Eduard Rhein

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Rheins Geburtshaus in Königswinter, 2013
Plakette am Geburtshaus

Eduard Rudolph Rhein (* 23. August 1900 in Königswinter; † 15. April 1993 in Cannes[1]) war ein deutscher Erfinder, Publizist, Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte auch unter den Pseudonymen Hans-Ulrich Horster, Klaus Hellmer, Klaus Hellborn, Adrian Hülsen und Claude Borell.[2][3]

Leben und Werk

Eduard Rhein, geboren als Sohn von Therese Rhein, geborener Hoy, und des Hoteliers Eduard Rhein in Königswinter am Rhein, verbrachte seine Schulzeit in Beuel, wo seine Familie von 1905 bis 1917 wohnte. Im Ersten Weltkrieg wurde er in der Luftschiff-Truppe eingesetzt. Rhein absolvierte ein Gymnasium und war zwei Jahre Volontär bei Arthur Leser & Co. in Köln und studierte von 1920 bis 1923 Physik, Elektrotechnik und Biologie am Technikum Mittweida in der Nähe von Chemnitz.

Erste Anstellungen

Eine erste Anstellung bei der Ziegenberg AG für elektrische Kleinbeleuchtung in Berlin endete bereits 1923 mit der Insolvenz der Firma. Zwei Jahre arbeitete er, ebenfalls in Berlin, als Ingenieur bei AEG. Nachdem Rhein sein Geld eine Zeitlang als Unterhaltungsmusiker mit der Geige in Hotelbars verdiente, wurde er für viereinhalb Jahre als Referent Mitarbeiter beim Zentralverband der Deutschen Elektrotechnischen Industrie. In dieser Zeit veröffentlichte er erste Fachbücher und Aufsätze zum Thema Rundfunk. 1929 wechselte er als Redakteur zum Ullstein-Verlag in Berlin und betreute dort bis 1945 die neue Hörfunkzeitschrift Sieben Tage.[4]

Zeit des Nationalsozialismus

Künstlerische Kontakte und Betätigung in Berlin

Im Jahr 1932 bezog Rhein in Berlin das ehemalige Haus des Regisseurs Fritz Lang, nachdem sein dort lebender Freund Richard Tauber ausgewandert war. 1941 schrieb Rhein das Libretto und die Liedtexte für die 1941 uraufgeführte Operette Traumland des befreundeten Komponisten Eduard Künneke.

Zweiter Weltkrieg: Entwicklung von Radargeräten

Im Zweiten Weltkrieg erhielt Rhein den Auftrag, eine Bedienungsanleitung für Funkgeräte zu schreiben, die auch von Laien verstanden wurde. Diese Arbeit führte dazu, dass er mit der Entwicklung eines neuen Radargerätes beauftragt wurde. Das FK 1 wurde Ende 1944 auch fertiggestellt, aber nicht mehr produziert.[4]

Chefredakteur der Programmzeitschrift „Hörzu“ 1946–1966

Nach dem Krieg war Rhein von der Gründung 1946 bis zum Jahr 1966 in Hamburg Chefredakteur der Rundfunk- und Fernsehzeitschrift Hör Zu!. Er setzte sich für das rechteckige 4:3-Bildschirmformat von Fernsehgeräten ein, welches sich gegenüber dem alternativ vorgesehenen quadratischen Format durchsetzte. Er setzte sich für die Einführung der Ultrakurzwelle (UKW/Frequenzmodulation) ein, deren Vorteile er in seinem Werk „Wunder der Wellen“ begründete. Rhein erfand das Wort „Schleichwerbung“ und propagierte den vielgeliebten Mecki, der noch heute in der Hörzu (Schreibweise seit 1972) erscheint. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erschienen von 1952 bis 1964 die Mecki-Kinderbücher, die Rhein verfasste. Auch die Rubrik „Original und Fälschung“ in der Hörzu hat Rhein entwickelt. Rhein trug maßgeblich am Aufstieg Hamburgs zur Medienmetropole bei. So schuf er das finanzielle Fundament des Axel-Springer-Verlages durch den beispiellosen Erfolg der Zeitschrift Hör Zu!, deren Auflage bereits im Jahr 1950 eine Million Exemplare pro Woche betrug. Unter dem Pseudonym Hans Ulrich Horster veröffentlichte er ab 1950 in dieser Zeitschrift eine Reihe von Illustriertenromanen. 1962 waren es 4,5 Mio. Exemplare pro Woche. Hör Zu! wurde zur erfolgreichsten Programmzeitschrift Europas. Rhein schuf außerdem die Zeitschrift Kristall, die von Ivar Lissner als Chefredakteur geleitet wurde. Er war auch an der Entwicklung der Bild-Zeitung beteiligt. 1964 verließ Rhein unfreiwillig den Axel-Springer-Verlag und 1968 Hamburg. Er zog nach Genf und in seine Residenz in Cap Ferrat.

Füllschriftverfahren

Neben einer Vielzahl von Veröffentlichungen und Büchern entwickelte Rhein im Jahre 1942 das Füllschriftverfahren für die Aufzeichnung von Schallplatten.[5]

Eduard-Rhein-Stiftung, 1976 und Professor-Rhein-Stiftung, 1987

Eduard Rhein (links) überreicht die Urkunde des von ihm gestifteten Eduard-Rhein-Preises an Manfred Börner 1990

Im Jahr 1976 gründete er die größte europäische Stiftung für Informationstechnik, die 1977 ihre Tätigkeit aufnehmende Eduard-Rhein-Stiftung in Hamburg, die jährlich den Eduard-Rhein-Preis (ursprünglich fünf Millionen DM) zu Förderung der Fernsehtechnik vergibt. 1987 wurde die Professor-Rhein-Stiftung in Königswinter gegründet. Sie verfolgt den Zweck, die Belange von Kunst, Kultur und Bildung in Königswinter zu fördern.

Homoerotische Schriften

Unter dem Pseudonym „Claude Borell“ veröffentlichte Rhein zwischen 1978 und 1982 mehrere Bände mit homoerotischen Novellen.

Fernsehportrait

1988 drehte die Schauspielerin Ruth Niehaus zusammen mit dem Regisseur Horst Königstein das Filmporträt Ein König in seinem Reich.

Tod

Am 15. April 1993 starb Eduard Rhein an einem Schlaganfall in Cannes. Seine Urne wurde im Familiengrab auf dem Friedhof Am Palastweiher in Königswinter beigesetzt.[6] Sein Vermögen floss überwiegend in seine Stiftungen.

Ehrungen

  • 1965: DRK-Ehrenzeichen
  • 1973: Hans-Bredow-Medaille für Verdienste um dem deutschen Rundfunk

Eduard Rhein ist seit 1990 Ehrenbürger der Stadt Königswinter. Im März 1993 und somit außergewöhnlicherweise noch zu Lebzeiten gab sie ihm zu Ehren einer neuen Straße im Stadtteil Oberpleis den Namen Eduard-Rhein-Straße.[7] An seinem Geburtshaus in Königswinter wurde 2000 eine Gedenktafel angebracht.[8] Die Freie und Hansestadt Hamburg ehrte Rhein im Jahr 2004 für seine Verdienste um Hamburg mit einer Straßenbenennung, dem Eduard-Rhein-Ufer an der Außenalster, unweit seines ehemaligen Anwesens, Schöne Aussicht 28. Außerdem ist er auch auf der großen Stiftertafel im Hamburger Rathaus verewigt; 1990 erhielt er die Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg. Der Senat der Stadt Berlin verlieh ihm den Ehrentitel Professor h.c. Rhein erhielt 1958 das Große Verdienstkreuz[9] sowie 1985 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.[4] 1986 erhielt er die Goldene Kamera (Ehrenkamera). Eine weitere Straßenbenennung zu Ehren Rheins erfolgte in Mayen.

Werke (Auswahl)

  • 1927: Normung im Rundfunk.
  • 1928: Das mechanische Hirn. Roman.
  • 1935: Wunder der Wellen. Rundfunk und Fernsehen dargestellt für jedermann.
  • 1938: Die Jagd nach der Stimme.
  • 1940: Du und die Elektrizität. Vom Wesen und Wirken einer unfaßbaren Kraft – Eine moderne Elektrotechnik für Jedermann.
  • 1950: Ein Herz spielt falsch. Roman (Verfilmung 1953).
  • 1951: Hans-Ulrich Horster: Die Toteninsel, auch Insel ohne Wiederkehr. Roman (auch verfilmt).
  • 1952: Hans-Ulrich Horster: Der Rote Rausch. Roman (Verfilmung 1962).
  • 1953: Der Engel mit dem Flammenschwert. Roman (Verfilmung 1954).
  • 1954: Wie ein Sturmwind. Roman (Verfilmung 1957).
  • 1954: Wunder der Wellen. Rundfunk und Fernsehen, dargestellt für jedermann. Ausgabe 69.–80. Tsd., Deutscher Verlag der Ullstein A.G., Berlin-Tempelhof 1954. DNB, (*)
  • 1955: Hans-Ulrich Horster: Suchkind 312. Roman (Erstverfilmung 1955, Neuverfilmung 2007 in der ARD).
  • 1956: Verlorene Träume. Roman.
  • 1957: Klaus Hellmer: Herz ohne Gnade. Roman (Verfilmung 1958).
  • 1958: Robinson schläft 50 Jahre. Roman.
  • 1958: Ein Augenblick der Ewigkeit. Roman.
  • 1959: Hans-Ulrich Horster: Ein Student ging vorbei. Roman (Verfilmung 1960).
  • 1960: Eine Frau für tot erklärt.
  • 1960: Verschattete Heimkehr. Roman.
  • 1961: Eheinstitut Aurora. Roman (Verfilmung 1962).
  • 1964: Karussell der Liebe. Roman.
  • 1981: Ein Sohn nach seinem Ebenbild.
  • 1981: Klonkind Uli.
  • 1985: Haus der Hoffnung. Roman.
  • 1986: Briefe aus dem Jenseits.
  • 1987: 100 Jahre Schallplatte.
  • 1990: Ein Jahrhundertmann. (Autobiographie), Erstausgabe als Der Jahrhundertmann.

Die Werke erschienen teilweise unter verschiedenen Pseudonymen.

Kinderbücher der Mecki-Reihe:

  • 1952: Mecki im Schlaraffenland
  • 1953: Mecki bei den Sieben Zwergen
  • 1954: Mecki bei den Eskimos
  • 1955: Mecki bei den Chinesen
  • 1956: Mecki bei den Indianern
  • 1957: Mecki bei den Negerlein
  • 1958: Mecki bei Prinz Aladin
  • 1959: Mecki auf dem Mond
  • 1960: Mecki und die 40 Räuber
  • 1961: Mecki bei Harun Al Raschid
  • 1962: Mecki bei Sindbad
  • 1963: Mecki bei Zwerg Nase
  • 1964: Mecki bei Frau Holle

Literatur

  • Erik Lindner: Rhein, Eduard Rudolf. In: Neue Deutsche Biographie. (NDB). Band 21. Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 486–487 (deutsche-biographie.de).
  • Jan-Peter Domschke, Sabine Dorn, Hansgeorg Hofmann, Rosemarie Poch, Marion Stascheit: Mittweidas Ingenieure in aller Welt. Hochschule Mittweida, Mittweida 2014, S. 92 f.
  • Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und männlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. LIT-Verlag, Münster 2010, S. 975ff.
  • Matthias Jochem: Ein verwirklichter Traum – Das Privathaus von Eduard Rhein in Hamburg, Schöne Aussicht 28. Eduard-Rhein-Stiftung, Hamburg 2000.
  • Rhein, Eduard. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1001.
Commons: Eduard Rhein – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eduard Rhein. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1993 (online).
  2. mr3er.de
  3. Der Jahrhundert-Mann. In: Berliner Zeitung, 23. August 2000.
  4. a b c Elmar Scheuren: Aus dem Leben eines Tausendsassas. In: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2008. Edition Blattwelt, Niederhofen 2007, ISBN 3-936256-29-2.
  5. Patent DE966210C: Verfahren zur Aufzeichnung einer Tonschrift mit Steuerung des Abstandes zwischen benachbarten Tonspuren. Angemeldet am 21. November 1942, veröffentlicht am 25. Juli 1957, Anmelder: Teldec Schallplatten G.m.b.H., Erfinder: Eduard Rhein.
  6. Den Mecki, die LP und „Schleichwerbung“ erfunden: Professor Eduard Rhein starb im Alter von 92 Jahren in Cannes, General-Anzeiger Bonn, 19. April 1993 (genios.de)
  7. Daiana Mitt: Eduard Rhein. In: Manfred van Rey, Ansgar Sebastian Klein (Hrsg.): Königswinter in Zeit und Bild, Band II, 18. Teillieferung, Königswinter 2009.
  8. „Man muss sich immer ein wenig übernehmen“: Stadt Königswinter ehrte ihren berühmten Sohn Eduard Rhein anlässlich seines 100. Geburtstags, General-Anzeiger, 25. August 2000
  9. eduard-rhein-stiftung.de (Memento vom 12. Juni 2007 im Internet Archive)

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Gedenkplatte am Geburtshaus von Eduard Rhein in Königswinter, angebracht im August 2000
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Manfred Börner 1990 presentation Eduard Rhein Prize
2013-03-26 Haus Vater Rhein, Drachenfelsstraße 69, Königswinter IMG 4748.jpg
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„Haus Vater Rhein“, ehemals Hotel „Vater Rhein“, Drachenfelsstraße 69, Königswinter