Ellen Frank

(c) Willy Pragher, CC BY 3.0
Ellen Frank, 1938

Ellen Frank (* 9. März 1904 in Aurich; † 17. September 1999 in Klagenfurt) war eine deutsche Schauspielerin und Tänzerin.

Leben

Ellen Frank wurde als Tochter des preußischen Regierungsrates Georg Frank und seiner Ehefrau Paula, geb. Heckmann, in Ostfriesland geboren. Sie wuchs in Köln und ab 1911 in Hannover auf. Dort besuchte sie eine höhere Töchterschule. Sie erhielt eine Ausbildung an der Handelsschule und bei einem Ingenieurbüro. Danach arbeitete sie als Sekretärin bei einer Konzertagentur. 1921 verlor sie ihren Vater, 1922 ihre Mutter. Ihr Vormund ließ sie 1922 mündig erklären. Ellen Frank nahm Tanzunterricht, u. a. bei Mary Wigman und bei dem Ballettmeister Max Terpis, der sie als Tanzelevin an das Stadttheater Hannover verpflichtete. Ihre Schwester war Ilse Frank, die später den Namen Ise Gropius trug und Ehefrau von Walter Gropius war.

1924 war sie mit einem modernen Tanztheater-Ensemble auf Tournee. In der Spielzeit 1924/25 war sie am Dreistädtebundtheater Hamborn/Gladbeck/Oberhausen engagiert und gastierte im Stadttheater Hamborn und an der Städtischen Bühne Oberhausen.[1][2] In der Spielzeit 1925/26 folgte ein Engagement als Tänzerin am Stadttheater Duisburg.[3] Für die Spielzeit 1926/27 war sie am Vereinigten Stadttheater Duisburg-Bochum als Tänzerin verpflichtet worden.[4]

1926 ging Ellen Frank nach Berlin, wo sie ab September 1926 am Preußischen Staatstheater in Erwin Piscators Schiller-Inszenierung Die Räuber in einer kleinen Rolle zur Besetzung gehörte.[5] Sie erhielt anschließend Schauspielunterricht im Piscator-Bühnenstudio und spielte in Berlin an verschiedenen Theatern.[5] In der Spielzeit 1926/27 trat sie am „Kleinen Theater unter den Linden“ auf.[6] 1927 spielte sie im Theater am Nollendorfplatz. In der Spielzeit 1927/28 trat sie am „Theater in der Klosterstraße“ auf.[7] Ab März 1928 spielte sie am Lessing-Theater in einer Produktion des Studios der Schauspieler der Piscator-Bühne neben Alexander Granach und Renée Stobrawa die Rolle der Muriel in der deutschsprachigen Erstaufführung von Upton Sinclairs Schauspiel Singende Galgenvögel.[5][8] In der Spielzeit 1928/29 wirkte sie im „Neuen Theater am Zoo“ in der Uraufführung der Tragikomödie Kolpack muß tanzen! von Helmuth Unger mit.[9] Außerdem trat sie in der Spielzeit 1928/29 am „Theater in der Stadt“ auf.[10][11] Ab Juli 1929 war sie mit Max Adalbert auf Tournee, u. a. mit dem Stück Klubleute von Fritz Friedmann-Frederich und als Kitty Blitz in Naß oder trocken von Frank Green, in dem sie das von Friedrich Hollaender komponierte Titel-Chanson sang.[12][13] In der Spielzeit 1929/30 trat sie im „Neuen Theater am Zoo“ als Auguste in dem Singspiel Alt-Berlin, nach „Nante“ von Adolf Glaßbrenner, auf.[14] Es folgten als Zwischenstationen kurze Engagements am Stadttheater Würzburg, am „Neuen Theater Frankfurt“ und an der Komödie Dresden.[6][15][16][17]

Im Januar 1931 wirkte sie in Berlin in der Eröffnungspremiere der von Friedrich Hollaender gegründeten Kleinkunstbühne „Tingel-Tangel“ mit.[18] In der Spielzeit 1931/32 spielte sie an der Komödie Dresden die Rolle der Trude in der Dresdner Erstaufführung der Revue Zwei Krawatten von Georg Kaiser und Mischa Spoliansky.[19][20] 1932 trat sie an der Volksbühne Berlin, mit Ernst Busch als Partner, in der Uraufführung des Schauspiels Die Ehe von Alfred Döblin auf.[6] Im Januar 1933 wirkte sie, als „moderne Diseuse“, an der Volksbühne Berlin in einer humoristischen Matinee mit.[21]

Ab 1932 arbeitete Frank umfangreich für das Kabarett, unter anderem beim Kabarett „Die Katakombe“ (mit Werner Finck), außerdem in der von Adolf Gondrell geleiteten Bonbonniere in München (1938) und beim „Kabarett der Komiker“ (1938/39).[6][22] 1938 hatte sie Auftritte im im Tanzkabarett „Vaterland“ in Dresden, im „Kaiserhof Köln“ und im Varieté-Theater „Casanova“ in Essen.[23][24][25][26]

Ab 1933 konnte Ellen Frank sich auch im deutschen Film einen Namen machen. In mehreren Produktionen, darunter wiederholt mit Heinz Rühmann, verkörperte sie selbstbewusste junge Frauen. Zu ihren Filmen gehörten u. a. Heinz im Mond (1934), Peer Gynt (1934), Der alte und der junge König (1935), Das Mädchen vom Moorhof (1935) und Gold in New Frisco (1939). Nach ihrer Eheschließung im Jahr 1939 zog sie sich längere Zeit aus der Öffentlichkeit zurück. Sie trat jedoch weiterhin gelegentlich als Kabarettistin auf, u. a. 1940/41 im „Wilhelmsbau Stuttgart“ und im „Kaiserhof Köln“.[27][28][29][30]

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Ellen Frank 1945 als Kabarettistin an der „Münchner Schaubude“.[6] In den 1950er Jahren sah man Frank wieder in einigen Filmen. 1954 war sie in zwei Schongerfilm-Märchenproduktionen zu sehen. In Hänsel und Gretel war sie die Mutter, in Rotkäppchen verkörperte sie die Großmutter.[31][32] Im Märchenfilm Die Bremer Stadtmusikanten (1959) war sie als Krämerin zu sehen.[33]

Ab 1960 nahm Ellen Frank in München auch ihre Theaterarbeit wieder auf. Sie hatte Engagements u. a. am „Theater in der Brienner Straße“, am Bayerischen Staatsschauspiel und an den Münchner Kammerspielen. In der Spielzeit 1960/61 übernahm sie am Residenztheater München unter der Regie von Kurt Meisel die Rolle der Hausfrau in der Münchner Erstaufführung des Theaterstücks Die Nashörner von Eugène Ionesco.[34] Außerdem spielte sie ab November 1960 in der Komödie Moral von Ludwig Thoma in über 40 Vorstellungen die Rolle der Malerin Frl. Koch-Pinneberg.[34] Ab April 1962 spielte sie im „Theater in der Brienner Straße“ in dem musikalischen Singspiel Das Dreimäderlhaus die Madame Tschöll.[35] In der Spielzeit 1972/73 war sie in einer Produktion der Gastspieldirektion „Neue Schaubühne“ mit dem Theaterstück Wie man Karriere macht von Alexander N. Ostrowski gemeinsam mit Volker Lechtenbrink und Rosemarie Fendel auf Tournee.[36] In der Spielzeit 1977/78 war sie beim „Theater auf Tournee“ (Ltg.: Manfred Greve) unter Vertrag.[37] In der Spielzeit 1985/86 gastierte sie an den Münchner Kammerspielen als Nell in Endspiel von Samuel Beckett (Regie: Thomas Schulte-Michels).[38][39] In der Spielzeit 1990/91 gehörte sie an den Münchner Kammerspielen zur Uraufführungsbesetzung von Botho Strauß’ Theaterstück Schlußchor.[39] Ihre letzten Theaterauftritte hatte Ellen Frank in der Spielzeit 1993/94 am Bayerischen Staatsschauspiel in dem Drama Gewitter (Regie: Amelie Niermeyer) von Alexander N. Ostrowski.[40]

Große Bedeutung erlangte schließlich ab den 1960er Jahren ihre Tätigkeit für das Fernsehen. Sie wirkte in mehreren Serien mit und wurde häufig in Krimiserien wie Derrick und Der Alte besetzt. In Zwei Münchner in Hamburg (1993) spielte sie in einer Episode mit. Ihren letzten TV-Auftritt hatte sie im Alter von 90 Jahren als Vermieterin in der ARD-Vorabendserie Gegen den Wind (1995).[41]

Ellen Frank war eng mit Erich Kästner, Waldemar Bonsels, Alfred Döblin und Lion Feuchtwanger befreundet, in deren Werken sie teilweise auch auftrat.[42] Von 1929 bis 1931 war sie mit dem Maler und Bühnenbildner László Moholy-Nagy liiert.[42] Ab 1939 war sie mit dem in der Baubranche tätigen Georg Arm verheiratet. Aus dieser 1953 geschiedenen Ehe stammt ihre Tochter Evelyn[e] Frank, die Kostümbildnerin wurde und den Bühnenbildner Matthias Kralj heiratete. Ellen Frank starb im September 1999 im Alter von 95 Jahren nach langer Krankheit.[42] Sie wurde auf dem Kirchenfriedhof der Pfarrkirche St. Martin in Klagenfurt am Wörthersee beigesetzt.[42]

Filmografie

Literatur

  • Rolf Aurich: Ellen Frank – Schauspielerin, Tänzerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 24, 1994.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 255.
Commons: Ellen Frank – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gastspiel der Städt. Bühne Oberhausen Rheinland. In: Hamborner Volkszeitung vom 30. November 1924. Seite 8.
  2. Hamborner Kunstleben. Aufführungskritik. In: Hamborner Volkszeitung vom 1. März 1925. Seite 3.
  3. Duisburger Stadttheater. Aufführungskritik. In: Rhein- und Ruhrzeitung vom 5. Februar 1926. Seite 11.
  4. Ellen Frank. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1927. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 38. Jg., Berlin 1927, S. 331 [Duisburg-Bochum] und S. 650 [Register].
  5. a b c Lloyd C. Engelbrecht: Moholy-Nagy: Mentor to Modernism. Seite 379/380. Flying Trapeze Press, Cincinnati, 2009. ISBN 978-0-615-32366-4. [Auszüge bei Google Books]. Abgerufen am 23. März 2025.
  6. a b c d e Hermann J. Huber: Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen. Georg Müller Verlag. München Wien 1986, S. 255. ISBN 3-7844-2058-3
  7. Versuch einer Parodie. „Gernegroß“ im Theater an der Klosterstraße. Aufführungskritik. In: Vorwärts vom 30. Juni 1928. Seite 13.
  8. Erwin Piscator. Inszenierungen. Abgerufen am 23. März 2025.
  9. J. Kn.: Helmuth Unger: „Kolpack muß tanzen!“. Aufführungskritik. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 1. November 1928. Seite 3.
  10. Julius Knopf: „Kampf imm Schnee“. Aufführungskritik. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 23. März 1929. Seite 4.
  11. „Lumpen“. Uraufführung im Theater an der Stadt. Aufführungskritik. In: Vorwärts vom 30. April 1929. Seite 3.
  12. Klubleute. Aufführungskritik. In: Sozialdemokrat vom 9. Juli 1929. Seite 6.
  13. Adalbert amerikanisch. Aufführungskritik. In: Kölnische Zeitung vom 17. Juli 1929. Seite 8.
  14. „Alt-Berlin“. Aufführungskritik. In: Vorwärts vom 19. September 1929. Seite 3.
  15. Theo Paul Münch: „Rasende Reporter“. Erstaufführung in der Komödie. Aufführungskritik. In: Sächsische Staatszeitung vom 1. März 1930. Seite 2.
  16. F.Z.: „Rasende Reporter“. Erstaufführung in der Komödie. Aufführungskritik. In: Dresdner Nachrichten vom 2. März 1930. Seite 4.
  17. Doris löst die Ehefrage. Aufführungskritik. In: Neue Mannheimer Zeitung vom 25. April 1930. Seite 3.
  18. Von Friedrich Hollaender zu Marlene Dietrich. Neue Kleinkunstbühne in Berlin. Aufführungskritik. In: Dortmunder Zeitung vom 24. Januar 1931. Seite 9.
  19. „Zwei Krawatten“ in der Dresdner Komödie. Aufführungskritik. In: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse vom 3. Oktober 1931. Seite 16.
  20. „Zwei Krawatten“. Kaisers Revuerstück in der Komödie. Aufführungskritik. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 4. Oktober 1931. Seite 2.
  21. Matinee der Volksbühne - Humor in ernster Zeit. Aufführungskritik. In: Vorwärts vom 30. Januar 1933. Seite 3.
  22. Berlin: Kabarett der Komiker; Ellen Frank. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 23. März 2025.
  23. Von Dresdner Kleinkunstbühnen. Jubiläum im Vaterland. Aufführungskritik. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 2. Februar 1938. Seite 5.
  24. Zehn Jahre Vaterland. Aufführungskritik. In: Dresdner Nachrichten vom 4. Februar 1938. Seite 6.
  25. Kurze Mitteilungen. In: Kölnische Zeitung vom 5. Dezember 1938. Seite 8.
  26. Kurt Dörnemann: „Casanova“-Varieté (Essen). In: Bochumer Anzeiger vom 21. Dezember 1938. Seite 7.
  27. Stunden ungetrübter Freude. Das neue Programm im Wilhelmsbau. Aufführungskritik. In: Stuttgarter NS-Kurier vom 18. November 1940. Seite 5.
  28. Akrobatik, Tanz, Vortragskunst und viel Humor. Aufführungskritik. In: Stuttgarter Neues Tagblatt vom 18. November 1940. Seite 10.
  29. R. Zanker: Ellen Frank im Wilhelmsbau. Aufführungskritik. In: Schwäbischer Merkur vom 19. November 1940. Seite 3.
  30. Kölner Kleinkunst. In: Der neue Tag vom 4. September 1941. Seite 4.
  31. Hänsel und Gretel (BRD 1954). Handlung, Besetzung und Szenenfotos. Märchenfilm.info. Abgerufen am 23. März 2025.
  32. Rotkäppchen (BRD 1954). Handlung, Besetzung und Szenenfotos. Märchenfilm.info. Abgerufen am 23. März 2025.
  33. Die Bremer Stadtmusikanten (BRD 1959). Handlung, Besetzung und Szenenfotos. Märchenfilm.info. Abgerufen am 23. März 2025.
  34. a b Monica Faber, Loni Weizert: ...Dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel 1946–1986. Seite 205. Bruckmann München 1986, ISBN 3-7654-2059-X.
  35. Das Dreimäderlhaus· Theater an der Brienner Straße 1962. BR-Bericht vom 25. April 1962. Abgerufen am 23. März 2025.
  36. Wie man Karriere macht. Programmheft. Neue Schaubühne Theatergastspiele Villach / Salzburg, Günther Fuhrmann. Spielzeit 1972/73. Heft 4. Abgerufen am 23. März 2025.
  37. Ellen Frank. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1978. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 86. Jg., Hamburg 1978, S. 53 und S. 868 (Register).
  38. ENDSPIEL. Programmheft Spielzeit 1985/86. Werkraum, Heft 1. Premiere 25. Oktober 1985. Abgerufen am 23. März 2025.
  39. a b Dieter Dorn, Michael Wachsmann (Hrsg.): Ellen Frank. In: Die Münchner Kammerspiele. Schauspieler, Regisseure. Aufführungen 1976 bis 2001. Seite 93. Hanser Verlag 2001. ISBN 978-3-446-20000-5. Abgerufen am 23. März 2025.
  40. GEWITTER. Programmheft 13. Bayerisches Staatsschauspiel München. Spielzeit 1993/94. Abgerufen am 23. März 2025.
  41. Gegen den Wind. Staffel 1, Folge 5 – Entscheidungen. Ab 33:50 Min. Abgerufen am 23. März 2025.
  42. a b c d Frank, Ellen. Biografie (engl.). Abgerufen am 23. März 2025.

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