Engelbert-Kaempfer-Gymnasium

Engelbert-Kaempfer-Gymnasium
Hauptgebäude
SchulformGymnasium
Schulnummer168890
Gründung1583
Adresse

Rampendal 63

OrtLemgo
LandNordrhein-Westfalen
StaatDeutschland
Koordinaten52° 1′ 39″ N, 8° 53′ 43″ O
Schüler530[1]
Lehrkräfte54[2]
LeitungBärbel Fischer
Websitewww.ekg-lemgo.de

Das Engelbert-Kaempfer-Gymnasium ist eines von zwei Gymnasien in Lemgo im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt.

Geschichte

Erster Eintrag in die Schulmatrikel 1631: Johannes Coccaes Gymnasij Lemg:[3]

Das EKG existiert als Lateinschule seit dem 13. Jahrhundert. Nachdem lange Zeit der Umzug in die Kapelle des Augustiner-Kanonessen-Klosters (Süsternhauskapelle) im Jahr 1583 als Gründungsjahr des Lemgoer Gymnasiums für Jungen begangen wurde, gilt seit 2009 der Amtsantritt von Bernhard Copius als Rektor des Gymnasiums im Jahr 1559 sowie das von ihm im selben Jahr veröffentlichte Schulprogramm als eigentliche Gründung. Seit 1605 trug es den Namen „Gymnasium Lemgoviensium“.[4] Die (überlieferten) Einschreibungen in die Schulmatrikel begannen 1631. Erster eingetragener Schüler war Johannes Coccaes.[3] Von 1665 stammt der handschriftliche Eintrag Engelbert Kaempfers,[5] der an dieser Schule zwei Jahre Schüler war.[6] Damals waren Latein, Rhetorik und Musik die wichtigsten Fächer.

Seit 1872 bezog das Gymnasium schrittweise die Gebäude des Lippehofs, eines fürstlichen Gebäudes innerhalb der Lemgoer Stadtmauern, das zuvor u. a. als Residenz für Fürstenwitwen und nachgeborene Söhne gedient hatte.[7] Dieser besteht aus dem Hauptgebäude, Nebengebäuden, dem Vorwerk und dem Marstall. Der Gebäudekomplex wurde im 20. Jahrhundert sowie Anfang der 2000er Jahre mehrfach saniert und umgebaut. Im westlichen Teil des Schulgeländes befinden sich der sogenannte Klassentrakt, ein massiver dreieinhalbgeschossiger Betonbau aus den 1970er Jahren, sowie die beiden Turnhallen. Die Anlage wird schließlich durch einen Neubau aus dem Jahr 1995 ergänzt. Ursprünglich war mit diesem Gebäude der Ersatz des Klassentraktes geplant, d. h. ein Weiterbau in Richtung Westen. Dies unterblieb jedoch aus Kostengründen. Diese ursprüngliche Planung ist durch einige gerüstähnliche Stahlstreben auf der Westseite des Neubaus angedeutet, die eine Unvollständigkeit der westlichen Fassade zum Ausdruck bringen sollen.

1889 wurde das Fürstentum Lippe Träger des nun staatlichen Gymnasiums. Die Regierung Drake wandelte das ursprünglich humanistische Gymnasium in den 1920er Jahren in ein stärker die modernen Fremdsprachen und die Naturwissenschaften berücksichtigendes Reform-Real-Gymnasium um. Der neue sozialdemokratische Schulleiter Ulrich Walter wurde im März 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Dienst entlassen.[8] Von 1951 bis 1973/76 besaß es einen mathematisch-naturwissenschaftlichen sowie einen neusprachlichen Zweig.

1938 erhielt das Gymnasium im Rahmen der Engelbert-Kaempfer-Ehrung den Namen desselben.[9] Auf Initiative des Gauamtsleiters Walter Steinecke und unter Schirmherrschaft des Reichsleiters Alfred Rosenberg fanden diese Festtage erstmals 1937 statt.[10] Engelbert Kaempfer wurde als ‚großer Deutscher‘ heroisiert.[11] 1938 – im Rahmen der 2. Engelbert-Kaempfer-Ehrung – übergab der Oberschulrat Wollenhaupt dem Lemgoer Jungen-Gymnasium den Namen „Engelbert-Kaempfer-Schule“.[12] Die Stadt Lemgo, ihr Bürgermeister Wilhelm Gräfer, lippische NSDAP-Funktionäre und der Festredner, Lehrer und Heimatforscher Karl Meier würdigten damit nicht nur den lange Zeit vergessenen Engelbert Kaempfer, sondern strebten auch eine Vorbildrolle für die Schüler an.[13]

1970 wurde unter dem Schulleiter Wolfgang Ulrich die Koedukation eingeführt. Seitdem lernen Jungen und Mädchen gemeinsam.

Lernangebote und Kooperationen

Das Gymnasium ist durch den Verein MINT-EC als mathematisch-naturwissenschaftliches Excellence-Center zertifiziert. Es besteht eine Kooperation im Bereich Gentechnologie mit der Universität Bielefeld. Auf dem Dach des Neubaus betreibt die Schule zusammen mit den Stadtwerken Lemgo eine Photovoltaikanlage. Auch gibt es eine Klasse mit musischem Schwerpunkt (Bläserklasse).

Als Unterrichtsfächer werden im sprachlich-literarischen Fachbereich auch Spanisch und Japanisch angeboten, zudem gibt es eine Japan-AG.

In der Sekundarstufe II kooperiert man mit dem zweiten Lemgoer Gymnasium, dem Marianne-Weber-Gymnasium, um eine breite Fächerwahl sicherzustellen.

Auszeichnungen

Bekannte Schülerinnen und Schüler

  • Anton Günther Billich (1599–1640), Arzt und chemiatrischer Fachschriftsteller
  • Engelbert Kaempfer (1651–1716), deutscher Arzt und Weltreisender
  • Anton Wilhelm Böhme (1673–1722), deutscher Prediger und Schriftsteller
  • Rudolf Müller (1876–1933), Jurist, Präsident des Landgerichts Detmold
  • Rudolf Lohmann (1891–1967), Unternehmer und Arbeitgebervertreter[15]
  • Ernst Pethig (1892–1956), deutscher Architekt und Maler
  • Irmela Wendt (1916–2012), deutsche Kinderbuchautorin und Übersetzerin
  • Egon Katz (1916–2013), jüdischer Emigrant
  • Heinrich Schnitger (1925–1964), Mediziner, Erfinder der Kolbenhubpipette
  • Rüdiger Klessmann (1927–2020), Kunsthistoriker, Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums
  • Peter Wende (1936–2017), deutscher Historiker
  • Peter Johanek (* 1937), deutscher Historiker
  • Volkhard Brandes (1939–2020), Verleger
  • Gerhard Stamer (* 1939), Philosoph
  • Reiner Steinweg (* 1939), Friedens- und Konfliktforscher
  • Jürgen Richter (* 1941), ehem. Vorstandsvorsitzender Axel Springer AG
  • Hans J. Kleinsteuber (1943–2012), Politik- und Medienwissenschaftler
  • Friedrich Brakemeier (* 1943), deutscher Jurist und Politiker (SPD)
  • Elmar Buck (* 1945), deutscher Theater- und Filmwissenschaftler
  • Nikolaus Risch (* 1949), deutscher Chemiker
  • Rudolf Stichweh (* 1951), deutscher Soziologe
  • Hans-Ulrich Krüger (* 1952), deutscher Politiker (SPD)
  • Heinrich Detering (* 1959), deutscher Literaturwissenschaftler
  • Volker Zerbe (* 1968), ehemaliger deutscher Handballspieler und späterer Handballfunktionär
  • Matthias Blübaum (* 1997), Schachgroßmeister

Schulleiter und Schulleiterinnen

  • Bernhard Copius (1559)

… …

  • Friedrich Naber (1901–1908)
  • Hermann Schurig (1911–1927)[16]
  • Ulrich Walter (1927–1929; 1945–1948)[16]
  • Weißbrodt (1929–1933)[16]
  • Max Hobinder (1933–1937)[16]
  • Beyer (1937–1945)[16]
  • Ernst Werner (1949–1957)[17]
  • Wilhelm Kemper (1959–1969)[16]
  • Wolfgang Ulrich (1970–1996)[16]
  • Friedrich-Wilhelm Berkenkamp (1996–2001)
  • Friedrich-Wilhelm Bratvogel (2001–2015)[18]
  • Bärbel Fischer (seit 2015)

Literatur

  • Volkhard Brandes, Reiner Steinweg und Frank Wende (Hrsg.): Ich verbiete euch zu gehorchen - Ernst Werner - Lehrer aus Leidenschaft wider politische Unvernunft. Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt, 1988.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lemgo und die Statistik: Eine Stadt in Zahlen. Abgerufen am 24. Februar 2023.
  2. https://ekg-lemgo.de/personen/lehrerinnen-und-lehrer/
  3. a b Schulmatrikel, 1631: Stadtarchiv Lemgo, Y 109, S. 1.
  4. Friedrich Bratvogel (Hg), Bernhard Copius und das Lemgoer Gymnasium, V&R unipress, Göttingen 2011.
  5. Schulmatrikel, 1631: Stadtarchiv Lemgo, Y 109, S. 34.
  6. Gisela Wilbertz: Engelbert Kaempfers Grab und sein Gedenkstein in der Lemgoer Kirche St. Nicolai. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde. 80, 2011, S. 126f.
  7. Otto Gaul, Ulf-Dietrich Korn, Hans Hoppe: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen – Stadt Lemgo. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1983, S. 437.
  8. Florian Lueke, Schwere Zeiten – schräge Typen: Das heutige Engelbert-Kaempfer-Gymnasium Lemgo im Spiegel seiner Schulleiter. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 85, 2016.
  9. Jürgen Scheffler: Biografie und Geschichtskultur. In: Biografieforschung und Stadtgeschichte – Lemgo in der Spätphase der Hexenverfolgung. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, S. 457.
  10. Jürgen Scheffler: Biografie und Geschichtskultur. In: Biografieforschung und Stadtgeschichte – Lemgo in der Spätphase der Hexenverfolgung. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, S. 453.
  11. Jürgen Scheffler: Biografie und Geschichtskultur. In: Biografieforschung und Stadtgeschichte – Lemgo in der Spätphase der Hexenverfolgung. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, S. 454.
  12. Jürgen Scheffler: Biografie und Geschichtskultur. In: Biografieforschung und Stadtgeschichte – Lemgo in der Spätphase der Hexenverfolgung. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, S. 457.
  13. Jürgen Scheffler, Karl Meier: Engelbert Kaempfer und die Erinnerungskultur in Lemgo 1933 bis 1945. In: Sabine Klocke-Daffa, Jürgen Scheffler, Gisela Wilbertz (Hrsg.): Engelbert Kaempfer (1651–1716) und die kulturelle Begegnung zwischen Europa und Asien. In: Lippische Studien. Band 18, Landesverband Lippe, Lemgo 2003, S. 326.
  14. Engelbert-Kaempfer-Gymnasium. In: www.schule-ohne-rassismus.org. Abgerufen am 25. Juni 2021.
  15. Gesa Snell: Die Geschichte der Lohmann GmbH KG. Die Chemie stimmt – seit 1886. Hrsg.: Lohmann GmbH KG. 1. Auflage. Barton-Verlag, Weilerwist-Metternich 2018, ISBN 978-3-934648-24-1, S. 57.
  16. a b c d e f g Die Geschichte des heutigen Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums Lemgo. In: www.ekg-lemgo.de. Abgerufen am 25. Juni 2021.
  17. Rottleuthner-Lutter, Margret; Rottleuthner, Hubert: Abitur 1968 – Hintergründiges. In: Lippische Mitteilungen. Band 88. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2019.
  18. Engelbert-Kaempfer-Abiturienten-nehmen-Abschied

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Autor/Urheber:

Ehret, M., HS OWL, 2012

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Erster Eintrag in die Schulmatrikel 1631: Johannes Coccaes Gymnasij Lemg: [1]
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(c) K.deerberg, CC BY-SA 3.0
Hauptgebäude des Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums in Lemgo