Floridsdorf (Wiener Bezirksteil)

Floridsdorf
WappenKarte

Floridsdorf ist ein Stadtteil Wiens im gleichnamigen 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf. Der Ort war bis 1904 eine eigenständige Gemeinde und ist heute eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.

Geographie

Katastralgemeinde Floridsdorf im Wiener Bezirk Floridsdorf
Das Gebiet der heutigen Katastralgemeinde Floridsdorf auf einer Karte von 1873

Die Katastralgemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 276,15 ha, wovon 42,83 ha Wasserfläche der Donau im 20. Gemeindebezirk Brigittenau liegen. Innerhalb des Bezirks Floridsdorf grenzt der Ortsteil als zentraler Bezirksteil im Südosten an den Bezirksteil Donaufeld, im Nordosten an Großjedlersdorf und im Nordwesten an der Schwarzen Lackenau und an Jedlesee.

Das Ortszentrum liegt nordwestlich der Neuen Donau. Im Südosten umschließt Floridsdorf den zwischen der Nordbrücke und der Nordbahnbrücke gelegenen Teilabschnitt der unbewohnten Donauinsel.

Geschichte

Marktplatz um 1895
Floridsdorf mit Florido Tower, im Vordergrund die Donauinsel

Floridsdorf ist eine jüngere Dorfgründung, die 1786 nach der Errichtung von Brücken über die Arme der damals weitverzweigten Donau erfolgte.[1][2] Die Siedlung entstand auf der Leopoldauer Hutweide östlich der großen Straßengabelung der Prager Straße und der Brünner Straße (Am Spitz), der damaligen Reichsstraßen nach Prag und Brünn, wo 1782 die nach dieser Gabelung benannte Siedlung Jedlersdorf am Spitz (selbständig 1804–1874) gegründet worden war. Der Ort gehörte zunächst zu Leopoldau und wurde später nach dem Klosterneuburger Abt Floridus Leeb benannt, der 1786 Klostergründe an Siedler abgegeben hatte.[3] Bei der Gründung wurde die heutige Schlosshofer Straße, die über Schloss Hof im Marchfeld nach Pressburg führte, zur Hauptstraße des Dorfs. Südlich von Floridsdorf führte die Große Taborbrücke über den damaligen Hauptarm der unregulierten Donau Richtung Wien.

Im Jahr 1837 begann mit Probefahrten zwischen Floridsdorf und dem rund 13 km entfernten Deutsch-Wagram das Eisenbahnzeitalter in Österreich. Die Kaiser Ferdinands-Nordbahn wurde bald zur wichtigsten Bahnlinie der Monarchie, verband sie Wien doch mit Eisenwerken und Kohlebergwerken im Norden und Nordosten des Kaisertums. Die Station Floridsdorf wurde aber erst in den 1960er Jahren zum Bahnhof Wien Floridsdorf ausgebaut, als nach der Sperre der Nordwestbahnbrücke auch die Züge der Nordwestbahn über Floridsdorf geführt wurden.

Bürgermeister
Josef Kahl1850–1861
Leopold Ferstl1861–1869
Karl Frömml1869–1876
Georg Puffer1876–1882
Konrad Krafft1882–1885
Franz Ziegler1885–1887
Anton Schwaiger1887–1898
Anton Anderer1898–1904

1894 erfolgte nach einer Initiative von k.k. Statthalter Erich von Kielmansegg aufgrund eines Beschlusses des niederösterreichischen Landtags die Zusammenlegung der Gemeinden Floridsdorf, Donaufeld und Jedlesee sowie des südlich der Schnellbahnstation Brünner Straße gelegenen Großjedlersdorfer Ortsteils Neujedlersdorf zur Großgemeinde Floridsdorf. 1901–1903 baute sich die Großgemeinde ein repräsentatives Rathaus, war aber nicht in der Lage, andere nötige Investitionen aus eigenem zu finanzieren. Im Jahr 1904 kam es schließlich auf Initiative des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger zur Eingemeindung nach Wien gemeinsam mit weiteren Ortschaften, – es entstand der 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf.

Wappen

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Floridsdorf zeigt auf silbernem Hintergrund eine grüne, zweihenkelige Vase mit drei roten Blumen sowie einigen grünen Blättern. Als sprechendes Wappen verweist das lateinische Wort für Blume (flos) und damit auf eine Deutung des Namens des Bezirksteils.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Floridsdorfer Amtshaus
Florido Tower von der Brigittenauer Brücke aus gesehen

Der Bereich um den Floridsdorfer Spitz ist von der Stadt Wien als bauliche Schutzzone ausgewiesen.[5] Dies schließt auch einige ältere ehemalige Streckhöfe in der Floridsdorfer Hauptstraße und das Ensemble historistischer Zinshäuser in der Schwaigergasse ein.

Das weithin sichtbare Bürohochhaus Florido Tower, das 2001 erbaut wurde, ist zu einem Wahrzeichen von Floridsdorf geworden. Der Grundstein für die heutige Floridsdorfer Pfarrkirche von Architekt Robert Kramreiter-Klein wurde 1936 gelegt. In Floridsdorf befindet sich auch das unter der Direktion von Gerald Pichowetz stehende Gloria-Theater.

Durch die Donauinsel und die angrenzende Alte Donau verfügt der Bezirksteil über ein weitläufiges Freizeit- und Badeareal. Mit dem Floridsdorfer Wasserpark und dem Floridsdorfer Aupark in Donaunähe gibt es zwei große Parkanlagen.

Verkehr und Infrastruktur

Im Bahnhof Wien Floridsdorf endet die Stammstrecke der Wiener S-Bahn und befindet sich eine der zwei End-Stationen der U-Bahn-Linie U6. Hier halten auch mehrere Straßenbahnen und öffentliche Autobusse. Für den Straßenverkehr ist Floridsdorf insbesondere durch die Donauufer Autobahn und die Floridsdorfer Straße erschlossen, die sich bei der Floridsdorfer Brücke kreuzen.

An der Grenze zu Donaufeld befindet sich das Sozialmedizinische Zentrum Floridsdorf und mit dem Schulschiff ankert bei der Donauinsel eines der ungewöhnlichsten Gymnasien Wiens. Das Schulschiff befindet sich zwar auf dem Boden der Katastralgemeinde Floridsdorf, deren Grenze am rechten Donauufer verläuft, steht oder besser schwimmt jedoch nicht im Bezirk Floridsdorf, der am linken Donauufer seine Grenze findet, sondern im Nachbarbezirk Brigittenau. In der Katastralgemeinde Floridsdorf befinden sich weiters die Gymnasien BRG 21 Franklinstraße 21 und BRG 21 Franklinstraße 26, die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik der Stadt Wien (Patrizigasse 2) sowie die Akademie für Sozialarbeit der Stadt Wien XXI (Freytaggasse 32).

Persönlichkeiten

  • Franz Hoß (1866–1947), Politiker, Vizebürgermeister von Floridsdorf
  • Anton Schlinger (1870–1912), sozialdemokratischer Gemeinderat und Reichsratsabgeordneter
  • Johann Kaps (1895–1966), Politiker
  • Alfred Knotz (1844–1906), Rechtsanwalt, Abgeordneter für Floridsdorf im niederösterreichischen Landtag

Literatur

  • Raimund Hinkel: Wien XXI. Floridsdorf. Das Heimat-Buch. Brandstätter, Wien 1994, ISBN 3-85447-528-4.

Weblinks

Commons: Floridsdorf (Wiener Bezirksteil) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Historisches Ortslexikon. Wien. PDF (443 KB), S. 44
  2. Dorfgeschichte von www.floridsdorf.at
  3. Eintrag zu Floridsdorf (Wiener Bezirksteil) im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
  4. Wappenbeschreibung lt. Stadt Wien (Memento desOriginals vom 3. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at
  5. Karte der Schutzzone Floridsdorfer Spitz

Koordinaten: 48° 15′ 26″ N, 16° 24′ 2″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wien Floridsdorf KG Floridsdorf Ivg67.jpg
Autor/Urheber: Invisigoth67, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Wien, Katastralgemeinde Floridsdorf im 21. Bezirk Floridsdorf
Floridsdorf - Amtshaus (1).JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Amtshaus für den 21. Bezirk Floridsdorf in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien. Das Gebäude in barockklassizistischen Formen wurde von 1901 bis 1903 – noch als Rathaus der Gemeinde Floridsdorf – nach Plänen von Anton und Josef Drexler errichtet.
Wien Floridsdorf (5152150632).jpg
Autor/Urheber: Cha già José from Vienna, Austria, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Floridsdorf
AUT Floridsdorf COA.svg
Autor/Urheber: Isidor Welti, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wappen der Katastralgemeinde Floridsdorf
Floridsdorf about 1895.jpg
Floridsdorf (Wien) with Hauptstraße and market place. Left a part of the "Spitzer Wirtshaus" and the townhall
Wien Floridsdorf KG Floridsdorf 1873 Ivg67.jpg
Floridsdorf auf einem Kartenausschnitt der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme von 1873, die heutige Wiener Katastralgemeinde Floridsdorf im 21. Bezirk Floridsdorf ist farblich hervorgehoben
Wien - Florido Tower (4).JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blick von der Brigittenauer Brücke auf den Florido Tower im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf.
Das Bürohochhaus wurde von 1999 bis 2001 nach Entwürfen der Architekten Andreas und Herbert Müller-Hartburg errichtet. Das Gebäude zählt mit einer Höhe von 113 Metern zu den höchsten Bauwerken Wiens. Es verfügt über eine Nutzfläche von rund 36.000 m², die sich auf 31 Geschosse verteilen.
Floridsdorf hervorgehoben.png
Autor/Urheber: Altpapier.x33, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Eine Karte von Floridsdorf mit der gleichnamigen Katastralgemeinde hervorgehoben