documenta fifteen

Die documenta fifteen soll die fünfzehnte Ausgabe der documenta, die als weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst gilt, werden. Sie ist für den Zeitraum vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 in Kassel vorgesehen.[1] In Anbetracht der COVID-19-Pandemie wurde eine Verschiebung auf das Jahr 2023 erwogen,[2] im Sommer 2021 aber verworfen.[3] Zum Geschäftsführer wurde im April 2018 – als Nachfolger von Annette Kulenkampff – kommissarisch der Musikmanager Wolfgang Orthmayr berufen.[4] Am 1. November 2018 übernahm Sabine Schormann als documenta-Generaldirektorin die Leitung.[5] Die künstlerische Leitung wurde dem Kollektiv ruangrupa aus Indonesien übertragen.[6]

Vorplanungen

Im Juli 2018 wurde die Zusammensetzung der Findungskommission bekanntgegeben.[7]

Findungskommission

Bis Ende 2018 hatte die Findungskommission den Auftrag, einen Vorschlag für die künstlerische Leitung der kommenden documenta zu erarbeiten. Die Findungskommission setzte sich zusammen aus:

Wie am 22. Februar 2019 bekannt wurde, entschied sich die Kommission für das Künstlerkollektiv ruangrupa aus Indonesien, das 2000 in Jakarta gegründet wurde. Die Kommission begründete ihre einstimmige Wahl wie folgt: „Wir ernennen ruangrupa, weil sie nachweislich in der Lage sind, vielfältige Zielgruppen – auch solche, die über ein reines Kunstpublikum hinausgehen – anzusprechen und lokales Engagement und Beteiligung herauszufordern. Ihr kuratorischer Ansatz fußt auf ein internationales Netzwerk von lokalen Community-basierten Kunstorganisationen. Wir sind gespannt, wie ruangrupa ein konkretes Projekt für und aus Kassel heraus entwickeln wird. In einer Zeit, in der innovative Kraft insbesondere von unabhängigen, gemeinschaftlich agierenden Organisationen ausgeht, erscheint es folgerichtig, diesem kollektiven Ansatz mit der documenta eine Plattform zu bieten.“

Die Gruppe besteht aus einem festen Kern aus 10 Künstlern, insgesamt gehören zu dem Kollektiv rund 80 Menschen, von Journalisten über Architekten bis zu Videokünstlern.

Lumbung Konzept

Das Künstlerkollektiv ruangrupa entwickelt die kommende documenta in Anlehnung an die indonesische lumbung-Architektur (eigentlich Reisscheune) für die Lagerung von kollektiv verwalteten Lebensmitteln. Dies dient dem langfristigen Wohl der Gemeinschaft durch gemeinsame Nutzung von Ressourcen und gegenseitige Fürsorge. lumbung baut auf bestimmten gemeinsamen Werten, kollektiven Ritualen und Organisationsprinzipien auf[6][8]. Diese Idee wird als Organisationsprinzip aufgegriffen. Hierfür wurden im Juni 2020 und im Februar 2021 eine Reihe von Initiativen und Organisationen als lumbung-member ausgewählt, den Entstehungsprozess der documenta fifteen zu begleiten:

  • Fondation Festival Sur Le Niger (Ségou, Mali)
  • Gudskul (Jakarta, Indonesien)
  • INLAND (verschiedene Orte, Spanien)
  • Jatiwangi art Factory (Jatiwangi, Indonesien)
  • Question of Funding (Jerusalem, Palästina)
  • Más Arte Más Acción (MAMA) (Nuqui, Choco, Kolumbien)
  • OFF-Biennale (Budapest, Ungarn)
  • Trampoline House (Kopenhagen, Dänemark)
  • ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik (Berlin, Deutschland)
  • Britto Arts Trust (Dhaka, Bangladesch)
  • FAFSWAG (Auckland, Aotearoa)
  • Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR; Havanna, Kuba)
  • Project Art Works (Hastings, UK)
  • Wajukuu Art Project (Nairobi, Kenia)

Teilnehmer

Am 4. Oktober 2021 veröffentlichte das Künstlerkollektiv ruangrupa in der in Hannover erscheinenden Obdachlosen-Zeitung Asphalt-Magazin eine Liste der Teilnehmer und Gruppen, zusammen mit den Zeitzonen, in denen sie leben und arbeiten:

  • kkibawiKrrr / JST (Japan/Korea Standard Time)
  • ook_reinaart vanhoe / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • Richard Bell / AEST (Ostaustralische Zeit)
  • Taring Padi / WIB (Westindonesische Zeit)
  • Wakaliwood / EAT (Ostafrikanische Zeit)
  • Agus Nur Amal PMTOH / WIB (Westindonesische Zeit)
  • Arts Collaboratory / diverse Zeitzonen
  • Black Quantum Futurism / EST (Ostküstenzeit)
  • Chimurenga / SAST (Südafrikanische Zeit)
  • Jumana Emil Abboud / EET (Osteuropäische Zeit)
  • Nino Bulling / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • Subversive Film / CET (Mitteleuropäische Zeit), EET (Osteuropäische Zeit)
  • Cinema Caravan und Takashi Kuribayashi / JST (Japanische Zeit)
  • Kiri Dalena / PHT (Philippinische Zeit)
  • Nguyen Trinh Thi / ICT (Indochinesische Zeit)
  • Safdar Ahmed / AEST (Ostaustralische Zeit)
  • Sakuliu / TST (Taiwanesische Zeit)
  • Atis Rezistans | Ghetto Biennale / EST (Ostküstenzeit), WET (Westeuropäische Zeit)
  • Marwa Arsanios / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • Sourabh Phadke / WET (Westeuropäische Zeit), IST (Indische Zeit)
  • yasmine eid-sabbagh / BT (Baghdad-Zeit), WT (Westsahara-Zeit)
  • *foundationClass*collective / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • Alice Yard / AST (Atlantische Zeit)
  • Erick Beltrán / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • LE 18 / (Westafrikanische Zeit)
  • MADEYOULOOK / SAST (Südafrikanische Zeit)
  • Party Office b2b Fadescha / IST (Indische Zeit)
  • Serigrafistas queer / ART (Argentinische Zeit)
  • Amol K Patil / IST (Indische Zeit)
  • BOLOHO / CST (Chinesische Zeit)
  • Cao Minghao & Chen Jianjun / CST (Chinesische Zeit)
  • CHANG En-man / TST (Taiwanesische Zeit)
  • Sa Sa Art Projects / ICT (Indochinesische Zeit)
  • Hamja Ahsan / WET (Westeuropäische Zeit)
  • Jimmie Durham / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • La Intermundial Holobiente / WET (Westeuropäische Zeit), ART (Argentinische Zeit), EST (Ostküstenzeit)
  • Pınar Öğrenci / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • Saodat Ismailova / UZT (Usbekische Zeit)
  • Baan Noorg Collaborative Arts and Culture / ICT (Indochinesische Zeit)
  • Dan Perjovschi / EET (Osteuropäische Zeit)
  • Fehras Publishing Practices / CET (Mitteleuropäische Zeit)
  • Nhà Sàn Collective / ICT (Indochinesische Zeit)
  • The Nest Collective / EAT (Ostafrikanische Zeit)
  • Another Roadmap Africa Cluster (ARAC) / (Westafrikanische Zeit), CAT (Zentralafrikanische Zeit), EAT (Ostafrikanische Zeit)
  • Archives des luttes des femmes en Algérie / WAT (Westafrikanische Zeit)
  • Asia Art Archive / HKT (Hongkong-Zeit)
  • Centre d’art Waza / CAT (Zentralafrikanische Zeit)
  • El Warcha / WAT (Westafrikanische Zeit)
  • Graziela Kunsch / BRT (Brasília-Zeit)
  • Keleketla! Library / SAST (Südafrikanische Zeit)
  • Komîna Fîlm a Rojava / EET (Osteuropäische Zeit)
  • Sada [regroup] / AST (Atlantische Zeit)
  • Siwa plateforme – L’Economat at Redeyef / WAT (Westafrikanische Zeit)
  • The Black Archives / CET (Mitteleuropäische Zeit)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Termin für die nächste documenta steht fest. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 9. November 2017
  2. Deutschlandfunk Kultur Generaldirektorin denkt über Verschiebung nach, abgerufen am 2. Juli 2021
  3. Maximilíano Durón,Alex Greenberger, Maximilíano Durón, Alex Greenberger: Despite Pandemic Concerns, Documenta Will Stage 15th Edition Next Year. In: ARTnews.com. 2. Juli 2021, abgerufen am 8. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. Kolja Reichert: König von Kassel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. April 2018
  5. HS, 25. April 2018 Sabine Schormann wird neue documenta-Chefin, abgerufen am 25. August 2018.
  6. a b Hanno Rauterberg: Wir! Wir! Wir! In: ZEIT Online. 20. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021.
  7. documenta 15: Diese acht bilden die Findungskommission für die nächste Kunstausstellung – abgerufen am 12. Juli 2018
  8. documenta homepage ruangrupa über ihr lumbung-Konzept für die documenta fifteen (news vom 18. Juni 2020), abgerufen am 7. März 2021.

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Autor/Urheber: Dietmar Walberg, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Man walking to the sky by Jonathan Borofsky, documenta IX 1992