Felix von Papen

Felix Maria Michael von Papen-Wilbring (* 12. Mai 1910 in Diedenhofen; † 7. April 1945 in Jena) war ein deutscher Widerständler.

Leben und Tätigkeit

Sippschaftstafel Franz von Papen (Köningen) zu Felix Anton von Papen (Wilbring 1)

Papen entstammte der Adelsfamilie von Papen und war Sohn von Felix Anton von Papen (1871–1956).[1] Der Reichskanzler Franz von Papen war durch die Überkreuz-Ehen ihrer Großeltern Vetter von Felix Anton und somit Onkel I. Grades von Felix.[2] Mütterlicherseits (Maria Scholten) war er niederländischer Abstammung.

Über seinen Werdegang bis 1933 ist nur wenig bekannt. Zu Beginn der 1930er Jahre lebte er als Wirtschaftsjournalist und Bankkaufmann in Berlin, wo er in preußisch-monarchistischen und großbürgerlichen Kreisen verkehrte.

Im Dezember 1933, nicht ganz ein Jahr nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten, wurde Papen wegen monarchistischer Umtriebe verhaftet. Er verbrachte zunächst einige Wochen im KZ Columbiahaus in Berlin, bevor er am 11. Januar 1934 als Schutzhäftling ins KZ Oranienburg eingeliefert wurde. Von dort wurde er in das KZ Lichtenburg überwiesen. In beiden Lagern, insbesondere aber in Oranienburg, war Papen schweren Misshandlungen ausgesetzt: Gleich bei seiner Ankunft im Lager wurde er im Registraturzimmer von SA-Angehörigen unter Aufsicht des Obersturmführers Hans Stahlkopf brutal verprügelt, wobei ihm das Steißbein zerschlagen wurde. In der ersten Zeit seiner Gefangenschaft in Oranienburg musste Papen Streichhölzer, Zigarettenstummel und Papierfetzen aufsammeln. Aufgrund seiner adeligen Herkunft wurde Papen weiterhin häufig schikaniert und misshandelt. So wurde er wochenlang in Einzelhaft gehalten und durfte seine Zelle selbst zum Austreten nicht verlassen, so dass er gezwungen war, einen Karton für seine Notdurft zu verwenden. Er unternahm schließlich einen Suizidversuch. Während der letzten Wochen seiner Haft in Oranienburg war er als Schreiber tätig.

Nach seiner Freilassung fasste Papen die Eindrücke seiner Haftzeit wie folgt zusammen:

„Den furchtbaren inneren Kampf, den ich bei solchen entwürdigenden Szenen durchzumachen hatte, kann ich kaum beschreiben. Wie soll ich es nur sagen? Ich schäme mich zu leben und all dies eingesteckt zu haben. Ich schäme mich für alle andern, die ebenfalls diese Erbärmlichkeiten über sich ergehen lassen mussten. Ich werde wohl nie in meinem Leben darüber hinwegkommen. Ich hätte mich wehren müssen, obwohl ich die absolute Gewissheit hatte, dass man mich beim geringsten Widerstand wie einen Hund über den Haufen schießen würde. Man wartete ja nur darauf. Warum tat ich es nicht? Gibt es dafür überhaupt eine Entschuldigung? Ja und Nein! Meist war ich so fertig, dass an ein Aufbäumen gar nicht mehr zu denken war. Ich war am Rande des Wahnsinns.“

Am 14. Juli 1934 wurde von Papen für zwei Wochen ins KZ Lichtenburg überführt und dann freigelassen. Nach der Freilassung musste er sich bei der Polizei in Berlin zwei Mal in der Woche melden. Nach einiger Zeit wurde er erneut verhaftet, da er angeblich über das KZ Oranienburg in der Öffentlichkeit gesprochen hatte. Nach seinem zweiten Selbstmordversuch wurde er wieder freigelassen. Von Papen war selbst auf seinem Besitz in Berlin-Kladow nicht mehr sicher; ständig wurde er beobachtet, auch besuchten ihn immer wieder entlassene Schutzhäftlinge, die ihn an die furchtbare Zeit im KZ Oranienburg erinnerten. All dem wollte er entrinnen und siedelte am 2. Februar 1936 nach München über.

Nach seiner Entlassung aus dem Lager versuchte Papen wiederholt, eine Audienz bei Hitler zu erhalten, um diesen mit den Zuständen in den Konzentrationslagern zu konfrontieren. Als dies nicht gelang, forderte er ihn in einem Brief vom 19. August 1937 auf, „sich entweder mit den sadistischen Ausschreitungen und der Freiheitsberaubung identisch zu erklären, oder aber ihm durch eine Entschädigung und Entschuldigung sein Recht wieder zu geben.“

Im Januar 1938 verließ Papen Deutschland. Er ließ sich mit seiner Familie in den Niederlanden nieder. Noch im selben Jahr veröffentlichte er das Buch Ein von Papen spricht..., in dem er seine Erlebnisse in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern schilderte und das System der Lager anprangerte. Aufgrund der Verwandtschaft des Verfassers zu dem ehemaligen Reichskanzler und Vizekanzlers Hitlers fand das Werk große Beachtung. Außer als eigenständiger Band wurde Papens Erlebnisbericht auch in serialisierter Form in der von Willi Münzenberg herausgegebenen Zeitung Die Zukunft veröffentlicht.

Von den NS-Behörden wurde Papen aufgrund seines Buches als Staatsfeind eingestuft und noch 1938 in Deutschland ausgebürgert. Seine Ausbürgerung, zu der ihm sein Onkel Franz von Papen verhalf, wurde im Reichsanzeiger bekannt gegeben.[3]

Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde Papen denunziert, im Jahre 1941 verhaftet und 1942 als politischer Häftling ins KZ Buchenwald verbracht. Im August 1943 wurde er zur Behandlung einer Depression in die Nervenklinik Jena eingewiesen – er blieb Häftling. Der behandelnde Arzt, der Psychiater Berthold Kihn, war tief in Euthanasie-Verbrechen verstrickt. Wenige Tage vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen starb Felix von Papen in der Nervenklinik. Das Todesdatum und die Euthanasiepraxis unter Kihn legen den Verdacht nahe, dass er ermordet wurde.[4] Er hinterließ eine Frau und drei Kinder. Auf dem Friedhof Werl in Westfalen wurde am 28. September 2014 für den NS-Gegner Felix von Papen ein Gedenkstein aufgestellt.[5]

Archivarische Überlieferung

Im Schweizer Bundesarchiv wird eine Akte über Papen verwahrt (E4320B#1991/243#758*).

Schriften

  • Ein von Papen Spricht … über seine Erlebnisse im Hitler Deutschland, Nijmegen 1938. (Neuauflage 1939, 1945) OCLC 20918639
  • Ein von Papen spricht… (Elektronische Ressource): über seine Erlebnisse im Hitler-Deutschland/(Felix von Papen) Digitalisat
  • Felix von Papen. Een von Papen vertelt. Prometheus, Amsterdam 2017, ISBN 978-90-446-3416-7.

Literatur

  • Reiner Möckelmann: Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-8053-5026-6, S. 282–289
  • Hans-Joachim Fieber, Oliver Reschke: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945: Ein biographisches Lexikon, Band 12 (Zweiter Ergänzungsband, Buchstaben K bis Z), Trafo-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89626-368-4, S. 146.
  • Erwin Nippert: Prinz-Albrecht-Strasse 8, Militärverlag der DDR, Berlin 1988. ISBN 978-3-327-00642-9.
  • Johannes Tuchel: Konzentrationslager. Organisationsgeschichte und Funktion der „Inspektion der Konzentrationslager“ 1934–1938. (= Schriften des Bundesarchivs, Band 39). Oldenbourg, München 1991, ISBN 3-7646-1902-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Felix von Papen – Een Von Papen spreekt: over zijn ervaringen in Hitler-Duitsland. Een uniek oorlogsdocument. Prometheus, 2017, ISBN 978-90-446-3417-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Aus dem Deutschen (Ein Von Papen spricht …) übersetzt von Janneke Panders).
  2. Sippschaftstafel Franz von Papen (Köningen) zu Felix Anton von Papen (Wilbring 1)
  3. Michael Hepp/Hans Georg Lehmann: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–45 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen, 1985, S. 192.
  4. Totenbuch – KZ Buchenwald: Felix von Papen In: buchenwald.de, abgerufen am 30. Januar 2019.
  5. Reiner Möckelmann: Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall, S. 289

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Helmut von Papen

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