Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim

Cornelius Wilhelm von Heyl; Gemälde von Franz von Lenbach

Cornelius Wilhelm Heyl, ab 1886 Freiherr von Heyl zu Herrnsheim, (* 10. Februar 1843 in Worms; † 25. September 1923 Schloss Pfauenmoos, Berg SG, am Schweizer Bodensee) war ein deutscher Unternehmer in der Lederindustrie, Politiker, Kunstsammler und Mäzen.

Leben

Cornelius Wilhelm Heyl war ein Enkel von Cornelius Heyl (1792–1858), der 1834 Begründer der Wormser Lederwerke Cornelius Heyl AG war. Sein Vater Daniel Cornelius Heyl (1818–1844)[1] starb mit 26 Jahren und hinterließ eine Frau, Karoline Friederike Charlotte geb. Frommel (1822–1889), und drei Kinder.

Getauft wurde er auf den Namen Hermann Wilhelm Heyl. Sein ältester, nach dem Großvater benannter, Bruder Cornelius Heyl (1842–1861) starb schon jung bei einem Aufenthalt in London, weshalb zur Wahrung der Familientradition der Vorname Cornelius auf Hermann Wilhelm Heyl als Zweitältesten überging. Mit neunzehn Jahren übernahm er die großväterliche Lederfabrik. Sein Wohnsitz war das Heyls-Schlößchen am Schloßplatz in Worms, das er 1905 aufstocken ließ.

Mehrfach war er zwischen 1874 und 1918 Reichstagsabgeordneter (Januar 1874 bis Juli 1878, 30. Oktober 1879 bis Oktober 1881 und Juni 1893 bis November 1918, Nationalliberale Partei, zuletzt bei keiner Fraktion[2]). 1877 ernannte ihn Großherzog Ludwig III. zum Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen auf Lebenszeit,[3] der er bis zu deren Auflösung am Ende der Monarchie 1918 angehörte.

Seine Tagebücher sind bis heute ebenso unveröffentlicht wie die im Ersten Weltkrieg verfassten Lebenserinnerungen.[4]

Sommersitz Gerstruben seiner Jagd bei Oberstdorf

Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim starb 1923 auf seinem Gut Pfauenmoos im Schweizer Kanton St. Gallen. Seine beiden Lederwerke, zum einen die im Wormser Süden gelegene Cornelius Heyl AG und die im Wormser Stadtteil Neuhausen gelegenen Heyl’sche Lederwerke Liebenau wurden auf seine beiden Söhne Ludwig von Heyl zu Herrnsheim und Cornelius Wilhelm Karl von Heyl zu Herrnsheim aufgeteilt, die bereits im Betrieb tätig waren.

Sein Tod markiert das Ende einer beispiellosen Ära der Lederindustrie und der sozialen Entwicklung in Worms.[5] Er wurde in der von ihm in Auftrag gegebenen Gottliebenkapelle in Worms-Herrnsheim neben seiner 1915 verstorbenen Ehefrau Sophie beigesetzt.

Ehrungen

Schloss Herrnsheim

Cornelius Wilhelm Heyl wurde großherzoglich hessischer Geheimer Kommerzienrat.

1883 erwarb er von Lord Dalberg-Acton das Schloss Herrnsheim im heutigen Wormser Stadtteil Herrnsheim. Als nunmehriger Fideikommissherr auf Herrnsheim wurde er, gemeinsam mit seinem Bruder Maximilian Heyl, am 31. März 1886 von Großherzog Ludwig IV. als Freiherr in den erblichen Adelsstand erhoben.[6] Die Brüder begründeten damit die freiherrliche Familie Heyl zu Herrnsheim.

Am 22. Dezember 1899 verlieh ihm die Stadt Worms in Würdigung seiner finanziellen und ideellen Förderung des Stadtarchivs die Ehrenbürgerwürde.

In Worms ist eine Straße nach ihm benannt.[7]

Kunsthaus Heylshof

Heyl zusammen mit Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt, Gemälde von Emil Hünten
Museum Kunsthaus Heylshof (Gartenseite)

Cornelius Wilhelm von Heyl ließ sich von 1881 bis 1884 auf dem Gelände des mittelalterlichen Bischofshofs bzw. der 1725 vollendeten und im Verlauf der Ereignisse im Gefolge der französischen Revolution zerstörten fürstbischöflichen Residenz, eine Villa erbauen. Architekt war der Semper-Schüler Alfred Friedrich Bluntschli.

Am Mittwoch, dem 23. Juni 1926, wurde diese Villa, als Vermächtnis von Freiherr Cornelius Wilhelm und Freifrau Sophie von Heyl zu Herrnsheim der Stadt Worms gestiftet und als „Kunsthaus Heylshof“ feierlich eröffnet.

Das Museum wurde im Frühjahr 1945 bei einem Luftangriff teilzerstört und eingeschossig mit Walmdach wiederhergestellt. Seit 1961 ist es wieder öffentlich als „Kunsthaus Stiftung Heylshof“ zugänglich.[8]

Die Kunstsammlung gehört mit über hundert Gemälden sowie einer Vielzahl von Zeichnungen und Porzellan zu den vielseitigsten und gehaltvollsten Privatsammlungen Deutschlands. Als solche hat sie eine über das künstlerische Interesse hinausgehende, allgemeine Bedeutung. Sie gilt als ein stolzes Denkmal der einzigartigen Kultur, die das Bürgertum der deutschen Städte auch abseits von den großen Metropolen dokumentiert.[9]

Nachfahren

Cornelius Wilhelm hatte insgesamt sieben Kinder, 17 Enkel und zahlreiche Urenkel.

Werke

  • Zur Geschichte der Familie Leutz von Eberbach. Als Handschrift gedruckt. [Winter], Heidelberg 1915 (Digitalisat).

Literatur

  • Uwe Hinkfoth: Theodor Fischer und das Cornelianum. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 355–360.
  • Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918. Kassel University Press, Kassel 2010, ISBN 978-3-86219-038-6, S. 73 (Online, PDF; 2,2 MB).
  • Gerold Bönnen: Die Familie von Heyl und ihr Wirken (ca. 1850 bis 1980). In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 35–186.
  • Jörg Koch: Der Heylshof zu Worms: Vom großbürgerlichen Palais zum Museum. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 467–486.
  • Ines Heisig: „Besondere Briefe Kunst betreffend“ – Einblicke in die Vernetzung von Cornelius Wilhelm und Sophie von Heyl im Kunstmarkt zur Zeit des Kaiserreichs. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 487–498.
  • Günther Kriegbaum: Heyl, Wilhelm Freiherr Heyl zu Herrnsheim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 82 f. (Digitalisat).
  • Margit Rinker-Olbrisch: Zur archivischen Überlieferung der Heylschen Firmen- und Familiennachlässe. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 21–34.
  • Ferdinand Werner: Von Wohnhäusern, Landsitzen und Villen. In: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 187–312.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 184–185.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 364.

Genealogie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heyl, Daniel Cornelius Friedrich. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Gerold Bönnen: Die Familie von Heyl und ihr Wirken (ca. 1850 bis 1980). In: Gerold Bönnen, Ferdinand Werner (Hrsg.): Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl. Öffentliches und privates Wirken zwischen Bürgertum und Adel. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010, ISBN 978-3-88462-304-6, S. 35–186 (149).
  3. Ernennungen in Beziehung auf den Landtag. 21. Februar 1878. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. Nr. 14, 23. März 1877, S. 115.
  4. Jörg Koch: Bismarckdenkmäler und Bismarckgedenken am Oberrhein. Marmor, Stein und Bronze spricht. Ubstadt-Weiher u. a. 2015, S. 106 f.
  5. Gerold Bönnen: Geschichte der Stadt Worms. 2. Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8062-3158-8, S. 567.
  6. Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon.
  7. Jörg Koch: 111 Wormser Straßen von A bis Z. Worms Verlag, Worms, 2020, ISBN 978-3-947884-24-7, S. 31.
  8. Bernd Altmann: Mein Motto fürs Leben bleibt Renaissance - Der Architekt Alfred Friedrich Bluntschli. In: Dissertation Universität Trier. 20. September 2000, abgerufen am 25. November 2006.
  9. Wolfgang Schenkluhn (Hrsg.): Stiftung Kunsthaus Heylshof. Kritischer Katalog der Gemäldesammlung. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1992, ISBN 3-88462-087-8.
  10. Cornelius Baron Heyl zu Hernsheim auf thepeerage.com, abgerufen am 21. August 2015. .

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Kronprinz-Ludwig IV-von Hessen-Darmstadt und Cornelius Heyl am Schlösschen Worms.jpg
Crown Prince Ludwig IV of Hesse-Darmstadt bidding Cornelius Heyl farewell, before Schlosschen, Worms
Schloss Herrnsheim Nordseite.jpg
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Nordfassade des Schlosses Herrnsheim
Gerstruben Nr.2 @01.jpg
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Ehemaliges Bauernhaus, Gerstruben Nr. 2, Oberstdorf. Im Jahre 1896 ging es das gesamte Tal und somit auch Haus Nr. 2 in den Besitz des Freiherrn Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim (1843 - 1923) über, der das Gebiet zu Jagd nutzte. Das Haus Nummer 2 wurde zu seiner Sommerresidenz und es wird deshalb auch heute noch "Baronehüs" genannt. Nach seinem Tod betrieben seine Söhne Cornelius und Max die Jagd weiter. Besonders Max' Ehefrau Annelie schien die Sommerfrische sehr oft genutzt zu haben.

Sie verkaufte nach dem Tode ihres Mannes 1953 den Heylschen Besitz an den Verein der Oberstdorfer Rechtler. So blieb das Haus, das heute unter Denkmalschutz steht und verpachtet ist, bestehen.

Tafel über der Eingangstüre

Haus Nr.2
Cornelius Wilhelm von Heyl.jpg
Franz von Lenbach, "Bildnis Cornelius Wilhelm Heyl (1843-1923)", 1883 (?), Öl auf Lindenholz, 45,7 x 34,6 x 1,2 cm - Das Werk wurde von Franz von Lenbach gefertigt.