Edgar Jaffé

Edgar Jaffé (* 14. Mai 1866 in Hamburg; † 29. April 1921 in München) war ein deutscher Nationalökonom, Politiker (USPD) und Finanzminister.

Leben

Edgar Jaffé war jüdischer Herkunft und wurde als Kind getauft. Sein Vater war Isaac Joseph Jaffé (1806–1890) und seine Mutter Charlotte Rosa Beer (1833–1888). Aus der ersten Ehe seines Vaters mit Pauline Goldschmidt (1819–1854) hatte Edgar Jaffé einen Halbbruder Ludwig (1845–1923).

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Professor Max Weber und Werner Sombart übernahm er 1904 die Redaktion des Archivs für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik. Ab 1910 lehrte Jaffé Volkswirtschaft in München an der Handelshochschule, die von Moritz Julius Bonn geleitet wurde. 1916 gründeten Edgar Jaffé und der bayerische Verkehrsminister Heinrich von Frauendorfer die Europäische Staats- und Wirtschaftszeitung, die ein Bruder von Jaffé in Berlin herausgab.[1] Von 1918 bis 1919 war Jaffé Finanzminister des Freistaats Bayern unter Kurt Eisner.

Jaffés Münchner Haus galt als ein Zentrum der Schwabinger Bohème. Ab 1900 war er ein häufiger Gast in Locarno und Ascona. 1902 heirateten Edgar Jaffé und Else von Richthofen. Im Katalog anlässlich der Heidelberger Ausstellung über Alfred Weber im Jahr 2003 heißt es:

1907 erhält Alfred Weber einen Ruf an die Heidelberger Universität. Dort trifft er auf seinen (berühmteren) Bruder Max Weber. Nicht nur wissenschaftliche Gegensätze trennen die beiden Männer. Sie lieben auch noch dieselbe Frau: Else Jaffé hatte bei Max Weber promoviert und heiratete den Geschäftsmann Edgar Jaffé. „Von der erotischen Befreiungsbewegung der Jahrhundertwende erfasst“, so schreibt der Katalog, „hat sie mehrere außereheliche Beziehungen.“ Dazu zählen die Brüder Max und Alfred Weber, aber auch der Psychiater Otto Gross. Alfred Weber schreibt rund 13000 Briefseiten an sie. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Else Jaffé 1925 nach Heidelberg in eine prachtvolle Wohnung in der Bismarckstraße (heute Hotel Europa), 1931 mieten Weber und seine Lebensgefährtin zwei nebeneinander liegende Wohnungen in der Bachstraße 24.[2]

Zwischen 1901 und 1903 wurde in seinem Auftrag durch den Architekten Ewald Becher in der Berliner Wallotstraße die heute so genannte „Villa Jaffé“ errichtet, in der die Familie von Jaffé jedoch nie gewohnt hat.[3]

Veröffentlichungen

Literatur

  • Hans Jaeger: Jaffé, Edgar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 290 f. (Digitalisat).
  • Franz Menges: Edgar Jaffé (1866–1921), Nationalökonom und Finanzminister im Kabinett Kurt Eisner. In: Manfred Treml, Wolf Weigand (Hrsg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe. Haus der Bayerischen Geschichte, München 1988, ISBN 3-9801342-8-8, S. 225–230 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 18), S. 225–230

Weblinks

Einzelnachweise

  1. M. J. Bonn: So macht man Geschichte. Bilanz eines Lebens. List, München 1953, S. 182.
  2. Archivlink (Memento vom 14. November 2012 im Internet Archive)
  3. siehe Seite des Wissenschaftskollegs über die Villa Jaffé