Fliegerhorst Faßberg

Fliegerhorst Faßberg
Faßberg Flugplatz Eingang.JPG
Faßberg (Niedersachsen)
Faßberg
Kenndaten
ICAO-CodeETHS
Koordinaten

52° 55′ 10″ N, 10° 11′ 2″ O

Höhe über MSL74,7 m  (245 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum2,2 km nordöstlich von Faßberg
Basisdaten
Eröffnung1934
BetreiberHeer
Start- und Landebahnen
09/272440 m × 29 m Asphalt
09/271000 m × 50 m Gras

i1 i3


i7 i10 i12 i14

Der Fliegerhorst Faßberg ist ein deutscher Militärflugplatz in Faßberg, Niedersachsen. Mit 574 ha Gesamtareal ist er einer der flächenmäßig größten Flugplätze der Bundeswehr. Der Flugplatz wird hauptsächlich vom Heer als Heeresflugplatz für die Heeresflieger genutzt.

Geschichte

Im Zuge der Aufrüstungspläne der Luftwaffe befahl das Reichsluftfahrtministerium am 14. August 1933 den Bau von vier Bombenfliegerschulen, u. a. Faßberg. Es wurde eine Stärke von je 60 Piloten, Beobachtern und Fliegerschützen vorgesehen. Die lokale Behörden erfuhren im November durch den Bau des Anschlussgleises PoitzenSchmarbeck von der Errichtung, bei welcher der Tarnname „Hanseatische Fliegerschule e. V. Faßberg“ verwendet wurde. Eine 40-köpfige Baukolonne begann am 8. November 1933 mit dem Bau der Gleisanlagen.[1]

Der Fliegerhorst wurde 1934 für die noch „getarnte“ zukünftige Luftwaffe eröffnet, die dort am 1. Januar 1935 die Bombenschule Faßberg einrichtete. Sie wurde am 1. Mai 1935 in Kampffliegerschule Faßberg und am 1. November 1938 in Große Kampffliegerschule Faßberg umbenannt. Am 5. September 1939 wurde die Schule mit ihrem Stab nach Hörsching in Oberösterreich verlegt und in Große Kampffliegerschule Hörsching umbenannt.

Die folgende Tabelle zeigt die vollständige Auflistung aller fliegenden aktiven Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht, die hier zwischen 1934 und 1945 stationiert waren.[2]

VonBisEinheitAusrüstung
Mai 1934März 1936I./KG 154 (I. Gruppe des Kampfgeschwaders 154)Junkers Ju 52/3m, Dornier Do 11, Dornier Do 23
August 1938Oktober 1938KGr. z. b. V. 5 (Kampfgruppe zur besonderen Verwendung 5)Junkers Ju 52/3m, Junkers W 34
August 1938September 1938Schlachtfliegergruppen 30 und 40Henschel Hs 123, Heinkel He 45
Oktober 1939November 1939I./KG 1Heinkel He 111H
Oktober 1939Februar 1940Stab/KG 1Heinkel He 111H
Oktober 1939Juni 1941Stab, II./KG 4Heinkel He 111P
Dezember 1941Juli 1942III./KG 4Heinkel He 111H-6
Januar 1942Mai 1944Teile der I./KG 40Focke-Wulf Fw 200C, Heinkel He 111H
Januar 1944Februar 1944II./NJG 4 (II. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 4)Messerschmitt Bf 110F-4, Dornier Do 217N
April 1944April 1944I./ZG 76 (I. Gruppe des Zerstörergeschwaders 76)Messerschmitt Bf 110G-2
Mai 1944Mai 1944I./Kampfgeschwader 100Heinkel He 177A-3
Juni 1944August 1944Teile der III./KG 1Heinkel He 177A-3, Heinkel He 177A-5
November 1944Januar 19451./NJG 11 (1. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 11)Messerschmitt Bf 109G-6, Messerschmitt Bf 109G-14
November 1944Dezember 1944I./LG 1 (I. Gruppe des Lehrgeschwaders 1)Junkers Ju 88S-3
April 1945April 1945Stab/NAGr. 6 (Stab Nachtaufklärungsgruppe 6)

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nutzte die British Air Force of Occupation den Fliegerhorst, den die Alliierten zunächst als Airfield B.152 bezeichneten. Im Sommer 1945 lagen hier zunächst Spitfire XVI des 145. Wing (Geschwaders), das aus einer Staffel der RNZAF und drei Staffeln mit französischen Freiwilligen bestand; letztere verlegten im Herbst 1945 nach Friedrichshafen in die Französische Besatzungszone. Im Jahr 1946 lagen hier das 135. Wing mit drei Staffeln Tempest V/II und das 160. Wing mit zwei Staffeln belgischer Spitfire. Letztere waren hier bereits seit dem Herbst 1945 stationiert und verlegten, nunmehr mit belgischen Kokarden versehen, Mitte Oktober 1946 auf ihre neue Basis Beauvechain.

In den Jahren 1948 und 1949 war der nunmehr als RAF Fassberg bezeichnete Platz eine wichtige Drehscheibe der Berliner Luftbrücke.[3]

Nach dem Ende der Luftbrücke wurde die Station wieder Stationierungsort von Jagdbombern, u. a. der Typen Vampire und ab Mai 1953 deren Nachfolger Venom des 121st Wing. Die letzten überhaupt mit Kolbenmotoren ausgerüsteten Flugzeuge der 2. Tactical Air Force der RAF, zwei Staffeln Mosquitos, hatten Faßberg bereits im Februar 1951 verlassen.

Nach Gründung der Bundeswehr wurde die Liegenschaft am 8. Dezember 1956 an diese übergeben.[4]

Der Fliegerhorst Faßberg war u. a. Standort einer Ausbildungseinrichtung für Flugzeugführer der Bundeswehr. Bis zum 30. Juni 1975 bestand auf dem Fliegerhorst Faßberg die Hubschrauberführerschule der Luftwaffe (HFSLw). Die HFSLw, welche truppendienstlich dem Lufttransportkommando unterstellt war, führte die Ausbildung von Hubschrauberführern auf den Mustern Bell UH-1D, Alouette II und Bell 47 G2 durch. Neben dem fliegenden Personal der Luftwaffe wurden auch Heeresflieger und Marineflieger sowie fliegerisches Personal des damaligen Bundesgrenzschutzes, Feuerwehr- und Polizeikräfte und Militärpersonen befreundeter Staaten zu Hubschrauberführern ausgebildet.

Bis kurz nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes 1990 war auf dem Fliegerhorst die IV. Abteilung des Fernmelderegiments 33 der Luftwaffe stationiert. Unter dem Codenamen Paper Mill befand sich auf diesem Standort die Tieffliegermelde- und Leitzentrale. In ihr wurden die von verschiedenen Dauereinsatzstellungen gewonnenen Daten über Tiefflüge an der innerdeutschen Grenze gesammelt und ausgewertet.

Heutige Nutzung

Derzeit hat das Transporthubschrauberregiment 10 „Lüneburger Heide“ der Heeresfliegertruppe hier seinen Standort. Auch das Technische Ausbildungszentrum Luftwaffe (ab 18. Dezember 2013, vormals die Technische Schule der Luftwaffe 3 (TSLw 3)) befindet sich hier. Außerdem sind die Deutsch-Französische Ausbildungseinrichtung Eurocopter Tiger (das Pendant zur Ausbildung der fliegenden Besatzungen befindet sich in Le Luc-Le Cannet), die Fachschule der Luftwaffe, das Sanitätsversorgungszentrum Faßberg und eine Außenstelle des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Bergen am Standort stationiert.

Zwischenfälle

  • Am 24. Juli 1948 verunglückte eine Douglas DC-3 der britischen Royal Air Force (Luftfahrzeugkennzeichen RAF KN252) bei der Landung auf dem Fliegerhorst Faßberg. Bei der Landung nach einem Triebwerksbrand brach das Fahrwerk zusammen. Alle drei Besatzungsmitglieder, die einzigen Insassen, überlebten den Unfall. Das Flugzeug wurde irreparabel beschädigt.[5]

Literatur

  • Matthias Blazek: Die geheime Großbaustelle in der Heide. Faßberg und sein Fliegerhorst 1933–2013. ibidem Verlag, 2013. ISBN 978-3-838-20480-2

Siehe auch

Weblinks

Commons: Fliegerhorst Faßberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Stärk: Fassberg. In: Cellesche Zeitung. 1. Auflage. Schweiger & Pick Verlag, Faßberg 1971, S. 42–43.
  2. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 173–175, abgerufen am 28. August 2014
  3. Fliegerhorst Faßberg und Luftbrücke Faßberg–Berlin auf "geschichtsspuren.de"
  4. Gerd Scholz; Sebastian Nothing: Technische Schule der Luftwaffe 3 1956–2006, Transporthubschrauberregiment 10 1981–2006, Faßberg 2006, o. S. (S. 27).
  5. Flugunfalldaten und -bericht DC-3 KN252 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. April 2022.
  6. Flugunfalldaten und -bericht DC-4 42-72698 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. April 2022.
  7. Flugunfalldaten und -bericht DC-4 45-563 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. April 2022.

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