preußischen) Eisenbahndirektion Stettin, bevor er Ende 1906 in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts eintrat. Nach Gründung des Reichskolonialamts 1907 wurde er dort vortragender Rat und begleitete den Staatssekretär Bernhard Dernburg auf seiner Afrikareise als technischer Berater.

Im Alter von 57 Jahren nahm Baltzer als Hauptmann und Kompanieführer am Ersten Weltkrieg teil, wobei er am 30. Oktober 1914 in der Ersten Flandernschlacht bei Dixmuiden verwundet wurde. Nach Auflösung des Reichskolonialamts 1919 lehrte Baltzer ab Februar 1920 als ordentlicher Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Berlin. 1923 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie des Bauwesens ernannt und zum 1. Dezember 1923 in den Ruhestand versetzt. Er starb 1927 wenige Monate nach seinem 70. Geburtstag, den er laut einer Würdigung in der Fachzeitschrift Die Bautechnik noch „in körperlicher und geistiger Frische“ beging.

Schriften

Japanischer Tempel in Nara, Foto von Baltzer

Baltzer veröffentlichte neben Schriften über Berliner Bahnen auch eine Reihe von Abhandlungen auf dem Gebiet des kolonialen Eisenbahn- und Bauwesens.

  • Die elektrische Stadtbahn in Berlin von Siemens & Halske. Julius Springer Verlag, Berlin 1897.
  • Das japanische Haus. Eine bautechnische Studie. In: Zeitschrift für Bauwesen, 53. Jahrgang 1903, ...
  • Die Architektur der Kultbauten Japans. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1907. (Textarchiv – Internet Archive)
  • Die Erschließung Afrikas durch Eisenbahnen. Vortrag von Franz Baltzer. Wilhelm Solf, Berlin 1913.
  • Die Brücke über den Sanaga-Südarm im Zuge der Kameruner Mittellandbahn. In: Koloniale Monatsblätter, 15. Jahrgang 1913, S. 22–26.
  • Die Kolonialbahnen, mit besonderer Berücksichtigung Afrikas. Göschen, Berlin 1916. (Textarchiv – Internet Archive)

Literatur

  • Franz Baltzer. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Quelle & Meyer, Leipzig 1920, Band I, S. 123 f. (online)
  • o. V.: Fr. Baltzer 70 Jahre alt. In: Die Bautechnik, 6. Jahrgang 1927, Heft 26 (vom 10. Juni 1927), S. 386.
  • F.: Franz Baltzer †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 42, 1927, S. 545–546 (zlb.de).
  • Franz Baltzer. In: Wolfram Hagspiel: Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. (= Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e. V., Band 52.) Böhlau, Wien u. a. 2022, ISBN 978-3-412-52446-3, Band 1 (A–G), S. 64.

Einzelnachweise

  1. Masami Ito: Tokyo Station at 100. All change. In: The Japan Times Online. 13. Dezember 2014, abgerufen am 7. November 2015 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Franz Baltzer farewell party.jpg
Franz Baltzer, a foreign technical advisor to Japanese government in the center and Japanese engineers from Shin-eikan construction office around him, at the farewell party for Baltzer's return to Germany.
Die Architektur der Kultbauten Japans (1907) (14758085526).jpg
Autor/Urheber: Baltzer, Franz, 1857-, Lizenz: No restrictions

Identifier: diearchitekturde00baltuoft (find matches)
Title: Die Architektur der Kultbauten Japans
Year: 1907 (1900s)
Authors: Baltzer, Franz, 1857-
Subjects: Temples
Publisher: Berlin, Wilhelm Ernst
Contributing Library: Robarts - University of Toronto
Digitizing Sponsor: University of Toronto

View Book Page: Book Viewer
About This Book: Catalog Entry
View All Images: All Images From Book
Click here to view book online to see this illustration in context in a browseable online version of this book.

Text Appearing Before Image:
nach rückwärts verlängert und überdeckt auch die Seiten-schiffe; sie zeigt im Querschnitt ein regelmäßiges Sechseck.Die Decke des inneren Achtecks, vgl. Abb. 212, S. 173, zeigtauf Holz gemalt, und zum Teil besonders aufgelegt, eine mitStrahlen versehene achtblättrige Eosette; im übrigen hat dieDecke die üblichen kleinen durch gekreuzte Leisten gebildetenGevierte, in den Leisten und Füllungen durch Malerei reichverziert. Wie die Abbildungen erkennen lassen, ist dasKraggebälk über und zwischen den Pfosten einfach imdwuchtig in seinen A^erhältnissen; die Wände sind geputzt undweiß getüncht, das Dach ist mit gebrannten Pfannen derHongawara-Form gedeckt; besonders eindrucksvoll und schönist die Dachbekrönung aus Bronze in der früher beschriebenenForm des Taubeckens mit Blattkelch, Edelstein und Strahlen-kranz. An den inneren Friesfeldern der achteckigen Um-fassungswand sind über dem wagerechten Gebälk zu beidenSeiten der kurzen Drempelpfosten Malereien in der Form des
Text Appearing After Image:
Baltzor, Kultbauton. 12 179 Froschbeins, Kaerumata, angebracht, das sich hier als einegeschickte Ausfüllung der Ecken durch Rankenwerk darstellt.Ein Beispiel aus der Tokugawa-Zeit ist das Hakka-kudo von Shiba in Tokio, welches das Grab des zweiten Toku-gawasclioguns Hidetada, gestorben 1G32, enthält und vondessen Nachfolger Yemitsu auf einer Anhöhe im Südwestendes Shibaparks errichtet wurde. Der Bau zeichnet sich durch

Note About Images

Please note that these images are extracted from scanned page images that may have been digitally enhanced for readability - coloration and appearance of these illustrations may not perfectly resemble the original work.