Erhard Ackermann

Erhard Ackermann (* 18. August 1813; † 9. Januar 1880) war ein deutscher Steinmetz und Unternehmer der Steinindustrie im Fichtelgebirge. Er gilt als der Erfinder des maschinellen Schleifens und Polierens von Hartgestein, vor allem von Granit.

Frühes Leben

Erhard Ackermann war der dritte Sohn des Maurermeister John Ackermann und seiner Frau Dorothea. Erhard Ackermann war ihr vorletzt geborenes Kind und wuchs in einer Familie von sechs Kindern auf. Es wird angenommen, dass er lediglich drei bis vier Jahre zur Schule ging. Bei seinem Vater erlernte er das Maurer- und das Steinmetzhandwerk. Nach Abschluss der Gesellenprüfung ging er auf Wanderschaft, die ihn nach München führte. Dort lernte er Anna Margaretha Rieß kennen, die Tochter eines Webmeisters. Er heiratete sie. Mit Anna Margaretha hatte er fünf gemeinsame Kinder, einen Sohn und vier Töchter.[1] 1839 legte er die Meisterprüfung ab.[2]

Beruf

1840 nahm Ackermann die Geschäfte in seiner Heimat auf. Er gründete ein Granitwerk in der Schönlinder Straße in Weißenstadt im Fichtelgebirge. Der wirtschaftliche Durchbruch gelang ihm, als er 1844 nach der Fertigstellung der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg einen Auftrag für die Bahnstrecke Bamberg–Hof erhielt, wofür er Granit zum Bau von Stütz- und Brückenpfeilern sowie Säulen lieferte. Auch der Absatz der von ihm hergestellten polierten Grabsteine und Grabeinfassungen stieg an. Zur Produktionssteigerung reichte die vorhandene Energie, die auf Wasserkraft basierte, nicht mehr aus, um die mechanischen Geräte anzutreiben. Er ließ ein Dampfkraftwerk auf dem Betriebsgelände bauen und später elektrifizieren. Er entwickelte die Schleiftechnologie von Hartgestein von ebenen und gekrümmten Flächen laufend weiter. Ackermann konnte die steigende Nachfrage an seinem Betriebssitz nicht mehr befriedigen und gab ihn auf. Ackermann verlegte seine Firma in die Bayreuther Straße in Weißenstadt, in den heutigen Kurpark. In diesem Kurpark kann heute (2015) noch eine Ruine seiner Steinschleiferei mit Schautafeln über die Geschichte der Granitbearbeitung besichtigt werden.[1]

1873 beschäftigte Ackermanns Firma 173 Mitarbeiter und hatte sich von einem handwerklichen zu einem Industrieunternehmen entwickelt, das steinerne Produkte in Serien herstellte. Seine Firma lieferte beispielsweise die Säulen für die Kolonnaden in Karlsbad, für das damalige Deutsche Kunstmuseum und Reichspostamt in Berlin. 27 Säulen in der Walhalla oder der Sockel des an Großherzogin Wilhelmine von Hessen und bei Rhein erinnernde, 1866 errichtete „Goldene Kreuz“ stammen aus dem Unternehmen Ackermann. Aufträge erhielt die Firma nicht nur im Inland. Seine polierten Werksteine wurden auch beim Bau der Votivkirche in Wien und des Königlichen Palais in Belgrad verwendet.[1]

Im Jahre 1909 übernahm die Steinindustriefirma Grasyma die Firma Ackermann.[1]

Schleiftechnologie für Hartgestein

Der Durchbruch zur modernen Schleiftechnologie von Hartgestein wurde erst möglich, als die Schleifmittel in runden Schleifkörpern gebunden werden konnten. Die Hartgestein-Schleiftechnologie benötigt eine Wasserzufuhr, die als Kühlmittel und zum Abtransport des Schleifschlamms dient. Heute wird vor allem Diamant als Schleifmittel verwendet. Einer der ersten im deutschsprachigen Raum, der große Granitflächen maschinell Ende der 1820er Jahre polierte, war der Berliner Steinmetz Christian Gottlieb Cantian. Er bearbeitete und polierte die nahezu sieben Meter im Durchmesser messende große Granitschale im Lustgarten in Berlin mit einer Dampfmaschine. Er verwendete hierfür vor allem lose Schleifmittel, wie Stahl- und Quarzsande.

Voraussetzung zur weiteren Verbreitung des Hartgesteinschleifens war die Elektrifizierung und der Bau der sogenannten Gelenkarmschleifmaschinen, die elektrisch angetrieben wurden. Zuvor wurde händisch bzw. mit wasserkraft- oder dampfangetriebenen Schleifmaschinen poliert. Die Steingewinnungsgebiete liegen in Deutschland in aller Regel abseits wirtschaftlicher Ballungsräume, daher erfolgte die Elektrifizierung dort zeitlich verzögert. Die Verbreitung der Schleiftechnologie von Ackermann, die bereits früher erfolgte und sich weltweit verbreitete, war allerdings rasant und führte damals zum vermehrten Einbau von Hartgesteinen in Bauten der Gründerzeit.

Vor diese Zeit war das Schleifen und Polieren von Granit langwierig, mühsam und sehr teuer. Das Schleifen und Polieren mit den Gelenkarmschleifmaschinen wurde in der Gründerzeit vor allem von Frauen bewerkstelligt. Heute schleifen vor allem Automaten oder Halbautomaten Hartgesteine. Für die Verwirklichung der Idee Ackermanns bis zur Erfindung war unter anderem bedeutsam, dass es im Fichtelgebirge in jener Zeit zahlreiche Produktionsstätten für Porzellan gab. Diese waren in der Lage, Schleifkörper herzustellen, die das Hartgestein relativ beständig bis zur Politur schleifen konnten.

Anerkennungen

Ackermann wurde mit dem Österreichischen Franz-Joseph-Orden geehrt.[1] Für seine fachlichen Leistung erhielt er anlässlich der Weltausstellungen in den Jahren 1867 in Paris und 1873 in Wien Anerkennung.

Weißenstadt hatte im Jahr 1988 Erhard Ackermann ein städtisches Gedenkjahr gewidmet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e Günther Rasp: Erhard Ackerman bringt den Granit zum Glänzen. In: historischer-club-mak.de, abgerufen am 14. April 2015
  2. Karl Sitzmann: Ackermann, Erhard. In: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken. Freunde der Plassenburg, Kulmbach 1983, S. 11.