Fossillagerstätte

Als Fossillagerstätte wird eine Sedimentgesteinseinheit bezeichnet, die sich

  • durch eine besondere Fossilienhäufigkeit und -vielfalt oder/und
  • durch eine besonders vollständige Erhaltung der Fossilien auszeichnet.

Dementsprechend kann zwischen Konzentratlagerstätten und Konservatlagerstätten unterschieden werden.

Im englischen Sprachraum ist hierfür der Begriff „Lagerstätte“ als Fremdwort geläufig. Im Deutschen dagegen bezieht sich der bergbautechnische Begriff Lagerstätte allein auf abbauwürdige Rohstoff-Vorkommen (Minerale, Erze, Kohle, Gas, Öl).

Als Fachbegriff ist Lagerstätte durch den Paläontologen Adolf Seilacher 1985 in die internationale Fachliteratur eingeführt worden, wurde aber im deutschen Sprachraum auch schon vorher verwendet.[1] Dabei ist nicht jeder Fundort oder Fundplatz von Fossilien eine Lagerstätte. Gefordert wird eine herausragende Bedeutung, entweder in quantitativer Hinsicht (viele Fossilien vieler Taxa) oder in qualitativer (besonders gut erhaltene Fossilien). Zu den ersten gehören etwa Konzentratlagerstätten wie Bone beds oder Höhlensedimente, zu den zweiten vor allem Konservatlagerstätten, etwa Ablagerungen von Bernstein mit zahlreichen Insektenfossilien. Reiche Fossillagerstätten bilden oft feinkörnige Sedimente, in denen Organismen, oft unter Sauerstoffabschluss, sehr rasch von Sedimenten bedeckt worden sind und so dem üblichen Schicksal des biologischen Abbaus entgingen. Beispiele aus Deutschland wären der Solnhofener Plattenkalk, der Posidonienschiefer von Holzmaden oder der Ölschiefer der Grube Messel. Oft sind in Fossillagerstätten Fossilien weichhäutiger Organismen oder bei gehäuse- bzw. skelettragenden Organismen auch deren Weichteile fossiliert, in Deutschland etwa beim Hunsrückschiefer von Bundenbach, in dem das Gewebe durch das Eisenmineral Pyrit ersetzt worden ist. Fossillagerstätten erlauben daher einen genaueren Blick nicht nur auf einzelne Taxa, sondern auf ganze fossile Lebensgemeinschaften, sie werden daher metaphorisch als „Fenster zur Erdgeschichte“ umschrieben.[2]

Einige bekannte Fossillagerstätten

Kambrium:

Ordovizium:

Devon:

  • Bundenbach (Deutschland): Alter ca. 350 Millionen Jahre
  • Nordwestliche Sahara (Erfoud, Marokko): Alter ca. 350 Millionen Jahre
  • Gogo-Formation (Australien): Alter ca. 350 Millionen Jahre

Perm:

Jura:

Kreide:

  • Santana-Formation (Brasilien): Alter ca. 110 Millionen Jahre
  • Zhucheng (China): Alter ca. 65 Millionen Jahre
  • Zapata-Formation (Chile): Alter ca. 140–130 Millionen Jahre

Paläogen:

Neogen:

  • Blätterton von Wischgrund: Alter ca. 10 Millionen Jahre (Miozän)

Quartär:

  • Gongwangling-Stätte (China): Alter ca. 1.150.000–650.000 Jahre
  • Nihewan (China): Alter ca. 1.000.000–10.000 Jahre
  • Mosbach-Sande (Deutschland): Alter ca. 600.000 Jahre (Cromer-Warmzeit)
  • Zhoukoudian (China): Alter ca. 500.000–200.000 Jahre
  • Salawusu (China): Alter ca. 50.000–35.000 Jahre
  • Es Pouás (Ibiza, Balearen): Alter ca. 30.000–8000 Jahre
  • La Brea (Kalifornien, Vereinigte Staaten): Alter ca. 2.500.000–10.000 Jahre
  • Binəqədi Asphaltsee (Aserbaidschan): Alter ca. 120.000–96.000 Jahre

Literaturauswahl

  • Giovanni Pinna, Dieter Meischner (Hrsg.): Europäische Fossillagerstätten. Springer, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-540-64975-1.

Einzelnachweise

  1. Adolf Seilacher, Wolf-Ernst Reif, Frank Westphal (1985): Sedimentological, ecological and temporal patterns of fossil Lagerstätten. Philosophical Transactions of the Royal Society B 311 (1148): 5-23. doi:10.1098/rstb.1985.0134
  2. John Nudds & Paul Selden (2008): Fossil–Lagerstätten (Fossils explained 56). Geology Today 24 (4): 153-158.