Effektive Dosis

Die effektive Dosis oder früher auch effektive Äquivalentdosis[1] ist ein Maß für die Strahlenexposition des Menschen. Zusätzlich zur Äquivalentdosis, welche bereits die unterschiedliche Wirksamkeit der verschiedenen Strahlungsarten (z. B. Alpha-, Beta-, Gamma-, Röntgenstrahlung- oder Neutronenstrahlung) miteinbeziehen, berücksichtigt die effektive Dosis auch die unterschiedliche Empfindlichkeit der Organe gegenüber ionisierender Strahlung.

Effektive Dosis im Zusammenhang mit anderen „Dosis“-Begriffen. Für Details siehe Äquivalentdosis.

Berechnung

Zur Berechnung der effektiven Dosis werden die Organdosen HT mit den Gewebe-Wichtungsfaktoren wT (siehe unten) des Organs T multipliziert. Die Summe der so gewichteten Organdosen ergibt die effektive Dosis:

.

Die Einheit der effektiven Dosis ist ebenso wie die der Organdosis das Sievert, Kurzzeichen Sv.

Die Bestimmung einer effektiven Dosis bewertet das unterschiedliche Risiko für das Auftreten stochastischer Schadwirkungen bei Exposition einzelner Organe und Gewebe oder des ganzen Körpers. Die Haut des Menschen ist z. B. weit weniger empfindlich gegenüber einer Strahlenexposition als verschiedene innere Organe.

Gewebe-Wichtungsfaktoren werden für die weltweite Verwendung von der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) vorgeschlagen. Die Gewebe-Wichtungsfaktoren wurden 1977 eingeführt[2] und zuletzt im März 2007 aktualisiert. Die geschätzten Faktoren sind alters- und geschlechtsgemittelt.[3] Gegenüber den Empfehlungen von 1990 (ICRP 60) wurde der abgeschätzte Wert des Gewebe-Wichtungsfaktors für die Keimdrüsen deutlich reduziert und damit einer geänderten Abschätzung des genetischen Risikos Rechnung getragen.[4] Die Zahlen des ICRP 103 bilden die Grundlage der in Deutschland gültigen Strahlenschutzverordnung.

Gewebe-Wichtungsfaktoren

Die folgende Tabelle zeigt Vorschläge, die 1990 und 2007 von der ICRP abgegeben wurden:

Organe und GewebeICRP 60 (1990)[5]ICRP 103 (2007)[6]
Knochenmark (rot)0,120,12
Dickdarm0,120,12
Lunge0,120,12
Magen0,120,12
Brust0,050,12
Keimdrüsen0,200,08
Blase0,050,04
Speiseröhre0,050,04
Leber0,050,04
Schilddrüse0,050,04
Haut0,010,01
Knochenoberfläche0,010,01
Gehirnnicht definiert0,01
Speicheldrüsennicht definiert0,01
übrige Organe und Gewebe0,050,12
Summe1,001,00

Übrige Gewebe sind Nebennieren, obere Atemwege, Gallenblase, Herz, Nieren, Lymphknoten, Muskelgewebe, Mundschleimhaut, Bauchspeicheldrüse, Prostata (Männer), Dünndarm, Milz, Thymus, Gebärmutter/Gebärmutterhals (Frauen).

Einzelnachweise

  1. Hanno Krieger: Grundlagen der Strahlungsphysik und des Strahlenschutzes. Vieweg+Teubner Verlag, 2007, ISBN 978-3-8351-0199-9, S. 323.
  2. ICRP-Veröffentlichung 103. S. 37
  3. ICRP-Veröffentlichung 103. S. 41
  4. ICRP-Veröffentlichung 103. S. 53
  5. ICRP (Hrsg.): Annals of the ICRP: ICRP Publication 60 – 1990 Recommendations of the International Commission on Radiological Protection. Pergamon Press, Oxford 1991, ISBN 0-08-042275-6.
  6. ICRP (Hrsg.): Annals of the ICRP: ICRP Publication 103 – The 2007 Recommendations of the International Commission on Radiological Protection. Elsevier, Amsterdam 2007, ISBN 978-0-7020-3048-2.
    Die Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) von 2007. (PDF; 1,1 MB) ICRP-Veröffentlichung 103. Verabschiedet im März 2007. Veröffentlichungen der Internationalen Strahlenschutzkommission. Deutsche Ausgabe herausgegeben vom Bundesamt für Strahlenschutz. S. 61

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Autor/Urheber: Manfred Roettle, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Äquivalentdosis als Oberbegriff für Körperdosen sowie für Dosismessgrößen bei äußerer Strahlenexposition. Die Abb. veranschaulicht die Ableitung aus der Energiedosis für eine Strahlenart. Liegen verschiedene Strahlenarten vor, addieren sich die resultierenden Äquivalentdosen. Dosismessgrößen dienen bei praktischen Anwendungen mit äußerer Strahlenexposition zur Abschätzung der nicht direkt messbaren Körperdosen.