Elisabeth Köstinger

Elisabeth Köstinger (2020)

Elisabeth „Elli“ Köstinger (* 22. November 1978 in Wolfsberg, Kärnten) ist eine ehemalige österreichische Politikerin (ÖVP). Von 2009 bis 2017 war sie Abgeordnete im EU-Parlament und von 2014 bis 2017 Bundesparteiobmann-Stellvertreterin. Von Mai 2017 bis Jänner 2018 war sie Generalsekretärin ihrer Partei und anschließend kurzzeitig Präsidentin des Nationalrates. Von Dezember 2017 bis Juni 2019 war sie Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus in den Bundesregierungen Kurz I und Löger. In der Zeit vom 7. Jänner 2020 bis zum 18. Mai 2022 bekleidete sie das Amt der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in den österreichischen Bundesregierungen Kurz II, Schallenberg und Nehammer.

Am 9. Mai 2022 gab Köstinger ihren Rückzug aus der Politik bekannt; am 18. Mai wurde ihr Nachfolger Norbert Totschnig vereidigt.

Leben

Elisabeth Köstinger absolvierte die Volksschule Granitztal sowie die Hauptschule St. Paul im Lavanttal und legte 1998 ihre Matura an der Höheren Bundeslehranstalt Wolfsberg (vormals „Haushaltungsschule“, mit Einführung der Matura 1981 umgewandelt in „Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe“[1]) ab. Von 1999 bis 2003 war sie als Assistentin in der Kärntner Gebietskrankenkasse tätig. Anschließend begann sie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Publizistik, Kommunikationswissenschaften und Angewandte Kulturwissenschaft zu studieren. Aufgrund ihrer Arbeit als EU-Parlamentarierin brach sie das Studium jedoch ab.[2][3] Von 2003 bis 2009 arbeitete sie als Freiberuflerin in diversen Kommunikationsbereichen.

Sie hat mit ihrem Partner Thomas Kassl einen Sohn (* 2018).

Politische Laufbahn

Anfänge

Köstinger engagierte sich in Landjugendorganisationen: Von 1995 bis 1997 leitete sie die Landjugendgruppe Granitztal, danach wurde sie Bezirksleiterin in Wolfsberg sowie Landesleiterin in Kärnten. Von 2002 bis 2006 hatte sie die Führung der Bundesorganisation der Landjugend Österreich inne. In dieser Zeit war sie Delegierte zum Europäischen Rat der Junglandwirte (CEJA).

Von 2007 bis 2012 war Köstinger Bundesobfrau der Österreichischen Jungbauernschaft (Bauernbund-Jugend). Sie ist unter anderem selbst Absolventin der „aufZAQ“-Ausbildung der österreichischen Landjugend sowie der EDUCA-Ausbildung der Österreichischen Jungbauernschaft. Seit 2009 ist sie Vizepräsidentin des Österreichischen Bauernbundes. Im Jahr 2012 wurde Köstinger für das laufende Jahr Präsidentin von ‚wald.zeit Österreich – Plattform für Waldkommunikation‘.[4]

Parteiinterner Aufstieg

Ab Oktober 2014 war Köstinger Vizepräsidentin des Ökosozialen Forums[5] sowie Präsidentin des Ökosozialen Forums Europa.[6] Im November 2014 wurde sie zur Bundesparteiobmann-Stellvertreterin der ÖVP gewählt.[7] Im Juli 2015 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Politischen Akademie der ÖVP.[8]

Elisabeth Köstinger (Mitte) als EU-Parlaments-Abgeordnete (2015)

EU-Parlament

Ab Beginn der Legislaturperiode 2009 war Köstinger Mitglied des Europäischen Parlaments, bei der Europawahl 2014 wurde sie wiedergewählt.[9] Von 2011 bis 2017 war sie dort Parlamentarische Geschäftsführerin und Delegationsleiter-Stellvertreterin der ÖVP-Delegation. Sie war Mitglied in den Ausschüssen für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)[10] und die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) sowie stellvertretendes Mitglied und stellvertretende Sprecherin der Europäischen Volkspartei (EVP) im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI). Zudem war sie sowohl Vizevorsitzende in der Delegation in den Ausschüssen für parlamentarische Kooperation EU-Armenien, EU-Aserbaidschan und EU-Georgien als auch Mitglied in der Delegation in der parlamentarischen Versammlung EURO-NEST sowie stellvertretendes Mitglied in der Delegation in der paritätischen parlamentarischen Versammlung AKP-EU. Des Weiteren war sie Vizepräsidentin der Arbeitsgruppe Forst Management & Agro-Forst in der Intergruppe „Climate Change, Biodiversity & Sustainable Development“.

Bundesministerin 2017–2019

Nach der Wahl von Sebastian Kurz zum Parteiobmann der ÖVP im Mai 2017 wurde Köstinger zur Generalsekretärin bestellt. Neben Kurz, Gernot Blümel, Stefan Steiner und Bettina Glatz-Kremsner gehörte sie der Steuerungsgruppe der ÖVP im Zuge der Regierungsbildung nach der Nationalratswahl 2017 an. Am 9. November 2017 wurde sie als Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat angelobt und anschließend zur Präsidentin des österreichischen Nationalrates gewählt. Sie folgte damit der SPÖ-Politikerin Doris Bures nach. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde sie in den Koalitionsverhandlungen von ÖVP und FPÖ als Ministerkandidatin gehandelt, weshalb sie als erste gewählte Präsidentin des Nationalrates weniger als 70 Prozent der Stimmen der Abgeordneten erhielt (66,86 Prozent).[11] Fünf Wochen später wechselte sie in die Bundesregierung; ihr Nachfolger als Nationalratspräsident wurde Wolfgang Sobotka.

Am 18. Dezember wurde Köstinger von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zunächst als Bundesministerin für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft ernannt und angelobt; mit den am 8. Jänner 2018 in Kraft getretenen Änderungen der Zuständigkeitsbereiche in einigen Ministerien wurde sie Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus.

Nach der Geburt ihres Sohnes Anfang Juli 2018 gab sie ihr Ministeramt bis Ende August vorübergehend an Juliane Bogner-Strauß ab.[12]

Mit Angelobung der Bundesregierung Bierlein schied sie aus der Bundesregierung aus. Ab dem 12. Juni 2019 war sie wieder Nationalratsabgeordnete.[13]

Bundesministerin 2020–2022

Nach ihrem Wechsel in die Bundesregierung Kurz II rückte für sie Peter Weidinger im Nationalrat nach.[14] Sie behielt auch in den Bundesregierungen Schallenberg und Nehammer ihr Amt.

Am 9. Mai 2022 gab Köstinger „nach getaner Arbeit“ ihren Rückzug aus der Politik bekannt. Am selben Tag, kurz vor dem bevorstehenden Bundesparteitag der ÖVP am 14. Mai 2022, erklärte auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ihren Rücktritt.[15] Nachfolger als Landwirtschaftsminister wurde Norbert Totschnig.[16]

Privatwirtschaft ab 2022

Am 22. August 2022 wurde bekannt, dass Köstinger Chief Executive Officer (CEO) des österreichischen Unternehmens Mountain-View Data wird. Das Unternehmen mit Sitz in Diex beschäftigt sich mit Finanzdaten und befindet sich im Eigentum von Christian Baha. Köstinger teilt sich die Geschäftsführung mit zwei weiteren Personen, darunter der ehemalige Generalsekretär des Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Gernot Maier.[17][18][19] Ab April 2023 soll sie strategische Beraterin bei der Baha-Gruppe werden, die Geschäftsführung bei Mountain View Data soll sie Ende März 2023 zurücklegen.[20] Bei der Ryanair wurde sie zur Aufsichtsrätin ab dem 1. April 2023 bestellt.[21]

Auszeichnungen

  • 2014: EU-Abgeordnete des Jahres (Kategorie: Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten)[22]

Weblinks

Commons: Elisabeth Köstinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. HLW Wolfsberg. Abgerufen am 9. Dezember 2021.
  2. Teresa Eder: "Hier draußen geht es um die Sache". In: Der Standard. 19. Januar 2010, abgerufen am 25. Mai 2017.
  3. Elisabeth Köstinger, Biografie. Abgerufen am 23. Mai 2017.
  4. Elisabeth Köstinger wird Präsidentin von Wald.Zeit. Österreichischer Agrarverlag, 13. Juni 2012.
  5. Elisabeth Köstinger wird Vizepräsidentin des Ökosozialen Forum. Die Presse, 3. September 2014.
  6. Elisabeth Köstinger wird Präsidentin des Ökosozialen Forums Europa. Austria Presse Agentur, 29. Oktober 2014.
  7. Elisabeth Köstinger wird Bundesparteiobmann-Stellvertreterin der ÖVP. Austria Presse Agentur, 8. November 2014.
  8. Mitterlehner und Co hinterfragen Mindestsicherung. Der Standard, 6. Juli 2015.
  9. Elisabeth Köstinger erzielt die zweitmeisten Vorzugsstimmen. Kleine Zeitung, 27. Mai 2014.
  10. 'Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung' im Europäischen Parlament
  11. Köstinger neue NR-Präsidentin – news.ORF.at. Abgerufen am 22. Januar 2018.
  12. Elisabeth Köstinger ist "zurück in der Politik". In: heute.at. 27. August 2018, abgerufen am 29. August 2018.
  13. 29.05.2019 | 17:25: Drei Ex-ÖVP-Minister wieder im Nationalrat. Abgerufen am 3. Juni 2019.
  14. Neue Heimat für Minister, neue Mandatare, neue Sprecher. In: Die Presse. 7. Januar 2020, abgerufen am 9. Januar 2020.
  15. Christian Boehmer, Michael Hammerl: Köstingers Abgang stand bereits mit Kurz-Rücktritt fest. kurier.at, 9. Mai 2022, abgerufen am 9. Mai 2022.
  16. Christoph Rauth: Auch Totschnig angelobt: Regierung nach Umbildung im Nationalrat vorgestellt. 18. Mai 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
  17. Ex-Ministerin Köstinger wird CEO bei Finanzdaten-Firma. In: Salzburger Nachrichten. Salzburger Nachrichten, 22. August 2022, abgerufen am 2. September 2022.
  18. Diana Dauer: Ex-Ministerin Köstinger wird CEO von Mountain-View Data. In: Kurier. k-digital Medien GmbH, 22. August 2022, abgerufen am 2. September 2022.
  19. Uwe Sommersguter: Superfund-Chef Baha: Köstinger startet bei Fintech "mit hohen Ansprüchen an sich selbst" | Kleine Zeitung. In: kleinezeitung.at. Kleine Zeitung GmbH & Co KG, 7. September 2022, abgerufen am 27. November 2022.
  20. Ex-Ministerin Köstinger macht Karriere bei Finanzdienstleister. In: Kurier.at. 31. Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023.
  21. Ex-Ministerin Elisabeth Köstinger wird Aufsichtsrätin bei Ryanair. In: Kurier.at. 28. März 2023, abgerufen am 28. März 2022.
  22. Köstinger erhält "Oscar für EU-Abgeordnete. Austria Presse Agentur, 19. März 2014.

Auf dieser Seite verwendete Medien

2015 EPP Group (16720374757).jpg
Autor/Urheber: Elisabeth Köstinger, Lizenz: CC BY 2.0
Elisabeth Köstinger ist heute Gastgeberin einer Diskussionsveranstaltung, die sie gemeinsam mit dem Präsidenten des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreichs, Josef Plank, im Europäischen Parlament veranstaltet. Thema der Debatte mit Abgeordneten aller Fraktionen sind die Auswirkungen der geplanten Energiewende in Europa. Österreich zählt hier zu den Vorreitern in Europa. Unser Knowhow kann zum Erolg der geplanten europäischen Energieunion beitragen, betont Köstinger, Umweltsprecherin im EU- Parlament.
Austria Bundesadler.svg
Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.