Düsseldorfer Jazz-Rally

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Klaus Doldinger 2004 bei der
12. Düsseldorfer Jazz Rally
Das aktuelle Logo der 28. schauinsland-reisen Jazz Rally Düsseldorf.

Die Düsseldorfer Jazz Rally (auch: Düsseldorfer Jazz Rally) ist ein renommiertes Musikfestival in Düsseldorf, das seit 1993 alljährlich an einem Wochenende im Frühsommer stattfindet, seit 2006 immer zu Pfingsten. Mit etwa 250.000 Besuchern war es – bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie – das mit Abstand meistbesuchte Jazzfestival in Deutschland.[1] Ein besonderes Markenzeichen ist der bunte Mix verschiedener Stilrichtungen wie Jazz, Swing, Funk, Soul, Blues und Pop sowie die Mischung verschiedenster Indoor- und Outdoor-Spielstätten im Herzen von Düsseldorf.

Geschichte

Die Veranstaltung orientierte sich zunächst an der Jazz Rally von Brüssel[2] und fand erstmals vom 25. bis 27. Juni 1993 unter dem Namen Brussels Jazz Rally statt.[3] Bei der neunten Auflage des inzwischen Düsseldorfer Jazz Rally genannten Festivals vom 25. Juni bis 1. Juli 2001 kamen zu den teilweise im Freien stattfindenden Konzerten trotz zwischenzeitlichen Regens bereits 280.000 Besucher.[4] In den letzten Jahren lag die Besucherzahl regelmäßig bei einer viertel Million Menschen und mehr.[5]

Für 2016 erwarb schauinsland-reisen im Rahmen eines Sponsoring-Vertrages die Namensrechte des Festivals, das daher nun schauinsland-reisen Jazz Rally Düsseldorf heißt.[6] Den Zuschauern wurde bis einschließlich 2019 von Donnerstag bis Sonntag auf etwa 30 Bühnen bis zu 80 Konzerten geboten. Für die außerordentliche Popularität der Rally war mitentscheidend, dass nahezu sämtliche Auftritte mit nur einer einzigen Eintrittskarte, dem „Button“ besucht werden konnten, zusätzlich gab es „Tagesbändchen“. Im Jahr 2022 fand das Festival nach zweijähriger Corona-Unterbrechung zum 28. Mal statt (3. bis 5. Juni). Es wurde aufgrund der anhaltenden Pandemie mit einem veränderten Konzept und reduzierter Konzertanzahl durchgeführt. So gab es erstmals keinen Einlass-Button mehr; der Veranstalter verkaufte mit Ausnahme weniger kostenloser Konzerte Einzeltickets für die Konzerte.[7] Der Termin für 2023 steht bereits fest: Vom 26. - 28. Mai 2023 wird Düsseldorf wieder zur Jazz-City.[8]

Sparda Jazz Award

Seit 2012 wird im Rahmen des Jazzfestivals jährlich der Sparda Jazz Award verliehen. Dieser wurde gemeinsam von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West und der Destination Düsseldorf ins Leben gerufen. Der Nachwuchswettbewerb richtet sich an junge Jazzmusiker im Alter von 18 bis 29 Jahren, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und noch bei keinem großen Plattenlabel unter Vertrag stehen.

Die drei Bestplatzierten können ihr Talent bei einem Live-Auftritt auf der Sparda-Bühne im Rahmen der schauinsland-reisen Jazz Rally Düsseldorf einem breiten Publikum präsentieren und sich über attraktive Geldpreise freuen: 3.500 Euro (1. Platz), 2.000 Euro (2. Platz) und 1.500 Euro (3. Platz). Zusätzlich werden sie aktiv in die Pressearbeit eingebunden und die Gewinner erhalten einen Mitschnitt des Live-Auftritts für eigene Promotionsmaßnahmen. Zudem erhält der oder die Erstplatzierte im Folgejahr eine weitere Auftrittsmöglichkeit im Rahmen des Sparda Jazz Channel-Konzerts beispielsweise im Scala Club Leverkusen.

Die Jury setzt sich zusammen aus Jazzlegende Klaus Doldinger, der auch Schirmherr der schauinsland-reisen Jazz Rally Düsseldorf ist. Unterstützt wird er dabei vom Bassisten Nico Brandenburg – Dozent für E- und Kontrabass an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf und künstlerischer Leiter der Jazz-Schmiede Düsseldorf, von Axel Stinshoff – Gründer des europaweit größten Jazzmagazins "Jazz thing" und selbst ausgebildeter Schlagzeuger, von Saxophonist Volker Dueck – Gründer des Labels Double Moon Records sowie von Ursula Wißborn – Vorstand der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.

Ablauf

Den Zuschauern wurde viele Jahre von donnerstags bis sonntags an etwa 30 Spielstätten eine Reihe von über 80 Konzerten geboten. Für die außerordentliche Popularität der Rally war es mitentscheidend, dass nahezu sämtliche Auftritte mit nur einer einzigen Eintrittskarte besucht werden konnten, das in Form eines „Buttons“ plus „Tagesbändchen“ ausgegeben wurde. Zudem befand sich ein Großteil der Spielstätten in der Düsseldorfer Innenstadt. Prinzipiell war jede Spielstätte von der anderen aus zu Fuß erreichbar („Rally“). Wichtig war zudem, dass mehrere Spielstätten in der ohnehin stark frequentierten Düsseldorfer Altstadt offen und kostenfrei zugänglich waren. Nur wenige Sonderkonzerte waren allein mit eigens zu erwerbender Eintrittskarte zugänglich. Bei der Neuauflage 2022 wurde das verändert; mit Einzeltickets sei in Pandemiezeiten eine bessere Nachverfolgbarkeit gegeben.[7]

Schirmherr der Jazz Rally ist seit einigen Jahren Klaus Doldinger, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Kind mit seiner Familie von Wien nach Düsseldorf geflüchtet war und dort als Jugendlicher seine ersten Schritte als Jazzmusiker tat. Zweiter Schirmherr ist traditionell der Düsseldorfer Oberbürgermeister, seit dem Jahr 2020 Stephan Keller. Das Festival wird von der Destination Düsseldorf veranstaltet, in der etwa 150 Düsseldorfer Unternehmen vereinigt sind. Es wird ohne direkte öffentliche Zuschüsse privatwirtschaftlich finanziert, was die Jazz Rally einmalig in Deutschland macht. Boris Neisser war viele Jahre Geschäftsführer des Festivals. Nach seinem Tod im Sommer 2021 ist sein Nachfolger Thomas Kötter.

Kritik

In extra zu bezahlenden Sonderkonzerten werden auch populäre Musikrichtungen jenseits des Jazz dargeboten, so zum Beispiel 2007–2009 Roger Cicero, Die Fantastischen Vier und Jan Delay. Dagegen wird ein Großteil der Konzerte von zwar renommierten, aber weniger etablierten Musikern oder kaum bekannten Nachwuchskünstlern bis hin zu Musikschülern getragen und zugleich wenig Stellenwert auf internationale Stars gelegt. Dies ermöglicht die publikumswirksame, einer Flatrate vergleichbaren Preisgestaltung und erlaubt es Besuchern, zum Preis üblicher Konzertkarten an jedem der vier Veranstaltungstage mehrere Konzerte hintereinander besuchen.

In diesem im Laufe der Zeit vorangetriebenen Konzept kann einerseits sowohl eine Verwässerung der Qualität entdeckt werden als auch andererseits eine erfolgreiche Möglichkeit, ein Publikum zu erreichen, das über den üblichen Besucherkreis von Jazzkonzerten und -festivals weit hinausgeht. Zum Beispiel übertrifft die Besucherzahl die der Leverkusener Jazztage, eines der renommiertesten Jazzfestivals in Deutschland, um mehr als das Zehnfache.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 250 000 Besucher beim größten deutschen Jazz Festival
  2. Warum die Jazz Rally nach Düsseldorf gehört Westdeutsche Zeitung, 19. Mai 2012
  3. Chronik 1993 im Stadtarchiv Düsseldorf
  4. Chronik 2001 im Stadtarchiv Düsseldorf
  5. 2012 kamen 300.000 Besucher. Vgl. Jazz Rally lockt 300.000 Musikfans, Die Welt 27. Mai 2012
  6. Meilenstein in der fast 25-jährigen Geschichte des Musikfestivals. Startseite der Jazz Rally-Homepage. Abgerufen am 12. März 2016.
  7. a b Brigitte Pavetic: Swing und Soul in Düsseldorf: Düsseldorfer Jazz-Rally kehrt mit neuem Konzept zurück. 1. April 2022, abgerufen am 12. Mai 2022.
  8. schauinsland-reisen Jazz Rally. Abgerufen am 23. August 2022.

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Klaus Doldinger spielt auf der „Düsseldorfer Jazz-Rally“ 2004
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