Flexionsparadigma

Flexionsparadigma (auch: Wortparadigma) umfasst alle faktisch realisierten, von der jeweiligen Sprache grammatisch vorgesehenen Wortformen eines Lexems. Das Paradigma gilt als Abstraktion gefüllter Paradigmen der Lemmata einer gleichen Wortart. Die Menge der Formen eines Wortes in einem Paradigma bilden gemeinsam ein Deklinations- oder ein Konjugationsmuster. In den indogermanischen Sprachen werden für viele grammatische Kategorien nicht unterschiedliche Wortformen gebildet.

Beispiel aus der deutschen Sprache

der Baum
KasusSingularPlural
Nominativ[der] Baum[die] Bäume
Genitiv[des] Baums / Baumes[der] Bäume
Dativ[dem] Baum / Baume[den] Bäumen
Akkusativ[den] Baum[die] Bäume

Das neuhochdeutsche Lexem Baum besitzt ein Flexionsparadigma mit acht Flexionsformen und sechs verschiedenen Wortformen,[1] von denen zwei Varianten (Doppelformen im Gen. Sg. und Dat. Sg.) sind. Von diesen sind nur die Wortformen Baums und Baumes (Genitiv Singular), Baume (Variante des Dativs Singular) und Bäumen (Dativ Plural) grammatisch eindeutig. Eine solche grammatische Unterbestimmtheit der Wortformen wird Synkretismus genannt.

Die flektierbaren Wortarten des Deutschen

  • Substantive: flektierbar gemäß Kasus und Numerus
  • Pronomina: flektierbar gemäß Kasus, Numerus und Genus
  • Artikel: flektierbar gemäß Kasus, Numerus und Genus
  • Adjektive: flektierbar gemäß Kasus, Numerus, Genus, und komparierbar
  • Verben: flektierbar gemäß Person, Numerus, Modus, Tempus und Diathese[2]

Flexionsklasse

Als Flexionsklasse fasst man alle Wortstämme zusammen, welche nach demselben Schema eines Paradigmas flektieren. Eine Flexionsklasse besitzt also dieselbe Füllung eines Paradigmas. So besitzt das Deutsche zum Beispiel ein Paradigma für Substantive, dieses kann jedoch auf acht verschiedene Weisen gefüllt werden. Wir haben also acht verschiedene Flexionsklassen für Substantive.

Substantivparadigmen

Das Substantivparadigma im Deutschen enthält acht Positionen. Vier für die vier Kasus im Singular und vier für die im Plural. In jedem Paradigma gibt es hierbei sogenannte Synkretismen (Zusammenfall von Formen). Im Folgenden sind die acht Flexionsklassen der Substantive im Deutschen aufgelistet:

Klasse 1: Topf, Monat
m, nSingularPlural
Nominative
Genitivese
Dativen
Akkusative
Klasse 2: Ohr
m, nSingularPlural
Nominativen
Genitivesen
Dativen
Akkusativen
Klasse 3: Gedanke
mSingularPlural
Nominativen
Genitivenen
Dativenen
Akkusativenen
Klasse 4: Rind
m, nSingularPlural
Nominativer
Genitiveser
Dativern
Akkusativer
Klasse 5: Auto
m, nSingularPlural
Nominativs
Genitivss
Dativs
Akkusativs
Klasse 6: Omi
fSingularPlural
Nominativs
Genitivs
Dativs
Akkusativs
Klasse 7: Welt
fSingularPlural
Nominativen
Genitiven
Dativen
Akkusativen
Klasse 8: Hand, Erkenntnis
fSingularPlural
Nominative
Genitive
Dativen
Akkusative

Siehe auch

Literatur

  • Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
  • Hans Jürgen Heringer: Morphologie. W. Fink, Paderborn 2009, ISBN 978-3-7705-4784-5.

Weblinks

Wiktionary: Flexionsparadigma – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. „Eine Wortform ist in Bezug auf ihre wortformspezifische grammatische Funktion oft nicht eindeutig, das heißt, dass sie unterschiedliche Kategorien ein und derselben Kategorisierung repräsentieren kann“ (Marek Konopka in grammis 2.0). Im Abschnitt Lexem und Wortform der Duden-Grammatik (8. Auflage, Rz 193; Peter Gallmann) wird jedoch darauf hingewiesen, dass Worte und Wortformen recht verschieden gezählt werden können.
  2. In Sonderfällen sind Verben auch gemäß Genus flektierbar, z. B. latein. amātae essent 3. Pl. fem. Konjunktiv Plusquamperfekt Passiv 'sie (= mindestens zwei weibliche Personen, im Falle eines grammatischen Genus auch Gegenstände) wären geliebt worden'.