Einar Löfstedt

Löfstedt im Jahr 1924.

Heimon Einar Harald Löfstedt (* 15. Juni 1880 in Uppsala; † 10. Juni 1955 in Stockholm) war ein schwedischer Klassischer Philologe, der sich vor allem um die Latinistik verdient gemacht hat.

Leben und Werk

Einar Löfstedt wurde als Sohn eines Gräzisten gleichen Namens geboren. Er studierte an der Universität Uppsala lateinische und altgriechische Philologie. Seine wichtigsten Lehrer waren Olof August Danielsson und Per Persson. Studienreisen führten ihn an die Universitäten von Bonn (1904) und Göttingen (1909), zwei der Zentren der deutschen und damit weltweiten Altphilologie dieser Zeit. Hier kam er mit Franz Bücheler, Friedrich Leo und Eduard Norden in Kontakt. Seine Verbundenheit zur führenden deutschen Altphilologie der Zeit drückte sich auch darin aus, dass er fast alle seine Werke in deutscher Sprache publizierte. 1907 wurde er in Uppsala mit der Arbeit Beiträge zur Kenntnis der späteren Latinität promoviert und zugleich Dozent an der Universität. Nachdem seine Arbeit Peregrinatio Aetheriae großes Aufsehen und Anerkennung auslöste, wurde Löfstedt 1912 die Stelle des Generalredaktors des Thesaurus Linguae Latinae in Nachfolge von Ernst Lommatzsch angeboten, die er jedoch ausschlug. Georg Dittmann wurde schließlich auf die Stelle berufen. Löfstedt fand im Jahr darauf mit der Annahme eines Rufes auf eine Professur für römische Beredsamkeit und Poesie (eloquentia et poesia Romana) an der Universität Lund seine lebenslange akademische Heimat. Einen Ruf an die Universität Breslau schlug er aus. Von 1919 bis 1939 war er Inspektor der Blekingska nationen an der Universität. In den auch für Schweden kritischen Kriegsjahren von 1939 bis 1945 fungierte er als Rektor seiner Universität. 1942 wurde er in die Svenska Akademien gewählt und hatte dort in Nachfolge von Otto von Friesen und vor Ture Johannisson den Sitz Nummer neun inne. Als Mitglied dieser Akademie bestimmte er als einer der 18 Mitglieder der Akademie bis zu seinem Tod die jährlichen Nobelpreisträger für Literatur mit. 1945 wurde er emeritiert. Von 1936 bis 1949 gehörte Löfstedt der Thesaurus-Kommission an. Zudem war er Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, seit 1920 der Göttinger Akademie der Wissenschaften[1], seit 1931 korrespondierendes Mitglied der British Academy,[2] seit 1932 der Bayerischen und seit 1936 der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Löfstedt widmete sich bis auf wenige Ausflüge in die Gräzistik ganz der Latinistik. Arbeitsschwerpunkte waren die historische Syntax, Stilistik und Semasiologie des Lateinischen. Die Peregrinatio Aetheriae war als einführender Textkommentar in Lexik und Syntax des spätantiken Latein angelegt; sie gilt bis heute als Standardwerk.[3] Als Hauptwerk Löfstedts gilt die äußerst materialreiche Syntactica, ein Werk in zwei Bänden. Der erste Band widmete sich der Nominalsyntax des Lateinischen, der zweite Band vereint Einzelstudien unter anderem zu Stilistik und Syntax, insbesondere der Verbalsyntax. Die Syntactica gilt als eines der Standardwerke der Klassischen Philologie. Die Arbeiten Löfstedts gelten als die Konstituierung der sogenannten „Schwedischen Schule“ in der Philologie, die Vertreter wie Dag Norberg, Aarne Henrik Salonius oder Josef Svennung hervorgebracht hat.

1916 heiratete Löfstedt die Literaturkritikerin Annie Günther. Beider Tochter Ingrid Arvidsson wurde 1919 geboren und wurde eine bekannte Schriftstellerin. Das Grab Löfstedts findet sich auf dem Alten Kirchfriedhof von Uppsala.

Schriften

  • Spätlateinische Studien. 1908.
  • Philologischer Kommentar zur Peregrinatio Aetheriae. Untersuchungen zur Geschichte der lateinischen Sprache. Uppsala 1911 [Nachdrucke Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968 und 1970].
  • Tertullians Apologeticum. Textkritisch untersucht von Einar Löfstedt. (= Lunds Universitets årsskrift. Avdelningen 1, Teologi, juridik och humanistiska ämnen, Neue Folge, Band 11, Nr. 6), C. W. K. Gleerup/Harrassowitz, Lund/Leipzig 1915
  • Arnobiana. Textkritische und sprachliche Studien zu Arnobius. (= Lunds Universitets årsskrift. Avdelningen 1, Teologi, juridik och humanistiska ämnen, Neue Folge, Band 12, Nr. 5), C. W. K. Gleerup/Harrassowitz, Lund/Leipzig 1917
  • Kritische Bemerkungen zu Tertullians Apologeticum. (= Lunds Universitets årsskrift. Avdelningen 1, Teologi, juridik och humanistiska ämnen, Neue Folge, Band 14, Nr. 24), C. W. K. Gleerup/Harrassowitz, Lund/Leipzig 1918
  • Zur Sprache Tertullians. (= Lunds Universitets årsskrift. Avdelningen 1, Teologi, juridik och humanistiska ämnen, Neue Folge, Band 16, Nr. 2), C. W. K. Gleerup/Harrassowitz, Lund/Leipzig 1920
  • Syntactica. Studien und Beiträge zur historischen Syntax des Lateins. 2 Teile, 1928–1933.
  • Vermischte Studien zur lateinischen Sprachkunde und Syntax. (= Skrifter utgivna av Kungl. human Vetenskapsammfundet i Lund, Band 23), C. W. K. Gleerup/Harrassowitz, Lund/Leipzig 1936
  • Coniectanea. Untersuchungen auf dem Gebiete der antiken und mittelalterlichen Latinität. Almquist & Wiksell, Uppsala und Stockholm 1951 [Nachdruck: Hackert, Amsterdam 1968]

Literatur

  • Ralph Lather: Löfstedt, Einar. In: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 6). Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02033-8, Sp. 753–754.

Fußnoten

  1. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 154.
  2. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 2. Juli 2020.
  3. David Vitali: Mit dem Latein am Ende? Volkssprachlicher Einfluss in lateinischen Chartularen aus der Westschweiz. Lang, Bern u. a. 2007, ISBN 978-3-03910-866-4, S. 3.

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