Falbe (Pferd)

Ein Falbe ist ein Pferd mit hellem Fell, einem Aalstrich und dunkler Mähne und Schweif.
Falben mit der Grundfarbe Braun heißen Braunfalben. Bei Mausfalben ist die Grundfarbe Rappe. Bei Fuchsfalben ist die Grundfarbe Fuchs und Mähne und Schweif sind fuchsfarben.
Die Falbfarbe entspricht dem Wildtyp des Przewalski-Pferdes und des Tarpans. Sie tritt bei vielen ursprünglichen Ponyrassen auf: Dülmener Pferde, Sorraia und Fjordpferde sind immer Falben[1].
Etymologie
Das Wort Falbe ist die substantivierte Form von falb und stammt ebenso wie das Wort fahl von dem altgermanischen Adjektiv falo ab, das sich im Mittelhochdeutschen zu val und valwer wandelte. Es ist mit einer Reihe von Wörtern aus indogermanischen Sprachen verwandt, die fahl, grau, blass, weißlich oder blassgelb bedeuten. Beispielsweise heißt griechisch poliós grau, das lateinische Wort pallidus heißt blass, das litauische Palvas heißt blassgelb, das englische fallow heißt falb oder gelbbraun. Diese Wörter gehen auf das indogermanische poluos (fahl) zurück, das von der indogermanischen Wurzel pel abgeleitet ist, die grauweißlich oder scheckig bedeutet.[2]
Aussehen
- Fuchsfalbe mit dunklem Aalstrich
- (c) I, BS Thurner Hof, CC BY-SA 3.0Der Aalstrich führt oft bis in den Schweif hinein.
- Die kürzer geschnittenen Haare am Rande der Mähne sind oft heller als die Fellfarbe.
- Das Fohlen zeigt am Vorderfußwurzelgelenk und am Sprunggelenk Zebrastreifen.
- Schwarze Gesichtsmaske bei einem Konik
Das Falb-Gen führt zu einer aufgehellten Fellfarbe am Körper, die je nach Grundfarbe gelblich, rötlich oder grau sein kann. Die Haut von Falben ist dunkel.
Auf dem Rücken findet sich immer ein deutlicher Aalstrich, der zwischen den Ohren beginnt und über den Rücken bis in den Schweif weitergeht. Da der Aalstrich oft schmaler ist als der Bereich, in dem die Mähne wächst, ist die Mähne gewöhnlich dreifarbig: In der Mitte sind die Haare dunkel, während die äußeren Mähnenhaare die helle Falbfarbe haben. Auch im oberen Teil der Schweifrübe kommt es manchmal zu einer Dreiteilung mit hellen Haaren am Rand und dunkleren in der Mitte, der untere Teil des Schweifes ist dagegen dunkel.
Manche Falbe haben neben dem Aalstrich noch weitere dunklen Wildfarbigkeitsabzeichen, das Schulterkreuz, eine schwarze Gesichtsmaske und einzelne schwach ausgeprägte Zebrastreifen an den Beinen. Diese Abzeichen sind sehr unterschiedlich ausgeprägt – manche Pferde zeigen alle diese Merkmale sehr deutlich, bei anderen sind sie abgesehen vom Aalstrich nicht vorhanden oder nur sehr schwach zu erkennen.

Manchmal wird der Begriff Falbe für alle Pferde mit grauem oder sandfarbenem Fell und dunklerem Langhaar verwendet. Dieses Erscheinungsbild kann durch verschiedene Gene hervorgerufen werden. Verwechslungsmöglichkeite werden im Folgenden bei den Farbschlägen beschrieben.
Braunfalbe
Braunfalben, werden meistens einfach nur Falbe genannt. Es sind durch das Falb-Gen aufgehellte Braune. Sie sind am Körper sandfarben, wobei die Farbe durch den Einfluss anderer, nur teilweise bekannter Gene erheblich variieren kann. Die Wildfarbigkeitsabzeichen, das Langhaar, Mähne, Schweif und Aalstrich sind schwarz. Die schwarze Zeichnung an den Beinen reicht beim Falben genauso hoch wie bei dem zugrunde liegenden Braunen.
Aufgrund des fehlenden Aalstrichs sind folgende Farben zwar ähnlich, aber nicht verwechselbar:
- Braunfalben ähneln Braunisabellen
- Amber Champagne
Fuchsfalbe

Fuchsfalben oder auch Rotfalben sind durch das Falbgen aufgehellte Füchse. Sie sind am Körper sandfarben, wobei die Farbe durch den Einfluss anderer, nur teilweise bekannter Gene erheblich variieren kann. Die Wildfarbigkeitsabzeichen, Mähne, Schweif und Aalstrich haben die zugrunde liegende Fuchsfarbe.
Aufgrund des fehlenden Aalstrichs sind folgende Farben zwar ähnlich, aber nicht verwechselbar:
- Pferde der Farbe Gold Champagne und Isabellen
- Durch Pearl aufgehellte Füchse
Mausfalbe

Mausfalben sind durch das Falb-Gen aufgehellte Rappen. Sie sind am Körper grau, wobei die Farbe durch den Einfluss anderer, nur teilweise bekannter Gene erheblich variieren und teilweise auch ins Braune spielen kann. Die Wildfarbigkeitsabzeichen, Mähne, Schweif und Aalstrich sind schwarz.
Braunfalben, deren zugrunde liegende Farbe schwarzbraun ist, sind bisweilen kaum von Mausfalben zu unterscheiden.
Aufgrund des fehlenden Aalstrichs sind folgende Farben zwar ähnlich, aber nicht verwechselbar:
- Classic Champagne
- Pearl aufgehellte Rappen
Variationen durch weitere Farbgene
Wie Braune, Rappen und Füchse können auch Falben noch durch weitere Gene beeinflusst werden. Bei vielen Falben gibt es zusätzlich ein durch das Gen Pangare hervorgerufenes Mehlmaul, das wie die Falbfarbe ebenfalls bei Wildpferden vorkommt.
Genetik
Das Falbgen Dun steuert neben anderen Genen die Aufhellung der Fellfarbe. Das Falbgen beeinflusst Eumelanin und Pheomelanin gleichermaßen und hat keine Auswirkungen auf Augen oder Haut. Der Dun-Locus ist TBX3 auf dem Pferdechromosom 8 (ECA8). Ein Falbe kann alle Farbstoffe in normalem Ausmaß produzieren. Pferdehaare haben einen ovalen Querschnitt und liegen mit ihrer flachen Seite zur Haut. Aufgehellte Haare sind asymmetrisch pigmentiert, das heißt sie sind nur auf der Aussenseite des Haars dunkel gefärbt und auf der Innenseite sind sie hell. Dunkle Haare sind rundum pigmentiert.[3][4]
Es sind drei Allele des Falbgens bekannt:
- Falbe: Dun (D) dominant, hellt das Fell auf und bewirkt primitive Abzeichen. Bei Pferden entspricht D dem Wildtyp.[3][5] Reinerbige Falben sind etwas heller als mischerbige Falben.[6]
- dunkler Falbe: Non-Dun1 (d1) - hellt nicht auf, kann schwache primitive Abzeichen bewirkten, die bei Füchsen und Braunen besser zu erkennen sind als bei Rappen. Reinerbige d1/d1-Pferde haben etwas deutlichere primitive Abzeichen als mischerbige d1/d2-Pferde. Unter nicht domestizierten Wildpferden gab es dunkle Falben.[3]
- alle anderen Farben: Non-Dun2 (d2) - hellt nicht auf, bewirkt keine primitive Abzeichen. Das rezessive Allel d2 ist nicht aufgehellt und bei Hauspferden am häufigsten. Mit Ausnahme des Tigerschecken-Komplex wurden alle anderen Farben wurden bisher erst nach der Domestikation nachgewiesen.[7]
Geschichte
Die Falbfarbe wird als die ursprüngliche Pferdefarbe angenommen.[7][8] Wildpferde sind als Pflanzenfresser und Beutetiere darauf angewiesen, möglichst wenig aufzufallen. Daraus resultiert meist eine einheitliche Tarnfarbe, wie sie bei vielen herdenbildenden Beutetieren anzutreffen ist. Wildlebende Przewalski-Pferde haben eine Farbe, die je nach Herkunft von einer helleren bis hin zu einem dunkleren Falb reicht.[9] Viele Pferde, die auf prähistorischen Höhlenmalereien wie in der Chauvet-Höhle zu sehen sind, sind falb und mehrere eng verwandte Arten der Gattung Equus weisen Merkmale von Falben auf.[10] Dazu gehören das Przewalski-Pferd,[9] der Asiatische Esel, der Tibet-Wildesel, der Afrikanische Esel, das Quagga und der Tarpan. Auch Zebrastreifen können auch als eine Variante von falb angesehen werden, bei der die Verdünnung so extrem ist, dass das Haar fast weiß wird, und sich die Wildfarbigkeitsabzeichen (wie die gestreiften Beine) sich über den gesamten Körper erstrecken.[11]
Siehe auch
Weblinks
- MFT Color Panel: What Color is Your Horse Part 9: Now You’ve Dun It! Missouri Fox Trotting Horse Breed Association (MFTHBA), ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. Juni 2018 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
Quellen
- ↑ Stefán Adalsteinsson: Inheritance of yellow dun and blue dun in the Icelandic toelter horse. In: The Journal of Heredity. 69(3), 1978, S. 146–148.
- ↑ Günter Dodrowski, Paul Grebe u. a.: Duden. Etymologie. Herkunftswörterbuch der Deutschen Sprache. Bibliographisches Institut Mannheim / Wien / Zürich, Dudenverlag 1963, ISBN 3-411-00907-1.
- ↑ a b c Imsland F, McGowan K, Rubin CJ, Henegar C, Sundström E, Berglund J, Schwochow D, Gustafson U, Imsland P, Lindblad-Toh K, Lindgren G, Mikko S, Millon L, Wade C, Schubert M, Orlando L, Penedo MC, Barsh GS, Andersson L: Regulatory mutations in TBX3 disrupt asymmetric hair pigmentation that underlies Dun camouflage color in horses. In: Nature Genetics. 48. Jahrgang, Nr. 2, Februar 2016, S. 152–8, doi:10.1038/ng.3475, PMID 26691985, PMC 4731265 (freier Volltext) – (englisch).
- ↑ Dun Zygosity Test. UC Davis Veterinary Genetics Laboratory, abgerufen am 27. Mai 2009 (englisch).
- ↑ M. M. Locke, M. C. T. Penedo, S. J. Bricker, L. V. Millon, J. D. Murray: Linkage of the grey coat colour locus to microsatellites on horse chromosome 25: Linkage mapping of horse grey locus. In: Animal Genetics. 33. Jahrgang, Nr. 5, Oktober 2002, S. 329–337, doi:10.1046/j.1365-2052.2002.00885.x, PMID 12354140 (englisch).
- ↑ Jakub Cieslak, Samantha Ann Brooks, Lukasz Wodas, Weronika Mantaj, Alicja Borowska, Joanna Helena Sliwowska, Kamil Ziarniak, Mariusz MacKowski: Genetic Background of the Polish Primitive Horse (Konik) Coat Color Variation—New Insight into Dun Dilution Phenotypic Effect. In: Journal of Heredity. 112. Jahrgang, Nr. 5, 2021, S. 436–442, doi:10.1093/jhered/esab034, PMID 34432873 (englisch, oup.com).
- ↑ a b Dun Dilution - Direct Test. Veterinary Genetics Lab, University of California, Davis, abgerufen am 27. April 2019 (englisch).
- ↑ M. Pruvost, R. Bellone, N. Benecke, E. Sandoval-Castellanos, M. Cieslak, T. Kuznetsova, A. Morales-Muñiz, T. O’Connor, M. Reissmann, M. Hofreiter, A. Ludwig: Genotypes of predomestic horses match phenotypes painted in Paleolithic works of cave art. In: Proc Natl Acad Sci U S A. 108(46), 2011 Nov 15, S. 18626–18630. Epub 2011 Nov 7. PMID 22065780
- ↑ a b Przewalski's horse. In: Smithsonian's National Zoo. 25. April 2016, abgerufen am 26. April 2019 (englisch).
- ↑ A horse of a different color: Genetics of camouflage and the dun pattern, ScienceDaily, 21. Dezember 2015
- ↑ Imsland F, McGowan K, Rubin CJ, Henegar C, Sundström E, Berglund J, Schwochow D, Gustafson U, Imsland P, Lindblad-Toh K, Lindgren G, Mikko S, Millon L, Wade C, Schubert M, Orlando L, Penedo MC, Barsh GS, Andersson L: Regulatory mutations in TBX3 disrupt asymmetric hair pigmentation that underlies Dun camouflage color in horses. In: Nature Genetics. 48. Jahrgang, Nr. 2, Februar 2016, S. 152–8, doi:10.1038/ng.3475, PMID 26691985, PMC 4731265 (freier Volltext) – (englisch).
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Przewalski-Pferd (Equus przewalskii) im Wildpark Pforzheim (Baden-Württemberg, Deutschland)
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Nice lineback and dun colour, great marking on the face.
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Koń Przewalskiego, Ogród Zoologiczny w Warszawie
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20170824 017 Lelystad Oostvaardersplassen
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- Norwegian Fjord Horse
- as presented on the German horse fair "Equitana"
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Chevaux en semi-liberté de Przewalski (Equus ferus przewalskii).
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An Icelandic horse in Iceland.