Flöz


Ein Flöz, auch als Flötz oder Fletz bezeichnet, ist ein plattenförmiges Lager[1] oder eine Lagerstätte eines Rohstoffes, die parallel zur Gesteinsschichtung verläuft.[2] Flöze sind sedimentär entstandene, ausgedehnte Lagerstätten.[3] Flöze gehören wie Lager zu den geschichteten Lagerstätten.[4] Sie haben auch bei einer geringen Mächtigkeit stets eine große Ausdehnung in der Fläche.[5] Flöze enthalten wirtschaftlich wichtige Stoffe (z. B. Erz, Salz oder Kohle) oder bestehen ganz aus ihnen.[6] Die Mächtigkeit eines Flözes ist variabel.[7] Die räumliche Lage eines Flözes im Gebirge ist durch sein Fallen und Streichen festgelegt.[8]
Grundlagen
Der Name Flöz ist nach Grimm verwandt mit dem althochdeutschen flaz,[ANM 1] was soviel wie flach bedeutet.[9] Nach den älteren Bergrechten durfte eine Lagerstätte nur dann als Flöz bezeichnet werden, wenn ihr Einfallen weniger als 20 Grad betrug.[1] Flöze können auf das Nebengestein aufgelagert oder in das Nebengestein eingelagert sein.[10] Aufgelagerte Flöze sind beispielsweise Torfflöze oder Raseneisensteinflöze.[8] Bei eingelagerten Flözen ist das Alter der überlagernden Schichten und des Flözes stets unterschiedlich.[10] Das Flöz ist jünger als sein Liegendes und älter als die überlagernden Schichten.[8] Flöze haben das gleiche Streichen und Fallen wie die sie umgebenden Gebirgsschichten.[11] Die Gesteinsschichten, in denen sich die Flöze befinden, bezeichnet der Bergmann als Flözgebirge.[12] Dieses Flözgebirge ist ein Schichtgebirge, das auf dem sogenannten Urgebirge und Übergangsgebirgen lagert.[7] Es hat, je nach Region und Rohstoff, eine Ausdehnung von mehreren tausend Quadratkilometern.[13] Auch die einzelnen Flöze können eine sehr große Erstreckung in der Fläche haben.[8] So erstreckt sich beispielsweise das Flöz Mausegatt im Ruhrrevier über eine Fläche von 2000 Quadratkilometern.[14] Im Gegensatz dazu bezeichnet der Bergmann das Schichtenpaket, in dem sich keine Flöze befinden, als Flözleeres.[3] Auf Flözen betriebenen Bergbau bezeichnet man als Flözbergbau.[15] Im Untertagebau wird der abgebaute Bereich (unter anderem) eines Flözes als Alter Mann bezeichnet.[3] Das Absacken oder Einbrechen dieses Hohlraumes kann zu Tagesbrüchen führen.[16]
Entstehung
Flöze sind durch die großflächige Ablagerung von Lockermaterialien auf dem bereits bestehenden Untergrund entstanden.[17] Es gibt Flöze, die durch die Ablagerung von großen Mengen organischer Reste entstanden sind, wie z. B. Torf oder Kohlenflöze.[18] Die Ansammlung dieser organischen Reste bezeichnet man als Verwitterungslager, das darunter liegende Gestein bezeichnet man als Bett.[19] Andere Flöze entstehen durch das Ausscheiden von Metallen aus stark eisenhaltigen Gewässern, wie beispielsweise beim Raseneisenerz.[20] Im Laufe der Zeit werden die Flöze von aufgeschwemmten Lockermassen oder vulkanischen Gebirge bedeckt.[21] Unter dem Druck und der Temperaturerhöhung des überlagerten Materials durchläuft das im Flöz abgelagerte Material einen Umwandlungsprozess.[14] Das aufgelagerte lockere Sediment wird bei weiterer Überdeckung zu festem Sedimentgestein umgewandelt.[22] Im Laufe der Zeit nehmen Flöze dann an sämtlichen Umformungen des Nebengesteins teil.[8] Durch Biegungen der Gesteinsschichten kann es zu Lagerungsstörungen und durch seitlichen Druck können scharfe Faltungen kommen.[4] Sowohl die im Liegenden der Flöze befindlichen Gesteinsmassen als auch die aufgelagerten Gesteinsmassen können später in die Flöze hineinragen.[10]
Kohlenflöze
In einigen Kohlenrevieren gibt bzw. gab es bis zu 200 Flöze[ANM 2], die zum Teil bauwürdig und zum Teil unbauwürdig[ANM 3] sind.[5] Je nach Anzahl und Abstand der einzelnen Flöze zueinander beträgt die Schichtdicke des Flözgebirges bis zu 2800 Meter.[8] Die Mächtigkeit der Flöze liegt zwischen wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern.[13] Es gibt Steinkohlenflöze mit einer Mächtigkeit von über acht Metern und Braunkohlenflöze mit bis zu 60 Metern Mächtigkeit.[8] Sehr dünne Flöze bezeichnet der Bergmann als Zwischenflöze.[19] Aus der Anzahl der Flöze und deren jeweiligen Mächtigkeit sowie der Mächtigkeit des Kohle führenden Schichtenpakets ergibt sich die Flözdichte.[13] Die Qualität der Kohlen und die Kohlenarten sind dabei von Flöz zu Flöz unterschiedlich, jedoch bleiben Qualität und Arten bei jedem Flöz über die Fläche stets gleich.[4] Die Steinkohlenformation wird auch als Carbon bezeichnet.[23] Das Flözleere besteht aus einer Schichtenfolge von Schiefertonen, Sandsteinen und Grauwacke.[14] Fängt ein Kohlenflöz Feuer, spricht man von einem Flözbrand.[3] Die Kohlenflöze im Ruhrbergbau werden durch Stollenzechen und Schachtzechen erschlossen.[24]
Einzelnachweise
- ↑ a b Julius Dannenberg, Werner Adolf Frantz (Hrsg.) Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau – Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft – Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
- ↑ Tilo Cramm, Joachim Huske: Bergmannssprache im Ruhrrevier. 5. überarbeitete und neu gestaltete Auflage, Regio-Verlag, Werne 2002, ISBN 3-929158-14-0.
- ↑ a b c d Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
- ↑ a b c Emil Stöhr: Katechismus der Bergbaukunde. Mit 48 Holzschnitten. Lehmann & Wentzel Buchhandlung für Technik und Kunst, Wien 1875, S. 11–14.
- ↑ a b Gustav Köhler: Katechismus der Bergbaukunde. Zweite, vermehrete und verbesserte Auflage. Mit 224 in den Text gedruckten Abbildungen, Verlagsbuchhandlung F.F. Weber, Leipzig 1898, S. 4, 5.
- ↑ Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. überarbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2010, S. 37, ISBN 978-3-8274-1810-4, S. 43, 116.
- ↑ a b Erklärendes Wörterbuch der im Bergbau in der Hüttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrücke und Fremdwörter. Verlag der Falkenberg’schen Buchhandlung, Burgsteinfurt 1869.
- ↑ a b c d e f g Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage. Mit 728 Textfiguren und 9 Lithographirten Tafeln, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903, S. 4–7.
- ↑ Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
- ↑ a b c Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweite verbesserte Auflage. Mit 848 Holzschnitten und 7 Lithographirten Tafeln, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887, S. 4, 5.
- ↑ Moritz Ferdinand Gätzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. Zusammengestellt und kurz erklärt. Zweite wesentlich vermehrte Auflage, Verlag Craz & Gerlach, Freiberg 1881.
- ↑ Fernand Stamm: Kleine Schule des Bergbaues. Gemeinfaßlicher Leitfaden zur Gestein und Gebirgskunde, zum Aufsuchen von Fundorten der Bergbaugesteine und zur Lehre vom Bergbau und Bergwerksbetrieb. Verlag von Karl Andre', Prag 1853, S. 100.
- ↑ a b c Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau. 1. Auflage. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1982, ISBN 3-7739-0390-1, S. 21–23, 31, 51.
- ↑ a b c Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde, mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaues. Erster Band. Achte Auflage, mit 615 Abbildungen im Text und einer farbigen Tafel, Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1942, S. 40, 41, 60.
- ↑ Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache. Zum besseren Verständnisse des österreichischen Berg - Gesetzes und dessen Motive für Nicht - Montanisten. k. k. Hofbuchhändler Wilhelm Braumüller, Wien 1856.
- ↑ A.H. Goldreich: Die Bodenbewegungen im Kohlenrevier und deren Einfluß auf die Tagesoberfläche. Verlag von Julius Springer, Berlin 1926, S. 225–230.
- ↑ Bernhard Cotta: Die Lehre von den Flötzformationen. Mit einer in Farbendruck ausgeführten Tafel und in den Text eingedruckten Holzschnitten. Verlag von J. G. Engelhardt, Freiberg 1856, S. 4–6.
- ↑ Friedrich Rolle: Archaeisches System, laurentisches, huronisches und cambrisches System krystallinisches Schiefergebirge. In: A. Kenngott (Hrsg.): Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paleontologie. Erster Band. Mit Holzschnitten und Lithographischen Tafeln, Verlag von Eduard Trewendt, Breslau 1882, S. 46.
- ↑ a b B. W. Boki, Gregor Panschin: Bergbaukunde. Kulturfond der DDR (Hrsg.), Verlag Technik Berlin, Berlin 1952, S. 3–7.
- ↑ Enrico Lehnhardt: Die Anfänge der Eisenverhüttung im Bereich der Przeworsk-Kultur. Dissertation an der Freien Universität Berlin. Druck Pro Business digital Deutschland GmbH, Berlin 2019, ISBN 978-3-9819685-2-1, S. 21.
- ↑ Carl Hartmann: Handwörterbuch der Mineralogie, Berg-, Hütten- und Salzwerkskunde. Nebst der französischen Dynonymie und einem französischen Register. Erste Abtheilung A bis K, gedruckt und verlegt bei Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1825, S. 246–248.
- ↑ Florian Neukirchen, Gunnar Ries: Die Welt der Rohstoffe. Lagerstätten, Förderung und wirtschaftliche Aspekte. Springer Spektrum, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37738-9, S. 230, 279.
- ↑ Fr. Schöndorf: Grundzüge der Geologie. Fünfte, erweiterte und verbesserte Auflage. Mit 36 Abbildungen im Text, Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Wiesbaden 1927, S. 29, 30.
- ↑ Walter E.Gantenberg, Engelbert Wührl: Vom Kohlengraben zum Tiefbau. Wanderungen durch die Bergbaugeschichte und die Geologie im Bochumer Südwesten. Heimatkundliche Schriften über das mittlere Ruhrtal und den Stadtbezirk Bochum-Südwest, Heft 4/2005, ISBN 3-89861-553-7, S. 10–12, 61–65.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Eine andere Auslegung der Wortherkunft stammt von Körner. Er leitet das Wort aus dem böhmischen wloz oder wlozitkj ab, was soviel wie auflegen oder hineinlegen bedeutet. Auch wlozeny, was soviel wie aufgelegt bedeutet, ist denkbar. Schöneberg leitet das Wort Flöz aus dem Hebräischen phalaz terruit, was auf deutsch er hat gestecket bedeutet. Der Begriff Flötz (Fletz) wurde früher auch für andere Dinge des alltäglichen Gebrauchs, wie dem Bett oder der Kammer oder der Stube verwendet. (Quelle: Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen.)
- ↑ Im Ruhrgebiet enthält das Flözgebirge bis zu 80 Flöze, wovon auf einigen Bergwerken bis zu 20 Flöze vorkommen. (Quelle: Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau.)
- ↑ Im westlichen Teil des Saarreviers gab es bis zu 82 bauwürdige und 118 unbauwürdige Flöze. Im östlichen Teil desselben Reviers gab es 88 bauwürdige und 145 unbauwürdige Flöze. In Belgien 117–120 bauwürdige Flöze. In Oberschlesien gab es insgesamt 104 Flöze. (Quelle: Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage.)
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Geringmächtige Kohleflöze zwischen „Ruhrsandstein“-Schichten (Sprockhöveler Schichten, Namur C, Oberkarbon) in einem Steinbruch bei Wetter (Ruhr)
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An 80 foot coal seam at the North Antelope Rochelle opencut coal mine.