Dieter Riemer

Dieter Riemer (* 29. September 1955 in Geesthacht, Kreis Herzogtum Lauenburg) ist ein deutscher Jurist, Regionalhistoriker und Fach- und Sachbuchautor.

Leben und Wirken

Riemer kam 1962 nach Bremerhaven, wo er 1974 an der Wilhelm-Raabe-Schule Abitur machte. Nach dem Wehrdienst studierte er von 1975 bis 1980 in Kiel Rechtswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre. Während der Referendarzeit begann er mit juristischen Veröffentlichungen.[1][2] 1983 wurde Riemer beim Amtsgericht Bremerhaven, Landgericht Bremen und Landgericht Stade als Rechtsanwalt zugelassen. Er wurde Juniorpartner einer 1908 durch Bernhard Rudolph gegründeten Anwaltskanzlei.[3] 1993 folgte die Zulassung als Notar. Als Rechtsanwalt liegen seine Schwerpunkte im Wirtschaftsrecht und Erbrecht.[4][5] Riemer ist verheiratet und hat drei Kinder.

1989 entwickelte Riemer den Gedanken, dass es bei einem Wasser- oder Energieliefervertrag einen einheitlichen Erfüllungsort am Ort der Abnahme gibt.[6] 2003 bestätigte ihn der Bundesgerichtshof,[7] und 2006 wurde sein Gerichtsstand der Abnahmestelle mit § 22 Gasgrundversorgungsverordnung (GasGVV), § 22 Stromgrundversorgungsverordnung (StromGVV), § 28 Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) und § 28 Niederdruckanschlussverordnung (NDAV) in das Bundesrecht übernommen.

Riemer schreibt auch justizkritische Glossen.[8][9][10] 1995 monierte er, dass die Verpflichtung der Anwälte, auch vor den Amtsgerichten eine Robe zu tragen, auf einem Erlass Adolfs Hitlers beruhte.[11] Seine Kritik bewog Horst Eylmann, auf eine Reform des Berufsrechts hinzuwirken. Seitdem ist es Rechtsanwälten nach § 20 Berufsordnung freigestellt, ob sie in Zivilsachen vor den Amtsgerichten eine Robe tragen oder nicht.

Staatsgerichtshof

Am 12. Okt. 2023 wurde Riemer durch die Bremische Bürgerschaft zum ordentlichen Mitglied des Staatsgerichtshofs der Freien Hansestadt Bremen gewählt.

Mediavistik

Neben seinem Beruf als Rechtsanwalt und Notar schrieb er bei Heinrich Schmidt in Oldenburg eine Arbeit über Lehe im Mittelalter, mit der er 1995 zum Dr. phil. promoviert wurde.[12] Seitdem befasst er sich mit Lokal- und Regionalgeschichte im Elbe-Weser-Dreieck und dem Herzogtum Sachsen zu Zeiten der Billunger. Weitere Schwerpunkte sind der Sachsenspiegel und die Herkunft norddeutscher Fürstinnen.[13]

Schriften (Auswahl)

  • Aktuelles Rechtslexikon für jedermann, Juristische Verfahrensabläufe und Begriffserklärungen Wiesbaden 1983, ISBN 3-88140-144-X, zusammen mit Dieter Boßmann (spätere Auflagen auch nur Rechtslexikon)
  • Grafen und Herren im Erzstift Bremen im Spiegel der Geschichte Lehes Hamburg 1995, ISBN 3-923725-89-2
  • Die Pipinsburg prope villam dictam Syverden Bremerhaven 2010, ISBN 978-3-86918-019-9
  • Vom Leher Vogt zum Amtsgerichtspräsidenten, Gerichtsvorstände in Bremerhaven-Lehe vom Mittelalter bis heute Bremerhaven 2011, ISBN 978-3-86918-133-2, zusammen mit Uwe Lissau
  • Neuwerk und seine Märchen Sievern 2012, ISBN 978-3-00-038362-5
  • Burg und Kirche in Wulsdorf, Bremerhaven 2014, ISBN 978-3-931771-00-3, hrsg. zusammen mit Dieter Bischop und Nicola Borger-Keweloh
  • Publikationen im Niederdeutschen Heimatblatt
    • De iserne Hinnerk. Ein von Jan Bohls festgehaltenes, plattdeutsches Märchen. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 774. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Juni 2014, S. 4 (Digitalisat [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 14. Juni 2019]).
    • Gerbert von Stotels „Stolze im Bruch“. Ein Herrschergeschlecht und ihre Burgen in Stotel. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 789. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven September 2015, S. 1 (Digitalisat [PDF; 377 kB; abgerufen am 3. August 2020]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Rettungskauf der Banken bei fehlgeschlagener Altbausanierung, Probleme des Gesamtgrundpfandrechts Deutsche Verkehrssteuer-Rundschau 1982, 2
  2. Zweck, Systematik und einige Probleme des § 17 Grunderwerbsteuergesetz 1940 Deutsche Verkehrssteuer-Rundschau 1982, 146.
  3. Hartmut Bickelmann (Hrsg.): Bremerhavener Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten. Bremerhaven 2002, S. 252 f.
  4. aachener-nachrichten.de
  5. FOCUS Heft 39/2013 S. 64.
  6. Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes Recht der Energiewirtschaft 1989, 242.
  7. BGH NJW 2003, 3418
  8. Die Unsubstantiiertheit, Justitias Schwert? Deutsche Richterzeitung 1997, 259
  9. Recht und billig Zeitschrift für Neues Energierecht 2006, 121
  10. Die Quadratur des K(P)reises Zeitschrift für Neues Energierecht 2008, 343.
  11. Die Robe, des Richters liebstes Ding Deutsche Richterzeitung 1995, 481.
  12. Jost Lübben, Mit Schlitzohren zu großem Lob Nordsee-Zeitung vom 4. Januar 1996.
  13. Das Jahr 1112 - Ida von Elsdorf und ihre Zeitgenossen, Konferenz, 27.–28. April 2012 in Rotenburg (Wümme).