Fiege Logistik

Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG

RechtsformStiftung & Co. KG
Gründung1873
SitzGreven, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Vorstandsvorsitzende: Felix und Jens Fiege
  • weitere Vorstandsmitglieder: Alfred Messink, Martin Rademaker, Peter Scherbel, Stefan Thies
Mitarbeiterzahl19.338 (Jahresdurchschnitt 2020)[1]
Umsatz2,5 Mrd. Euro (2020)[1]
BrancheKontraktlogistik
Websitewww.fiege.com
Stand: 9. März 2020
Unternehmenszentrale am Flughafen Münster/Osnabrück in Greven

Die Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG[2] ist ein deutsches Logistik­unternehmen mit Sitz in Greven. Die Gesellschaft ist das Mutterunternehmen der Fiege-Gruppe.

Geschichte

1873 gründete Joan Joseph Fiege (1835–1905) in Greven ein eigenes Fuhrgeschäft. Nach dem Tod von Joan Joseph Fiege im Jahre 1905 übernahm sein Sohn Josef Fiege das Unternehmen. Er setzte das Geschäft mit der Beförderung von Kolonialwaren fort. Nach der Einweihung des Dortmund-Ems-Kanals im Jahre 1899 übernahm Josef Fiege auch den Transport von Steinen und Baumaterial, die mit Frachtkähnen im Hafen angeliefert wurden.

1924 erwarb das Unternehmen einen gebrauchten VOMAG-Lastwagen. Zwei Jahre danach wurden weitere Lastkraftwagen gekauft. 1929 begann das Unternehmen mit dem Ferntransport.

1938 starb Josef Fiege im Alter von 67 Jahren. Sein Sohn, Josef Fiege jun., übernahm die Geschäfte. Im September 1939 wurde das Unternehmen Fiege vom Oberpräsidenten Westfalens zum „kriegs- und lebenswichtigen Transportunternehmen“ erklärt. Nach 1945 begann Josef Fiege mit dem Wiederaufbau des Unternehmens. Nach seinem Unfalltod im Jahre 1959 übernahmen sein Schwager und seine Schwester, Heinz und Anna Fischbach, die Geschäftsführung. 1967 trat der älteste Sohn von Josef Fiege, Heinz Fiege, in das Unternehmen ein. 1974 folgte ihm sein Bruder Hugo Fiege. Die Brüder bauten das Geschäft weiter aus. Mit dem dreigeschossigen Neubau von Hauptniederlassung und Verwaltung in Reckenfeld und dem daneben erbauten sechseckigen Güterverteilzentrum begann der Wandel vom Speditions- und Transportunternehmen zum Logistikkonzern.

1999 zog Fiege in die neu errichtete Systemzentrale am Flughafen Münster-Osnabrück um.[3]

Im Jahr 2012 wurde beim Ausscheiden von Heinz und Hugo Fiege aus dem Vorstand ein Schritt für die Übergabe des Unternehmens an die fünfte Fiege-Generation vollzogen. Jens Fiege, Sohn von Heinz Fiege, führte ab 2004, zunächst als CEO, den internationalen Geschäftsbereich und ist seit 2009 Mitglied des Vorstands der Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG. Felix Fiege, Sohn von Hugo Fiege, stieg 2008 in die Führungsebene der Unternehmensgruppe als Geschäftsführer des Bereichs Fiege Engineering ein und ist seit 2012 ebenfalls Mitglied des Vorstands.[4] Im Jahr 2019 wurden Stefan Thies und Martin Rademaker in das Führungsgremium berufen, zu dem auch Alfred Messink und Peter Scherbel gehören. Jens Fiege und Felix Fiege übernehmen seitdem den Vorstandsvorsitz.[5]

Im Oktober 2017 hat Fiege ein Logistikzentrum für Zalando in Gryfino nahe Stettin in Polen mit rund 130.000 Quadratmetern Fläche in Betrieb genommen.[6] Außerdem erfolgte die gemeinsame Gründung des Startups Westphalia DataLab mit einem Team der Fachhochschule Münster. Das Start Up beschäftigt sich mit Datenanalyse für Unternehmen.[7]

Am ehemaligen Hauptsitz in Greven-Reckenfeld entstand seit 2017 nach Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen ein 90.000 Quadratmeter großer Logistikstandort. Die offizielle Eröffnung des Mega Centers erfolgte am 30. August 2019 durch Ministerpräsident Armin Laschet. Neben kleineren Kunden werden vor allem eCommerce Dienstleistungen für den Kunden MediaMarktSaturn abgewickelt, für den Fiege seit 2012 in Deutschland sowie seit 2010 in den Niederlanden und Österreich Logistikpartner ist.[8]

Im Herbst 2018 wurde Fiege Kooperationspartner des US-Unternehmens eBay für dessen Multichannel-Fulfillment-Dienst.[9][10]

COVID-19-Pandemie und Kritik

Während der COVID-19-Pandemie übernahm das Unternehmen für das Bundesgesundheitsministerium Aufträge zur Beschaffung, Lagerung und Verteilung von Schutzausrüstung[11][12][13] im Wert von mehr als 100 Millionen Euro.[14] Die Auftragsvergabe erfolgte nicht nach öffentlicher Ausschreibung, sondern direkt an das Unternehmen, das im Nachbarkreis der Heimat des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn sitzt. Das Unternehmen organisierte unter anderem den Transport von Masken aus China nach Deutschland und stellte ein Zentrallager zur Verfügung. Nach Auslieferung von Schutzmasken, die bei Qualitätstests durchgefallen und daher gesperrt waren, musste die Auslieferung zeitweise gestoppt werden. Kritik an der Vergabe kam vor allem aus der Opposition, so äußerte sich Linken-Fraktionsvizepräsident De Masi: „Herr Spahn vergibt freihändig Aufträge und behandelt dabei dreistellige Millionenbeträge wie Trinkgeld.“[14] In der Berichterstattung über den am 25. März 2020 abgeschlossenen Vertrag zur Beschaffung von Masken wurde auf die Nähe des Unternehmens Fiege zur CDU hingewiesen.[15] Hugo Fiege sitzt im Vorstand des Wirtschaftsrats der CDU.[16]

Unternehmensdaten

Die Fiege-Gruppe ist ein Logistikdienstleister mit rund 130 Standorten in 13 Ländern in Europa und dem Fernen Osten. Das Unternehmen betreibt Logistikzentren und verfügt insgesamt circa 4 Millionen Quadratmeter Lager- und Logistikfläche.[17] Als Kontraktlogistiker umfassen die Dienstleistungen die gesamte Warenwirtschaftskette.[18]

Für das Geschäftsjahr 2020 wurden von der Fiege-Gruppe Umsatzerlöse in Höhe von 2,52 Milliarden Euro (Vj.: 1,32 Mrd. Euro) ausgewiesen. 2020 waren durchschnittlich rund 19.338 Arbeitnehmer (Vj.: rund 14.887) in der Unternehmensgruppe beschäftigt.[19]

Veröffentlichungen

Von der Fiege Gruppe herausgegebene Publikationen:

  • Michael Stoffregen-Büller: Aus Westfalen in die Welt. Fiege – Porträt eines Familienunternehmens. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 2000, ISBN 3-402-05172-9 (PDF).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Konzernjahresabschluss zum 31. Dezember 2020 der Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG. In: Bundesanzeiger, 9. März 2022, abgerufen am 20. März 2022.
  2. Eigenschreibweise: FIEGE
  3. [1] Michael Stoffregen-Büller: Aus Westfalen in die Welt. Fiege – Porträt eines Familienunternehmens. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 2000, abgerufen am 28. September 2020.
  4. Geschichte. Website der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG, abgerufen am 28. September 2020.
  5. Fiege erweitert Vorstand In: Wirtschaft-aktuell, 20. Juni 2019, abgerufen am 28. September 2020.
  6. Pressemitteilung der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG, 17. Oktober 2017.
  7. Ein Stück Silicon Valley im Münsterland: Prof. Dr. Reiner Kurzhals und Cornelius gründen das Westphalia DataLab
  8. Pressemitteilung der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG vom 24. Oktober 2017
  9. Christoph Schlautmann: Dieser Familienbetrieb aus dem Münsterland verbündet sich mit Ebay gegen Amazon. In: Handelsblatt, 11. September 2019, abgerufen am 22. September 2020.
  10. eBay führt neue Logistik-Services für Händler ein. eBay Inc., Pressemitteilung, 11. Oktober 2018, abgerufen am 22. September 2020.
  11. Matthias Pieringer: Coronakrise: Fiege verteilt Schutzausrüstung für medizinisches Personal. In: logistik-heute.de. 3. April 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
  12. Markus Grill, Lena Kampf, Georg Mascolo: Beschaffungsstab gebildet: Schutzkleidung künftig von VW? In: www.tagesschau.de. 3. April 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
  13. Fragen und Antworten zur Beschaffung und Qualitätssicherung von Schutzausrüstung in der COVID-19-Pandemie – Welche Beschaffungswege gibt es? Bundesministerium für Gesundheit, 31. Juli 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
  14. a b Thomas Steinmann: Spahns Maskendeals: Bund zahlte 189 Mio. Euro für Nebenkosten. capital.de, 11. März 2021. Abgerufen am 15. März 2021.
  15. Ingo Malcher/Fritz Zimmermann: Der demaskierte Minister, in: Die Zeit Nr. 10, 4. März 2021, S. 2.
  16. Wirtschaftsrat der CDU, Prasidium
  17. Auf einen Blick. Die Fiege Gruppe in Zahlen. Website der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG, abgerufen am 7. April 2022.
  18. Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2018 der Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG. In: Bundesanzeiger, 30. Juli 2019, abgerufen am 2. Oktober 2019.
  19. Konzernjahresabschluss zum 31. Dezember 2020 der Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG. In: Bundesanzeiger, 9. März 2022, abgerufen am 4. April 2022.

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