Felix Bressart

Felix Bressart (* 2. März 1892 oder 1895[1] in Eydtkuhnen, Ostpreußen; † 17. März 1949 in Los Angeles, Kalifornien) war ein deutscher Schauspieler.

Leben

Nach acht Monaten Schauspielunterricht bei Maria Moissi in Berlin gab er im Herbst 1914 sein Debüt am Stadttheater Würzburg, wo er 1915 auch sein erstes Engagement erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg unternahm er eine Theatertournee durch Bayern, 1922 kam er an das Deutsche Theater Hannover, 1922 an das Albert-Theater in Dresden, 1925 an das Wiener Theater in der Josefstadt unter Max Reinhardt. 1927 wechselte er nach Berlin und spielte dort im Theater in der Königgrätzer Straße, wo er 1930 mit Das Geld auf der Straße unter Victor Barnowsky seinen Durchbruch feierte.[1] Ab 1932 spielte er am Deutschen Künstlertheater und an der Volksbühne,[2] 1933 im Komödienhaus und am Kabarett der Komiker.

Ab 1930 wirkte er in zahlreichen Filmkomödien mit. Nachdem er in dem Musikfilm Die Drei von der Tankstelle als nicht zu erweichender Gerichtsvollzieher aufgetreten war, erhielt er in der Militärkomödie Drei Tage Mittelarrest die Hauptrolle als Füsilier Nowotni. In Der Herr Bürovorsteher (1931) verkörperte er den pedantischen Bürovorsteher Reißnagel. Bressarts Popularität als Filmschauspieler, gemessen an der Gagenhöhe, bewegte sich 1931 im Bereich von Hans Albers: Konnte Albers für eine Filmserie 60.000 Reichsmark pro Rolle lukrieren, waren es 50.000 Reichsmark bei Bressart.[3] Im selben Jahr lehnte Bressart Angebote für sechs nach dem Muster von Drei Tage Mittelarrest und Der Schrecken der Garnison geplante Militärschwänke ab, obwohl ihm 100.000 Reichsmark geboten wurden, weil er an der in seinen Augen „verheerenden Seuche der Militärfilme“ nicht weiter mitwirken wollte.[4]

1932 wurde Bressart neben Lizzi Waldmüller für eine in Amsterdam, Den Haag und Scheveningen gastierende Revue verpflichtet.[5] Im Sommer 1932 wurde er nach dem Preußenschlag, der zu restriktiven Maßnahmen in der Besetzungspraxis wie etwa dem Abbau ausländischer Schauspieler führte, von der Berliner Filmwirtschaft nicht mehr eingesetzt, Gerüchten zufolge wegen seiner jüdischen Herkunft.[6] Bressart ging nach Wien, wo er am 9. Dezember des Jahres am Deutschen Volkstheater unter der Regie von Herbert Furreg (1897–1958) (Bühne: Alfred Kunz) in Viktor Wittners (1896–1949) Ein Herr Herbst als Gast erfolgreich[7] debütierte.[8] Am 17. Juni 1933 gastierte er am Neuen Deutschen Theater Prag in Fritz Friedmann-Frederichs Hosemanns Söhne („Der Dickkopf“) an der Seite von Adele Sandrock.[9]

Nach Hitlers Machtergreifung 1933 emigrierte er in die Schweiz, von 1934 bis Anfang 1937 nach Wien, wo er wieder im Ensemble der Josefstadt (unter anderem unter Otto Preminger) wirkte,[10] und Budapest. Weitere Stationen waren Amsterdam, Paris und 1938 die USA. In Hollywood konnte Bressart sich im Gegensatz zu den meisten Emigranten eine erfolgreiche Filmkarriere aufbauen, er stand als Darsteller von substanziellen Nebenrollen unter Studiovertrag bei MGM. 1939 spielte er eine seiner bedeutendsten Rollen in Ernst Lubitschs Ninotschka als verunsicherter sowjetischer Politkommissar Buljanoff an der Seite von Alexander Granach und Sig Ruman. In den folgenden Jahren trat Bressart noch in zwei weiteren Komödien Lubitschs auf: In Rendezvous nach Ladenschluß (1940) verkörperte er einen nervösen Ladenverkäufer, und in Sein oder Nichtsein (1942) war er als erfolgloser Kleindarsteller zu sehen, der in einer dramatischen Szene den Shylock rezitieren darf.

Bressart, verheiratet mit Frieda Lehner, wurde in Amerika zum Doktor der Medizin promoviert und arbeitete neben seiner Schauspielertätigkeit als Heilpraktiker. Er starb während der Dreharbeiten zum Film My Friend Irma mit Dean Martin und Jerry Lewis an Leukämie.[11]

Seine Grabstätte ist auf dem Hollywood Forever Cemetery zu finden.

Filmografie

Theater

Tondokumente

  • Potpourri aus der Operette “Meine Schwester und ich”. Text und Musik: Ralph Benatzky. Mit Felix Bressart, Liane Haid, Oskar Karlweis, Margarete Schlegel und der Lewis Ruth Band. Teil I und II. Electrola E.H. 501, HMV A.N. 534 (mx. CLR 6384-II, 6385-II), aufgenommen in Berlin, Beethoven-Saal, 22. Mai 1930[12]
  • Der Herr Bürovorsteher telephoniert. Lustige Szene aus dem Tonfilm 'Der Herr Bürovorsteher' (auch: ‘Konto X’). Text von Charlie Roellinghoff und Felix Bressart. Mit Felix Bressart. Parlophon B 48 073-I (mx. 133.211), aufgenommen in Berlin, Lindström-Studio 1, 7. September 1931[13]
  • Felix Bressart auf der Polizei. Humoristische Szene. Text von Roellinghoff und Bressart. Mit: Felix Bressart und Charlie Roellinghoff. Parlophon B 48 073-II (mx. 133.212), aufgenommen in Berlin, Lindström-Studio 1, 7. September 1931[14]
  • Meine Liebe blüht alle Jahre auf’s Neu! Walzerlied aus dem Tonfilm ‘Holzapfel weiß alles’. Musik: Hans J. Salter. Text: Charlie Roellinghoff. Felix Bressart mit Paul-Godwin-Orchester und Instrumental-Effekten. Grammophon 24 537-A (mx. 4679 ½ BD III), aufgenommen in Berlin, Schumann-Saal, ca. März 1932[15]
  • Goldblondes Kätchen. Foxtrot aus dem Tonfilm ‘Der Glückszylinder’ (auch: ‚Goldblondes Mädchen, ich schenk Dir mein Herz’). Musik: Bruno Granichstaedten. Text: Rudolf Bernauer. Felix Bressart mit Paul Godwin-Orchester. Grammophon 24 537-B (mx. 4680 BD III), aufgenommen in Berlin, Schumann-Saal, ca. März 1932[16]

Literatur

  • Hans-Michael Bock (HMB): Felix Bressart – Schauspieler, in CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 2 (1984)
  • Maria Hilchenbach: Kino im Exil – die Emigration deutscher Filmkünstler 1933–1945. (= Kommunikation und Politik. Band 14). Verlag Saur, 1982, S. 171 und 236
  • Ferdinand Kahn: 600 Sekunden mit Felix Bressart. In: Aufbau. 10. Jahrgang, Nummer 37, 28. November 1947, S. 16, (online) (Interview mit Felix Bressart 1944).
  • Kay Weniger: ‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben ...‘ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945: Eine Gesamtübersicht. Acabus Verlag, 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 10, 23, 37–38, 42, 51, 100, 114, 416, 449, 494 u. 666.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 549 f.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Komiker sind ernste Leute! So auch: Felix Bressart. In: Illustrierte Wochenpost, Nr. 47/1932 (V. Jahrgang), 18. November 1932, S. 15, oben links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwp
  2. Hugo Engelbrecht: Berliner Theater. In: Wiener Zeitung, Nr. 63/1932, 16. März 1932, S. 7, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  3. Wie ich zum Film kam. Der Sprung eines Linzers in die Welt des Scheins. In: Tages-Post, Sonntagsblatt, Nr. 228/1931 (LXVII. Jahrgang), 3. Oktober 1931, S. 7, Spalte 4 oben. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  4. Die Welt des Films. (…) Rund um den Film. In: Arbeiter-Zeitung, Nr. 273/1931 (XLIV. Jahrgang), 4. Oktober 1931, S. 19, Spalten 3 und 4. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  5. Theater, Kunst und Musik. (…) Lizzi Waldmüller in Holland. In: Reichspost, Nr. 163/1932 (XXXIX. Jahrgang), 12. Juni 1932, S. 13 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  6. Numerus clausus für Begabung: Bressart, Abraham, Stolz – abgebaut. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, Nr. 34/1932 (LXX. Jahrgang), 22. August 1932, S. 6. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsz
  7. D. B.: Kunst und Wissen. (…) Deutsches Volkstheater. In: Arbeiter-Zeitung, Nr. 342/1932, 11. Dezember 1932, S. 9, unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze;
    Richard Wiener: Mysterium der Post. „Ein Herr Herbst“ von Victor Wittner. Uraufführung im Wiener Deutschen Volkstheater. In: Prager Tagblatt, Nr. 292/1932 (LVII. Jahrgang), 11. Dezember 1932, S. 6, Spalte 1. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  8. Das Dezemberprogramm des Volkstheaters und Raimundtheaters. In: Wiener Zeitung, Nr. 273/1932, 26. November 1932, S. 5, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  9. Neues Theater. In: Prager Tagblatt, Nr. 141/1933 (LVIII. Jahrgang), 17. Juni 1933, S. 18, Spalte 4 unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  10. W. v. B.: Theater. „Die Prinzessin auf der Leiter“ (…). In: Wiener Salonblatt, Nr. 17/1934 (LXV. Jahrgang), 12. August 1934, S. 8, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsb
  11. Felix Bressart bei Allmovie
  12. anzuhören auf youtube
  13. anzuhören auf youtube
  14. anzuhören auf youtube
  15. anzuhören auf youtube
  16. anzuhören auf youtube