Edwin Oppler

Edwin Oppler

Edwin Oppler (* 18. Juni 1831 in Oels (Niederschlesien); † 6. September 1880 in Hannover) war ein deutscher Architekt.[1] Er gilt als bedeutendster jüdischer Architekt im Deutschland des 19. Jahrhunderts[2] und war einer der Hauptvertreter der neugotischen Hannoverschen Architekturschule. Zu seinen Vorbildern zählte der französische Architekt und „Gotiker“ Eugène Viollet-le-Duc. Die neugotische Architektur des Königreichs Hannover war sehr durch die verwandtschaftlichen Bindungen der Welfen nach England geprägt.

Leben

Edwin Oppler kam als zweiter Sohn des jüdischen Wein-Kaufmanns Saloh Oppler und dessen Ehefrau Minna, geborene Seldis, zur Welt. Über seine Jugend ist nur wenig bekannt, möglicherweise besuchte er von 1837 bis 1840 zunächst die Grundschule in Oels,[3] und dann die Schule in Breslau. 1849 ging er nach Hannover, wo er bis 1854 an der Polytechnischen Schule bei Conrad Wilhelm Hase studierte, dessen Schüler und Mitarbeiter er wurde. Eine Zimmermannslehre schloss sich an. Ab 1856 Mitglied im Architekten- und Ingenieur-Verein Hannover, ging Oppler 1856–1860 zunächst nach Brüssel und Paris, wo er Mitarbeiter in den Büros von v. Hoffmann und Massenot, des Glasmalers Eugène-Stanislas Oudinot und vor allem bei dem Architekten Viollet-le-Duc in Paris wurde, und wo er auch bei der Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame mitarbeitete und sich so Kenntnisse der gotischen Architektur verschaffte. Ab 1861 war er freier Architekt in Hannover. Er heiratete 1866 Ella Cohen, die Tochter des Königlichen Medizinalrates Hermann Cohen. Der Maler und Radierer Ernst Oppler (1867–1929), der Bildhauer Alexander Oppler (1869–1937), der Arzt Berthold Oppler (1871–1943) sowie der Jurist Siegmund Oppler (1873–1942) waren ihre Söhne.[4]

Oppler wurde rasch durch seine zahlreichen, für adlige und bürgerliche Auftraggeber entworfenen Wohnhäuser, Villen und Geschäftshäuser, vor allem in Hannover, aber auch durch die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover in der Calenberger Neustadt, durch die Friedhofsanlage des Jüdischen Friedhofs An der Strangriede (Hannover-Nordstadt) und schließlich den Innenausbau des Schlosses Marienburg bei Nordstemmen südlich von Hannover bekannt. 1866 wurde er zum Baurat ernannt. 1872 bis 1878 gab er die Zeitschrift Die Kunst im Gewerbe heraus, 1872 wurde Ferdinand Schorbach Teilhaber in Opplers Architekturbüro.

Nur wenige Bauten Edwin Opplers sind in Hannover erhalten geblieben, wofür vor allem die Bombardierungen der Stadt während des Zweiten Weltkriegs 1943/44 verantwortlich sind. Sein Hauptwerk war die große Synagoge in Hannover, die Theodor Unger „die Perle der hannoverschen Architektur“ nannte. Während der Novemberpogrome 1938 wurde sie am 9./10. November 1938 zerstört.

Edwin Oppler liegt im Familiengrab Cohen seiner Ehefrau auf dem Jüdischen Friedhof an der Strangriede in Hannover begraben.

Ehrung

In unmittelbarer Nähe zum jüdischen Friedhof gibt es den Edwin-Oppler-Weg.[5]

Werk

Synagoge Hannover, 1863–70
Schloss Hagerhof, Bad Honnef, 1865–67
Entwurf für eine Synagoge in München, um 1872
Schloss Halberg, 1877–80
Schloss Braunfels, nach 1880 umgebaut

(unvollständig, größtenteils nach Kokkelink 1998, S. 554–555)

Siehe auch

Literatur

Biographisches

Zum Werk

  • Theodor Unger (Red.): Hannover. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Festschrift zur fünften Generalversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. Klindworth, Hannover 1882, S. 139–150. 190–193.
  • Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Baukunst in Norddeutschland. Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850–1900. Schlüter, Hannover 1998, ISBN 3-87706-538-4, S. 554 f.
  • Harold Hammer-Schenk: Edwin Opplers Theorie des Synagogenbaus. Emanzipationsversuche durch Architektur. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge, Band 33, 1979, S. 99–117.

Archivalien

Archivalien von und über Edwin Oppler finden sich beispielsweise

  • als unveröffentlichte Schrift von Johann Heinrich Kastenholz: Dem Andenken des Königlich-Hannoverschen Baurates Edwin Oppler. Hannover, 1929, im Nachlass Oppler-Schorbach-Kastenholz des Stadtarchivs Hannover[14]

Weblinks

Commons: Edwin Oppler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Schulze: Oppler, (2) Edwin in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 276f.
  2. Arno Herzig: Jüdische Geschichte in Deutschland. Von den Anfängen bis zur Gegenwart ( = Beck'sche Reihe, Band 1196), 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage der Original-Ausgabe, München: C. H. Beck Verlag, 2002, ISBN 978-3-406-47637-2 und ISBN 3-406-47637-6, S. 179; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Peter Eilitz: Leben und Werk des königl. Hannoverschen Baurats Edwin Oppler. In: Hannoversche Geschichtsblätter Neue Folge, Band 25, 1971, S. 127–310 (sw. Abbildungen ab S. 265); eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 600;
    Jochen Bruns: Ernst Oppler (1867-1929). Leben und Werk. LIT, Münster 1993, S. 5, 160.
  5. Edwin-Oppler-Weg
  6. Hans Otte: Vergesst nie! Hannovers zerstörte Synagoge und ihre Gedenkstätte in der Roten Reihe. Veränderte Neuauflage, Informations- und Pressestelle der Evang.-luth. Landeskirche Hannovers, Hannover 2003; Synagogen in Deutschland. Eine virtuelle Rekonstruktion. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2000. (Darin auch die Synagoge in Hannover von Edwin Oppler); Synagogen in Deutschland: Eine virtuelle Rekonstruktion (Bundeskunsthalle), hier auch Opplers Synagoge in Hannover (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  7. Werner Wagener: Er konnte sein Werk nicht vollenden. Der Architektenstreit Hase – Oppler beim Bau der Marienburg 1864. Hase – der eigentliche Schöpfer. In: Hildesheimer Heimat-Kalender 2000. Gebrüder Gerstenberg, Hildesheim 2000, S. 110–114;
    Isabel Maria Arends: Gothische Träume. Die Raumkunst Edwin Opplers auf Schloß Marienburg (= Hannoversche Studien. Band 11). Hannover 2006, ISBN 3-7752-4961-3.
  8. Doris Böker: Hansestadt Lüneburg mit Kloster Lüne. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen. Band 22, 1). Michael Imhof Verlag, Petersberg 2010, ISBN 978-3-86568-563-6 (auf der beiliegenden CD-ROM).
  9. Geschichte von Breslau: Neue Synagoge von Edwin Oppler (Memento vom 10. Juli 2015 im Internet Archive)
  10. Wolfgang Brönner: Die Villa Cahn in Bonn-Plittersdorf. Ein „deutsches Haus“ am Rhein. Geschichte, Architektur, Ausstattung, Kunstsammlung (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland. Band 31.) J. P. Bachem, Köln 1991, ISBN 3-7616-1001-7.
  11. Laut Eilitz, S. 195 erfolgte die Planung 1870/1871, die Ausführung 1871/1872.
  12. Martina Conrad: Schloss Halberg (= Saarländische Baudenkmäler. Band 2). Hrsg. von der Vereinigung Ludwigskirche zum Schutze saarländischer Kulturdenkmäler e. V., Saarbrücken 1985.
  13. Artikel zur Synagoge in Hameln.
  14. Saskia Rohde: Im Zeichen der Hannoverschen Architekturschule: Der Architekt Edwin Oppler (1831–1880) und seine schlesischen Bauten. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge Band 54, S. 67–86; hier: S. 68.

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Schloss Hagerhof, Menzenberg, Selhof, Bad Honnef
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Entwurf für eine Synagoge in München, Edwin Oppler, um 1872