Emmy Wolff

Emmy Wolff (auch Wolf; * 25. Dezember 1890 in Bernburg an der Saale; † 9. November 1969 in Haslemere, Surrey/England) war eine deutsch-britische Pädagogin, Wohlfahrtspflegerin, Lyrikerin sowie frauenbewegte Publizistin und Aktivistin.

Leben und Wirken

Sie war das älteste von drei Kindern des Bankiers Paul Wolff und dessen Ehefrau Julie, geb. Fließ. Die Mutter betätigte sich ehrenamtlich in der lokalen jüdischen Gemeinde. Wolff besuchte eine Höhere Töchterschule und anschließend ein Mädchenpensionat. Von 1915 bis 1918 absolvierte sie die Hochschule für Frauen in Leipzig. Anschließend setzte sie ihr Studium in München und Frankfurt am Main fort. Das Diplomstudium schloss Wolff als Sozial- und Verwaltungsbeamtin ab. 1924 promovierte sie zum Dr. rer. pol. an der Frankfurter Universität über Ein Mädchenclub und der Herkunftskreis seiner Mitglieder. Ein Beitrag zum Problem der Erfassung schulentlassener weiblicher jugend durch die Jugendpflege über ein frauenbezogenes Thema.

1925 wurde Wolff Assistentin der Reichstags-Politikerin Gertrud Bäumer, die sie in das Redaktionsteam der Zeitschrift Die Hilfe (verantwortlich: Theodor Heuss) berief. Von 1927 bis 1931 war sie Geschäftsführerin des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF). In dieser Funktion edierte sie mit Alice Bensheimer (der Schwester von Ida Dehmel) drei Jahre das Nachrichtenblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine. Außerdem gab Wolff im Auftrage des BDF das Jahrbuch der Frauenbewegung 1927/28–31 heraus und publizierte Artikel für die bürgerlich-konservative Zeitschrift der Frauenbewegung Die Frau. Des Weiteren war sie als Dozentin an der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit tätig sowie im Sozialpädagogischen Seminar des Vereins Jugendheim.[1]

Wolffs langjährige Lebenspartnerin Hilde Lion verließ bald nach der Machtübernahme Berlin und ging nach England. Dort gründete sie die Stoatley Rough School, eine Quäkereinrichtung.[2] 1935 folgte Wolff ihrer Lebenspartnerin. Die beiden Frauen arbeiteten über viele Jahre an der Stoatley Rough School, auch als Lion sich einer anderen Frau, der Musikpädagogin Luise Leven, zuwandte.

1957 ging Emmy Wolff in den Ruhestand. Sie besuchte nur noch sporadisch Deutschland.

Werke (Auswahl)

  • Die sozialen Jugendgemeinschaften, ihr Werden und ihr Ziel, in: Die Frau 1920, 28. Jg., H. 3
  • Ein Mädchenklub und der Herkunftskreis seiner Mitglieder. Ein Beitrag zum Problem der Erfassung schulentlassener weiblicher Jugend durch die Jugendpflege, Frankfurt a/M. 1924 (unveröffentl. Dissertation)
  • Frauengenerationen in Bildern, Berlin 1928
  • Studentinnen im Tagesroman von heute, in: Die Frau 1928, 36 Jg., S. 482
  • „Frauen in Not“. Betrachtungen zu einer Kunstausstellung, in: Die Frau 1931, 39. Jg., H. 2, S. 99–104
  • Die Frau im Deutschen Volk. Gesamteindruck der Ausstellung Berlin 1933 [Die Frau in Familie, Haus und Beruf], in: Die Frau, H. 7, 40. Jg., S. 421–432
  • Hymnen an die Einsamkeit, in: Der Morgen, 1935/36, Heft 11, S. 490
  • Die sozialen Jugendgemeinschaften, ihr Werden und ihr Ziel, in: Dritte Generation. Für Gertrud Baeumer, hrsg. von Hilde Lion, Irmgard Rathgen und Else Ulich-Beil

Literatur

  • Manfred Berger: Wolff, Emmy, Dr. rer. pol. In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt, Bd. 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Böhlau, Köln u. a. 2019, ISBN 978-3-412-51145-6, S. 452–453
  • Wolff, Emmy, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 391
  • Klemens Wittebur: Die deutsche Soziologie im Exil 1933–1945, Hamburg 1991, S. 130.
  • Manfred Berger: Führende Frauen in sozialer Verantwortung: Emmy Wolff, in: Christ und Bildung 1995, H. 7–8, S. 229.
  • Sigrid Dauks: Das 'Frauenstudium' in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zwischen 1890 und 1933 am Beispiel der Pädagogin Emmy Wolff, in: Elisabeth Dickmann (Hrsg.): Politik und Profession. Frauen in Arbeitswelt und Wissenschaft um 1900, Bremen 1996, S. 121–152.
  • Manfred Berger: Wolff, Emmy, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who in der Sozialen Arbeit, Freiburg/Brsg. 1998, S. 367–368.
  • Manfred Berger: Hilde Lion – Gründerin eines Landerziehungsheims im englischen Exil, in: Zeitschrift für Erlebnispädagogik, 2004, S. 48–62.
  • Walter Thorun: Deutsche Sozialpädagogen. Sie schrieben auch Gedichte: Eine Anthologie, Hamburg 2001.
  • Wolff, Emmy, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 832

Weblinks

  • Emmy Wolff im Wiki des Frauengeschichtsvereins Köln

Einzelnachweise

  1. Berger 1998, S. 637 f.
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 20. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geo.brown.edu