Deutscher Reporter:innenpreis

Der Deutsche Reporter:innenpreis (bis 2019 Deutscher Reporterpreis) wird vom Reporter-Forum e.V., einem Netzwerk deutscher Journalisten, für herausragende Reportagen in unterschiedlichen Medien verliehen. Sein vollständiger Titel lautet Deutscher Reporterpreis, der Preis von Journalisten für Journalisten. Er wurde erstmals im Dezember 2009 verliehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Auszeichnungen ist er nicht themengebunden, wird aber in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Dem Vorwurf, dass die Preisträger hinter verschlossenen Türen von einer voreingenommenen Jury ausgekungelt werden, wird beim Deutschen Reporterpreis damit begegnet, dass die Sitzung der Jury stets öffentlich ist. Sowohl der Preis als auch das Reporter-Forum werden finanziell unterstützt von der Rudolf Augstein Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und der Augustinum Gruppe.

Jury

Zu den wechselnden Jurymitgliedern zählten in der Vergangenheit unter anderem Manfred Bissinger, Nikolaus Brender (früherer ZDF-Chefredakteur), Doris Dörrie, Matthias Hartmann, Erwin Koch, Antje Kunstmann, Hania Luczak, Monika Maron, Nils Minkmar, Stefan Niggemeier, Angelika Overath, Kathrin Passig, Sabine Rückert und Harald Schmidt.

Preisträger

Deutscher Reporterpreis 2009

Deutscher Reporterpreis 2010

Deutscher Reporterpreis 2011

Deutscher Reporterpreis 2012

Deutscher Reporterpreis 2013

Deutscher Reporterpreis 2014

Deutscher Reporterpreis 2015

Der Deutsche Reporterpreis 2015 wurde am 7. Dezember 2015 im Berliner Meistersaal vergeben. Die Preisträger waren:[2]

  • Jana Simon (Die Zeit): Der Junge, der in den Krieg ging (Reportage)
  • David Schraven und Jan Feindt (Correctiv): Weisse Wölfe (Innovation; Graphic Novel)
  • Malte Henk (Die Zeit): Die Jagd auf 67P/C-G (Wissenschaft)
  • Claas Relotius (Der Spiegel): Gottes Diener (Freier Reporter), 2018 nach einem Fälschungsskandal zurückgegeben[1]
  • Nik Afanasjew (Tagesspiegel): Die Kids aus unserem Hinterhof (Lokalreportage)
  • Bastian Berbner (Die Zeit): Die Hölle, das ist der andere (Interview)
  • Anne Kunze (Die Zeit): Die Schlachtordnung (Investigation)
  • Peter Kümmel (Die Zeit): Sie sprechen nicht zu uns (Kulturkritik)
  • Emilia Smechowski (taz): Ich bin wer, den du nicht siehst (Essay)
  • Theresa Rentsch, Julius Tröger, Moritz Klack, Max Boenke, David Wendler und André Pätzold (Berliner Morgenpost): M29 – Berlins Buslinie der großen Unterschiede (Datenjournalismus; Web-Projekt)
  • Fabian Biasio, Alice Kohli, Simon Wimmer und Thomas Preusse (NZZ): Good Night, Malaysia (Webreportage)

Deutscher Reporterpreis 2016

Der Deutsche Reporterpreis 2016 wurde am 5. Dezember 2016 in elf Kategorien in Berlin vergeben. Erstmals wurden in der Kategorie Reportage zwei Preise verliehen, da sich die Jury nicht einigen konnte.[3]

Die Preisträger sind:

Deutscher Reporterpreis 2017

Der Deutsche Reporterpreis 2017 wurde am 11. Dezember 2017 in zwölf Kategorien in Berlin vergeben.[4] Moderiert wurde die Preisverleihung erstmals durch Claus Kleber. Mit 1612 Einsendungen, 112 nominierten Texten und Projekten und 95 Juroren war der Deutsche Reporterpreis 2017 nach eigenen Angaben der größte Journalistenpreis in Deutschland. Erstmals wurden in der Kategorie Hauptstadt-Preis Auszeichnungen verliehen. Außerdem gab es einen Ehrenpreis für die maltesische Journalistin und Bloggerin Daphne Caruana Galizia, die im Oktober durch ein Attentat mit einer Autobombe getötet worden war.

Die weiteren Preisträger sind:

  • Markus Feldenkirchen (Der Spiegel): Mannomannomann (beste Reportage)
  • Philipp Oehmke (Der Spiegel): Das PC-Monster (bester Essay)
  • Steffen Dobbert (Zeit Online): Nigel Farage: Sie werden mich für immer hassen (bestes Interview)
  • Hanno Rauterberg (Die Zeit): Tanz der Tugendwächter (beste Kulturkritik)
  • Emilia Smechowski (Süddeutsche Zeitung Magazin): Paul Ziemiak: Der Anpasser (bester Text eines Freien Reporters)
  • Ullrich Fichtner, André Geicke, Matthias Geyer, Andreas Wassermann (Der Spiegel): Made in Germany und Britta Stuff (Der Spiegel): Wo ist Hintze? (Hauptstadt-Preis)
  • Mohamed Amjahid, Daniel Müller, Yassin Musharbash, Holger Stark und Fritz Zimmermann (Die Zeit): Ein Anschlag ist zu erwarten (beste Investigative Recherche)
  • Björn Stephan (Die Zeit): Armer Hund! (beste Wissenschaftsreportage)
  • Peter Schwarz (Zeitungsverlag Waiblingen): Der Verlorene (Lokalreportage)
  • Sascha Venohr, Christian Bangel, Philip Faigle, Flavio Gortana, Andreas Loos, Fabian Mohr, Julia Speckmeier und Julian Stahnke (Zeit Online): Stadt, Land, Vorurteil (bester Datenjournalismus des Jahres)
  • Dominik Osswald, Kaspar Manz, Marc Brupbacher, Olivier Christe, Christian Mülhauser, Urs Wyss (Tages-Anzeiger): In eisigen Tiefen: Expedition in einen Gletscher (beste Multimediareportage)
  • Michael Ginsburg, Martin Heller, Christiane Wittenbecher: Was wollten Sie in Berlin?! (Bestes Web-Video)

Deutscher Reporterpreis 2018

Der Deutsche Reporterpreis 2018 wurde am 3. Dezember 2018 in Berlin in 13 Kategorien vergeben. Zusätzlich wurde der US-amerikanische Journalist Ronan Farrow für seine Recherchen im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Harvey Weinstein wegen sexueller Übergriffe mit einem Sonderpreis für Investigation ausgezeichnet.[5]

Mit dem Preis für die beste Reportage erhielt der Journalist Claas Relotius zum vierten Mal eine Auszeichnung des Deutschen Reporterpreises, laut Jury für einen Text "von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz, der nie offenlässt, auf welchen Quellen er basiert".[1] Am 19. Dezember 2018 berichtete Spiegel Online, dass der Text wahrscheinlich eine Fälschung war.[6] Relotius gab seine vier Preise zurück und entschuldigte sich, einer möglichen Aberkennung zuvorkommend.[1]

Deutscher Reporterpreis 2019

Der Deutsche Reporterpreis 2019 wurde am 2. Dezember 2019 in Berlin in 11 Kategorien vergeben.[8]

Deutscher Reporter:innenpreis 2020

Der Deutsche Reporter:innenpreis 2020 wurde am 7. Dezember 2020 wegen der Corona-Pandemie bei einer digitalen Veranstaltung verliehen. Es gab Preisträger in zwölf Kategorien. Mit einem Sonderpreis wurde Dan McCrum von der englischen Zeitung Financial Times für seine Recherchen zum betrügerischen Unternehmen Wirecard ausgezeichnet.[9]:

Deutscher Reporter:innenpreis 2021

Der Deutsche Reporter:innenpreis 2021 wurde am 6. Dezember 2021 wegen der anhaltenden Corona-Pandemie bei einer digitalen Veranstaltung verliehen. Es gab Preisträger in zwölf Kategorien. Mit einem Sonderpreis wurde die belarussische Journalistin Marina Zolotova „für ihren unbeugsamen Mut und ihre Überzeugung, dass unabhängige journalistische Arbeit etwas zum Guten verändern kann“, ausgezeichnet.

Deutscher Reporter:innenpreis 2022

Der Deutsche Reporter:innenpreis 2022 wurde am 5. Dezember 2022 nach drei Jahren Corona-Pause erstmals wieder in Präsenz in Berlin verliehen. Es wurden Preise in zwölf Kategorien verliehen. Außerdem gab es einen Sonderpreis für die ukrainische Journalistin Anna Babinets „stellvertretend für all jene Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine, die alles riskieren, um die Schrecken des Krieges sichtbar zu machen“.

  • Alexandra Rojkov (Der Spiegel): Der letzte Zeuge (Beste Reportage)
  • Thomas Bärnthaler und Patrick Bauer (Stern): Das Blut klebt an diesen schönen Spielen (Bestes Interview)
  • Konstantin von Hammerstein und Matthias Gebauer (Der Spiegel): Elf Tage in Kabul – Die abenteuerliche Flucht der Deutschen aus Afghanistan (Investigation)
  • Marc Neller (Welt am Sonntag): Sie waren Helden (Beste Sportreportage)
  • Manuel Daubenberger, Florian Guckelsberger, Marcus Pfeil, Michael Anthony, Jan Schwochow (Five Times): Was Zwangsarbeit mit deinem T-Shirt zu tun hat (Datenjournalismus)
  • Katja Demirci (Der Tagesspiegel): Hart auf Hart (Beste Lokalreportage)
  • Karsten Polke-Majewski, Kai Biermann, Paul Blickle, Annick Ehmann, Dorothea Fiedler, Christian Fuchs, Carla Grefe-Huge, Yassin Musharbash, Andreas Prost, Christina Schmidt, Julian Stahnke, Holger Stark, Julius Tröger, René Wiesenthal, Sascha Venohr, Anna Zhukovets, Fritz Zimmermann (Die Zeit/Zeit online): Die Schlacht um Mariupol (Multimedia)
  • Cathrin Schmiegel und Katharina Meyer zu Eppendorf (Die Zeit): Dieses Kunstwerk soll an die Morde von Hanau erinnern. Die ganze Stadt ist dafür. (Beste Kulturreportage)
  • Caroline Schmidt, Moritz Luppold, Katharina Mahrenholtz (NDR Info und Funk): Irene, wie hast du den Holocaust überlebt (Bester Podcast)
  • Reto Schneider (NZZ): Wie lange braucht es uns noch? (Beste Wissenschaftsreportage)
  • Tobias Scharnagl (Stern Crime): Pius, der Wilderer (Beste freie Reportage)
  • Nele Pollatschek (Süddeutsche Zeitung): Der Preis, den man dafür zahlt, als Jude in Deutschland zu leben (Bester Essay)

Kritik

Vor dem Hintergrund der Relotius-Affäre beim Spiegel wurde auch die Vergabepraxis des Deutschen Reporterpreises kritisiert, zugleich aber auch die gesamte Preisverleihungskultur des Journalismus infrage gestellt.[11][12][13] Claas Relotius war 2018 zum vierten Mal mit dem Preis ausgezeichnet worden und damit der meist ausgezeichnete Reporter dieses Preises.[14]

Die Jury begründete die Preisverleihung 2018 unter anderem damit, dass Relotius’ Artikel gekennzeichnet sei „von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz“ und „nie offenlässt, auf welchen Quellen er basiert“.[1] Wenige Woche später erklärte der damalige Arbeitgeber von Relotius (Der Spiegel) hingegen, dass vieles in dem Text „wohl erdacht, erfunden, gelogen“ war.[1]

Die Jury des Reporterpreises kündigte an, Konsequenzen aus dem Fall zu ziehen und zukünftig von den Autoren ein Making-of und Telefonnummern von wichtigen Protagonisten zu verlangen sowie alle nominierten Arbeiten stichprobenartig überprüfen zu lassen.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Journalist Claas Relotius gibt Reporterpreise zurück. In: sueddeutsche.de. 20. Dezember 2018, abgerufen am 20. Dezember 2018.
  2. Deutscher Reporterpreis 2015: Fünf Auszeichnungen für die Zeit. In: Meedia. 8. Dezember 2015, abgerufen am 21. Dezember 2018.
  3. Pia Lenz: Ein Tag, 39 Texte und drei Antworten. In: http://www.reporter-forum.de. Reporter-Forum e.V., 12. Dezember 2016, archiviert vom Original am 4. Januar 2018; abgerufen am 19. April 2021.
  4. Der Spiegel: Video-Aufzeichnung der Verleihung aus dem Tipi neben dem Kanzleramt. Der Spiegel, 11. Dezember 2017, abgerufen am 28. Dezember 2017.
  5. Von Ronan Farrow bis zum SPIEGEL - das sind die Gewinner. Spiegel Online, 4. Dezember 2018, abgerufen am selben Tage.
  6. Ullrich Fichtner: Manipulation durch Reporter: SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen. In: Spiegel Online. 19. Dezember 2018 (spiegel.de [abgerufen am 20. Dezember 2018]).
  7. Joko Winterscheidt über sein neues Magazin JWD.: “Ich möchte, dass mich das Heft bis zur Rente trägt” meedia.de, 19. März 2018
  8. Erster Reporterpreis nach Relotius: Reportage über digitale Diktatur in China und Enthüllung der Ibiza-Affäre prämiert. In: Meedia. 3. Dezember 2019.
  9. Deutscher Reporterpreis 2020. Reporterforum, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  10. RF - Reporter:innen-Preis 2021. Abgerufen am 8. Januar 2022.
  11. Samira El Ouassil: Der Post-Relotius-Reporterpreis. In: Deutschlandfunk. 4. Dezember 2019, abgerufen am 15. November 2020.
  12. Stefan Winterbauer, Christian Meier: Jörg Thadeusz über den Fall Relotius und Reporterpreise: „Journalismus ekelt mich passagenweise an“. 21. Dezember 2018, abgerufen am 15. November 2020.
  13. a b Harald Staun: Taub für die falschen Töne. In: FAZ. 2. Dezember 2019 (faz.net [abgerufen am 15. November 2020]).
  14. Jan Fleischhauer: Wenn der Journalisten-Nachwuchs geschlossen links wählt: Nur noch sehen, was ins Weltbild passt. In: Focus Online. 14. November 2020, abgerufen am 15. November 2020.