Feodor Lynen

Feodor Lynen, ca. 1965

Feodor Felix Konrad Lynen (* 6. April 1911 in München; † 6. August 1979 ebenda) war ein deutscher Biochemiker. Für seine Arbeiten zum Cholesterin- und Fettsäuren-Stoffwechsel erhielt er 1964 zusammen mit Konrad Bloch den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Leben

Feodor Lynen war der Sohn des ordentlichen Professors für Maschinenbau Wilhelm Lynen und seiner Ehefrau Frieda geb. Prym und besuchte die Luitpold-Oberrealschule[1][2] in München. Zwischen 1930 und 1934 studierte Lynen Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, arbeitete nach der beim Nobelpreisträger Heinrich Wieland auf dem Gebiet der Biochemie erfolgten Promotion 1937–1942 als Stipendiat der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft[3] im Chemischen Laboratorium der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und habilitierte sich 1941. Eine Behinderung am Bein infolge eines Unfalls bewahrte Lynen vor dem Einzug als Soldat in die Wehrmacht.[4]

Seit 1942 als Dozent Abteilungsleiter für Biochemie des Chemischen Staatslaboratoriums der Universität München, wurde er 1947 außerordentlicher und 1953 ordentlicher Professor. 1954 wurde Lynen Direktor des Instituts für Zellchemie an der damaligen Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie.[5] Dieses Institut für Zellchemie wurde 1956 in das selbständige Max-Planck-Institut für Zellchemie (München) umgewandelt, zu dessen Direktor Lynen berufen wurde. Im folgenden Jahr übernahm Lynen das Ordinariat für Biochemie der Universität München.

Das MPI für Zellchemie ging 1972 im Max-Planck-Institut für Biochemie auf, das 1972/73 in Martinsried bei München neu gegründet wurde. Ab 1972 bis zu seiner Emeritierung 1979 war Lynen Direktor der Abteilung Enzymchemie und Stoffwechsel am Max-Planck-Institut für Biochemie. Von 1974 bis 1976 war er zudem Geschäftsführender Direktor des Instituts.

Als einer der bedeutendsten deutschen Biochemiker des 20. Jahrhunderts arbeitete Lynen über den Phosphatkreislauf und den Pasteur-Effekt, vor allem aber über den Mechanismus und die Regulierung des Cholesterin- und Fettsäurestoffwechsels. 1951 gelang ihm die Isolierung aktivierter Essigsäure (Acetyl-Coenzym A) aus Hefezellen, 1958 identifizierte er Isopentenylpyrophosphat als Baustein der Terpene und des Cholesterins. Mit der Isolierung der „aktivierten Essigsäure“ stellte er die Grundlage zur klinischen Erforschung von Fettstoffwechselstörungen etwa bei Diabetes mellitus oder der Entstehung der Arteriosklerose bereit.

Lynens Grab auf Gut Rieden

Feodor Lynen war mit Eva Wieland verheiratet, der Tochter seines Doktorvaters Heinrich Wieland[6][7]. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, seine älteste Tochter wurde ebenfalls Chemikerin.

Feodor Lynen liegt auf dem Friedhof der Filialkirche St. Peter und Paul des Starnberger Ortsteils Rieden begraben.

Auszeichnungen und Ehrungen

Mitgliedschaften

Auszeichnungen (Auswahl)

Namensgebungen

Gedenkstein in der Feodor-Lynen-Straße in Hannover

Nach Feodor Lynen wurden benannt:

  • der Lynen-Zyklus, der für die Biosynthese von Ketonkörpern zuständige Stoffwechselweg
  • das Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg (seit 1980)
  • die Feodor-Lynen-Straße in Hannover (nahe der Medizinischen Hochschule)[14]
  • die Feodor-Lynen-Straße in München-Großhadern (seit 1996)[15]
  • die Feodor-Lynen-Straße in Planegg
  • der Feodor-Lynen-Steig in seinem langjährigen Wohnort Starnberg
  • das Feodor-Lynen-Forschungsstipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, der er von 1975 bis 1979 als Präsident vorgestanden hatte
  • der Lynen-Hörsaal der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Schriften (Auswahl)

  • Über chemische Baupläne des Lebendigen. München 1966.
  • mit Otto Wieland und H. Mehnert: Biochemie und Klinik des Insulinmangels. Stuttgart 1971.
  • Life, Luck and Logic in Biochemical Research. 1969; auch in: Perspectives in Biology and Medicine. Band 12, 1972, S. 204–218.

Literatur

  • Lothar JaenickeLynen, Feodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 588–590 (Digitalisat).
  • Heike Will: „Sei naiv und mach’ ein Experiment.“ Feodor Lynen: Biographie des Münchner Biochemikers und Nobelpreisträgers. Wiley-VCH, Weinheim 2011, ISBN 978-3-527-32893-2.
  • Kaiser-Wilhelm- / Max-Planck-Institut für Biochemie (Max Planck Institute for Biochemistry), in: Eckart Henning, Marion Kazemi: Handbuch zur Institutsgeschichte der Kaiser-Wilhelm-/ Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 1911–2011 – Daten und Quellen, Berlin 2016, 2 Teilbände, Teilband 1: Institute und Forschungsstellen A–L (online, PDF, 75 MB), Seite 187–224 (Chronologie des MPI für Biochemie, an dem Lynen tätig war)
  • Max-Planck-Institut für Zellchemie in: Eckart Henning, Marion Kazemi: Handbuch zur Institutsgeschichte der Kaiser-Wilhelm-/ Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 1911–2011 – Daten und Quellen, Berlin 2016, 2 Teilbände, Teilband 2: Institute und Forschungsstellen M–Z (online, PDF 75 MB) Seite 1693–1696 (Chronologie des MPI für Zellchemie, das für Lynen eingerichtet wurde).
Commons: Feodor Lynen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Luitpold-Gymnasium – 125 Jahre auf einen Blick. Abgerufen am 14. Juli 2021 (Eintrag für das Jahr 1964).
  2. Erich Hage (Hrsg.): 1891–1991 Luitpold-Gymnasium München. Festschrift zum Jubiläum. München 1991, S. 63.
  3. Dr. Feodor Lynen bei GEPRIS Historisch. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 1. Juni 2021 (deutsch).
  4. Will 2011, S. 21.
  5. Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. 1969, Hrsg. Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., München 1969, S. 46.
  6. Heinrich Wieland. The Nobel Prize in Chemistry 1927. Nobel Foundation, abgerufen am 4. Januar 2010.
  7. Feodor Lynen. The Nobel Prize in Physiology or Medicine 1964. Biography. Nobel Foundation, abgerufen am 4. Januar 2010.
  8. Mitgliedseintrag von Feodor Lynen (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 10. Februar 2016.
  9. Mitgliedseintrag von Feodor Lynen (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 10. Februar 2016.
  10. Member History: Feodor Lynen. American Philosophical Society, abgerufen am 23. November 2018.
  11. Deutsche Biographie: Lynen, Feodor
  12. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 4. Januar 2020.
  13. Wilhelm Normann Medaille auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft.
  14. Feodor-Lynen-Straße strassenkatalog.de
  15. Feodor-Lynen-Straße muenchen.de

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Gedenkstein in der Feodor-Lynen-Straße Hannover.jpg
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Gedenkstein in der Feodor-Lynen-Straße (Hannover)
Feodor Lynen with pipette.jpg
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Feodor Lynen, Bild-Nr. 8, mit Pipette, undatiert, Aufnahme von Huttig-Foto/Starnberg
Grab Feodor Lynen - Friedhof bei St. Peter und Paul (Starnberg).JPG
Autor/Urheber: Flo Sorg, Lizenz: CC0
Grab des Nobelpreisträgers Feodor Lynen im Friedhof von St. Peter und Paul (Starnberg)