Emmerich Freiherr von Godin

Basil Emmerich Reinhard Freiherr von Godin (* 13. September 1881 in Hohenaschau im Chiemgau; † 22. November 1934 in Berlin) war ein bayerischer Major und Ritter des Militär-Max-Joseph-Ordens.

Leben

Herkunft

Godin war ein Sohn des bayerischen Kämmerers und Majors Reinhard Freiherr von Godin (* 1851) und dessen Ehefrau Marie, geborene von Bals. Sie war Ehrendame des Theresienordens. Sein jüngster Bruder Michael schlug als Kommandeur der Münchener Truppen der Bayerischen Landespolizei den Hitler-Putsch in München am 9. November 1923 gewaltsam nieder.

Karriere

Godin besuchte die Pagerie und legte 1900 sein Abitur am Wilhelmsgymnasium München[1] ab. Am 14. Juli 1900 trat er als Fähnrich in das Infanterie-Leib-Regiment der Bayerischen Armee ein. Er avancierte Mitte Mai 1902 zum Leutnant und Kammerjunker. 1906/07 ließ er sich auf ein Jahr beurlauben, stieg Anfang März 1911 zum Oberleutnant auf und absolvierte ab Oktober 1912 die Kriegsakademie. Seine Studien musste Godin mit Ablauf des zweiten Lehrgangs aufgrund des Ersten Weltkriegs abbrechen. Er kehrte daraufhin zum Regiment zurück und nahm nach Ausbruch der Feindseligkeiten als Führer der 11. Kompanie an den Kämpfen an der Westfront teil. Bei Herleville wurde er am 25. September 1914 schwer verwundet[2] und am 17. Dezember 1914 zum Hauptmann befördert. Nach Stellungskämpfen an der Somme verlegte er mit seinem Regiment im Mai 1915 nach Südtirol, um als Teil des neugeschaffenen Deutschen Alpenkorps gegen die Italiener eingesetzt zu werden. Am Oktober 1915 machte es den Serbienfeldzug und den Aufmarsch an der griechischen Grenze mit, bevor das Regiment wieder an die Westfront kam. Hier war Godin in die Stellungskämpfe in der Champagne und vor Verdun eingebunden. Für sein entschlossenes Wirken beim Kampf um das Fort de Souville wurde ihm als Führer des I. Bataillons mit Wirkung vom 11. Juli 1916 das Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens verliehen.[3]

Mitte April 1917 trat Godin als Generalstabsoffizier zur 2. Infanterie-Division über, war von Ende September 1917 bis Anfang Februar 1918 dem Armeeoberkommando 5 zugeteilt und kam anschließend zum Armeeoberkommando 19. Am 14. Juni 1918 kehrte mit der Ernennung zum Kommandeur des III. Bataillons wieder zum Infanterie-Leib-Regiment zurück und fungierte zeitweise auch als stellvertretender Regimentskommandeur.

Vom 26. Juli bis zum 4. August 1918 war Godin kurzzeitig mit der Führung des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 16 beauftragt. Zu den Angehörigen dieses Regiments gehörte seit 1914 auch Adolf Hitler, der Dienst als Meldegänger versah. Mit Antrag vom 31. Juli 1918 schlug Godin Hitler zur Verleihung des Eisernen Kreuzes I. Klasse vor. Der Antrag wurde schließlich genehmigt und Hitler mit dem nur sehr selten an Mannschaftsdienstgrade verliehenen Orden ausgezeichnet. Der Erhalt dieser Auszeichnung erwies sich in den folgenden Jahren als eine wichtige Grundlage für Hitlers politische Karriere im Lager der (militaristischen) völkischen Rechten, da der Orden sozusagen den materiellen Beleg dafür darstellte, dass er im Krieg mutig gekämpft hatte, was in den Augen der meisten Angehörigen der politischen Rechten die Voraussetzung dafür darstellte, dass ein Mann den Anspruch erheben durfte, eine führende politische Rolle einzunehmen. Dementsprechend warb Hitler in der Anfangszeit seiner Karriere auch auf Propagandaplakaten, in denen er als Versammlungsredner angekündigt wurde, häufig mit dem Umstand, dass er vier Jahre im Krieg gekämpft und mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet worden war.

Während Godin durch die von ihm initiierte Ordensverleihung dazu beigetragen hatte, Hitlers politische Karriere in Gang zu bringen, war sein jüngerer Bruder Michael ironischer Weise dafür verantwortlich, dass diese im November 1923 beinahe beendet wurde: Als Kommandeur der Bayerischen Landespolizei in München schlug Michael Freiherr von Godin am 9. November 1923 den Hitler-Putsch, Hitlers Versuch durch einen gewaltsamen Umsturz von München aus die Herrschaft in Deutschland zu übernehmen, nieder. Insbesondere leitete Michael von Godin die gewaltsame Auflösung des von Hitler angeführten Zuges der Putschisten zur Feldherrenhalle durch Angehörige der Landespolizei am Münchener Odeonsplatz. Die Auseinandersetzungen, die sich entsponnen, als die Polizei den Putschisten am Odeonsplatz den Weg versperrte, führten zu einem Schusswechsel, bei dem vier Polizisten und vierzehn Putschisten zu Tode kamen. Hitler entging nur knapp einer tödlichen Polizeikugel (der direkt neben ihm laufende Max-Erwin von Scheubner-Richter wurde getötet).

Nach Kriegsende und Demobilisierung wurde Godin 1919 mit dem Charakter als Major aus dem Militärdienst verabschiedet. Er schloss sich daraufhin 1920 dem Freikorps Epp an und nahm an der Niederschlagung des Ruhraufstandes teil. Später verbrachte er einige Zeit in Rumänien, um sich auf die Bewirtschaftung des angestammten Besitzes der mütterlichen Familie vorzubereiten. Da sich dies zerschlug, nahm Godin 1923 eine Tätigkeit bei der Dresdner Bank in Berlin und ab 1926 bei der Allianz Versicherung auf. In seinen letzten Lebensjahren konnte er aufgrund von politischen Schwierigkeiten durch die NSDAP keine Arbeit mehr finden.

Im November 1933 stattete Godin Hitler in Berlin einen Besuch ab, bei dem er diesem das Original des Antrages auf Verleihung des Eisernen Kreuzes I. Klasse, den er im Juli 1918 zu seinen Gunsten eingereicht hatte, übergab. Das Treffen soll in unterkühlter Atmosphäre abgelaufen sein.

Am Morgen des 23. November 1934 wurde Godin auf einer Bank im Berliner Bellevuepark mit einem Revolver in der Hand erschossen aufgefunden. Die Todesumstände haben immer wieder Anlass zu Spekulationen gegeben, ob es sich um Suizid oder einen getarnten Mord handelte.

Seine Militärpersonalakte hat sich in der Abteilung Kriegsarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs erhalten.

Familie

Godin hatte sich am 2. April 1921 mit Elisabeth, geschiedene von Lamezan, geborene Freiin von Bonnet zu Meautry (* 1886) verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Literatur

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Ungerader Jahrgang: Alter Adel und Briefadel. 1923. Dreiundsiebzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1922, S. 205.
  • Othmar Hackl: Die Bayerische Kriegsakademie (1867–1914). C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, München 1989, ISBN 3-406-10490-8, S. 449.
  • Rudolf von Kramer, Otto von Waldenfels: VIRTUTI PRO PATRIA. Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden. Kriegstaten und Ehrenbuch 1914–1918. Selbstverlag des Militär-Max-Joseph-Ordens, München 1966, S. 298.
  • Otto von Waldenfels: Die Edelknaben der Churfürstlich und Königlich Bayerischen Pagerie von 1799–1918. München 1959, S. 202.
  • Othmar Plöckinger: Unter Soldaten und Agitatoren: Hitlers prägende Jahre im deutschen Militär. 2017, S. 15–17.
  • Günther Hebert: Das Alpenkorps: Aufbau, Organisation und Einsatz. 1988, S. 150.

Einzelnachweise

  1. Jahresbericht über das K. Wilhelms-Gymnasium zu München 1899/1900.
  2. Bayerische Verlustliste. Nr. 43 vom 6. November 1914, S. 2336.
  3. Rudolf von Kramer, Otto von Waldenfels: VIRTUTI PRO PATRIA. Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden. Kriegstaten und Ehrenbuch 1914–1918. Selbstverlag des Militär-Max-Joseph-Ordens, München 1966, S. 144–145.