Ernst-August-Denkmal

Ernst-August-Denk­mal vor dem Haupt­bahn­hof Hannover
Das Reiter­stand­bild vor dem alten Post­ge­bäude; An­sichts­karte Nummer 12, Licht­druck von Ludwig Hemmer, um 1900

Das Ernst-August-Denkmal ist ein Reiterstandbild zu Ehren des Landesherrn des ehemaligen Königreichs Hannover, König Ernst August. Es wurde 1861 von Albert Wolff geschaffen und auf dem Ernst-August-Platz vor dem hannoverschen Hauptbahnhof errichtet. Das Denkmal ist neben der Kröpcke-Uhr einer der wichtigsten Treffpunkte in Hannover, der gemeinhin als „Unterm Schwanz“ bezeichnet wird.

Beschreibung

Der Haupt­bahn­hof um 1900 mit um­zäuntem Reiter­stand­bild, Photo­chrom­druck aus der Sammlung der Library of Congress

Das Denkmal zeigt König Ernst August I. in Husarenuniform auf seinem Leibpferd Ibrahim. Das bronzene Reiterstandbild steht auf einem Sockel aus Granit (vom Brocken) mit der Aufschrift „Dem Landesvater / Sein treues Volk“ sowie am Bronzefuß „Geb. 5. Juni 1771. König 20. Juni 1837. Gest 18 Novbr 1851. Errichtet 21. September 1861“.

Entstehung

Im Februar 1855 bildete sich in Hannover ein Komitee aus Beamten, Offizieren, Adeligen und Kirchenleuten um den Oberhofmarschall Ernst von Malortie. Das Volk wurde aufgerufen, „im unvergänglichen Gedächtnisse der unermüdeten Sorge und Liebe, die der hochselige König seinem Lande gewidmet hat“ für ein Denkmal des drei Jahre zuvor gestorbenen Königs zu spenden. Da das Spendenaufkommen nicht ausreichte, übernahm schließlich König Georg V. einen Teil der Finanzierung der auf gut 35.000 Taler veranschlagten Kosten des Denkmals.[1]

Der Auftrag ging 1856 an den Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch, der Entwurf wurde ausgeführt von seinem Schüler Albert Wolff, Uniform und Kopf entstanden nach Entwurf des hannoverschen Bildhauers Heinrich Hesemann (1814–1856). Gegossen wurde es von der Bronzegießerei Bernstorff & Eichwede.[2] Die Kosten betrugen 11.000 Taler für Wolffs Modell, 12.000 Taler für den Bronzeguss und 8.400 Taler für den Granitsockel. Feierlich enthüllt wurde es am 21. September 1861 mit 23.000 Festteilnehmern, davon 8000 Teilnehmer eines Festzuges vom Waterlooplatz. Ursprünglich umgab das Denkmal ein Zaun, typisch für das 19. Jahrhundert, der das Volk in respektvollem Abstand zum Monument hielt.

Wegen des U-Bahnbaus der Stadtbahn Hannover unter dem Bahnhofplatz wurde das Denkmal 1971 vorübergehend zum Leineschloss auf den heutigen Platz der Göttinger Sieben versetzt, 1975 wurde es zurückgebracht. Dabei entfernte die Stadt Hannover den gestuften Unterbau, auf den sich oft Menschen gesetzt hatten. Auch steht das Denkmal nicht exakt am alten Standort (in der Fluchtlinie der Joachimstraße), sondern leicht verschoben zum Bahnhof hin.

Dem Landesvater seine Göttinger Sieben

Kopie des Sockels in Göttingen

Als ironische Anspielung auf den Spruch „Dem Landesvater sein treues Volk“ ist der Stadt Göttingen 2014 ein Werk der Künstlerin und Berliner Professorin Christiane Möbus zur Schenkung angeboten und am 19. November 2015 enthüllt worden. Dabei handelt es sich um einen in Form und Größe identischen Sockel, jedoch „ohne Ross und Reiter“, der – ähnlich wie in Hannover – vor dem Bahnhof Göttingen aufgestellt wurde.[3]

Nachdem 2011 der Literaturnobelpreisträger und Bildhauer Günter Grass und sein Verleger Gerhard Steidl der Stadt bereits das Denkmal der Göttinger Sieben gestiftet hatten,[4] trägt der leere Sockel von Christiane Möbus einerseits die Inschrift „Dem Landesvater seine Göttinger Sieben“, andererseits die Namen der sieben teilweise des Landes verwiesenen Göttinger Professoren sowie als achten Namen denjenigen der Künstlerin selbst, die damit zum Ausdruck bringen will, sich mit den Göttinger Sieben und ihrer Zivilcourage zu solidarisieren.

Neben den sieben Namen noch denjenigen der Künstlerin als achten Namen in derselben Schrift und Schriftgröße[5] hinzuzufügen, wurde jedoch als Selbstinszenierung wahrgenommen und stieß in verschiedenen Kreisen auf harsche Kritik. Nach einer Expertise von Philip Ursprung sei das der Stadt Göttingen angebotene Werk ein „formal ausgezeichnet gelungener, inspirierender, kritischer und zugleich für eine breite Öffentlichkeit gut zugänglicher Beitrag zur Diskussion des Mahnmals in der heutigen Gesellschaft.“[3]

Das Denkmal schließt oben mit dem Bronzefuß ab, in der Inschrift wurde jedoch das Datum des Herrschaftsbeginns Ernst Augusts mit dem 20. Juni 1827 um zehn Jahre zu früh angegeben.[6] Der Fehler wurde gut zwei Wochen nach der Enthüllung des Denkmals korrigiert.[7]

Siehe auch

  • Liste der Denkmäler in Hannover

Literatur

  • Bildwerke aus drei Jahrhunderten in Hannover. Beschrieben von Gert von der Osten. Aufgenommen von Hildegard Müller. Hrsg. vom Kunstverein Hannover zu seinem 125-jährigen Bestehen. Bruckmann, München 1957.
  • Hugo Thielen: Ernst-August-Denkmal. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 164.
  • Helmut Knocke, Hugo Thielen: Ernst-August-Platz. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, Handbuch und Stadtführer
    • 3., rev. Aufl. Schäfer, Hannover 1995, S. 94. ISBN 3-88746-313-7
    • 4., aktualisierte und revidierte Neuauflage: zu Klampen, Springe 2005, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 104f.

Weblinks

Commons: Ernst-August-Denkmal (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Simon Benne: 150 Jahre Ernst-August-Denkmal vor dem Bahnhof, www.haz.de, 26. August 2011, abgerufen am 18. November 2017
  2. Waldemar R. Röhrbein: Bernstorff, Johann Friedrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 55; online:
  3. a b Michael Brakemeier: 41 Kubikmeter Granit und acht Namen ... (siehe unter dem Abschnitt Medienecho)
  4. Hilmar Beck (Verantw.): Brunnen-Denkmale-Kunst in Göttingen / Göttinger Sieben (Memento desOriginals vom 28. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.denkmale.goettingen.de auf der Seite denkmale.goettingen.de der Stadt Göttingen, zuletzt abgerufen am 17. November 2014
  5. Galeriebild beim (Memento desOriginals vom 20. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.goettinger-tageblatt.de Göttinger Tageblatt, abgerufen am 19. November 2015
  6. Foto der Inschrift auf dem Denkmalsockel, angefertigt am 19. November 2015
  7. Ulrich Schubert: Das X ist da. In: Göttinger Tageblatt online. Göttinger Tageblatt GmbH & Co. KG, 4. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Dezember 2015; abgerufen am 5. Dezember 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.goettinger-tageblatt.de

Koordinaten: 52° 22′ 34,6″ N, 9° 44′ 26,7″ O

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1861-09-21 Heinrich Friedrich Brehmer Medaille im Auftrag von König Georg V. von Hannover, Zur Erinnerung an die Feier der Enthüllung vom Ernst-August-Denkmal.jpg
Autor/Urheber: Foto: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover;
Medaille: Heinrich (Friedrich) Brehmer;
Skulptur: Albert Wolff und Christian Heinrich Hesemann, Lizenz: CC BY 4.0
In Silber von dem vormaligen Goldschmied, Medailleur und späteren Münzmeister Friedrich Brehmer im Auftrag von König Georg V. von Hannover geschlagene Medaille

„Zur Erinnerung an die Feier der Enthüllung“

des Ernst-August-Denkmals vor dem heutigen Hauptbahnhof Hannover am 21. September 1861.

Das Reiterstandbild war zum 10. Todestag des Vaters des Auftraggebers König Ernst August nach Plänen des Bildhauers Albert Wolff geschaffen worden; der Königliche Hofbildhauer Christian Heinrich Hesemann arbeitete die Uniform und den Kopf des verstorbenen Monarchen aus.

Die Silbermedaille - heute im Münzkabinett des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover - hat einen Durchmesser von 70 mm und ein Gewicht von 146,190 g und zählt zum Kulturerbe Niedersachsens.
Ludwig Hemmer PC 0012 Hannover. Ernst-August-Denkmal. Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahre. Bildseite.Unterschrift Ludwig Hemmer u. Frau, geb. Buerschaper, Arnswaldstraße 13.jpg
Autor/Urheber: Ludwig Hemmer or his wife personally, Lizenz: CC BY 3.0
Seine Ansichtskarte mit der laufenden Nummer 12 und dem umzäunten und begrünten Ernst-August-Denkmal hatte der Verleger Ludwig Hemmer in diesem Fall mit dem Zudruck "Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahre" versehen. Erst beim Einscannen der Karte aus der Sammlung von Rainer Hoffschildt wurde die Original-Unterschrift von Ludwig Hemmers Ehefrau, geborene Buerschaper entdeckt und die Wohnanschrift des Ehepaares in der Arnswaldstraße 13. Der umseitige Adressat, Herr August Reese und Familie, die sich zum Jahreswechsel eines noch unidentifizierten Datums (wohl aufgrund des missglückten Versuchs, die aufgeklebte Briefmarke durch bloßen Abriss für die eigene Sammlung zu sichern) in Herzberg am Harz aufhielt, ist ein Indiz für für eine mögliche Kooperation zwischen der Fotografen-Familie Reese und der Verleger-Familie Hemmer ...
Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof Hannover.jpg
Autor/Urheber: JoachimKohlerBremen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof Hannover: Der Landesvater mit seinem treuen Volk zu Füßen
Goettingen Denkmalsockel 01.jpg
Autor/Urheber: Jan Stubenitzky (Dehio), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Leerer Denkmalsockel "Dem Landesvater seine Göttinger Sieben" in Göttingen, Bahnhofsvorplatz. Erbaut 2015 nach langer kontroverser Diskussion, enthüllt 19. November 2015. Künstlerin: Christiane Möbus. Kopie des Sockels des Ernst-August-Denkmals auf dem Bahnhofsvorplatz in Hannover mit abgewandelter Inschrift "Dem Landesvater seine Göttinger Sieben" und den Namen der Göttinger Sieben sowie der Künstlerin auf der anderen Seite.
Inauguration of the Ernest-Augustus Monument at Hanover - ILN 1861.jpg

Inauguration of the Ernest-Augustus Monument at Hanover. Illustration for The Illustrated London News, 19 October 1861, Side 407 Supplement cutting.

Wood engraver and writers: unknown (still we read more of the newspaper)

Signed bottom right:
Ernst-August-Platz Hannover Germany 1900.jpg
Der Ernst-August-Platz in Hannover um 1900. Neben dem Hauptbahnhof ist links das von 1878 bis 1881 nach Plänen von Kind und Böttger gebaute Kaiserliche Post- und Telegraphenamt zu sehen. Das Gebäude mit der markanten Kuppel wurde 1943 bei den Luftangriffen auf Hannover zerstört und 1950/51 durch einen Neubau ersetzt. Dieser wurde 2006 für das Einkaufszentrum Ernst-August-Galerie abgerissen.