Feldlerche

Feldlerche

Feldlerche (Alauda arvensis)
Gesang der Feldlerche

Systematik
Unterklasse:Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung:Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung:Singvögel (Passeri)
Familie:Lerchen (Alaudidae)
Gattung:Alauda
Art:Feldlerche
Wissenschaftlicher Name
Alauda arvensis
Linnaeus, 1758

Die Feldlerche (Alauda arvensis) ist eine Vogelart aus der Familie der Lerchen (Alaudidae). Diese mittelgroße Lerchenart besiedelt fast die gesamte Paläarktis von Irland und Portugal bis Kamtschatka und Japan. Sie bewohnt nicht zu feuchte, weiträumige Offenflächen aller Art mit niedriger und gerne lückenhafter Vegetation und ist in Mitteleuropa weitgehend an landwirtschaftlich genutzte Flächen gebunden. Die Art ist je nach geografischer Verbreitung Standvogel bis Kurzstreckenzieher. Die Feldlerche ist in Europa ein sehr häufiger Brutvogel und gilt trotz teilweise deutlicher Bestandsrückgänge in Teilen des Verbreitungsgebietes weltweit als ungefährdet.

In den Jahren 1998 und 2019 wurde die Feldlerche in Deutschland zum „Vogel des Jahres“ gekürt.[1][2]

Beschreibung

Eine Feldlerche am Boden; gut erkennbar sind die gestreifte Brust und der weiße Bauch

Feldlerchen sind mittelgroße, schlanke Lerchen mit recht langen Flügeln, einer beim Männchen aufstellbaren leichten Haube, kräftigem Schnabel, relativ langem Schwanz und langer Hinterkralle (Hinterzehennagel), dem sogenannten Lerchensporn. Die Körperlänge des Vogels beträgt 16 bis 18 cm bei einem Gewicht von 30 bis 45 g[3]. Die Grundfarbe der Oberseite ist beige bis rötlichbraun. Oberkopf und Rücken einschließlich Bürzel sind auf diesem Grund fein schwarzbraun längsgestreift und gestrichelt. Die obere Brust und die Flanken sind auf gelblich weißem oder hell bräunlichem Grund deutlich dunkel längsgestreift und gestrichelt, der übrige Bauch und die Flanken sind weiß.

Die Flügelspannweite reicht von 30 bis 35 cm[3]. Die Schwingen sind dunkel graubraun, die inneren Handschwingen und die Armschwingen haben eine schmale weißliche Endbinde. Der Schwanz ist graubraun, bei der von innen nach außen gezählt fünften Steuerfeder ist die Außenfahne schmal weißlich gesäumt, bei der äußersten (sechsten) Steuerfeder ist die Außenfahne fast vollständig weißlich und auch die Innenfahne auf der distalen Hälfte überwiegend weißlich.

Der gelblich weiße, kräftige Überaugenstreif endet an der Hinterkante der Ohrdecken. Diese sind kräftig rotbraun und hell umgrenzt. Der Bartstreif ist breit weiß, der schwach ausgebildete Kinnstreif ist dunkel graubraun, die Kehle weiß.

Die Beine sind hellbraun. Der Schnabel ist hornfarben, der Unterschnabel ist an der Basis aufgehellt. Die Iris ist bei adulten Feldlerchen dunkelbraun, im Jugendkleid hellbraun.

Lautäußerungen

Singflug der Feldlerche

Der Vogelgesang wird von den Männchen überwiegend im Singflug vorgetragen; seltener und dann kürzer vom Boden aus. Er ist lang und über 3 bis 15 Minuten anhaltend und besteht aus einer schnellen, ununterbrochenen Folge von abwechselnd und zum Teil rhythmisch wiederholten rollenden, trillernden oder zirpenden Tönen, in die gelegentlich Imitationen (z. B. von Turmfalken) eingeflochten werden. Mit solchen Singflügen, die für Brüter in offenem Gelände charakteristisch sind und der Markierung des Reviers dienen, ersetzt das Männchen die in dieser Landschaft fehlenden Singwarten[3]. Die Männchen singen ab Ende Januar bis Mitte oder Ende Juli von der Morgendämmerung bis zum Abend. Weibchen singen ebenfalls, jedoch leiser als die Männchen und am Boden sitzend.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung der Feldlerche:
  • Brutgebiete
  • Ganzjähriges Vorkommen
  • Migration
  • Überwinterungsgebiete
  • Einführungsgebiete
  • Population wahrscheinlich erloschen & eingeführt
  • Die Feldlerche besiedelt fast die gesamte Paläarktis. Das Verbreitungsgebiet reicht in West-Ost-Richtung von Irland und Portugal bis Kamtschatka und Japan. In Nord-Süd-Richtung reicht das Areal von der Nordspitze Norwegens bis Nordafrika, bis zur Südspitze Italiens einschließlich Sizilien und bis in den Norden Griechenlands; weiter östlich von 68–69° N bis in den Südosten der Türkei, mit isolierten Vorkommen bis in die Gebirge Zentralasiens und den Tian Shan, in die Mongolei und bis Nordkorea.

    Sie bewohnt nicht zu feuchte, weiträumige Offenflächen mit niedriger und gerne lückenhafter Vegetation aus Gräsern und Kräutern. In Mitteleuropa ist sie weitgehend an landwirtschaftlich genutzte Flächen gebunden, die Hauptbruthabitate sind gedüngte Wiesen, Weiden und Äcker.

    Eine Feldlerche mit Beute in ihrem Schnabel

    Ernährung

    Die Nahrung besteht sowohl aus tierischen als auch aus pflanzlichen Bestandteilen. Im Sommer werden vor allem Insekten gefressen, aber auch andere Wirbellose wie Spinnen, kleine Schnecken und Regenwürmer. Im Winter ernähren sich Feldlerchen überwiegend pflanzlich von Samen, Keimlingen, frisch austreibenden Gräsern und kleinen Blättern.

    Fortpflanzung

    Eier einer Feldlerche
    Nest mit schlüpfenden Feldlerchen
    Nest mit schlüpfenden Feldlerchen

    Das Nest wird am Boden versteckt angelegt, bevorzugt in Bereichen mit einer 15 bis 25 cm hohen Vegetation und einer Bodenbedeckung von 20 bis 50 %. Es besteht aus einer selbstgescharrten, bis 7 cm tiefen Mulde, die mit feinem pflanzlichen Material ausgekleidet wird. Die Eiablage erfolgt in Mitteleuropa frühestens Mitte oder Ende März, meist aber erst ab Mitte April. Zweitbruten sind in Mitteleuropa häufig, selten wurden Drittbruten nachgewiesen. Die letzten Gelege werden Mitte Juli bis Anfang August begonnen. Das Gelege besteht aus 2 bis 6 Eiern, die auf weißlichem bis hell bräunlichem Grund dicht grau bis bräunlich gefleckt sind. Die Brutzeit dauert 11 bis 12 Tage. Die Bebrütung erfolgt ausschließlich durch das Weibchen, auch die Nestlinge werden bis zum Alter von 5 Tagen nur vom Weibchen gehudert, danach aber von beiden Eltern gefüttert. Die Jungvögel verlassen mit 7 bis 11 Tagen das Nest und können nach 15 bis 20 Tagen schon kurze Strecken fliegen, nach 30 Tagen sind sie selbständig. Die Geschlechtsreife wird im ersten Lebensjahr erreicht.

    Verhalten und Flug

    Während der Brutzeit lebt die Feldlerche paarweise. Das Männchen verteidigt das Revier mit seinem Gesang gegen Artgenossen. Nach der Brutzeit bilden die Vögel oft große Schwärme, um in wärmere Regionen auszuweichen. Der Flug der Feldlerche ist sehr spezifisch. Der Vogel klettert sprichwörtlich an seinem Lied empor. Dabei steigt er unentwegt trillernd im Spiralflug in Höhen zwischen 50 und 100 Meter, verharrt lange Zeit in der Luft und fliegt dann plötzlich wieder herab, das letzte Stück mit angelegten Flügeln. Seinen Gesang unterbricht er dabei nicht. Kurz über dem Boden entfaltet er seine Flügel und fängt den Sturzflug ab.[3]

    Wanderungen

    Die Art ist je nach geografischer Verbreitung Standvogel bis Kurzstreckenzieher. Die Feldlerchen nördlich und östlich der 0-°C-Januar-Isotherme ziehen im Herbst nach Südwesteuropa, in den Mittelmeerraum, nach Afrika bis an den Nordrand der Sahara und nach Vorderasien. Südlich und westlich dieser Isotherme verstreichen die Tiere oder machen nur sehr kurze Wanderungen. In Gebieten ohne länger liegende Schneedecke, wie in Großbritannien und Irland sowie in Westeuropa, bleiben die Tiere ganzjährig. Der Wegzug skandinavischer Vögel beginnt Mitte September und erreicht Mitte Oktober seinen Höhepunkt. Der Heimzug beginnt Ende Januar bis Mitte Februar, gipfelt im März und endet Anfang Mai. In Mitteleuropa werden die Brutgebiete je nach Witterung meist Mitte Februar bis Anfang März besetzt, bei Kälteeinbrüchen kommt es zu Umkehrzügen.

    Bestand und Gefährdung

    Die Feldlerche ist der häufigste Offenlandvogel Mitteleuropas. Gesicherte Angaben zum Weltbestand gibt es nicht, die IUCN gibt als grobe Schätzung allein für den europäischen Bestand 40 bis 80 Mio. Brutpaare an. Der Bestand in Deutschland wurde für 2008 auf 2,1 bis 3,2 Mio. Paare geschätzt, die Art war damit die neunthäufigste Brutvogelart.[4]

    Lerchenfenster in einem Getreidefeld bei Ostbevern

    Vor allem die starke Intensivierung der Landwirtschaft führte in Europa seit den 1970er Jahren zu starken Bestandsrückgängen, sodass die Bestände in Deutschland teils dramatisch um 50 bis 90 Prozent zurückgingen.[3] Weitere Gefährdungsursachen sind die Versiegelung der Landschaft und direkte Bejagung wie etwa in Südwestfrankreich. In Deutschland hat der Bestand zwischen 1980 und 2005 um etwa 30 Prozent abgenommen; die Feldlerche steht hier in der Roten Liste in Kategorie 3 („gefährdet“).[5] Weltweit ist die Art laut IUCN jedoch ungefährdet.

    Als Gründe des Bestandrückgangs wurden in Deutschland, neben dem Verlust von Lebensräumen durch Überbauung für Verkehr, Siedlungen und Gewerbe, hauptsächlich die anhaltende Intensivierung der Landbewirtschaftung ausgemacht. Es kam in den letzten Jahrzehnten zur Beseitigung von Rainen und Brachen. Die Bewirtschaftungsschläge wurden immer mehr vergrößert. Es kam zur Einengung der Fruchtfolge mit verstärktem Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Ungünstig ist auch der verstärkte Anbau von Mais, beispielsweise zur Nutzung als Energiepflanze, in dem Feldlerchen nicht brüten.[6]

    Artenhilfsmaßnahmen

    Eine Maßnahme zum Schutz der Lerchen ist die Anlage von sogenannten Lerchenfenstern. Dabei werden nach einer in England entwickelten Methode kurze Streifen auf den Feldern bei der Aussaat von Raps oder Wintergetreide ausgelassen. Die Lerchen können dann dort ihre Nester anlegen und werden nicht vom aufwachsenden Getreide bei An- und Abflug behindert. Daher sind zwei bis drei Bruten pro Jahr in diesen Streifen möglich. Von der Maßnahme können auch andere Bodenbrüter profitieren.

    Untersuchungen an Lerchenfenstern zeigten, dass messbare Erfolge für Feldlerche und andere Feldvögel teilweise ausblieben. In der Hellwegbörde zeigten sich hingegen eindeutige Erfolge bei geschaffenen Ackerbrachen, mit Luzerne begrünten Brachen und bei extensiv angebauten Sommergetreide und Winterweizen. Bei extensiv genutzten Sommergetreide und Winterweizen werden die Saatreihenabstände verdoppelt und es kommt zum Verzicht auf Pflanzenschutz- und Düngemittel.[7]

    Lerchen als Lebensmittel

    Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden Lerchen als Wildgeflügel vor allem im Leipziger Raum zu Tausenden gefangen, zum menschlichen Verzehr zubereitet und vermarktet.

    Literatur

    • Lars Svensson, Peter J. Grant, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der neue Kosmos Vogelführer. Kosmos, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07720-9, S. 231–232.
    • Rudolf Pätzold: Die Feldlerche. 3. Auflage. Ziemsen, Lutherstadt Wittenberg 1983.
    • Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeres – Singvögel. Aula, Wiesbaden 1993, ISBN 3-89104-530-1, S. 36–41.

    Weblinks

    Commons: Feldlerche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Feldlerche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. Vogel des Jahres (Deutschland): 1998 und 2019
    2. Typischer Agrarvogel im Sinkflug – Die Feldlerche ist „Vogel des Jahres“ 2019
    3. a b c d e Vögel der Felder, Wiesen und Moore. In: Vögel unserer Region. A6 020 401-24(2). Atlas Verlag.
    4. C. Sudfeldt, R. Dröschmeister, C. Grüneberg, S. Jaehne, A. Mitschke, J. Wahl: Vögel in Deutschland – 2008. DDA, BfN, LAG VSW, Münster 2008: S. 7. Volltext, PDF
    5. Christoph Grüneberg, Hans-Günther Bauer, Heiko Haupt, Ommo Hüppop, Torsten Ryslavy, Peter Südbeck: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5 Fassung. In: Deutscher Rat für Vogelschutz (Hrsg.): Berichte zum Vogelschutz. Band 52, 30. November 2015.
    6. H. Hötker, V. Dierschke, M. Flade, C. Leuschner: Diversitätsverluste in der Brutvogelwelt des Acker- und Grünlands. Natur u. Landschaft 2014/89: 410-416.
    7. Ralf Joest: Wie wirksam sind Vertragsnaturschutzmaßnahmen für Feldvögel? Untersuchungen an Feldlerchenfenstern, extensivierten Getreideäckern und Ackerbrachen in der Hellwegbörde (NRW). Vogelwelt 2018/ 138: 109-121.

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    Ei von Feldlerche. Sammlung von Jacques Perrin de Brichambaut.
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    Eine Feldlerche (Alauda arvensis) mit Insekten in ihrem Schnabel, fotografiert im Lake District in der Nähe vom Derwent Water, in der Grafschaft Cumbria, England. Aufgenommen mit einer Canon 5D und einem 70-200mm f/2.8L Objektiv bei 200mm und f/8.
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