Elis Regina

Elis Regina (1964)

Elis Regina (vollständiger Name: Elis Regina Carvalho Costa; * 17. März 1945 in Porto Alegre, Brasilien; † 19. Januar 1982 in São Paulo, Brasilien) war eine brasilianische Sängerin.

Elis Regina sind Vornamen, nicht Vorname und Nachname der Sängerin. Ihre Familiennamen Carvalho Costa wurden nur ausnahmsweise auf Schallplattencovern und in Programmankündigungen genannt.

Leben

Elis Regina war eine temperamentvolle und charismatische Person und setzte mit ihrem Gesangsvortrag neue Maßstäbe. Sie wurde oft als „Königin der Música Popular Brasileira“ bezeichnet. Elis Regina stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und wuchs im Süden Brasiliens auf. Ihr persönlicher Stil war nicht nur geprägt durch ihre Stimme, sondern auch durch Gestik, Mimik und Kostüme.

Ihre Karriere begann im Kindesalter. Schon im Jahr 1959 sang sie in Radiosendungen populäre Lieder, jedoch weniger Bossa Nova, die im Süden Brasiliens noch kaum bekannt war, als Boleros und Rock-Balladen. Ihr erster Versuch, in Rio de Janeiro Fuß zu fassen, endete mit einer Enttäuschung. Sie traf nicht den Geschmack der Cariocas. Das Publikum stand dort ganz unter dem Einfluss der neuartigen „coolen“ Bossa Nova.

Daraufhin zog Elis Regina nach São Paulo, dessen Musikszene zunehmend Bedeutung im ganzen Land errang, und ihr gelang der Anschluss an diese musikalische Neuerungsbewegung. Mit ihrer rasch wachsenden Popularität und zahlreichen Auftritten bei Festivals schaffte es Elis Regina, damals noch unbekannte Autoren ins Rampenlicht zu rücken: Milton Nascimento (Nada Será como Antes), Baden Powell de Aquino (Canto de Ossanha) oder Edu Lobo (Arrastão, Upa Neguinho).

Elis Regina im Teatro da Praia (1969)

1965 trat sie zusammen mit Jair Rodrigues in der erfolgreichen Show Dois na Bossa auf. Die Konzerte waren von einer dichten Atmosphäre geprägt. Sie schöpften aus den Wurzeln brasilianischer Musikgeschichte.

Mit Elis Regina entstand eine Generation von Musikern, deren Vortrag nicht nur darin bestand, auf der Bühne Lieder zu singen. Sie wollte sich vielschichtiger präsentieren, nicht allein durch ihre Stimme. Elis Regina sprach mit ihren Auftritten mehr Sinne an, als man es bisher gewohnt war. Manchmal lief sie während ihres Vortrags mehr als zwei Stunden ohne Pause über die Bühne, wie besessen von der Musik und einer Leidenschaft, die keine Kompromisse zu dulden schien. Ihre Show Falso Brilhante (1972) zählt zu ihren größten Erfolgen. In São Paulo verfolgten mehr als 300.000 Menschen ihre Auftritte.

In die Musikgeschichte eingegangen ist auch Elis Reginas Zusammenarbeit mit Antônio Carlos Jobim, mit dem sie unter anderem das Album Elis & Tom (1974) aufnahm. Sie sang viele seiner Kompositionen, darunter auch Águas de Março, das im Jahr 2001 von den Lesern der Tageszeitung Folha de São Paulo zum besten brasilianischen Lied aller Zeiten gewählt wurde. Elis Regina und Jobim sangen den Titel bei Live-Auftritten und im brasilianischen Fernsehen häufig im Duett.

Elis Regina schrieb nicht nur ihren Erfolg während zwei Jahrzehnten fort, sondern verfolgte aufmerksam neue musikalische Entwicklungen und trat auch mit Titeln unbekannter Autoren auf. Viele Cariocas mochten ihre Wege und Wendungen nicht immer nachvollziehen; die Publikumsgunst blieb schwankend, Zuneigung war ihr nicht immer gewiss. Ihre Show Transversal do Tempo (1978) hatte fast kammermusikalische Züge. Die darin enthaltenen Stücke vermittelten eine eindringliche dunkle Stimmung, die in deutlichem Kontrast zu ihren im lebhaften Stil gesungenen frühen Erfolgen (Upa Neguinho, Deitar e Rolar (Quaquaraquaqua), Arrastão, Corrida de Jangada, Quando o Sol Raiar u. a.) stand. Elis Reginas musikalische Entwicklung hob sich nicht nur von der vom nordamerikanischen Jazz beeinflussten Bossa-Nova-Bewegung ab, die vor allem im Ausland als brasilianische Unterhaltungsmusik rezipiert wurde, sondern blieb auch zum Tropicalismo, der in den späten 1960er Jahren und den 1970er Jahren die inländische Musikszene beherrschte und in Gilberto Gil und Caetano Veloso sowie den Sängerinnen Gal Costa und Maria Betânia seine berühmtesten Vertreter fand, auf Distanz. Die von Elis Regina interpretierten Lieder enthielten zuweilen – für den brasilianischen Hörerkreis jener Zeit ohne Weiteres dechiffrierbar – kritische Anspielungen auf die Militärdiktatur (1964–1985), etwa in Titeln wie O Bêbado e a Equilibrista.

Auf Einladung von André Midani, dem Präsidenten von Warner Music Brazil, trat Elis Regina 1979 beim Montreux Jazz Festival auf,[1][2] und die Konzertaufnahme wurde Teil des Nachlasses des Festivals, der im Jahr 2013 als Weltdokumentenerbe der UNESCO registriert und im Rahmen des Montreux Jazz digital projects digitalisiert und systematisch katalogisiert wurde. Der Nachlass steht Forschern und Studierenden der École polytechnique fédérale de Lausanne für wissenschaftliche Arbeiten und Weiterentwicklungen zur Verfügung.[3]

In den portugiesischsprachigen Ländern werden zunehmend Auftritte von Elis Regina auf DVD herausgebracht. Dabei handelt es sich um alte Aufnahmen, die aufwändig digital restauriert wurden.

Elis Regina war zweimal verheiratet. Aus erster Ehe mit dem Musiker Ronaldo Bôscoli stammt ihr Sohn, João Marcelo Bôscoli. In zweiter Ehe war sie mit dem renommierten brasilianischen Jazzmusiker und Pianisten César Camargo Mariano verheiratet. Aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder, Pedro Camargo Mariano und Maria Rita, hervor. Maria Rita ist seit 2003 ebenfalls als Sängerin erfolgreich. Elis Reginas früher Tod im Jahr 1982 wurde mit der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Kokain in Verbindung gebracht.[4] Es soll sich um die Verquickung unglücklicher Umstände gehandelt haben. Sie starb mit 36 Jahren.

Im Ausland wird meist Regina als Nachname der Sängerin angenommen (daher alphabetische Einordnung unter R), während sie in den portugiesischsprachigen Ländern immer Elis Regina, kurz Elis oder manchmal mit ihrem vollen Namen, Elis Regina Carvalho Costa, genannt wird (alphabetische Einordnung unter E). Ihr Vorname Elis wird auf der zweiten Silbe betont.

Diskografie

(Soweit nicht anders angegeben, sind die Alben im Studio entstanden und von Philips veröffentlicht worden.)

  • Viva a Brotolândia (Continental, 1961)
  • Poema de Amor (1962)
  • Elis Regina (1963)
  • Samba - Eu Canto Assim! (Z. T. live; 1965)
  • Elis Regina e Zimbo Trio: O Fino do Fino (Live; 1965)
  • mit Jair Rodrigues: Dois na Bossa (Live; 1965)
  • Elis (1966)
  • mit Jair Rodrigues: Dois na Bossa n°2 (Live; 1966)
  • mit Jair Rodrigues: Dois na Bossa n°3 (Live; 1967)
  • Elis Especial (1968)
  • Elis, Como e Porque (1969)
  • Toots Thielemans e Elis Regina: Aquarela do Brasil (auch: Elis & Toots)(1969)
  • Elis Regina in London (1969)
  • … em Pleno Verão (1970)
  • mit Miele, Ronaldo Boscôli, Roberto Menescal, ...: Elis no Teatro da Praia (Live; 1970)
  • Ela (1971)
  • Elis (1972)
  • Elis (1973)
  • mit Antônio Carlos Jobim: Elis & Tom (1974)
  • Elis (1974)
  • Falso Brilhante (1976)
  • Elis (1977)
  • Transversal do Tempo (Live; 1978)
  • Elis Especial (1979)
  • Elis, Essa Mulher (WEA, 1979)
  • mit Hermeto Pascoal: Montreux Jazz Festival (Live 1979; Elektra, 1982)
  • Elis (EMI, 1980)
  • Saudade do Brasil (Elektra, 1980)
  • Trem Azul (Live 1981; Som Livre, 1982)

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Goldene Schallplatte

  • Spanien Spanien
    • 2025: für die Single Águas de março
Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nungen, Ver­käu­fe, Quel­len)
Gold PlatinVer­käu­feQuel­len
 Spanien (Promusicae) Gold10! P30.000elportaldemusica.es
Insgesamt Gold1
Commons: Elis Regina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Concerts Database. Montreux Jazz Festival, abgerufen am 26. November 2022.
  2. Rodrigo Carrizo Couto: "Soy como un niño que no tiene miedo a pedir". In: Swissinfo. 11. Januar 2013, abgerufen am 2. Dezember 2022 (spanisch).
  3. Nachlass zum Montreux Jazz Festival. Schweizerische UNESCO-Kommission, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  4. Elis Regina, Künstlerlexikon WDR Funkhaus Europa (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive)

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Portrait of Regina
Elis Regina no Teatro da Praia.tif
Elis Regina no Teatro da Praia. Fundo documental: Correio da Manhã