Ehmen

Ehmen
Stadt Wolfsburg
Wappen des Ortsteiles
Koordinaten:52° 24′ N, 10° 42′ O
Höhe: 69 m
Einwohner:5678 (31. Dez. 2024)[1]
Eingemeindung:1. Juli 1972
Postleitzahl:38442
Vorwahl:05362
Ehmen (Niedersachsen)
Ehmen (Niedersachsen)
Lage von Ehmen in Niedersachsen
Lage in Wolfsburg
Lage in Wolfsburg

Ehmen ist ein Stadtteil im Westen der Stadt Wolfsburg, der am Bach Mühlenriede im Riedetal liegt.

Geschichte

Das Haufendorf Ehmen wird urkundlich erstmals 942 in einer Magdeburger Urkunde als Gimin erwähnt. Um 1280 wurde der Ort Einen genannt. 1269 wird Graf Hermann von Woldenberg als Grundherr des Dorfes genannt, als er dem Aegidienkloster in Braunschweig ein Teil seines Besitzes in Ehmen übereignet. Die Edelherren von Meinersen waren um 1280 in Ehmen begütert. Sie gaben aus ihrem Eigenbesitz 3 Hufen und die Vogteirechte über 10 Hufen als Lehen an Lippold von Wendhausen.[2]

Im 14. Jahrhundert gehörte das Dorf zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und zählte 1489 27 Hofstellen. Laut einem Siedlungsverzeichnis um 1850 bestanden zu dieser Zeit 43 Bauernhöfe. Nachgewiesenermaßen wurde Mitte des 16. Jahrhunderts Ehmen Sitz eines Gografen, eines niederen Verwaltungsbeamten. Nachfahren der Gografen leben heute noch in Ehmen. Es gehörte in dieser Zeit zum Amt Fallersleben, das dem Kurfürstentum Hannover, aber auch zeitweise dem Bistum Hildesheim, unterstand.

Anfang des 20. Jahrhunderts baute die Gewerkschaft „Einigkeit I“ in Ehmen Kalisalz ab. Ab 1915 wurde zusätzlich Steinsalz gewonnen. Der Bergbau ging in Teufen zwischen 300 und 750 Meter um und beschäftigte zeitweise bis zu tausend Arbeiter. Das Grubengebäude war über zwei Schächte aufgeschlossen. Am 13. Februar 1917 ereignete sich im Bergwerk eine Explosion, bei der 31 Bergleute zu Tode kamen.[3] In Zusammenhang mit dem Bergwerk entstanden in Ehmen auch eine Chemische Fabrik, ein Wasserturm und eine Ziegelei. 1925 wurde der Betrieb des Bergwerks und der damit verbundenen Betriebe aufgrund der niedrigen Kali-Gehalte wieder eingestellt.

1937 wurde bei Ehmen ein Großtanklager der Luftwaffe („Lufttanklager“) eingerichtet, das Anfang 1939 fertiggestellt wurde. Unterirdische Rohrleitungen transportierten den Kraftstoff zum Braunschweiger Flughafen Waggum. Anfang 1945 wurde das Gelände durch britische Bomber angegriffen und stark beschädigt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die militärischen Anlagen durch die britische Besatzungsmacht demontiert.

Ehmen lag an der Schuntertalbahn. In unmittelbarer Nähe führt die Weddeler Schleife entlang.

Am 1. Juli 1972 wurde Ehmen, das aus dem Landkreis Gifhorn stammt, in die Stadt Wolfsburg eingegliedert.[4]

2021 wurde das schon länger nicht mehr in Betrieb befindliche Freibad abgerissen, es war 1938 als Feuerlösch- und Badeteich für das Tanklager erbaut worden.[5]

Religion

Erlöserkirche (2013)

Die einzige Kirche in Ehmen, die St.-Ludgeri-Kirche, gehört zum Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

1951 wurde in Ehmen eine Evangelische Gemeinschaft gegründet, die ihre Gottesdienste zunächst in angemieteten Wohnungen abhielt. Auf dem Grundstück des ehemaligen Lufttanklagers erfolgte am 18. August 1962 die Grundsteinlegung für die Erlöserkirche, die nach Plänen des Wolfsburger Architekten Hans-Joachim Valentin erbaut wurde.[6] Am 1. Advent 1963 folgte ihre Einweihung.[7] 1968 vereinigte sich die Evangelische Gemeinschaft mit der Bischöflichen Methodistenkirche zur Evangelisch-methodistischen Kirche. Am 1. Dezember 2019, ebenfalls am 1. Advent, fand der letzte Gottesdienst in der Erlöserkirche statt, und die Kirche wurde 2020 geschlossen und verkauft.[8] Evangelisch-methodistische Einwohner von Ehmen gehören heute zur Friedenskirche in der Wolfsburger Stadtmitte.

Katholiken in Ehmen gehören zur St.-Marien-Kirche in Fallersleben.

Politik

Ortsrat und Ortsbürgermeister

Ehmen bildet gemeinsam mit dem benachbarten Stadtteil Mörse die Ortschaft Ehmen-Mörse, die durch einen Ortsrat vertreten wird. Ortsbürgermeister ist Peter Kassel (CDU).

Wappen

Der Entwurf des Wappens von Ehmen stammt von dem in Isernhagen geborenen und später in Hannover lebenden Heraldiker und Wappenmaler Gustav Völker, der schon die Wappen von Großburgwedel, Mellendorf, Wunstorf und vielen anderen Ortschaften in der Region Hannover entworfen hat.[9] Der Gemeinderat beschloss das Wappen am 26. März 1960, und der lüneburgische Regierungspräsident genehmigte es am 3. Mai desselben Jahres.[10]

Wappen von Ehmen
Wappen von Ehmen
Blasonierung: „In Grün schweben über einem aus silbernen Wellen ragenden goldenen Mühlrad ein dreiblättriger silberner Lindenzweig, durchsteckt von einem goldgegrifften silbernen Schwert, das mit einem goldenen Stab schräggekreuzt ist.“
Wappenbegründung: In dem Wappen der früheren Gemeinde Ehmen, seit dem 1. Juli 1972 ein Stadtteil von Wolfsburg, haben drei Symbole der Justiz einen Ehrenplatz gefunden. Die Vorfahren hielten gern unter markanten Bäumen Gericht, so unter Linden (Gerichtslinden). Ehmen war früher Sitz einer Gografschaft. Das Richtschwert als nicht nur dekoratives, sondern tätiges Werkzeug der Strafgerichtsbarkeit, und der Richtstab, der sprichwörtlich über einem zum Tode verurteilten armen Sünder (oder einer Sünderin) gebrochen wurde, sind weitere Zeugnisse der strengen Rechtsordnung vergangener Zeiten. Mühlrad und Wasser stehen stellvertretend für die Mühlenriede.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St.-Ludgeri-Kirche
  • Der Bach Mühlenriede wurde an zwei Abschnitten renaturiert: Südlich von Mörse und Ehmen auf 1300 m Länge („Mühlenriede I“, 2005) und südlich von Ehmen auf 400 m Länge („Mühlenriede II“, 2008)

Kulturdenkmale:[11]

  • Die evangelisch-lutherische St.-Ludgeri-Kirche wurde 1897 als neugotischer, roter Backsteinbau errichtet. Am 29. November 2015 wurde von Dieter Rathing eine neu erbaute Kapelle eingeweiht, die als Taufkapelle und Kolumbarium dient.[12]
  • Schräg hinter der Kirche am Küsterberg 9 gelegen findet sich das St. Ludgeri Gemeindehaus, ebenfalls als gotisierendes rotes Backsteingebäude. In dem 1904[13] erbauten Schulgebäude war bis nach 1962 die örtliche Schule ansässig, 1999 wurde es zum Gemeindehaus umgebaut.[14]
  • Am Ortsrand von Ehmen an der Dammstraße 10 wurde die Friedhofskapelle ebenfalls als roter Backsteinbau fast zeitgleich mit der Kirche erbaut.
  • Als eines der letzten noch im originalen Zustand befindliches Gebäude des Kalischachtes besteht noch der Wasserturm. Dort steht auf einer Inschrift geschrieben: „AN DIESER STELLE WURDE VON 1889 BIS 1925 KALI UND ANDERE SALZE GEFÖRDERT“.
  • An der Fallerslebener Straße 18 steht der Amtshof, bei dem Inhaber des Hofes mussten die jährlichen Abgaben entrichtet werden.
  • Als sehr selten gewordene erhaltene Erinnerung an eines der wichtigsten früheren Handwerkskünste ist am Sandberg 1 die Schmiede von 1860 als kleiner Ziegelfachwerkbau zu finden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

Das Deutsche Rote Kreuz betreibt in Ehmen die DRK-Kindertagesstätte Ehmen am Siebsberg. Eine zweite Kindertagesstätte in derselben Trägerschaft, die DRK-Klima-Kita Ehmen, ist seit August 2022 in Betrieb, ihre offizielle Eröffnung erfolgte im Februar 2023. Das Gebäude wurde neben der bisherigen Kindertagesstätte auf ehemaligen Tennisplätzen des TSV Ehmen e. V. erbaut.[15] In der Siedlung Kerksiek besteht seit 2008 die Kerkenkita St. Ludgeri,[16] ihr Träger ist der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen.[17]

Die einzige Schule in Ehmen ist ein dreizügiger Standort der Grundschule Ehmen-Mörse. Wie bei allen Grundschulen Wolfsburgs handelt es sich hier um eine Offene Ganztagsschule.

Persönlichkeiten

  • Hans-Peter Beck (* 1947), Ingenieur, Hochschullehrer und Fachautor
Commons: Ehmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsbestand - Bevölkerungsentwicklung - Stadt- und Ortsteile - 1972-heute. In: Stadt Wolfsburg. Abgerufen im September 2025.
  2. Peter Przybilla: Die Edelherren von Meinersen, Hrsg.: Uwe Ohainski und Gerhard Streich, Hahnsche Buchhandlung Hannover 2007, S. 482
  3. Alex Koschel: Explosion im Kali-Bergwerk. In: Senioren Journal Wolfsburg. Ausgabe 4/2019, S. 17.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 221.
  5. Andreas Stolz: Naturnahes Stillgewässer ersetzt Betonbecken. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 19. Oktober 2021.
  6. Ernst Pauer: Kirchengeschichte und Kirchenkunst. In: Historische-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen, Blatt Wolfsburg. Erhard Kühlhorn, Hildesheim 1977, ISBN 3-7848-3626-7, Erläuterungsheft S. 118.
  7. Gemeinden. (Memento vom 24. Dezember 2015 im Internet Archive) Evangelisch-methodistische Kirche in Wolfsburg, abgerufen am 1. Dezember 2019.
  8. Nach 56 Jahren schließt die Gemeinde ihre Erlöserkirche. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 5. Dezember 2019.
  9. Landkreis Hannover: Wappenbuch Landkreis Hannover. Im Selbstverlag des Autors veröffentlicht, Hannover 1985
  10. Arnold Rabbow: Braunschweigisches Wappenbuch – Mit Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg. Verlag: Eckensberger & Co, Braunschweig 1977
  11. Braunschweigische Landschaft e. V. (Hrsg.): Kulturdenkmale Stadt Wolfsburg. Appelhans Verlag, Braunschweig 2004, ISBN 3-937664-05-X, Seite 74–80
  12. Einweihung der Kapelle landeskirche-hannovers.de vom 1. Dezember 2015, abgerufen am 4. Dezember
  13. Kerstin Loehr: Wasserspiele – so anziehend. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 9. Juli 2020.
  14. Markus Kutscher: Neue Pastorin für Ehmer St.-Ludgeri-Gemeinde. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 19. Februar 2025.
  15. Daniela Burucker: Nachhaltigkeit ist fest im Kita-Alltag verankert. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 9. Februar 2023.
  16. Das Haus. Kerkenkita, abgerufen am 9. Februar 2023.
  17. Kindertagesstätten in Wolfsburg. Evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen, abgerufen am 9. Februar 2023.

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Evangelisch-methodistische Erlöserkirche in Ehmen, Stadtteil von Wolfsburg.
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Ehmen (Wolfsburg), Niedersachsen, Deutschland
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