Eisenelektrolyt

Eisenelektrolyte werden in der Galvanotechnik zur Beschichtung von Metalloberflächen mit Eisen eingesetzt, umgangssprachlich „Verstahlen“ oder Verstählung genannt.[1]

Der Elektrolyt besteht aus einer wässrigen Lösung gut wasserlöslicher Eisen(II)-Salze.[2] Die zu beschichtende Metalloberfläche wird als Kathode geschaltet. Die Anoden bestehen aus Reinst-Eisen (99,99 %), so genannten Armcoeisen-Anoden. Die gelösten Fe2+-Ionen wandern zur Kathode, werden dort zu elementarem Eisen reduziert und bilden eine dünne Eisenschicht auf der Metalloberfläche.

Im Gegensatz zu anderen galvanischen Elektrolyten werden Eisenelektrolyte nur in wenigen Spezialgebieten eingesetzt, beispielsweise

Wirkungsweise der Bestandteile

Eisenelektrolyte haben einen relativ einfachen Aufbau. Bereits im Jahre 1887 untersuchte A. Watt die Abscheidung von Eisen aus Lösungen einer großen Anzahl von Eisensalzen und schloss fälschlicherweise, dass nur Sulfatbäder praktisch einsetzbar waren.[3] Als Eisenquelle verwendet man heute zum Beispiel Eisen(II)-sulfat, Eisen(II)-chlorid oder Eisen(II)-tetrafluoroborat.[2] Durch organische Zusätze, wie Glycerin, Dextrin und Zucker lassen sich poröse Schichten herstellen, die wegen ihrer guten Notlaufeigenschaften zur Aufbereitung von Maschinenteilen geeignet sind (Poren als Schmiermittelhalt). Hohe Konzentrationen von Halogenen im Elektrolyten erhöhen die Anodenlöslichkeit. Zusätze von Aluminiumsulfat erhöhen die Härte der Niederschläge. Ammonium- und Manganionen[2] verursachen eine Kornverfeinerung der Schicht. Der Zusatz von AlCl3, BeCl2 oder CrCl2 in niedriger Konzentration soll die Schicht weicher und dehnbarer machen. Die Anwesenheit von AlCl3 soll auch die Stabilität der Schicht erhöhen.[2] Leitsalze wie Kalium- oder Natriumchlorid können die Leitfähigkeit weiter erhöhen. Hydrazin dient als anodischer Depolarisator und verhindert die Bildung von Sauerstoff an der Anode.

GrundbestandteileBadparameter
EisenquelleLeitsalzpH-WertTemperaturStromdichte
Eisen(II)-chlorid (200…600 g/l)Mangan(II)-chlorid (4…60 g/l)1,5…265…95 °C3…20 A/dm²
Eisen(II)-sulfat (250…400 g/l)


Eisen(II)-fluoroborat (40…80 g/l)

Ammoniumchlorid (20…60 g/l)3…440…70 °C3…6 A/dm²
Eisen(II)-fluoroborat (200…300 g/l)[2]Natriumchlorid (8…20 g/l)2…440…70 °C3…6 A/dm²

Fehlertabelle für Eisen-Elektrolyte

Sichtbare FehlerMögliche UrsacheAbhilfe
Niederschläge blättern abmangelnde Entfettung;
hohe Eigenspannung
sorgfältig Entfetten und Dekapieren
brüchige NiederschlägepH-Wert zu niedrig;
Temperatur zu niedrig
auf pH 3 erhöhen;
Temperatur erhöhen
spröde NiederschlägeEisen(III)-Ionen im Elektrolyten;
organische Verunreinigung;
Fremdmetalle
ansäuern und chemisch reine Eisenplatte zur Reduktion einhängen
Aktiv-Kohlebehandlung; Selektivreinigung
warzige Niederschläge;
Elektrolyt wird trübe
Eisen(III)-Ionen im Elektrolytenansäuern und chemisch reine Eisenplatte zur Reduktion einhängen
raue NiederschlägeSchlamm auf den Anodenfiltrieren;
Anodensäcke verwenden
wasserstoffhaltige NiederschlägepH-Wert zu niedrigauf pH 2,9…3,2 abstumpfen
Stromausbeute zu niedrigpH-Wert zu niedrigauf pH 2,9…3,2 abstumpfen
knospige NiederschlägeStromdichte zu hochStromdichte senken, Stromblenden verwenden; Warenbewegung

Einzelnachweise

  1. a b c Wilhelm Pfanhauser: Die elektrolytischen Metallniederschläge Lehrbuch der Galvanotechnik mit Berücksichtigung der Behandlung der Metalle vor und nach dem Elektroplattieren. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-29050-7, S. 536 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c d e f Mordechay Schlesinger, Milan Paunovic: Modern Electroplating. John Wiley & Sons, 2011, ISBN 1-118-06314-7, S. 310 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. A. Watt, Electrician, 20, 6 (1887–1888).