Tran

Alte Trankessel zum Ausschmelzen von Walfett in Ilulissat, Grönland
Allgemeine chemische Struktur der Triglyceride von Tran. Darin sind R1, R2 und R3 Alkylreste oder Alkenylreste mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen. Tran ist wie andere Fette und Öle ein Gemisch verschiedener Triester des Glycerins.

Tran, auch Polaröl oder Fischöl genannt, ist ein aus dem Fettgewebe von Meeressäugern wie Walen und Robben, dem sog. Blubber, und von Fettfischen durch Erhitzen, Auspressen, Ausschmelzen oder einfaches Ausklopfen gewonnenes Öl. Wie andere Fette und Öle zählt Tran zur Gruppe der Triglyceride, ist also ein Triester des Glycerins.

Gewinnung und Verwendung

Ein Trankessel (Try pot oder Blubber Pot) zum Ausschmelzen von Walfett in Simon’s Town, Südafrika
Tranlampe aus dem 18./19. Jahrhundert
Einfache schwedische Tranlampe aus braunglasierter Tonware aus dem 19. Jahrhundert

Der durch das Auskochen von zerstückeltem Walspeck gewonnene Waltran wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Lampenöl benutzt; er war der erste in großen Mengen verfügbare flüssige Brennstoff und seine Gewinnung war die wirtschaftliche Hauptantriebskraft des Walfangs. Dieser wurde besonders im 17. und 18. Jahrhundert in sehr großem Stil besonders von Seefahrern aus England und den Niederlanden betrieben. Bevorzugte Regionen dafür waren zunächst die Küsten vor Spitzbergen und das Europäische Nordmeer, die zu jener Zeit enorm hohe Bestände an Walen und Robben aufwiesen; nach dem Niedergang der nördlichen Bestände verlagerte sich der Walfang dann immer stärker in die subantarktischen Gewässer des Südatlantiks und Südpazifiks.

Durch Ranzigwerden kann Tran einen unangenehmen Geruch und Geschmack annehmen, während er frisch genießbar ist.

Lebertran wird nicht aus Walen, sondern aus der Leber von Fischen, vor allem dem Dorsch bzw. Kabeljau, gewonnen.

Unten stehendes Bild aus einem Werk des 18. Jahrhunderts zeigt die Zubereitung des Waltrans, wie er an den Küsten des Nordmeers (Grönland, Spitzbergen) verbreitet war. Von den Walfangschiffen werden Speckstücke in Fässern angeliefert (a). Im großen Kupferkessel (b) werden sie erhitzt und zum Kochen gebracht (c), so dass man das Fett mit Löffeln abschöpfen und in den Kanal gießen kann. Dort wird das Fett gesiebt (d) und fließt dann durch mehrere mit Wasser gefüllte Tröge, in denen das Fett abkühlt. Zuletzt wird es vom Küfer in Fässer abgefüllt (e). Gemäß Bildinschrift liefert ein Wal 45 bis 50 Quardeelen Tran, was nach heutigen Maßeinheiten grob 5 Tonnen entspricht.

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Die Tranbrennerei aus Abbildliche Geschichte der See-Thiere, Balearum Walfische von J.B. Homann. Nürnberg, ca. 1790

Auf einigen Inselgruppen, wie den Kerguelen und Südgeorgien, wurden die Kessel teilweise mit Pinguinen beheizt, da Bäume vor Ort Mangelware waren und man die Brennstoffvorräte auf den Schiffen schonen wollte.[1]

Niedergang der Tranproduktion

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm der Ertrag aus dem Walfang deutlich ab, da die Walfanggebiete massiv überfischt worden waren. Die langsame Reproduktionsrate der Wale konnte mit der Fangrate durch die Walfänger nicht mithalten. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts diente Tran als Rohstoff zur Margarine-, Kerzen- und Seifenherstellung und als Salbengrundlage für Kosmetika und Pharmazeutika. Als Schmierstoff wurde Waltran noch bis in die 1950er-Jahre verwendet.

Mit dem Aufkommen der Erdölindustrie im späten 19. Jahrhundert wurde der Tran dann zunehmend durch Petroleum ersetzt. Heute sind andere Rohstoffe, überwiegend Pflanzenfette, an seine Stelle getreten. Der Walfang ist heute durch das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs geregelt und in den meisten Staaten verboten.

Heutige Verwendung von Tran und Fischöl

Fischöl wird verwendet[2]

Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel

Fischöl wird auch als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Es besteht zu etwa 30 bis 35 % aus Omega-3-Fettsäuren.[3] Beim Fischöl sind das die für den Menschen wichtige Docosahexaensäure (DHA) und die Eicosapentaensäure (EPA).

Fischöl wird aus dem Fett von fettreichen Meeresfischen wie etwa Lachs oder Sardellen hergestellt.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Brandt: Whale oil: an economic analysis. Food Research Inst., Stanford Univ., Stanford CA 1940.
  • Edward H. Gruger: Fatty Acid Composition of Fish Oils. (PDF; 6,4 MB) United States Department of the Interior, Fish and Wildlife Service, Bureau of Commercial Fisheries, 1967.
  • Friedrich A. Henglein: Grundriss der Chemischen Technik. 9. Auflage. Verlag Chemie, Weinheim/Bergstraße 1955.
  • W. Heimann: Fette und Lipoide (Lipids). Springer, 1969, ISBN 978-3-642-46190-3, S. 122–138.

Weblinks

Commons: Tran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Ehemalige Walfang-Stationen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tran – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Matthias Zepper: Die Tranindustrie. Pinguine.net, 2009; abgerufen am 6. Mai 2012.
  2. Website des Fischmehl- und Fischölherstellers Bioceval abgerufen am 4. Juli 2016.
  3. Nahrungsergänzung – Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA). In: Deutsche Apothekerzeitung. 21. November 2007, abgerufen am 3. März 2021.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Tranoljelampa, Lyse socken, Bohuslän, 1800-tal.JPG
Autor/Urheber: Claus Ableiter, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Tranlampe, braun glasierte Tonware aus dem 19. Jahrnundert, Pfarrei Lyse, Bohuslän - heute im Nordischen Museum Stockholm
Whaling Trypot (Blubber Pot), Simon's Town SA.jpg
Autor/Urheber: Olga Ernst, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wal Trypot (Blubber Pot) in Simon's Town in Südafrika
Tranbrennerei.jpg
Die Gewinnung von Walfisch-Tran, Beschreibung siehe Bild
Whale oil lamp.jpg
Autor/Urheber: Bullenwächter, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Trankrüsel, Tranlampe oder Walratlampe des 18./20. Jahrhunderts. Fotografiert im Dithmarscher Landesmuseum Meldorf, Schleswig-Holstein, Deutschland. Eisenblech mit Baumwolldocht.
FourHuileBaleineTrankessel.JPG
(c) Makemake, CC BY-SA 3.0
Trankessel zum Kochen von Walspeck in Ilulissat, Grönland
Fat structural formulae V3.svg
Triglycerid-Strukturformel