Führer der U-Boote

Führer der U-Boote (FdU) lautete in der Kaiserlichen Marine und dem Ersten Weltkrieg sowie der Kriegsmarine und dem Zweiten Weltkrieg anfangs die Dienststelle des Befehlshabers der Waffe und im Verlauf der Kriege des regionalen Befehlshabers der Waffe.

Erster Weltkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde am 21. August 1914[1] die Dienststelle des FdU geschaffen. Sie war aus der U-Bootsinspektion hervorgegangen und bis zur Fortführung als BdU am 5. Juni 1917 Korvettenkapitän, später Fregattenkapitän und Kommodore Hermann Bauer besetzt.

Als später die Bildung größerer U-Bootgruppen in Flandern und dem Mittelmeer die Schaffung einer eigenen Befehlsstruktur erforderten, wurde aus dem FdU die Stellung des BdU, die bis Kriegsende mit Andreas Michelsen besetzt war. Nur die Boote in der Ostsee waren weder dem FdU/BdU unterstellt oder bildeten eine eigene Abteilung unter einem FdU, sondern waren dem Oberbefehlshaber der Ostsee (OdO) unterstellt, bis sie mit Ende der Ostfront am 10. Dezember 1917 auf die übrigen Flottillen und die U-Bootschule aufgeteilt wurden.

BereichKommandoDienstgradNameZeitraum
NordseeUboote der HochseestreitkräfteKorvettenkapitän/Fregattenkapitän/KommodoreHermann Bauer21. August 1914 bis 4. Juni 1917
OstseeOdOKapitänleutnantHans AdamAugust 1914 bis März 1915
KapitänleutnantAlfred SchöttJuli 1915 bis 10. Dezember 1917
KanalküsteU-Flottille FlandernKapitänleutnant/KorvettenkapitänKarl Bartenbach29. März 1915 bis 30. September 1917
FdU FlandernKorvettenkapitänKarl Bartenbach1. Oktober bis 10. Dezember 1917
MittelmeerU-Halbflottille PolaKapitänleutnantHans Adam1. Juli bis 17. November 1915
U-Flottille PolaKorvettenkapitänWaldemar Kophamel18. November 1915 bis 8. Juni 1917
FdU Mittelmeer (Pola/Cattaro)Kapitän zur See/KommodoreTheodor Püllen9. Juni bis 29. Dezember 1917
Kapitän zur See/KommodoreKurt Graßhoff29. Dezember 1917 bis Oktober 1918
KommodoreTheodor PüllenOktober 1918

Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

In der Kriegsmarine der Wehrmacht bis Oktober 1939 die Bezeichnung der Dienststelle des kommandierenden Offiziers der U-Boote einer Region oder Funktion und es war gleichzeitig dessen Dienstbezeichnung, später diente die Bezeichnung nur noch als Bereichsleiter. Ab Januar 1936 bekleidete Karl Dönitz diese Position.

Im August 1939 wurden die FdUs West und Ost eingerichtet. Korvettenkapitän Hans Ibbeken wurde FdUs West unter dem Marinegruppenkommando West und Fregattenkapitän Oskar Schomburg wurde FdU Ost unter dem Marinegruppenkommando Ost. Bereits im gleichen Monat wurden diese Positionen aber mit dem Ende der Einsätze in der Ostsee wieder aufgelöst.

Im Juli 1942 wurde die Befehlsstelle FdU Westraum neu eingerichtet. Im März 1943 folgte die Befehlsstelle des FdU Ostsee. Dönitz, der inzwischen zum Konteradmiral befördert worden war, wurde am 17. Oktober als Leiter des BdU (Befehlshaber der U-Boote) der Stab des FdU unterstellt. Im weiteren Kriegsverlauf wurden die Aufgabenbereiche weiter aufgeteilt.

Unterteilungen

FdU Ost – Führer der U-Boote Ost

Ab August 1939 bestand für einen Monat der FdU Ost. In dieser Zeit war der FdU Ost beim Überfall auf Polen mit zehn U-Booten (U 5, U 6, U 7, U 14, U 18, U 22, U 31, U 32, U 35 und U 57) eingesetzt.[2]

Ab März 1943 war die Dienststelle FdU Ostsee mit Sitz in Danzig wieder eingerichtet und bestand bis Kriegsende. Kurz vor Kriegsende wurde die Saar als Wohnschiff eingesetzt.

FdU West – Führer der U-Boote West

Ab August 1939 bestand für einen Monat der FdU West. Ab Juli 1942 und bis Kriegsende bestand die neu eingerichtete Dienststelle „FdU Westraum“ mit Sitz in Paris. Anfang 1943 wechselte der Sitz der Dienststelle nach Angers und ab August 1944 nach Bergen.

FdU Italien – Führer der U-Boote Italien

Ab November 1941 war die Dienststelle mit Sitz in Rom eingerichtet und bestand bis August 1943. Anschließend wurde die Dienststelle in den Führer der U-Boote Mittelmeer überführt.

  • Kommandeure: Korvettenkapitän Viktor Oehrn November 1941 bis Februar 1942, Konteradmiral Leo Kreisch ab Februar 1942
  • Unterstellte Flottillen: 23. U-Flottille (im Mai 1942 aufgelöst) und 29. U-Flottille

FdU Mittelmeer – Führer der U-Boote Mittelmeer

Ab August 1943 bestand diese aus dem FdU Italien hervorgegangene Dienststelle mit dem neuen Sitz in Toulon. Die Dienststelle wurde im September 1944 aufgelöst.

  • Kommandeure: Konteradmiral Leo Kreisch bis Januar 1944, Kapitän zur See Werner Hartmann von Januar 1944 bis August 1944[3]
  • Unterstellte Flottille: 29. U-Flottille

FdU Ausbildung – Führer der U-Bootsausbildungsflottillen

Ab März 1943 war die Dienststelle mit Sitz in Gotenhafen bis Kriegsende eingerichtet.

FdU Mitte – Führer der U-Boote Mitte

Ab Mai 1944 bestand diese aus dem FdU Mitte hervorgegangene Dienststelle mit Sitz in Kiel. Die Dienststelle wurde im August 1944 aufgelöst.

Kommandeure waren im Mai/Juni 1944 der Fregattenkapitän Karl-Friedrich Mertens und anschließend der ehemalige FdU Italien, Korvettenkapitän Viktor Oehrn.

FdU Norwegen – Führer der U-Boote Norwegen

Ab Januar 1943 war die Dienststelle mit Sitz in Narvik eingerichtet, war damit im Befehlsbereich des Kommandanten der Seeverteidigung Narvik und bestand bis Oktober 1943. Anschließend wurde die Dienststelle in den Führer der U-Boote Nordmeer überführt.

  • Kommandeure: Kapitän zur See Rudolf Peters ab Januar 1943 bis Mai 1944, Fregattenkapitän Reinhard Suhren ab Mai 1944
  • Unterstellte Flottillen: 11. U-Flottille und 13. U-Flottille

FdU Nordmeer – Führer der U-Boote Nordmeer

Ab Oktober 1943 bestand diese aus dem FdU Norwegen hervorgegangene Dienststelle mit weiterhin Sitz in Narvik. Die Dienststelle bestand bis Kriegsende.

  • Kommandeur war der Fregattenkapitän Reinhard Suhren
  • Unterstellte Flottillen: 11. U-Flottille (bis August 1944, dann beim FdU West), 13. U-Flottille und ab Dezember 1944 14. U-Flottille

Weitere FdUs

Unter dem BdU waren ab Ende 1940 einsatzmäßig der italienische FdU Atlantik zugeordnet.

Bekannte Personen

Literatur

  • Andreas Michelsen: Der U-Bootskrieg 1914–1918. K. F. Koehler. Leipzig 1925.
  • Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen 1996, ISBN 3-86070-036-7, S. 135–142, S. 220–231.

Einzelnachweise

  1. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. 1996. S. 137.
  2. Seekrieg 1939, September. Württembergische Landesbibliothek, abgerufen am 13. November 2022.
  3. Jochen Brennecke: Die Wende im U-Boot-Krieg. Ursachen und Folgen 1939–1943 (= Heyne-Bücher. 1, Heyne allgemeine Reihe. Nr. 7966). Vom Autor ergänzte und überarbeitete Ausgabe. Wilhelm Heyne, München 1991, ISBN 3-453-03667-0, S. 488.