Engel aus Eisen

Film
OriginaltitelEngel aus Eisen
ProduktionslandBundesrepublik Deutschland
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr1981
Länge105 Minuten
AltersfreigabeFSK 16
Stab
RegieThomas Brasch
DrehbuchThomas Brasch
ProduktionHeinz Angermeyer
Joachim von Vietinghoff
MusikChristian Kunert
KameraWalter Lassally
SchnittStefan Arnstein
Tanja Schmidbauer
Besetzung

Engel aus Eisen ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1981. Es ist der Debütfilm des deutschen Dramatikers Thomas Brasch. Im Zweiten Deutschen Fernsehen hatte der Film am 28. Juli 1983 seine Fernsehpremiere.[1]

Handlung

Der Film erzählt die Geschichte des jugendlichen Chefs der Gladow-Bande Werner Gladow, der zur Zeit der Berliner Luftbrücke sein Unwesen mit einer Diebesbande in Berlin trieb. Berlin war zu dieser Zeit in einem Ausnahmezustand, so dass die Gladow-Bande weitestgehend ungestört ihre Raubzüge durchführen konnte.

Gladow hat durch den ehemaligen Henker Gustav Völpel Kontakte zur Polizei im Ostteil der Stadt und erhält dadurch lukrative Hinweise über mögliche Ziele seiner Diebestaten. Sobald Gladow mit seiner Bande die Grenzen der geteilten Stadt erreicht hat, ist er sicher vor der Polizei, da deren Kompetenzen an der Sektorengrenze enden. In den Trümmern des Nachkriegsberlins ist Gladow auf dem Wege zu einer Ausnahmestellung in der Berliner Unterwelt und gibt sich als Gangsterboss nebst dazugehörender Freundin Lisa Gabler. Sein wichtigster Partner Völpel kann dagegen durch diese Taten aus seiner kleinbürgerlichen Ehe und Bedrückung fliehen. Das Ende der Berlin-Blockade zerstört jedoch beider Traum. In geregelten Zeiten ist die Freiheit von Gladow und seiner Bande eingeschränkt. Schließlich wird er von einem Kameraden an die Polizei verraten, erschießt auf der Flucht den Chauffeur seines Fluchtwagens und wird in seinem Kellerversteck festgenommen.

Die Filmhandlung basiert zwar auf den Überlieferungen zur Gladow-Bande, auf tatsächlich Geschehenem. Brasch ist aber frei und kreativ damit umgegangen. Ihn interessierte vor allem, „inwieweit Kriminalität nicht ein Akt von politischer Befreiung ist; gar nicht als bewusster, sondern als instinktiver Vorgang.“

Er erläutert: „Das wäre das, was ich als meine Aufgabe verstanden habe, zu beschreiben, und zwar von innen zu beschreiben und nicht als eine Wertung von außen. Es gibt im Grunde drei Formen dieses Widerstandes. Erstens: die Form, die der Gladow hat, der diese organisatorische Obsession hat, eine Gruppe zu bilden, zu organisieren und die Sache planbar zu machen. Zweitens: die sehr individuelle Glücksvorstellung, die der Völpel hat: Kriminalität als Mittel, sich ein glückseliges Leben auf irgendwelchen Inseln oder sonstwo zu verschaffen. Drittens die Kriminalität oder der Anarchismus der Frau, für mich der weitestgehende oder interessanteste.“[2]

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: Erstlingsfilm mit beeindruckend dichten Szenerien, die den Geist jener Zeit widerspiegeln, und Hauptfiguren, in denen sich die Widersprüche und die Verstörung der Menschen nach dem Krieg besonders deutlich zeigen. Am Ende zu stilisiert, verliert der Film die Dramatik und das Tempo der authentischen Ausgangsfabel.[3]

Auszeichnungen

Der Film lief im Wettbewerb „Erstlingswerk“ der Filmfestspiele von Cannes 1981,[4] ging bei der Preisvergabe jedoch leer aus. Zudem war der Film Beitrag bei den Max-Ophüls-Filmpreis 1982.[5]

Ilse Pagé erhielt 1981 für ihre Darstellung der Ehefrau Völpel den Deutschen Filmpreis in Gold.

Regisseur Thomas Brasch wurde beim Bayerischen Filmpreis 1981 mit dem über 50.000 DM dotierten Preis für die Erstlingsregie ausgezeichnet.[6][7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eine Bande im Nachkriegsberlin, Programmhinweis in Pforzheimer Zeitung vom 28. Juli 1983, S. 7
  2. André Heigster, Tobias Mahlow: Ich will nicht, dass die DDR zur Sophia Loren meines Geistes wird. Ein Interview mit dem West-Berliner Schriftsteller Thomas Brasch. In: Exit 2 (1982), S. 58f. Zitiert in: Martina Hanf (Hrsg.): Thomas Brasch Filme. Essay, Kommentare, Gedichte, Interview, Materialien. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010, S. 12. ISBN 978-3-518-13516-7
  3. Engel aus Eisen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 4. März 2017.Vorlage:LdiF/Wartung/Zugriff verwendet 
  4. Bertolucci ist der Favorit, in Pforzheimer Zeitung vom 8. Mai 1981, S. 13
  5. Filme aus vier Ländern im Wettbewerb, in Pforzheimer Zeitung vom 11. Dezember 1981, S. 7
  6. Buh-Rufe für DDR-Regisseur, in Pforzheimer Zeitung vom 19. Januar 1982, S. 10
  7. Brasch und Franz Josef Strauss – Eklat bei der Vergabe des Bayerischen Filmpreises 1981 (Memento vom 12. Februar 2013 im Internet Archive).