Deckungsbeitrag

Der Deckungsbeitrag (englisch contribution margin) ist in der Kosten- und Leistungsrechnung die Differenz zwischen den erzielten Erlösen (Umsatz) und den variablen Kosten. Es handelt sich also um den Betrag, der zur Deckung der Fixkosten zur Verfügung steht. Der Deckungsbeitrag kann sowohl auf die Gesamtmenge (DB) eines Produktes bezogen sein als auch auf eine Mengeneinheit (db) (Stückgröße).

Streng genommen kann nicht von einer Deckungsbeitragsrechnung gesprochen werden.[1] Es gibt mehrere voneinander abweichende Modelle, die zwar das gleiche Ziel anstreben, dabei aber unterschiedliche Wege verfolgen.[1] Der primäre Zweck der Deckungsbeitragsrechnungen ist die Erfolgsermittlung und sekundär die Angebotskalkulation zur Bildung eines Preises.[1]

Vorhaben der Deckungsbeitragsrechnung

In der im deutschsprachigen Raum überwiegend verwendeten Vollkostenrechnung wird zwischen direkt einem Kostenträger zurechenbaren Kosten (Einzelkosten) und nicht direkt zurechenbaren Kosten (Gemeinkosten) unterschieden.[1] Die Gemeinkosten werden über Umlageschlüssel auf die Produkte verteilt.[1] Ein typischer Vertreter dieser Methode ist die Zuschlagskalkulation.[1] Die Umlage wird nie perfekt sein, so dass mit zunehmender Umlage immer weniger transparent ist, ob ein Produkt noch kostendeckend produziert oder verkauft werden kann.

An dieser Stelle setzen Überlegungen von alternativen Konzepten ein, aus denen einerseits die Plankostenrechnung und andererseits die Deckungsbeitragsrechnung resultieren.[1]

Mathematische Definition

Der Deckungsbeitrag wird definiert durch die Formel

,

wobei den Erlös der Periode und die variablen Kosten der Periode bezeichnet.

Der Deckungsbeitrag pro Mengeneinheit (auch Stückdeckungsbeitrag oder selten Deckungsspanne) wird berechnet durch

,

hier ist der Stückpreis (oder Erlös pro Mengeneinheit ) und sind die variablen Stückkosten.

Relativer Deckungsbeitrag

Der relative Deckungsbeitrag (auch Bruttogewinnsatz) bezieht den Faktorverbrauch mit ein, der zur Generierung des Deckungsbeitrags benötigt wird:

.

Existiert innerhalb eines Unternehmens ein Engpass für einen Produktionsfaktor und können aus diesem Faktor mehrere Produkte hergestellt werden, so lässt sich mit dem relativen Deckungsbeitrag feststellen, welches Produkt den Faktor am effizientesten ausnutzt und daher produziert werden sollte. Der relative Deckungsbeitrag (hier auch als engpassspezifischer Deckungsbeitrag bezeichnet) gibt die Opportunitätskosten für den Fall an, dass man sich gegen die Herstellung des Produkts entscheidet.

Ein Beispiel ist die Knappheit an Produktionskapazität, wodurch die Zeitspanne, die für die Produktion benötigt wird, als entscheidende Determinante in die Rechnung mit einbezogen wird. In diesem Fall ergibt sich der relative Deckungsbeitrag aus:

.

Deckungsbeitragsrechnung

Die Deckungsbeitragsrechnung ist ein Verfahren zur Ermittlung des Betriebsergebnisses eines Unternehmens mithilfe der Deckungsbeiträge der hergestellten Produkte. Man unterscheidet die einstufige Deckungsbeitragsrechnung (Direct Costing) sowie die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung (Fixkostendeckungsrechnung). Bei der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung werden zunächst die aufsummierten Deckungsbeiträge ermittelt und von diesen dann die kompletten Fixkosten abgezogen.

Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung versucht, den Fixkostenblock weiter aufzuspalten und die Kosten den verursachenden Unternehmensbereichen zuzurechnen. Wie alle Kostenrechnungsverfahren ist auch die retrospektive Analyse der Deckungsbeitragsrechnung wegen der fehlenden Bindung an den bereits abgelaufenen Prozess ungeeignet, um einen steuernden Eingriff in ein laufendes betriebliches Geschehen zu ermöglichen. So gibt es durchaus Unternehmen, die 5-stufige, teilweise sogar 13- oder noch mehrstufige Deckungsbeitragsrechnungen etabliert haben.

Beispiel einstufige Deckungsbeitragsrechnung

Beispiel zur detaillierten einstufigen Deckungsbeitragsrechnung:

Produkt A%Produkt B%Gesamt%
Umsatzerlöse300.000 €100500.000 €100800.000 €100
Variable Kosten140.000 €47250.000 €50390.000 €49
Deckungsbeitrag160.000 €53250.000 €50410.000 €51
Fixe Kosten260.000 €32
Ergebnis150.000 €19

Für Produkt A und Produkt B ergibt sich der Deckungsbeitrag aus:

.

Ziehen wir vom Deckungsbeitrag die Fixkosten ab, so erhalten wir das Ergebnis.

Beispiel mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung

Beispiel zur mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung für ein Produktionsunternehmen mit 2 Produktgruppen, mehreren Bereichen und Produkten:[2]

UnternehmenTotal
Bereich I
(z. B. Produktlinie 1)
Bereich II
(z. B. Produktlinie 2)
Gruppe AGruppe BGruppe AGruppe B
Produkt IAaProdukt IAbProdukt IBaProdukt IIAaProdukt IIBa
Erlös5000400030002000100015000
minus var. Herstellkosten1200110010007006004600
= Deckungsbeitrag I380029002000130040010400
minus Produktfixkosten7006005003002002300
= Deckungsbeitrag II31002300150010002008100
minus Gruppenfixkosten9006002001001800
= Deckungsbeitrag III45009008001006300
minus Bereichsfixkosten300012004200
= Deckungsbeitrag IV2400-3002100
minus Unternehmensfixkosten15001500
= Betriebserfolg (Produkterfolg)600600

Auch wenn die Tabelle einsichtig erscheint, müssen die folgenden Hinweise für die Praxis beachtet werden. Die Aufteilung in variable und fixe Kosten ist in der Praxis nicht so eindeutig, wie es die Beispiele suggerieren. Es gibt gewisse Kosten, beispielsweise Rüstkosten, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Die jeweiligen Daten, beispielsweise die Erlöse, müssen als gesonderte, mit dem Produkt erzielte Erlöse (oder Kosten) ermittelbar sein. Das ist nicht immer gewährleistet und die Grenze der Differenzierung wird durch die Genauigkeit der Datenerfassung begrenzt. Schließlich ist die Zuteilung von Fixkosten zu Gruppen oder Bereichen in einem gewissen Umfang willkürlich, beispielsweise lässt sich nicht genau bestimmen, ob eine Werbung für ein bestimmtes Produkt nicht auch Verkäufe eines anderen Produktes beeinflusst.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Hans-Dieter Torspecken (1999) Kapitel 3.8.4: Die Deckungsbeitragsrechnung in Lutz Irgel (Herausgeber) Gabler Handbuch für Kaufleute, 4. Auflage; Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden; Seite 364–379.
  2. T. Balaguer, Buchhaltungslehrgang Kapitel 49 Theorie Deckungsbeitrag; www.buechhaltig.ch; Online.

Literatur

  • Adolf G. Coenenberg, Thomas M. Fischer, Thomas Günther: Kostenrechnung und Kostenanalyse 8. Auflage, Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7910-3188-0.
  • Klaus Olfert: Kostenrechnung 17. Auflage, NWB – Kiehl, Herne 2013, ISBN 978-3-470-51107-8 (= Kompendium der praktischen Betriebswirtschaft).