Fossil des Jahres

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Das Fossil des Jahres ist eine Auszeichnung, die seit 2008 von der deutschen Paläontologischen Gesellschaft für einzelne Fossilexamplare oder ausgestorbene Arten verliehen wird. Sie wurde ins Leben gerufen, um die Bedeutung von Fossilien für die Geo- und Biowissenschaften zu betonen und ihrem ästhetischen Wert als Museumsexponate Rechnung zu tragen. Auf diese Weise will die Gesellschaft die Paläontologie stärker in den Blick der deutschen Öffentlichkeit rücken. Bei der Auswahl des jährlichen Preisträgers aus einer Reihe von Vorschlägen werden sowohl die wissenschaftliche Bedeutung als auch der Museumswert berücksichtigt. Die Mitglieder der Paläontologischen Gesellschaft treffen die Wahl auf ihrer Jahrestagung.

Preisträger

JahrExemplar-Nummer(n) oder anderweitige BezeichnungKurzbeschreibungPräparationMuseumAbbildung
2008WMf.N P62360[1]Lectotyp des „RiesenammonitenParapuzosia seppenradensis aus der Dülmen-Formation (Untercampanium) des Münsterländer KreidebeckensLWL-Museum für Naturkunde in Münster
2008 Riesenammonit Parapuzosia, LWL-Museum für Naturkunde Münster
2009JME Sch 200[2]Holotyp des „Raubdinosauriers“ Juravenator starki aus dem Solnhofener Plattenkalk (Weißjura, Kimmeridgium) von Schamhaupten (Fränkische Alb)Pino Völkl[2]Jura-Museum in Eichstätt
2009 – Juravenator, Jura-Museum Eichstätt
2010KH0052, KH0054, KH0057, KH0058, KH0072[3]Stamm des Riesenschachtelhalms Arthropitys bistriata aus dem Zeisigwald-Tuff (Unterrotliegend, unteres Cisuralium) der Vorerzgebirgs-SenkeMuseum für Naturkunde Chemnitz
2011„Drei Haiskelette vereint“[4]Drei Exemplare von Orthacanthus (Lebachacanthus) senckenbergianus (= Lebachacanthus colossus) in einer Sandsteinplatte aus der Meisenheim-Formation des Unterrotliegend des Saar-Nahe-BeckensGeorg Sommer[4][5]Naturhistorisches Museum (Schleusingen)
2011 – Drei Süßwasserhaie, Naturhistorisches Museum Schleusingen
2012hauptsächlich MB. R. 2181 (ehem. HMN S II)[6][7]Skelett von Giraffatitan brancai (ehem. Brachiosaurus brancai) aus der Tendaguru-Formation (Oberjura) von TansaniaMuseum für Naturkunde (Berlin)
2012 – Skelettrekonstruktion von Giraffatitan brancai, Berliner Museum für Naturkunde
2013Gomphotherium von Gweng“[5][8]Weitgehend vollständiges Skelett eines Gomphotherium aff. steinheimense aus der Oberen Süßwassermolasse (Miozän) von BayernPaläontologisches Museum München
2013 – Das Gomphotherium von Gweng (Kopie), Paläontologisches Museum München
2014Seirocrinus subangularis[5]Sammelauszeichnung für die Seelilienart Seirocrinus subangularis aus dem Unterjura von Deutschland, England, Japan und Kanadakein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2014 – Seirocrinus subangularis, hier repräsentiert durch mehrere weitgehend vollständige Kronen mit Stielen in Schwarztonstein, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
2015Arthropleura armata[5]Sammelauszeichnung für die Typusart der Arthropodengattung Arthropleura aus dem Oberkarbon und Unterperm von Europa und Nordamerikakein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2015 – Arthropleura armata, hier repräsentiert durch ein Exemplar im Senckenberg Museum in Frankfurt
2016Leptolepides sprattiformis[5]Sammelauszeichnung für die frühe Spezies der moderneren Echten Knochenfische Leptolepides sprattiformis aus dem oberen Weißjura der Fränkischen Albkein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2016 – Leptolepides sprattiformis, hier repräsentiert durch ein Exemplar aus der Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin
2017Pycnodonte (Phygraea) vesiculare[5]Sammelauszeichnung für Pycnodonte vesiculare, die Muschel­art aus der näheren Verwandtschaft der Austern, die zu den bekanntesten Oberkreide-Fossilien Europas gehört und u. a. in der Rügener Kreide häufig ist.kein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2017 – Pycnodonte vesiculare, hier repräsentiert durch eine linke Klappe aus der Rügener Kreide
2018Lepidodendron[5]Sammelauszeichnung für Lepidodendron (Schuppenbaum), aus der Gruppe der Bärlapppflanzen, ein charakteristisches Fossil der Schichten des „Steinkohlezeitalters“ (Karbon).kein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2018 – Schuppenbaum Lepidodendron, hier repräsentiert durch einen Abdruck der Rinde aus dem Karbon von Nordamerika
2019Encrinus liliiformis[5]Sammelauszeichnung für die Seelilien-Art Encrinus liliiformis, ein typisches Fossil der „Trochitenschichten“ des Oberen Muschelkalks (Mitteltrias)kein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2019 – Encrinus liliiformis, hier repräsentiert durch einige weitgehend vollständige Kronen auf einer Schichtfläche, ausgestellt im Naturmuseum in Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg
2020JME SOS2257[9][5]„Eichstätter Exemplar“ des „Urvogels“ Archaeopteryx aus dem oberen Weißjura der Fränkischen Alb. Es handelt sich um ein Jungtier und um eines der am besten erhaltenen Exemplare dieser Gattung.Jura-Museum in Eichstätt
2020 – „Eichstätter Exemplar“ von Archaeopteryx
2021GPIB 1304[10][5]Holotyp des „Langschwanzflugsauriers“ Scaphognathus crassirostris aus dem Weißjura der Fränkischen Alb. Der Erstbeschreiber der Spezies, Georg August Goldfuß, erkannte schon in den 1830er Jahren anhand dieses Exemplars, dass Flugsaurier eine haarähnliche Körperbedeckung hatten.Georg August GoldfußGoldfuß-Museum der Universität Bonn
2021 – Holotyp von Scaphognathus crassirostris
2022Neoflabellina reticulata[5]Sammelauszeichnung für die in den spätkreidezeitlichen Schelfmeeren Europas und Nordamerikas weit verbreitete kalkschalige Foraminifere Neoflabellina reticulata. Diese benthische (d. h. seinerzeit auf dem Meeresboden lebende) Foraminifere ist ein wichtiges Leitfossil für das Maastrichtium (oberste Oberkreide). Ihre Erstbeschreibung durch August Emanuel Reuss (1851) fiel in die Gründungszeit der Mikropaläontologie als Wissenschaftsdisziplin.kein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2022 – Neoflabellina reticulata, hier repräsentiert durch ein Exemplar aus den Kreidesedimenten der Insel Rügen
2023Medullosa stellata (und Alethopteris schneideri)[5]Sammelauszeichnung für die frühpermischen Pflanzenfossilien Medullosa stellata und Alethopteris schneideri. Es handelt sich dabei um sogenannte Formtaxa, die unterschiedliche Teile der gleichen baumartigen Medullose repräsentieren. Medullosa stellata repräsentiert den Stamm, an dem ungefähr 10 bis zu 3 Meter große Wedel ansaßen, die durch Alethopteris schneideri repräsentiert sind. Fundort ist u. a. der Versteinerte Wald von Chemnitz.kein bestimmtes Exemplarkein bestimmtes Exemplar
2023 – Medullosa stellata, hier repräsentiert durch polierte Querschnitte von Fundstücken aus dem versteinerten Wald von Chemnitz (nachkoloriertes Dia aus dem Jahr 1913)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. William James Kennedy, Ulrich Kaplan: Parapuzosia (Parapuzosia) seppenradensis (Landois) und die Ammonitenfauna der Dülmener Schichten, unteres Unter-Campan, Westfalen. In: Geologie und Paläontologie in Westfalen. Band 33, 1995.
  2. a b Ursula B. Göhlich, Luis M. Chiappe: A new carnivorous dinosaur from the Late Jurassic Solnhofen archipelago. In: Nature. Band 440, Nr. 7082, 2006, S. 329–332, doi:10.1038/nature04579.
  3. Ronny Rößler, Zhuo Feng, Robert Noll: The largest calamite and its growth architecture — Arthropitys bistriata from the Early Permian Petrified Forest of Chemnitz. In: Review of Palaeobotany and Palynology. Band 185, 2012, S. 64–78, doi:10.1016/j.revpalbo.2012.07.018.
  4. a b Ralf Werneburg: Fossil des Jahres 2011. Geowissenschaftliche Mitteilungen (Gmit). Nr. 43, 2011, S. 17–19 (PDF 3,2 MB; ganzes Heft)
  5. a b c d e f g h i j k l Fossil des Jahres auf der Website der Paläontologischen Gesellschaft (Informationen zu den Titelträgern der Vorjahre finden sich in Ausklappboxen am Ende der Seite)
  6. Werner Janensch: Die Skelettrekonstruktion von Brachiosaurus brancai. In: Palaeontographica. Supplement-Band 7, 1950, S. 97–103.
  7. Michael P. Taylor: Correction: A Re-Evaluation of Brachiosaurus altithorax Riggs, 1903 (Dinosauria, Sauropoda) and Its Generic Separation from Giraffatitan brancai (Janensch, 1914). In: Journal of Vertebrate Paleontology. Band 31, Nr. 3, 2012, S. 727, doi:10.1080/02724634.2011.557115.
  8. Fossil des Jahres 2013: Gomphotherium von Gweng auf der Webseite der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München
  9. Oliver W.M. Rauhut, Christian Foth, Helmut Tischlinger: The oldest Archaeopteryx (Theropoda: Avialiae): a new specimen from the Kimmeridgian/Tithonian boundary of Schamhaupten, Bavaria. In: PeerJ. Bd. 6, 2018, Art.-Nr. e4191, doi:10.7717/peerj.4191
  10. Kai R.K. Jäger, Helmut Tischlinger, Georg Oleschinski, P. Martin Sander: Goldfuß was right: Soft part preservation in the Late Jurassic pterosaur Scaphognathus crassirostris revealed by reflectance transformation imaging and ultraviolet light and the auspicious beginnings of paleo-art. In: Palaeontologia Electronica. Art.-Nr. 21.3.4T, 2018, doi:10.26879/713

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Seirocrinus subangularis (Fam. Pentacrinitidae) in dunklem Tostein („Ölschiefer“) der Posidonienschiefer-Formation des Unteren Toarciums (Lias ε) von Holzmaden (Baden-Württemberg), ausgestellt im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK).
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Eine linke, stark konvexe Klappe der spätkreidezeitlichen gryphaeiden Muschel Pycnodonte (Phygraea) vesiculare, schräg von vorne gesehen. Die Schale ist von Bryozoen bewachsen. Das Stück entstammt den mürben Hochsee-Kalksteinen („Schreibkreide“) des Unter-Maastricht (Rügen-Member der Hemmoor-Formation) der Region um Sassnitz im Nordosten der Insel Rügen.
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Archaeopteryx lithographica, Eichstätter Exemplar, ausgestellt bei den Münchner Mineralientagen 2009. (Dieses Bild zeigt das Original-Fossil, keinen Abguss.) Die Beleuchtung unter flachem Winkel macht die schwachen Abdrücke der Federn am Flügel (zwischen dem Arm und dem Fuß) und am Schwanz erkennbar.
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Drei Exemplare des xenacanthiden Hais Lebachacanthus colosseus aus der Meisenheim-Formation des Saarpfälzischen Rotliegendbeckens (Unterperm) im Naturhistorischen Museum Schleusingen. Die drei Exemplare im Verband wurden von der Paläontologischen Gesellschaft zum „Fossil des Jahres 2011“, gekürt.
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Fossil des sprottenähnlichen, frühen modernen Fisches Leptolepides sprattiformis aus dem Oberjura der Fränkischen Alb (Kelheim), Museum für Naturkunde Berlin
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Parapuzosia seppenradensis aus dem Münsterland, mit 174,2 Zentimetern Durchmesser der weltweit größte bekannte Ammonit, steht im LWL-Museum für Naturkunde in Münster.
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Das Paläontologische Museum in München, Deutschland.
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Cast of a Scaphognathus crassirostris, a kind of pterosaur. On display as part of the exhibit "Pterosaurs: Flight in the Age of Dinosaurs" at the Cleveland Natural History Museum in Cleveland, Ohio, in the United States. This animal lived about 150 million years ago. This fossil was found in the Solnhofen formation in Germany. This is a cast; the fossil itself is held by the Institute of Geology and Paleontology at the University of Bonn.
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Berlin, Museum für Naturkunde, Skelett Giraffatitan brancai