Ehrenmal für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichteten antifaschistischen Widerstandskämpfer

Teilansicht des Ehrenmals

Das Ehrenmal für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichteten antifaschistischen Widerstandskämpfer ist in Brandenburg an der Havel eine Gedenkstätte und ein Ehrenfriedhof für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch die Nationalsozialisten ermordeten Antifaschisten. Das Ehrenmal erinnert inzwischen aber mit einigen Ergänzungen auch an andere Opfer von Krieg und Gewalt.

Geschichte

Die Gedenkstätte am nördlichen Fuß des Marienberges wurde im Jahr 1947 errichtet. Der Entwurf der Gedenkstätte stammt vom Bildhauer Andreas Treyne.[1] Sie wurde unweit des städtischen Krematoriums gebaut, in dem die Ermordeten eingeäschert wurden. Die Urnen hatten die Anstaltsbetreiber an verschiedenen Stellen auf dem Zuchthausgelände vergraben.

Zur Vorbereitung des Mahnmals wurde eine acht Meter hohe Gedenkwand aus roten Klinkern errichtet, vor der die Bronzeskulptur Der Gefesselte einen Platz erhielt. Die Skulptur stammt aus der Werkstatt von Threyne. Gleichzeitig konnten 365 Urnen mit der Asche einiger Opfer zum Mahnmal umgesetzt werden. Eine größere Zahl Urnen, etwa 1450, wurde den Heimatländern der Opfer übergeben.[1]

Zahlreiche ehemalige Häftlinge, hochrangige Politiker sowie Abordnungen aus Schulen und Betrieben wohnten der Einweihungsfeier bei.[1]

Auf Initiative einer französischen Widerstandsorganisation (Fédération national des Déportés du travail) wurde 1965 ein Granit-Gedenkstein eingeweiht, der umgekommene französische Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter in Brandenburgischen Rüstungsbetrieben ehrt. Dieser Stein, 1994 umgestürzt, wurde restauriert und neu aufgestellt. Nach diesem Vorbild sorgten dann auch Italiener und andere ausländische Organisationen für die Aufstellung weiterer Gedenksteine.[1]

Im Jahr 1975 wurde das Mahnmal umfassend erweitert und umgestaltet. Die ursprüngliche Zentralachse der Gedenkstätte, die zwischen der Gedenkwand und dem ehemaligen Krematorium verlief, wurde aufgegeben. Zum Schwerpunkt der neu gestalteten Gedenkanlage wurde die frühere Appellfläche des Zuchthauses mit nunmehr zwei Klinkerwänden und einem weiteren Symbol, einer aus Stein geschlagenen Schwurhand der Brandenburger Bildhauerein Monika Spiess. Hinter der Gedenkwand wurden auch Personen wie Gertrud Piter sowie „antifschistische Widerstandskämpfer, verdienstvolle Parteiveteranen und Aktivisten der ersten Stunde“ beigesetzt, die meist nicht hier im Zuchthaus inhaftiert gewesen sind.[1]

Beschreibung des Mahnmals

Zentrales Element der Gedenkstätte ist die große rote Klinkerwand, welche die Zuchthausmauer symbolisieren soll. Die davor aufgestellte Figur stellt einen Widerstandskämpfer dar, der mit gefesselten Händen, naycktem Oberkörper und einer Häftlingshose bekleidet zur Hinrichtung geführt wird. Neben diesem befindet sich ein bronzener Trauerkranz. Auf der Vorderseite der Wand steht in großen metallenen Lettern:

„ZUM TODE GEFÜHRT
UND SIEHE
WIR LEBEN“

Auf der Rückseite der Wand befindet sich als weitere Inschrift:

„IHR KAMPF
IST UNS
VERPFLICHTUNG“

Links und der Wand vorgelagert befindet sich eine Schale der Ehrenden Flamme, in deren Inschrift der zwölf Nationalitäten der Ermordeten gedacht wird:

„WIDERSTANDSKÄMPFER • BELGIER • DEUTSCHE • FRANZOSEN • GRIECHEN • ITALIENER • JUGOSLAWEN • NIEDERLÄNDER • NORWEGER • ÖSTERREICHER • POLEN • SOWJETBÜRGER • TSCHECHOSLOWAKEN“

Schwurhand der Bildhauerin Monika Spiess

Seitlich rechts steht eine flachere Mauer aus ebenfalls roten Klinkern mit einer weiteren Inschrift, welche durch eine steinerne Schwurhand der Bildhauerin Monika Spiess zweigeteilt ist:

„EHRENDES GEDENKEN
DEN ANTIFASCHISTISCHEN WIDERSTANDSKÄMPFERN,
DIE IM EHEMALIGEN ZUCHTHAUS
BRANDENBURG-GÖRDEN ERMORDET WURDEN

ZU DEN ERMORDETEN
GEHÖREN DIE HERVORRAGENDEN KÄMPFER
ANTON SAEFKOW BERNHARD BÄSTLEIN
THEODOR NEUBAUER WERNER SEELENBINDER

Weiterhin gehören zum Ehrenmal 96 Grabplatten vor der Urnereihe mit 365 Namen der Ermordeten, deren Asche in Brandenburg blieb.[2] Das Ehrenmal ist Teil des Baudenkmals Marienberg.[3]

Ein Abguss der Schwurhand wurde auch im Gedenkraum des Zuchthauses aufgestellt.[1]

Aufgrund der vor allem in den 1990er Jahren weiter aufgestellten Gedenksteine erfuhr die Gedenkanlage noch einmal eine Umgestaltung: In der Mitte der Achse wurde ein Gedenkstein aufgerichtet, der nun auch die Wehrmachtsgefallenen (vor allem im Lazarett Verstorbene und Tote aus den Reihen der Hitlerjugend) mit einbezieht und die folgende Inschrift trägt:[1]

„Gedenket der Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft,
Versöhnung und Frieden mögen die Botschaft dieses Ortes sein.“

Eine (vorläufig) letzte Ergänzung erfuhr das Ehrenmal mit der Einweihung eines Gedenksteins für die Opfer von Weltkrieg, Vertreibung und Deportation, initiiert vom Bund der Vertriebenen und der Stadtverwaltung Brandenburgs.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Ivo Asmus, Heiko Droste, Jens E. Olesen (Hrsg.): Gemeinsame Bekannte: Schweden und Deutschland in der Frühen Neuzeit auf books.google.de. Abschnitt: Die Mahnmalsanlage auf dem Marienberg von Stefanie Endlich, S. 37ff. Abgerufen am 8. April 2020. ISBN 3-8258-6616-5.
  2. Das Ehrenmal. In Erinnerung an die Hingerichteten aus dem Zuchthaus. In: stadtmuseum-brandenburg.de. Stadtmuseum Brandenburg, abgerufen am 6. April 2019.
  3. Denkmalliste des Landes Brandenburg Stadt Brandenburg an der Havel. 31. Dezember 2018, abgerufen am 6. April 2019.

Koordinaten: 52° 25′ 4,5″ N, 12° 32′ 48,8″ O

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Ehrenmal am Marienberg Schwurhand.jpg
Autor/Urheber: Foto: Gregor Rom, Skulptur: Monika Spiess, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schwurhand der Bildhauerin Monika Spiess, Ehrenmal für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichteten antifaschistischen Widerstandskämpfer, Brandenburg an der Havel
Ehrenmal Marienberg.jpg
Autor/Urheber: Gregor Rom, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ehrenmal für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichteten antifaschistischen Widerstandskämpfer, zentrale Plastik von Franz Andreas Threyne, Bronze, Brandenburg an der Havel